Jirka Heine: Geheimwaffe von Andreas Möller

von Ismail Yesilyurt

Im Derby beim Heikendorfer SV schirmt Jirka Heine (Preetzer TSV) den Ball ab. Rechts Oliver Dreier, in der Mitte Broder Hansen. © 2013 Ismail Yesilyurt


Jeden Donnerstag wird Youkick einen Spieler, aktuell aus der Flens-Oberliga, Landesliga Mitte und Verbandsliga Ost, vorstellen und einige Fragen stellen. An diesem Donnerstag ist Jirka Heine, spielender Co-Trainer beim Preetzer TSV (Landesliga Mitte), unser Gast im Portrait.

„Strahlemann, Entertainer, mit Tiefgang“, das sind die Worte, die Andreas Möller bei dem Namen Jirka Heine schnell durch den Kopf sausen. So beschreibt der Chefcoach des Preetzer TSV seinen Co-Trainer. In der Landesliga Mitte ist Heine aber mehr als das.

„Er ist eine Geheimwaffe. Alle hoffen, dass er nicht auf dem Spielbericht steht. Dann ist die Gefahr nicht da, dass er spielt“, lacht Möller und weiß, dass beim Gegner die Alarmglocken schrillen, wenn die Nummer 18 auf dem Spielberichtsbogen steht. Aufgrund der großen Verletzungsmisere fast die gesamten Spielen 2022 schnürte der 38-Jährige wieder die Fußballstiefel.

Schwere Knieverletzung stoppt Profi-Kariere

Der Linksfuß stand vor einer großen Karriere bei Holstein Kiel, nachdem er von der C-Jugend des FC Kilia Kiel in die B-Jugend von Holstein Kiel wechselte. 2003 unterschrieb der gebürtige Kieler einen Profivertrag beim damaligen Drittligisten. „Mein Großes Spiel war gegen Bayer Leverkusen im DFB-Pokal. Da ich weniger als 40 Minuten gespielt habe, musste ich am nächsten Tag noch antreten mit Holstein Kiel II auf dem Kilia-Platz, die Dramaturgie es so will, gegen Vorwärts Wacker. Da ist mir kurz vor der Halbzeit jemand ins Knie gesprungen“, erinnert sich Heine. 3 Jahre Reha folgen. Dann munterte Physiotherapeut Gunter Zerbe den Deutsch-Finnen auf, zumindest auf Amateurbasis zu spielen.

Gunter Zerbes Worte helfen

„Dann habe ich Gunters Worte mir zu Herzen genommen. Man hat nur das eine Leben. In dem Moment kam der damalige Fußballobmann des Preetzer TSV auf mich zu, als ich gerade meine Ausbildung in Preetz gemacht habe.“ Beim Preetzer Projekt, von der Verbandsliga bis in die Oberliga aufzusteigen, war der mit seiner Verlobten Hannah in Schellhorn Wohnhafte nach 5 Jahren Fußballpause von Anfang an dabei. In der höchsten Landesklasse erwarben sich die Schusterstädter einen guten Ruf. „Gerade im Vizejahr hatten wir eine bombastische Truppe. Die beiden Ziehmer-Brüder, Florian Stahl, Broder Hansen, im Tor Lennart Weidner und Thorge Beuck, Yannick Wolf, Erdogan Cumur“, zählte Jirka Heine auf. Zu der „Die Creme de la Creme“ unter Trainer Danilo Blank, die den späteren Meister VfB Lübeck ärgerte, gehörte der Verkaufsleiter einer Versicherung natürlich dazu.

Bruder Mirco ist der Auslöser

Zum runden Leder kam der damals Vierjährige durch seinen vier Jahre älteren Bruder Mirco. Der kam mit ersten Pokalen von Hallenturnieren nach Hause. Das sorgte für glänzende Augen, die sich in den Pokalen spiegelten, bei Knirps Heine. „Ich wollte auch unbedingt einen Pokal gewinnen“, brachten die Eltern ihre Sohnemann zum Training. „Beim Preetzer TSV auf dem roten Ascheplatz“, schmunzelt Heine heute. Sein damaliger Trainer Lars Konietzko nahm ihn Jahre später zu Kilia Kiel mit. Dort spielte der Jugendliche 3 Jahre für die U 15 aufgrund der Stichtagsänderung.

