Patrick Mierse: Wer rastet, der rostet

von Ismail Yesilyurt

So leicht lässt sich Patrick Mierse nicht wegdrücken und erobert gleich den Ball von Justin Baasch beim Spiel bei Inter Türkspor Kiel II. © 2023 Ismail Yesilyurt


Jeden Donnerstag, dieses Mal leider einen Tag später, wird Youkick einen Spieler, aktuell aus der Flens-Oberliga, Landesliga Mitte und Verbandsliga Ost, vorstellen und einige Fragen stellen. Heute haben wir Patrick Mierse im Interview.

„Wer rastet, der rostet“, lautet das Lebensmotto von Patrick Mierse. Das sieht man auch, wenn der Offensivspieler für die SG Dobersdorf/Probsteierhagen auf dem Fußballplatz sehr mobil um Punkte gegen den Abstieg aus der Verbandsliga Ost in Schleswig-Holstein kämpft. Wie am letzten Sonntag, als die SG vom Zeitpunkt her unglücklich 1:2 bei Inter Türkspor Kiel II unterlag.

Mit 37 Patrick Mierse immer noch flink wie eh und je

Nach dem Match auf dem Kunstrasenplatz erntete der Mittelstürmer nicht nur für seine läuferischen Tempo-Qualitäten viel Respekt und Bewunderung. Von Inter Türkspor und auch den eigenen Mitspielern. „Am Sonntag haben die Jungs Patrick erstaunt gefragt „du bist doch nicht schon 37“, lachte Bastian Matthies, neben Kjell Gonda und Yannick Schnoor einer der drei Haupttrainer. Wie schon so oft in dieser Saison, gehörte Mierse zu den besten Akteuren auf dem Inter-Kunstrasenplatz mit seinem 1:0 und damit 6. Saisontor. Nicht nur seine Schnelligkeit ragte heraus. Mit seinen sportlichen Fähigkeiten, Charakter und Persönlichkeit ist der zweifache Vater in der Verbandsliga Ost einer der Top-Spieler.

Design im Beruf und Fußball

„Er paart schon viele Dinge, die einen guten Fußballer ausmachen. Ob er nun über links kommt oder aus dem Sturmzentrum oder ein bisschen tiefer auf der Zehn, er hat für alles seine Qualitäten auf engem Raum durch seine gute Technik. Durch sein gutes Tempo kannst du ihn schicken. Er kann die Bälle gut festmachen. Fußballerisch top und auch gerade menschlich eine Eins mit Sternchen. Ist immer da, zieht immer durch und zieht die Jungs mit. Ist ein lockerer und lustiger Typ“, beschreibt Matthies seinen wichtigen Akteur, der seine Kreativität im Beruf als Grafikdesigner in die Fußballarena mitnimmt. Der Rechtsfuß designt und gestaltet die Tätigkeit der SG Dobersdorf/Probsteierhagen in der Offensive als Hauptverantwortlicher.

Dobersteiner Urgestein

„Er ist eine Maschine. Da sind wir froh, dass wir ihn haben. Und, dass er uns seit Jahren sozusagen auch in der Offensive mitträgt. Wenn er keine Tore macht, ist er trotzdem immer Zielspieler bzw. bindet halt auch immer Gegenspieler mit seiner Wucht, mit seiner Power und trotzdem seiner guten Technik“, erzählt Bastian Matthies über das Dobersteiner Urgestein. Bis auf zwei Jahre in der C-Jugend in Schönkirchen und vier Jahre bei Comet Kiel spielte „Paddy“ Mierse ansonsten nur für seinen Heimatverein.

Vier Jahre Oberliga SH bei Comet Kiel

„Die 2 Jahre in Schönkirchen in der C-Jugend habe ich mit den Freunden aus der Schönkirchener Schule verbracht. 2007 habe ich für Comet Kiel für 4 Jahre gespielt“, erzählt der inzwischen 38-Jährige am Donnerstagabend beim Spaziergang mit seinem Hund. „Das waren schöne Jahre dort“, hat Mierse sehr gute Erinnerungen an die Zeit in der höchsten Landesklasse bei Comet. Der kleine Patrick trat mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Hendrik in die Fußstapfen seines Vaters Dieter. “Mein Vater ist ja auch immer Fußballer gewesen, Obmann und Präsident. Deswegen sind wir mit der Familie auf dem Sportplatz groß geworden. Da führte kein Weg daran vorbei, dass mein Bruder und ich dann zwangsläufig Fußballer werden. Sobald ich laufen konnte, hatte auch ich den Ball am Fuß“, ließ der SG-Akteur seine sportliche Vergangenheit Revue passieren.

Ohne Fleiß kein Preis

„Patrick ist trotz seines fortgeschrittenen Alters, inzwischen mit zwei Kindern, eigentlich der Trainingsfleißigste. Er lässt nie eine Einheit aus. Ist fit wie eh und je. Wird gefühlt mit jedem Jahr noch besser. Wie sagt man es bei Wein: je älter desto besser“, schmunzelt der 7 Jahre jüngere Spielertrainer „Basti“ Matthies, „das trifft auf ihn zu. Er hat die letzten Jahre auch enorm an Muskelmasse zugelegt, aber kein bisschen Tempo eingebüßt. Ist eher noch explosiver geworden.“

Feuer brennt immer noch

Die sportliche Hochleistung als älterer Jahrgang kommt nicht von ungefähr. Mit Krafttraining wird das Werkzeug für den Fußball in Schuss gehalten. Ist sicherlich auch damit die Explosivität zu erklären. „Ich fühl mich gut. Auch mit meinen 38 jetzt kann ich behaupten, dass ich keine Probleme habe. Es macht mir immer noch Spaß und ich brenne immer noch dafür. Ich versuche, ein Mal am Tag Sport zu machen. Das was Job und Familie so zulässt, aber den Rhythmus hat man ja schon drin, wenn man das jahrelang macht. Es ist schon mein eigener Ansporn, immer dabei zu sein“, hängt das Karriereende nicht nur vom Protagonisten ab.

