Oliver Dreier: Capitano im Blut

von Ismail Yesilyurt

Oliver Dreier (re., Rot-Schwarz Kiel) räumt im Spitzenspiel gegen den MTV Dänischenhagen im Mittelfeld auf. © 2022 Ismail Yesilyurt


Jeden Donnerstag wird Youkick einen Spieler, aktuell aus der Flens-Oberliga, Landesliga Mitte und Verbandsliga Ost, vorstellen und einige Fragen stellen. An diesem Donnerstag bringt Oliver Dreier vom Tabellenführer Rot-Schwarz Kiel aus der Verbandsliga Ost Bemerkenswertes mit.

Kennen Sie das noch von früher? Aus ihrer Jugendzeit, als man als kleiner Steppke oder jugendlicher Fußball spielte! Da hat man immer den besten Spieler als Kapitän gewählt. So war es auch bei Oliver Dreier, der mit dem Fußballspielen beim Kieler Verein SV Hammer begann.

SV Hammer Kiel ist Dreiers Quelle

„Bis zur D-Jugend. Aufgrund fehlender Möglichkeit wechselte ich zu Kilia Kiel“, kamen für Dreier zwei Jahre bei der A-Jugend des TSV Kronshagen hinzu. In seiner Jugendzeit trug der 34-Jährige oft die Binde am Arm. Heutzutage verdient man sich nicht nur durch gute sportliche Leistungen die Anerkennung für den Arm. Soziale Kompetenz und weitere Charaktereigenschaften gehören dazu. In den Herren-Jahren bei Kilia Kiel, Preetzer TSV, SpVg Eidertal Molfsee und aktuell Rot-Schwarz Kiel war und ist der 178 Zentimeter große defensive Mittelfeldspieler stets Mannschaftsführer. Nur bei der einjährigen Station 2015/16 beim damaligen Regionalligisten TSV Schilksee nicht.

Bewundernswert: Woher kommt das Capitano-Gen? „Ich weiß es auch nicht. Ich glaube, ich bringe viele Attribute mit. Meine Einstellung stimmt immer. Meine Einstellung zum Sport. Als Kapitän musst du auch eine gewisse Vorbildfunktion einnehmen. Wenn man dann viel mit den Jungs in Kontakt steht und sich um die kümmert, das ist mir schon wichtig. Und liegt mir am Herzen. Von daher passt so eine Position irgendwo auch. Ich habe die meiste Zeit immer auf der Sechs gespielt. Das ist ja eher so eine Arbeiterposition. Wenn du als Vorbild auf dem Feld vorangehst, kommt das einfach mit der Zeit“, so der SSG-Akteur, der inzwischen das dritte Jahr bei den Rot-Schwarzen aus Kiel-Meimersdorf spielt.

Zurückhaltung und ruhige Art ist gern gesehen

Auch die Zurückhaltung und ruhige Art auf und neben den Platz beim Linksfuß kommt bei den Mitspielern an: „Ich brauche mich nicht in den Vordergrund spielen oder so was. Ich beobachte immer gerne. Und ziehe daraus dann meine Schlüsse bzw. versuche, da dann Maßnahmen zu ergreifen“, betonte und lachte der (Noch)Unverheiratete. „Seit vielen Jahren bin ich mit Freundin Melli zusammen. Heiraten, das wird dann irgendwann folgen“, sicherlich auch Nachwuchs im eigenen Haus in Molfsee.

Oliver Dreier ist mehr als ein Kapitän

„Er ist clever in seinem Spiel“, weiß Trainer Benjamin Szodruch, mit dem Dreier bei Kilia Kiel und dem Preetzer TSV, wo beide die erfolgreiche Zeit des PTSV in der Oberliga mitgeprägt haben, zusammen spielte „Er auf der Sechs, ich davor. Oder auch andersrum“, rätselte Spieler Benno Szodruch damals, warum Dreier ein wichtiger Spieler und Spielführer war. „Als ich noch mit ihm zusammen gespielt habe, habe ich nicht verstanden, warum der Trainer ihm diese Rolle zugesprochen hat. Jetzt bin ich Trainer und weiß warum“, schmunzelte Szodruch, der mit Rot-Schwarz Kiel die Tabelle der Verbandsliga Ost mit 4 Punkten anführt. „Deswegen ist er ja mein Kapitän. Mein verlängerter Arm auf dem Platz. Er kann meine Anweisungen sehr gut umsetzen. Er sagt seine Meinung und die vertritt er auch. Im Umfeld ist er auch voll dabei und organisiert viel mit“, lobt der 37-jährige Coach.