Jirka Heine seit 2015/16 an der Seitenlinie

Seit der Saison 2015/16 sammelt Jirka Heine auch Erfahrungen auf der Trainerebene. Zunächst als Co-Trainer von Dimitrijus Guscinas, ab dem anschließenden Winter für eine Halbserie als Interims-Trainer. „Er ist ein wirklich herzensguter Mensch, der als Fußballer gute Erfahrung gemacht hat und da eben auch ein sehr großes Spektrum an Wissen hat. Ich schätze ihn insbesondere menschlich sehr sehr. Das ist wirklich ein Glücksgriff gewesen“, übernahm Andreas Möller 2016/17 das Traineramt beim Preetzer TSV zusammen mit Heine als Wingmann. „Da haben wir uns richtig kennengelernt. Als wir dann fast keine Mannschaft hatten. Das schweißt zusammen. Was ich eben an ihm schätze, ist, dass man ihm vertrauen kann. Wenn man ihm was sagt, dann bleibt das bei ihm. Ein ganz toller Mensch.“

Erfolgreiches Trainergespann beim Preetzer TSV - links Andreas Möller, rechts Co-Trainer Jirka Heine. © 2021 Ismail Yesilyurt
Erfolgreiches Trainergespann beim Preetzer TSV – links Andreas Möller, rechts Co-Trainer Jirka Heine. © 2021 Ismail Yesilyurt

Und toller Fußballer. „Es wäre für ihn richtig weit gegangen damals, wenn die Verletzungssorgen nicht da gewesen wären. Er war bei Holstein richtig gut dabei“, weiß Möller. Gegen Eidertal schlug die Geheimwaffe zum ersten Mal zu. Mit dem vorentscheidenden 2:0 und auch 3:0 beim 4:0-Endstand. Bei 5 Einsätzen gab es insgesamt 3 Treffer. „Andi ist derjenige, der mich bremst“, lacht Heine. „Ich bin der Backup. Wenn ich spiele ich, brauche ich 5 Tage bis das Knie wieder schlank wird. Ich freue mich, den Jungs helfen zu können“, verdient sich Heine mit seinen Leistungen auf dem Platz den Respekt der jüngeren Mitspieler für weitere Einsätze.

Auch neben dem Rasen auf der Bank. „Unabhängig von einander reden wir eigentlich fast das Gleiche. Wir müssen uns gar nicht groß abstimmen, wir ticken gleich.Wo ich auch hinhöre, ist Jirka richtig beliebt“, ist mehr als eine sportliche Freundschaft entstanden. Und aufgrund der Tatsache, dass Jirka Heine in Fußballerkreisen sehr gut vernetzt ist, bleibt „die Waffe nicht mehr so geheim“. Aber wertvoll und dennoch gefährlich.

Im Interview beantwortet Jirka Heine einige Youkick-Fragen.

Hallo Jirka, erzähle uns doch mal die schönste Geschichte, die dir beim Fußball passiert ist.
Sicherlich war einer der schönsten Momente in meinem Fussballerleben das DFB-Pokal Spiel gegen Bayer Leverkusen 2003. Das wirkt alles so surreal. Plötzlich vor 15.000 Menschen zu spielen gegen Fussballgrößen wie Berbatov, Neuville und Nowotny. Das war ein ganz besonderer Moment, den ich nie missen werde.

