Torjäger Jarno Mumm (HSG Eider Harde) wirft eines seiner 11 Tore. Quelle: Olaf Wegerich
SG Eider Harde – HSG Schülp-Westerrönfeld-Rendsburg 35-19 (16-15)
Das mit Spannung erwartete Oberliga-Lokalderby zwischen der HSG Eider Harde und der HSG Schülp-Westerrönfeld-Rendsburg endete nach sechzig unterhaltsamen Minuten am Ende deutlich mit 35-29 (16-15) für die Gastgeber. Die mit 450 Zuschauern restlos gefüllte Werner-Kuhrt-Halle in Hohn verwandelte sich spätestens nach dem Schlusspfiff in ein Tollhaus und der Drittligaabsteiger wurde minutenlang enthusiastisch von seinen Anhängern gefeiert.
Während die Gastgeber schnell zwei Tore vorlegten und alles seinen normalen Gang zu nehmen schien, folgte nach knapp drei Minuten der erste Rückschlag für den Favoriten. Jannis-Luca Schneider, dem noch kurz zuvor der erste Treffer der Partie gelungen war, wurde nach einer harten Attacke in der Abwehr mit einer glatten roten Karte disqualifiziert. Fortan war Trainer Matthias Hinrichsen gezwungen zu improvisieren, und er schenkte Max Dau aus dem Kader der A-Jugend Bundesliga das Vertrauen. Der Jungspund erledigte seinen Part in der Abwehrformation völlig souverän und unaufgeregt sehr zum Gefallen seines Trainers, zudem gelang ihm auch ein Treffer.
Nach der Hinausstellung kamen die Gäste von der anderen Kanalseite besser in das Spiel und konnten sich durch Finn Wilke (9:50) sogar einmal mit zwei Toren zum 4-6 absetzen. Doch es sollte die einzige Führung der Mannschaft von Trainer Philipp Petriesas bleiben, die es aber verstand, bis zur Halbzeit die Partie weiter spannend zu halten und nur mit 15-16 im Hintertreffen zu liegen.
Insbesondere Jarno Mumm hatte bereits im ersten Durchgang einen Lauf, als ihm vier Treffer in vier Minuten gelangen. Trotz vieler gelungener Aktionen und einiger spektakulärer Torhüterparaden gab es aber auch immer wieder technische Fehler auf beiden Seiten zu beobachten, die Nervosität im Derby war greifbar.
Im zweiten Durchgang ging es zunächst spannend weiter. Als Malte Pieper zum 19.20 (37:21) für die Gäste traf und Finn Ketelsen eine Zwei-Minutenstrafe erhielt, lag der Ausgleich in der Luft. Doch diese Chance, das Spiel weiter offen zu halten, blieb ungenutzt und die Gastgeber spielten auf einmal wie befreit auf und konnten sich mit vier Treffern in Folge entscheidend auf 24-19 (40:38) absetzen.
Während die Gäste nun nicht mehr die Entschlossenheit und Präzision im Angriff zeigten und sowohl Kjell Köpke trotz seiner sechs Treffer und auch Niklas Ranft, dem nur ein Tor gelang, nicht wie gewohnt auftrumpften, nutzte Eider Harde die Fehler im Spielaufbau gnadenlos für ihre schnellen effektiven Tempogegenstöße. Der bärenstarke Torhüter Mehmet Ali Ataman war nun richtig warm geschossen und zeigte einige tollkühne Paraden, aber auch der eingewechselte Jorge Schmidt hatte sein Erfolgserlebnis, als er einen Siebenmeter von Felix Stiller abwehren konnte.
Als es Kjell Köpke (49:05) mit zwei Toren in Folge gelang, den Abstand auf 24-27 zu verkürzen, keimte noch einmal kurz vage Hoffnung auf bei den Gästen, doch die verpuffte schnell, denn der erfahrene Köpke (49:32) kassierte für eine harte Abwehrattacke ebenfalls die rote Karte und wurde zum tragischen Helden. Danach hatten die Gastgeber leichtes Spiel und erhöhten gegen nun entscheidend geschwächte Gäste nahezu mühelos auf 30-24 (51:53) und brachten den Vorsprung locker ins Ziel.
Verlass war wieder auf Torjäger Jarno Mumm dem elf Treffer gelangen, Thore Kjell Heinemann traf siebenmal. Bei den Gästen trafen Kjell Köpke und Anton Thommessen jeweils sechsmal. Trotz der beiden Roten Karten erlebten die Zuschauer ein zwar hart geführtes, aber jederzeit faires Derby mit nur sechs Zeitstrafen (zwei Eider Harde, vier die Gäste). Wie selbstverständlich gab trotz aller Rivalität nach dem Spiel wieder das obligatorische gemeinsame Bier und man ließ einen ereignisreichen Abend Revue passieren.
Stimmen zum Spiel
Matthias Hinrichsen (Trainer HSG Eider Harde): Das war eine Hammerleistung von uns. Ich bin sehr zufrieden. Nach der Roten Karte gegen Jannis-Luca Schneider nach drei Minuten mussten wir umstellen. Mir fehlten damit vier von sechs etatmäßigen Rückraumspielern. Für mich war Max Dau der Spieler des Spiels. Wie er das Eins-gegen-eins ohne Qualitätsverlust als A-Jugendlicher gespielt hat, nachdem ich ihn frisch ins Wasser geworfen habe, war schon gut. Dass wir die Partie in Unterzahl zu unseren Gunsten gedreht haben, war überragend. Ich hatte schon geplant den etablierten Spielern eine Pause zu gönnen.
Eike Möller (Eider Harde): Das war nicht das Megaspiel von uns. Wichtig war, dass wir gewonnen haben. Am Ende war etwas die Luft raus. Was Max Dau abgeliefert hat, nachdem er ins kalte Wasser geworfen wurde, war hervorzuheben.
Jorge Schmidt (Eider Harde): Das war eine Mega-Atmosphäre und Gänsehaut pur. Super, dass ich den Siebenmeter abwehren konnte.
Philipp Petriesas (Trainer HSG Schülp-Westerönfeld-Rendsburg): Die erste Hälfte verlief noch ausgeglichen. Da waren wir noch gut im Spiel. In vier Minuten geben wir nach dem Wechsel in Überzahl das ganze Spiel aus der Hand. Niklas Ranft hat heute nicht stattgefunden. Anton Thommessen hat uns heute mit seinen Toren im Spiel gehalten und Leon Kirchner im Tor hat nach seiner Einwechselung ebenfalls ein gutes Spiel gemacht.
HSG Eider Harde: Benjamin Domke, Tim-Ole Suhr, Eike Fabian Möller (1), Jannik Oettershagen (5), Julian Fröhlich (1), Kevin Hamann (4) Max Dau (1), Finn Ketelsen, Mehmet Ali Ataman, Hendrik Oettershagen, Jarno Mumm (11), Jorge Schmidt, Jan Wiegleb, Finn-Luca Bies (4 ).
Trainer: Matthias Hinrichsen.
HSG Schülp/Westerrönfeld/Rendsburg: Nico Alberti, Christopher Sawitzki (2), Matthias Koslowski, Malte Pieper (3), Robert Jon Jonas, Frederik Klapdor, Kjell Matthes Köpke (6), Finn Wilke (2), Felix Stiller (5), Timo Petersen, Anton Johann Thommessen (6), Leon Kirschner, Niklas Ranft (1), Marius Storm, Patrick Möller (4).
Trainer: Philipp Petriesas.
Schiedsrichter: Julian Lauenroth (MTV Lübeck) und Moritz Lauenroth (HTS/BW 96).