Anja, Lili und Juna entscheiden mit

„Du, ich mache das so lange, wie der Körper das mitmacht. Ich entscheide das auch nicht mehr alleine. Ich habe Frau und zwei Kinder, das ist dann auch eine Familienentscheidung“, sind die fast vier Jahre jungen Zwillinge Lili und Juna sowie Ehefrau Anja in die Planungen eingebunden, „Ich habe mir jetzt gesagt, dass ich bis zum Saisonende warte. Ich habe zum Glück die Freiheit von Basti, dass er sagt, du entscheidest, wie du das möchtest. Ich bin da immer herzlich willkommen.“

Patrick Mierse versetzt hier Marvin Lorentzen, der im Oberliga-Team von Inter Türkspor Kiel spielt.  2023 Ismail Yesilyurt
Patrick Mierse versetzt hier Marvin Lorentzen, der im Oberliga-Team von Inter Türkspor Kiel spielt.  2023 Ismail Yesilyurt

Bei der Gemeinschaft aus Dobersdorf und Probsteierhagen hofft man, dass Paddy ein oder zwei Jahre dranhängt. Möglich. Der Sportplatz Dieter von Borstel liegt vor der Haustür einen Büchsenwurf entfernt und den Leitgedanken von Patrick Mierse kennt man: Wer rastet, der rostet!

Patrick hat sich für uns ein wenig Zeit genommen und Youkick verschiedene Fragen beantwortet.

Hallo Patrick, für die SG Dobersdorf/Probsteierhagen ist es seit dem Aufstieg 2016/17 stets eine große Herausforderung, die Verbandsliga zu halten. Auch diese Saison werdet ihr den Klassenerhalt schaffen, weil …
… wir einen überragenden Teamgeist und mannschaftliche Geschlossenheit haben. Das wird am Ende glaube ich auch entscheidend sein, da die Mannschaften leistungsmäßig sehr nah beieinander sind. Bei vier Absteigern in diesem Jahr wird es sicher zum Ende noch spannend, aber ich glaube fest daran, dass wir am Ende über dem Strich stehen!

Gibt es in deiner Fußballkarriere das eine oder andere Highlight, an das du dich immer wieder und gerne zurück erinnerst?
Natürlich der Aufstieg mit Dobersdorf 2016/17! Als „kleiner Dorfverein“, der eigentlich immer im Schatten vieler größerer Vereine der Umgebung stand, auf einmal auf Augenhöhe zu sein, war und ist ein riesiger Erfolg. Aber auch an die Zeit beim SC Comet Kiel erinnere ich mich gern zurück.

Welchen Tag würdest du aus deiner sportlichen Historie löschen?
Sportlich gesehen eigentlich nichts. Klar gibt es Höhen und Tiefen, aber das gehört dazu. Vielleicht würde ich den ein oder anderen Bänderriss gerne löschen.

Beschreibe dich selbst auf und neben dem Platz.
Insgesamt ehrgeizig!

Du hast ja auch schon viele Fußballjahre verbracht. Wenn es welche gibt, welche Unterschiede erkennst du im Mannschaftsport von heute und vor etwa 20 Jahren?
Es wird für kleine Vereine immer schwerer. Über Spielgemeinschaften wird versucht, die Vereine zu retten, aber es fehlt an Nachwuchs, an Leuten, die den Nachwuchs fördern, und finanzieller Unterstützung oder Entlastung. In Dobersdorf und auch Probsteierhagen gibt es zum Glück viele sehr engagierte Leute, die viel Zeit und Arbeit in den Verein und die Jugendarbeit stecken.

Aber die Kluft zwischen Profi- und Amateurfußball wird immer größer – gerade finanziell.

Wer ist/war dein bester Mitspieler?
Ich durfte mit so vielen sehr guten Fußballern zusammenspielen – da einen rauszupicken, würde den anderen nicht gerecht werden.

Und wer hat dich als Gegenspieler am meisten geärgert?
Dass ich mich durch einen Gegenspieler schon mal geärgert gefühlt habe, daran kann ich mich nicht erinnern. Einen guten Gegenspieler sehe ich eher als Herausforderung – das treibt mich an.

Worüber ärgerst du dich in einem Fußballspiel besonders?
Eigentlich am meisten über mich selbst. Auch nach so vielen Jahren ärgere ich mich noch über einen Fehlpass, eine vergebene Chance oder ein verlorenes Trainingsspiel! Aber das bedeutet auch, dass ich immer noch für den aktiven Fußball brenne!

Hast du ein Idol/Vorbild im Fußball und warum?
Ich habe es geliebt, meinem Vater beim Fußball zuzusehen – die Einstellung zum Sport mit allem was dazu gehört und den Einsatz, den er immer noch bringt für alles was er angeht, beeindruckt mich auch jetzt noch!

Du hattest am Mittwoch Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch nachträglich. Welches schöne Geschenk gab es von Anja?
Ja, ein lustiges Geschenk. Ich darf am Montag zu Mario Basler. Der hat ein kleines Stand-up-Programm („Basler brennt“, Anm. d. Red.) im Kieler metro-Kino. Da darf ich mir ein paar Geschichten von Mario Basler anhören. Da freue ich mich schon darauf.

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