Jannis-Luca Schneider spielte überragend. © 2023 Olaf Wegerich
Die HSG Eider Harde darf sich nach dem hart erkämpften 29:25 (16:9)-Heimsieg gegen den Drittplatzierten TSV Ellerbek weiterhin berechtigte Hoffnungen machen, in der kommenden Saison wieder in der 3. Liga zu spielen. Mit einem Auswärtserfolg am kommenden Samstag um 18.00 beim noch amtierenden Meister TSV Hürup kann aus dem Traum vom Wiederaufstieg somit Realität werden. Da die HSG gegen den Verfolger und Mitabsteiger HG Hamburg-Barmbek den direkten Vergleich verloren hat, ist es erforderlich, im Endklassement einen Zähler vor den Hamburgern zu stehen, die am heutigen Sonntag noch bei der abstiegsbedrohten SG Flensburg/ Handewitt II antreten müssen. Und am letzten Spieltag zeitgleich mit den Männern vom Kanal im Hamburger Stadtderby gegen den Handball SV HH 2 Farbe bekennen müssen. Ein Gegner der durchaus zum Stolperstein werden könnte, wie die HSG bei ihren beiden empfindlichen Niederlagen gegen den spielstarken Hamburger Nachwuchs am eigenen Leib erfahren musste.
Eider Harde erwischt Blitzstart
In der mit 460 Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllten Werner-Kuhrt-Halle in Hohn erwischten die Gastgeber getragen vom lautstarken Publikum einen kaum für möglich gehaltenen bombastischen Start und spielten die völlig neben sich stehenden Gäste völlig an die Wand. Nach dem Treffer von Sören Hartwich zum 10:1 (14:52) waren die wie entfesselt aufspielenden Gastgeber, die hochkonzentriert agierten und sich bis dahin keine Fehlwürfe erlaubten und auch in der Abwehr rigoros zupackten, bereits deutlich enteilt. Zudem erwischte Torhüter Jorge Schmidt einen Glanztag und vernagelte mit unfassbaren Paraden geradezu sein Tor. Was die Stimmung in der Halle so richtig zum Kochen brachte. Torhüterkollege Mehmet Ali Ataman musste unter der Woche am Blinddarm operiert werden und daher war für ihn Schonen angesagt.
Ellerbek startet Aufholjagd
Ellerbek-Trainer Nico Kibat, der in der kommenden Saison beim Drittligisten HSG Ostsee das Traineramt übernehmen wird, versuchte immer wieder mit lautstarken Ansagen, seine Mannschaft, die den Start in die Partie komplett verschlafen hatte, wach zu rütteln. Doch langsam, aber sicher fing sich die Mannschaft aus dem Norden Hamburgs wieder und konnte auf 11:7 (20:44) verkürzen .
Die Mannschaft von Trainer Matthias Hinrichsen, die erst durch das so wichtige Unentschieden der Ellerbeker bei der HG Hamburg-Barmbek am 17. März wieder das Ligaklassement übernehmen konnten, hatten nun etwas ihre anfängliche Leichtigkeit verloren und mussten vermehrt die kämpferische Komponente ins Spiel bringen, um den nun deutlich zielstrebigeren Gegner auf Distanz zu halten. Mit einem komfortablen 16:9-Vorsprung für die Gastgeber ging es in die Halbzeitpause.
Spannende Schlussphase – Jorge Schmidt bärenstark
Im zweiten Durchgang lieferten sich beide Mannschaften lange Zeit ein Duell auf Augenhöhe und die Gastgeber konnten auch bis zehn Minuten vor Spielende von ihrem Tore-Polster aus der ersten Hälfte zehren. Nachdem Sören Hartwich zum 25:19 (47:18) getroffen hatte, schien bereits eine Vorentscheidung gefallen zu sein doch mit einem Drei-Tore-Lauf zum 25:22 (51:43) und einem starken Hennes Paulsen, der neun Mal traf, machten es die Gäste, die sich im ersten Punktspiel der Saison noch Unentschieden von der HSG trennten, auf einmal wieder mächtig spannend und holten bedrohlich auf.