Ihr habt aufgrund einer großen Verletzungswelle seit Saisonbeginn als Aufsteiger eine weitaus bessere Position nicht wahrnehmen können. Der momentane 7. Platz birgt eine trügerische Sicherheit. Ins untere Drittel der Liga mit den 3 Abstiegsplätzen und dem Relegationsplatz ist es nicht weit. Aber der Weg ein paar Ränge höher ist ebenso kurz. Was spricht für den kurzen Weg?
Unsere Mannschaft! Der Start in die Vorbereitung verlief äußerst positiv. Die Trainingsbeteiligung ist extrem hoch. Viele Spieler haben ihre Verletzungen auskuriert, wodurch wir als Trainerteam endlich wieder fast aus dem Vollen schöpfen können. Der Konkurrenzkampf war noch nie so hoch und das Potential der Truppe ist immens.

Worüber ärgerst du dich in einem Fußballspiel besonders?
Über Ungerechtigkeit!

Es wird behauptet, früher haben die Spieler für Fußball alles beiseite geschoben. Heutzutage genießt Fußball bei den Akteuren nicht oberste Priorität heißt es. Da haben andere (unwichtige) Sachen Vorrang. Stimmst du zu?
Im Vergleich zu meiner aktiven Zeit damals, ist schon etwas dran an der Behauptung. Jetzt könnte man das Sprichwort verwenden, dass damals alles besser war, jedoch bin ich kann Fan von davon. Vielmehr war es damals einfach anders. Es gab nur dieses eine Hobby, welches du ausgeübt hast. Für uns war es das Größte, unsere Leidenschaft mit den Freunden teilen zu können. Doch heute gibt es so viele Einflussfaktoren und alles ist viel schnelllebiger geworden. Man hat kaum noch das eine Hobby, sondern ist vielmehr auf so vielen Kanälen präsent. Das ist schon eine immense Herausforderung für den jungen Menschen. Ich denke, dass man verstehen muss, dass unsere Gesellschaft sich in einem stetigen Wandel befindet und man mit der Zeit gehen und sich den Veränderungen anpassen muss. Das Ziel sollte es sein, hier einen guten Konsens zwischen den gemachten Erfahrungen und den neuen Gegebenheiten zu finden. Mein Ziel als Trainer wird es aber immer sein, meinen Jungs die Freude am Fußball zu vermitteln und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie den tollsten Sport ausüben.

Jirka Heine (Preetzer TSV) köpft September 2013 den Ball vor den Heider Spielern weg. © 2013 Ismail Yesilyurt
Jirka Heine (Preetzer TSV) köpft September 2013 den Ball vor den Heider Spielern weg. © 2013 Ismail Yesilyurt

Hast du ein Idol/Vorbild im Fußball und warum?
Hmmm… mich hat die Geschichte von Uwe Seeler sehr imponiert. Als „Uns Uwe“ im vergangenen Jahr verstarb, habe ich mir die ein oder andere Doku über ihn angeschaut und viel über ihn gelesen. Ein toller Mensch, so bodenständig, liebevoll und nahbar. Einfach ein klasse Typ mit großem Vorbild-Charakter! Das hat mich schon sehr berührt.

Hast du ein Lebensmotto?
Do small things with great love! Für mich sind es gerade die kleinen Dinge, die unser Leben so besonders machen!

Hat sich durch Fußball an deinem Leben etwas verändert?
Definitiv. Durch den Fußball habe ich viele tolle Menschen kennenlernen dürfen, die heute noch an meiner Seite sind. Ich habe durch den Sport viel gelernt, was mir sehr in meinem Beruf und im Alltag weiterhilft. Fußball ist für mich mehr als nur eine Sportart und ich bin dankbar, dass ich diesen großartigen Sport so früh in meinem Leben hab spielen können.

Welche Überschrift in den Nachrichten würde dich erfreuen?
Die Menschheit besiegt die Krankheit Krebs!

Wir haben noch ein paar Entweder-oder-Fragen:

Kochen oder bestellen? Kochen.

Strategie oder Shooter? Strategie.

Früh- oder Spätaufsteher? Spätaufsteher.

Charakter oder Aussehen? Gut aussehender Charakter.

Messi oder Ronaldo? Messi.

3 Elfmeter halten oder reinschießen? 3 reinschießen.

Trainer beim Preetzer TSV oder Bayern München? Preetzer TSV.

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