Seriös, mit Konzentration und Power zum Aufstieg

Die aktuelle Spielzeit bezeichnet Oliver Dreier als „sehr super“. „Mit der Hinrunde kann man vollends zufrieden sein. Man muss auch ehrlicherweise sagen, diese Saison haben wir so ein bisschen auch das Spielglück. Wie man gegen Dänischenhagen sieht. Da machen wir in den Schlussminuten noch mal die Tore. Man sieht aber auch wie schnell das kippen kann“, gab es gegen die abstiegsgefährdete Probsteier SG mit 1:2 die einzige Niederlage. „Du kannst gegen jeder in der Liga auch mal verlieren und Punkte liegen lassen. Von daher jedes Spiel seriös, mit vollster Konzentration und voller Power angehen“, stellt sich Oliver Dreier, beruflich Controller in einem Bauunternehmen, als mustergültiges Beispiel in den Dienst der Mannschaft und die Mission Landesliga-Aufstieg.

Schöner Abschied - Oliver Dreier in seinem letzten Preetzer Spiel gegen TuRa Meldorf mit zwei Toren am 15. Mai 2015. © 2015 Ismail Yesilyurt
Schöner Abschied – Oliver Dreier in seinem letzten Preetzer Spiel gegen TuRa Meldorf mit zwei Toren am 15. Mai 2015. © 2015 Ismail Yesilyurt

Youkick stellte Oliver „Olli“ Dreier einige Fragen.

Dein Rot-Schwarz Kiel ist in der Verbandsliga Ost ganz oben. Erzähle uns doch mal, was den Verein bzw. die Mannschaft abseits der Tabelle auszeichnet.
Rot-Schwarz Kiel zeichnet sich definitiv durch den Zusammenhalt im Verein aus. Die gesamte Fußballsparte unterstützt sich gegenseitig und besucht zum Beispiel die Spiele der anderen Mannschaften. Gleichzeitig hat der Verein das Glück, dass durch das Betreiben des Vereinsheimes eine Anlaufstelle und ein Treffpunkt besteht. So finden im Verein auch gemeinsame Aktivitäten, wie eine Weihnachtsfeier oder interne Fußballturniere statt.

Unsere Mannschaft zeichnet aus, dass wir keine Zweckgemeinschaft sind, sondern Freunde. Jeder freut sich den anderen zu sehen und es wird auch viel Zeit gemeinsam außerhalb des Sportplatzes verbracht. Jeder bekleidet innerhalb des Teams eine wichtige Rolle und bringt sich bestmöglich ein. Jeder neue Spieler wird von der Mannschaft herzlich empfangen und integriert. Das ist sicherlich auch ein großer Faktor für unseren bisherigen Erfolg.

Hallo Olli, in 15 Spielen hast du 3 Tore erzielt, viele verhindert und vorbereitet. Das ist für einen defensiven Mittelfeldspieler sehr gut. Oder?
Unsere gemeinsamen Erfolge in der Hinrunde haben dazu geführt, dass auch ich Gelegenheit hatte, meinen Teil dazu beizutragen. Ich glaube, es wäre sogar noch das eine oder andere Tor mehr möglich gewesen. Das kann ich dann vielleicht in der Rückserie einstreuen oder zumindest ein paar weitere Tore auflegen. Am Wichtigsten ist jedoch, dass wir am Ende der Saison hoffentlich die Meisterschaftsschale in der Hand halten dürfen und den Aufstieg feiern können.

Du hast mit deinem jetzigen Trainer Benjamin Szodruch zusammen auf dem grünen Rasen aktiv gekickt. Wie war Benno damals und hat sich jetzt an der Seitenlinie stehend etwas an seinen Wesenszügen geändert?
Benno war schon als aktiver Fußballer sehr akribisch und ehrgeizig. Er war, glaube ich, schon immer selbst sein größter Kritiker. Ein wirklich super Fußballer, der leider gezwungen war, zu früh die Schuhe aktiv an den Nagel zu hängen. Gerne erinnere ich mich an sein Tor aus gemeinsamen Kilia-Zeiten gegen Bordesholm. Da hat er uns mit seinem Schuss von der Mittellinie den Sieg gerettet.

Die Attribute, die Benno damals als Spieler ausgezeichnet haben, zeichnen ihn aber auch heute als Trainer aus. Er ärgert sich am meisten, wenn eine taktische Idee nicht aufgeht. Seine Emotionen und die Leidenschaft für den Fußball sind indes unverändert und gehören auch zu ihm dazu. Setzen wir seine Vorgaben nicht richtig um, kann man am Seitenrand auch den einen oder anderen Gefühlsausbruch sehen. Als Trainer hat er immer ein offenes Ohr für seine Jungs, möchte ihnen in jeder Lebenslage Unterstützung bieten und investiert ungemein viel Zeit in das Projekt Rot-Schwarz.