Doch die HSG mobilisierte noch einmal die letzten Reserven und auch Torhüter Jorge Schmidt wurde in der Schlussphase, als bei den Gastgebern allmählich die Kräfte schwanden und die Konzentration nachließ, wieder zu einem wichtigen Faktor. Erfreulich war auch, dass Spielmacher Georg Rohwer nach seiner langen Pause (Bandscheibenvorfall) wieder mit auf der Platte war und seiner ohnehin hochmotivierten Mannschaft, die gegen einen in der zweiten Hälfte bärenstarken Gegner ein ganz starkes Heimspiel ablieferte, zusätzlichen Halt gab. Ganz stark agierten auch Jannis-Luca Schneider im Angriff und Max Dau im Abwehrverbund.
Aufstiegsfinale in Hürup
Nun liegt es an der HSG, die gute Ausgangsposition vor dem finalen Spieltag zu nutzen und auch in der kleinen Hüruper Halle, die nur wenige Zuschauer fasst, zu bestehen. Versuche die Hüruper dazu zu bewegen, die Begegnung zum Beispiel in die Tarper Halle zu verlegen, um mehreren Zuschauern die Möglichkeit zu geben, bei dem gefühlten „Endspiel“ dabei sein zu dürfen, wurden aber laut Aussage der HSG Eider Harde eine Absage erteilt.
Neben den deutlich höheren Einnahmen, die bei der Tabellenkonstellation möglich gewesen wären, wurde auch den vielen Handballfreunden im Norden die Möglichkeit genommen, bei einem so wichtigen Spiel vor Ort sein zu dürfen. Nach dem Spiel wurden noch Co-Trainer Torben Walkus sowie die langjährigen Spieler Benjamin Domke und Julian Fröhlich verabschiedet, die aus beruflichen Gründen die HSG verlassen.
Stimmen zum Spiel
Trainer Matthias Hinrichsen (HSG Eider Harde): Wir sind sehr fokussiert in das Spiel gegangen und hatten mit der klaren Führung natürlich einen perfekten Start. Mit dem Ergebnis bin ich natürlich sehr zufrieden. Wir haben zum Anfang sehr gut gedeckt und unser Torhüter Jorge Schmidt hat überragend gehalten. Wenn du, so wir am Anfang, so klar führst, wird es immer schwer. Am Ende wurde es noch einmal sehr knapp, da Ellerbek uns alles abverlangt hat. Nun müssen wir den letzten Schritt machen.
Georg Rohwer (HSG Eider Harde): Ich bin froh über das Ergebnis und endlich wieder gespielt haben zu dürfen. Ich trainiere ja schon seit zwei Wochen wieder mit und meine Bandscheibenbeschwerden haben sich auch deutlich verbessert. Ich hoffe, es geht mir in ein paar Tagen noch ähnlich gut. Zum Glück haben wir ja nur noch das eine Spiel und dann kommt die Sommerpause.
HSG Eider Harde – TSV Ellerbek 29:25 (16:9)
HSG Eider Harde: Schmidt, Hartwich 7, Hamann 5, Heinemann 4, Rohwer 4, Schneider 3, Mumm 3 (3/3), Möller 1, Fröhlich 1, Dau 1, Glumm, Oettershagen, Ketelsen, Bies.
Trainer: Matthias Hinrichsen.
TSV Ellerbek: Knust, Skroche, Paulsen 9 (1/0), Benkendorf 5, Most 3, Borgard 3, Schneider 2, Wilhelm 2, Politz 1, Semmelhack, Harms, Nicolai, Eggers.
Trainer: Nico Kibat.
Schiedsrichter: Steffen Bahr und Julius Buldmann vom TSV Weddingstedt. Zwei ganz starke Unparteiische, die gut mit den Spielern kommunizierten und in dem brisanten Spitzenspiel mit nur vier Zeitstrafen und vier Siebenmetern auskamen.
Zuschauer: 460 in der Werner Kuhrt Halle die wieder einmal für eine prächtige Stimmung sorgten.