Neuling TSV Selent hält gut mit und träumt vom Klassenerhalt

von Olaf Wegerich

Die Selenter haben am Anfang der Saison zu wenig aus ihren Möglichkeiten gemacht. Gegen Altenholz II klappte es weitaus besser. © 2022 Ismail Yesilyurt


Nach der souveränen Meisterschaft in der Kreisliga Ostholstein spielt der Aufsteiger TSV Selent in der Verbandsliga Ost eine überraschend gute Rolle und liegt mit fünfzehn Punkten aus fünfzehn Spielen zwar auf dem 12. Platz und damit auf einem Abstiegsplatz, doch der Abstand zum rettenden Ufer, den derzeit die SG Dobersdorf/ Probsteierhagen belegt, beträgt nur zwei Punkte. Dazwischen ist noch die Probsteier SG 2012 platziert, die aber das schlechtere Torverhältnis aufweist als die SG D/P.

TSV Selent zahlt Lehrgeld zum Saisonauftakt

Nach der Auftaktniederlage daheim gegen den Landesligaabsteiger TSV Stein (0:2) konnte bereits am 2. Spieltag auswärts bei der FSG Saxonia (2:2) der erste Punktgewinn gefeiert werden, als Torjäger Nils Arne Benning mit seinem zweiten Treffer kurz vor Spielende zum Ausgleich traf. Nach der deutlichen 1:5-Heimniederlage gegen den TSV Plön verkauften sich die Selenter bei Spitzenreiter RS Kiel prächtig und verloren nur mit 1:3. Richtig ärgerlich war die folgende Heimniederlage gegen die Probsteier SG 2012, als die Gastgeber allzu fahrlässig mit ihren Chancen umgingen und unglücklich mit 2:3 verloren.

Erster Saisonsieg beim Wiker SV war für Selent „Brustlöser“

Am 6. Spieltag folgte dann endlich der erste Sieg, als völlig überraschend mit 2:0 beim Vierten Wiker SV gewonnen werden konnte. Erneut war es Benning, der seine Farben in Führung brachte. Muradjan machte fünf Minuten vor Spielende die Sensation perfekt. Es war zugleich das erste Spiel ohne Gegentor. Doch prompt folgt die Ernüchterung. Gegen die TSG Concordia Schönkirchen gab es im vierten Heimspiel die vierte Niederlage und die fiel mit 0:8 mehr als ernüchternd aus. Allein in die letzten fünf Spielminuten trafen die abgezockten Gäste viermal.

Vier Spiele in Serie ungeschlagen

Doch der weitere Absturz konnte gerade noch abgewendet werden. Im Spiel beim punktlosen und abgeschlagenen Tabellenletzten Inter Türkspor Kiel II gerieten die Selenter sechs Minuten vor dem Spielende in Rückstand. Doch Philipp Schümann und Nicolas Timpe sorgten mit ihren Toren in der Nachspielzeit für den so wichtigen 4:3-Auswärtsdreier. Damit betrug der Abstand zum rettenden Ufer nur noch einen Zähler.

In den beiden folgenden Auswärtspartien präsentierte sich die Mannschaft sehr gefestigt und entführte jeweils einen Punkt. Beim Dritten MTV Dänischenhagen konnte überraschend ein torloses Remis erreicht werden und bei der SG Dobersdorf/ Probsteierhagen wurde ein Zwei-Tore-Rückstand durch zwei Treffer von Torjäger Nils Arne Benning zum 2:2 egalisiert. Damit waren die Selenter seit drei Partien ungeschlagen. Im so wichtigen Heimspiel gegen den abgeschlagenen Vorletzten TSV Altenholz II konnte mit dem deutlichen 5:1-Sieg endlich der erste Heimsieg eingetütet werden.

Selents Stürmer Rene Fahrner hat ein gures Durchsetzungsvermögen. Takuto Kojima (TSV Altenholz II) und Martin Steiner versuchen es im Duett. © 2022 Ismail Yesilyurt
Selents Stürmer Rene Fahrner hat ein gures Durchsetzungsvermögen. Takuto Kojima (TSV Altenholz II) und Martin Steiner versuchen es im Duett. © 2022 Ismail Yesilyurt

Selent wackelt – siebzehn Gegentore in drei Spielen

Es folgten drei schmerzliche Niederlagen mit 17 Gegentreffern. Beim 2:5 in Flintbek fielen zwei Gegentreffer erst in der Schlussphase. Enttäuschend war der Auftritt beim TSV Plön, als es nach bereits 23 Minuten viermal im Selenter Gehäuse geklingelt hatte. Am Ende stand ein enttäuschendes 0:6. Auch im sechsten Heimspiel erwischten die Selenter einen gebrauchten Tag und unterlagen der FSG Saxonia ebenfalls deutlich mit 0:6 mit der fünften Heimniederlage. Schlimmer noch, der Abstand zum rettenden Ufer war wieder auf fünf Zähler angewachsen.