Wenn nicht Fußballer, dann wäre Oliver Dreier gerne …
… Architekt geworden. Meine Künste im Zeichnen sind jedoch eine Katastrophe.

Wie bzw. warum hast du mit Fußball angefangen?
Ich habe mit sechs Jahren beim SV Hammer mit dem Fußball angefangen. Meine Mutter hatte mich dort damals zum Turnen angemeldet, weil sie das selbst gerne gemacht hat. Ich habe dort jedoch lieber Fußball gespielt und das größte Talent war ich beim Turnen ohnehin nicht. Mein Glück war, dass mein Papa und auch mein Opa leidenschaftliche Fußballer sind. Daher wurde der Sportartwechsel schnell durchgewunken. Mein Vater war dann auch lange Zeit mein Trainer. Heute freue ich mich noch riesig, wenn ich meine Eltern und meine Schwester am Spielfeldrand sehe. Sandra ist auch eine super Fußballerin geworden und spielt seit vielen Jahren bei Kilia Kiel.

Welcher Trainer hat denn dich am meisten beeindruckt?
Ich hatte das Glück, bereits viele tolle Trainer kennenzulernen. Mich haben viele Trainer auf unterschiedliche Weise beeindruckt. Da gab es die Trainer, die einen unglaublich motivieren konnten. Für die hast du auf dem Spielfeld dein letztes Hemd gelassen. Dazu gehören sicherlich Jörg Ahrens, Danilo Blank/ Lollo Ilski, Frank Drews und Malte Sawkulycz. Ich hatte aber auch Trainer, die viel über taktische Aspekte gesprochen haben und die mir dort auch nochmal einen anderen Blick auf den Fußball gegeben haben. Thorsten Gutzeit, Benno Szodruch, Stefan Fischer und Stefan Mackeprang sind hier sicherlich vorrangig zu nennen. Das ist das schöne am Fußball, dass es unterschiedliche Herangehensweisen gibt, um Erfolg zu haben.

Und als Mit- und Gegenspieler?
Ich merke an dieser Stelle, dass ich doch schon einige Jahre Fußball spiele und die Beantwortung nicht einfach ist. Nach kurzer Überlegungsphase würde ich aber Micha Dehner nennen. Er war damals im Herrenbereich mein erster Kapitän. Micha war selbst noch sehr jung, jedoch bereits sehr erwachsen und ein wahnsinniges Vorbild, der immer vorweg gegangen ist. Menschlich und auch fußballerisch ein überragender Typ. Meine beiden langjährigen Weggefährten Marc Zeller und auch Tobi Nehren möchte ich hier aber auch noch erwähnen. Ich glaube viele Worte muss ich zu ihren fußballerischen Qualitäten nicht verlieren.

Welches Fußballspiel, bei dem du selbst gespielt hast, wirst du nie vergessen?
Die Spiele mit Preetz im Landespokal gegen den VfB Lübeck waren sicherlich sportliche Highlights. Das Freundschaftsspiel mit Kilia gegen St. Pauli werde ich sicherlich auch nicht vergessen. Das muss 2008 gewesen sein. Es war mein erstes Herrenjahr und wir hatten ein Freundschaftsspiel gegen Pauli organisieren können. Ich hatte noch nie vor so vielen Zuschauern spielen dürfen und der Kilia-Platz platzte aus allen Nähten. Das war schon ne riesen Nummer gegen die Profis spielen zu dürfen. Wir haben am Ende sogar vier Tore erzielen können und ein paar Gegentore gab es auch. Beeindruckt hatte mich damals auch die Bodenständigkeit der Profis. Nach dem Spiel gab es ein gemeinsames Essen im Vereinsheim. Ich saß mit Marc Zeller an unserem Tisch und dann fragten uns mit einmal Charles Takyi und Morike Sako, ob sie sich dazu setzen dürfen. Das war schon sehr besonders.

Ein toller Moment war auch mein letztes Spiel mit dem Preetzer TSV gegen Tura Meldorf. Es hatte sportlich keine große Brisanz, aber nach fünf tollen Jahren war es doch sehr emotional. Meine Familie und auch meine Freundin Melli waren alle, wie gewohnt, zuschauen. Wir gewinnen das Spiel am Ende 2:0 und ich durfte beide Tore erzielen. Einen schöneren Abschied konnte man sich wohl nicht vorstellen.

Nehmen wir an, du kannst am Fußball etwas verändern, was wäre das?
Ich würde die Handspielregel klar und nachvollziehbar definieren.

Vielen Dank.

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