Versöhnlicher Jahresabschluss

Im letzten Spiel des Jahres am 19.11. ging es zum chronisch heimschwachen TSV Stein und die Selenter nutzen die Gunst der Stunde und siegten durch einen Treffer von Philipp Schümann mit 1:0. Neben dem versöhnlichen Jahresabschluss konnte der Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen auf zwei Zähler verkürzt werden und der TSV blieb das dritte Mal ohne Gegentor.

Im Gegensatz zu den Kreisliga-Meistern aus den vergangenen Spielzeiten haben die Selenter bis zur langen Winterpause mit 15 Zählern bereits ordentlich gepunktet und an guten Tagen bewiesen, dass sie in der Verbandsliga mithalten können.

Daheim mau – auswärts eine Macht

Nicht gut ist natürlich die Punkteausbeute mit nur einem Sieg aus sechs Heimspielen und fünf Niederlagen, von denen drei heftig ausfielen. In den verbleibenden Spielen vor eigenem Publikum muss der Aufsteiger deutlich zulegen, wenn es mit dem Klassenerhalt klappen soll. Auswärts läuft es richtig gut. Mit drei Siegen, drei Unentschieden und drei Niederlagen stehen die Selenter auf dem 9. Platz und haben auch bei deutlich höher eingeschätzten Gegnern Punkte mitgenommen.

Prognose: Um noch eine Chance zu haben, müssen daheim endlich Siege eingefahren werden. Auswärts hat die Mannschaft das Potential für weitere Überraschungen zu sorgen, aber es wird auch Rückschläge geben. Siege gegen die Mannschaften aus dem Tabellenkeller sind überlebenswichtig, um den Kopf noch aus der Schlinge zu ziehen. Wichtig werden auch die beiden noch ausstehenden Partien gegen den VfB Kiel, der durch den Punkteabzug wieder an die gefährdeten Teams heran geraten sind.

Trainertrio beim TSV Selent

Trainiert werden die Selenter von einem gleichberechtigten Dreiergespann bestehend aus Simon Wobken (B-Lizenzinhaber) sowie von Niels Bünsen und Philipp Schümann. Wobken, der bereits seit fünf Jahren im Amt ist und das Team von der A-Klasse in die Kreisliga und nun in die Verbandsliga geführt hat, stellte sich den Fragen von Youkick.

Mit welchen Erwartungen seit ihr in die Saison gestartet?
Wir konnten vor der Saison die Liga nur schwer einschätzen und wussten daher auch nicht genau, wo wir stehen. Bei uns gibt es natürlich sehr dörfliche Strukturen und es fließt kein Geld. Sponsoren fehlen uns leider komplett. Daher haben wir natürlich andere Voraussetzungen. Trotzdem ist es unser Ziel, die Klasse zu halten.

Wie fällt deine Bilanz nach fünfzehn Saisonspielen aus?
Das war eine einzige Berg- und Talfahrt. Wir haben versucht, mit dem Fußball, mit dem wir Kreisliga erfolgreich waren, uns durchzusetzen. Das klappte natürlich nicht. In einigen Spielen fehlte uns auch die Kaltschnäuzigkeit. Leider war unsere Vorbereitung auf die Saison nicht so gut und uns hat auch manchmal die Fitness gefehlt.

In einigen Spielen sind wir auch nach siebzig Minuten eingebrochen. Das Spiel beim Wiker SV war für uns der Brustlöser. Danach wurden wir stabiler und hatten auch eine gute Struktur im Spiel. Die Erfolgserlebnisse waren natürlich wichtig für die Stimmung, die Motivation und haben uns auch wieder Hoffnung gegeben. Wichtig war natürlich der Sieg bei Inter Türkspor II, wo wir schlecht gespielt haben und trotzdem noch gewonnen haben.

Wie erklärst du dir die Schwankungen in den Leistungen in den Heim- und in den Auswärtsspielen?
Wir haben unheimlich viele junge Spieler im Kader, die gerade vor heimischen Publikum manchmal etwas nervöser sind. Aber es liegt nicht daran, dass wir uns nicht genügend Möglichkeiten herausspielen.

Was sind aus deiner Sicht die größten sportlichen Baustellen?
Aufgrund der vielen jungen Spieler fehlt uns manchmal die nötige Cleverness. Da machen wir den Jungs aber keine Vorwürfe.

Wie läuft bei euch die Vorbereitung auf die restlichen Spiele?
Am Mittwoch starten wir mit der Vorbereitung. Der Kader wird weiter aus 23 Spielern bestehen. Wir gehören in die Liga, daher ist unser Ziel auch der Klassenerhalt.

Gab es in der Winterpause personelle Veränderungen?
Nein, wir hatten weder Ab- noch Zugänge.

Gibt es derzeit verletzte Spieler ?
Wir haben fünf angeschlagene Spieler, die zum ersten Punktspiel wieder einsatzbereit sein sollten. Nur bei Bennet Holz könnte es eng werden. Er hat einen Bänderriss am Sprunggelenk.

Vielen Dank für das Gespräch.

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