Das 2:1 durch Sabri Nasri (mitte, VfR Neumünster). © 2023 Olaf Wegerich
Bei herrlichem Frühlingswetter standen sich im ersten vorsorglich angesetzten Aufstiegsspiel zur Oberliga die Landesligazweiten der Staffel Mitte und Schleswig aufeinander. 669 Zuschauer, etwas gleich viele aus beiden Lagern, sorgten für eine stimmungsvolle Kulisse in der Grümmi-Arena.
Lausen-Elf mit Traumstart
Ohne langes Abtasten ging es gleich voll zur Sache. Der TuS Rotenhof begann spielstark und bestimmte die ersten Minuten. Die Elf mauerte nicht, spielte modern mit allen Feldspielern offensiv. Gleich der erste Angriff führte so zum Erfolg. Einen zunächst per Kopf abgewehrten Ball holte sich Sturmspitze Mats Henke, legte quer auf Moritz Gersteuer, der ziemlich unbedrängt aus 8 Metern einschießen konnte (3.).
Sabri Nasri wie einst Gerd Müller
Der VfR, mit den angeschlagenen Issam Khemiri in der Startelf, steckte dies und auch die frühe Auswechselung des Kapitäns (9.) aber gut weg. Nach zwei vorbereitenden Querpässen der Innenverteidiger spielte Geart Latifi einen aushebelnden Tiefenpass, den Jonas Schomaker perfekt verarbeitete und den gleichzeitig links in den freien Raum startenden Alban Jashari bediente, dessen Flachpass in die Mitte Sturmspitze Sabri Nasri zum Ausgleich in den Winkel knallte (14.). Traumtor!
Auch der nächste Angriff der Leeser-Elf war erfolgreich. Zunächst geblockt, holte sich Neumünster räumlich gut gestaffelt den zweiten Ball, der aufgerückte Christoph Kahlcke legte links raus auf Tarik Alioua, dessen perfekten Flankenball aus dem Halbfeld wiederum Nasri in Torjägermanier einköpfte (16.).
Offenes Visier auf beiden Seiten ergibt attraktives Spiel
Schon jetzt war zu sehen, dass die offensive Rotenhofer Spielweise dem VfR entgegenkommt. Kein Maurerteam wie sonst meist üblich in der Grümmi-Arena, sondern ein Gast, der selbst unter Einbeziehung aller Spieler kreativ gestaltet und mitspielt. Aber eben auch ein wenig zu Lasten der Sicherheit:
Zwei blitzsauber herausgespielte Treffer gegen eine geordnete Defensive in einer so frühen Phase des Spiels hatten die eigenen Fans des VfR Neumünster schon lange nicht mehr gesehen. Durch die attraktive Rotenhofer Spielanlage ergaben sich für die ballsicher und schnell umschaltenden Veilchen immer wieder Räume, die die beiden schnellen Außen Alban Jahari und Youssef Bouzoumita oder auch Tarik Alioua auf der „10“ immer wieder nutzten.
Rotenhof spielstark
Rotenhof forderte Rasensport weiterhin alles ab. Nach dem Rückstand erarbeite sich der TuS leichte Feldvorteile. Strittige Entscheidung in der 30. Minute: Moritz Gersteuer, der die Rasensport-Abwehr schwer beschäftigte, fädelte im Strafraum bei Gegenspieler Leon Gehrke ein und fiel sofort. Zu offensichtlich für Schiri Ole Andreas Schult, er gab Gersteuer gelb wegen versuchten Elfmeterschindens. Ebenfalls in dieser Phase hatte Mats Henke (36.) aus acht Metern eine große Ausgleichschance. Mit seinem etwas schwächeren rechten Fuß schoss er aber zentral knapp am Torwinkel vorbei.
Vor der Pause (43.) dann die Chance zum Hattrick für Nasri. Der schwer ackernde Marcel Stölting hatte ihn rechtsaußen auf die Reise geschickt. Nasri schüttelte Hagen Schewe ab, Keeper Christian Wulff war weit herausgekommen, hatte sich aber verschätzt und kam zu spät. So hatte Nasri aus 18 Metern bei Vollsprint und hart bedrängt quasi das leere Tor vor sich, der Ball kullerte aber knapp daneben.
Offener Schlagabtausch
Nach der Pause das gleich Bild. Rotenhof macht gleich wieder die Musik. Der VfR gerät aber nicht unter Dauerdruck, hat selbst zunehmend Platz und Umschaltmomente. Alban Jashari spielt Nasri frei, der jedoch diesmal unkonzentriert vergibt (60.). Auf der anderen Seite passiert Schwewe (63.) das Gleiche, er verstolpert etwas den rechtzeitigen Abschluss.
Dafür trifft dann nochmals Nasri. Einen langen Diagonalball des heute ganz starken Arian Jashari nimmt er gekonnt mit der Brust an, dringt in den Strafraum ein und vollendet eiskalt zum 3:1 (67.)
Lob von Mika Jöhnck für Mats Henke und Leon Rathmann
Doch Rotenhof gibt sich nicht geschlagen. Ein Eckball Henkes findet am kurzen Pfosten Leon Rathmann, der zum 3:2-Anschlusstreffer einköpft (70.) . „Klasse Standard, gut gemacht, schwer zu verteidigen“, lobt der zuschauende PSV Neumünster-Akteur Mika Jöhnck, am Samstag um 13:30 Gegner des VfR im Kreispokalfinale.
So bleibt es spannend. Arian Jashari (74.) scheitert mit einem 25-Meter-Freistoß an Wulff, der den Ball noch eben über die Latte wischt. Aber auch vor dem Tor von Veilchen-Keeper Christopher Newe kommt es jetzt zu hektischen und unübersichtlichen Szenen, der eingewechselte Jan-Ole Bruhns macht viel Dampf. Henke hat in der zweiten Halbzeit gleich drei aussichtsreiche Freistoßchancen, der Linksfuß scheitert aber an Newe oder zielt knapp drüber. (57., 77., 90.).
VfR mit starker Bank
Der VfR bringt spät seine Edel-Joker, die das Spiel letztendlich entscheiden. Ihab Hathat, erst kurz vor dem Spiel eintreffend und wohl deshalb nur auf der Bank, genießt offensichtlich seine Freiheiten gegen jetzt noch mehr aufmachende Rotenhofer. Ein spielerisch hochwertiger Doppelpass mit Erdogan Cumur entscheidet die Partie (89.). Auch der früh eingewechselte Jonas Schomaker, der heute in der Startelf Marcel Stölting weichen musste, wiederholte seine zuletzt starken Leistungen.
Elfmeterschießen: 6:5 für den VfR
Auch das abschließende vorsorgliche Elfmeterschießen entscheidet der VfR Neumünster für sich. Alle sechs VfR-Schützen (darunter alle eingewechselten Spieler) treffen. Auch beim TuS verwandeln neben den Führungsspielern Felix Knuth und Henke die eingewechselten Jakob Holten, Johannes Kaak und Quin Wienhold souverän. Den sechsten Elfer vergibt Torwart Wulff, er setzt den Ball übers Tor.
Personalsorgen werden größer für Rocco Leeser
Mit dem Platzverweis fehlt dem VfR mit Alban Jashari jetzt ein weiterer wichtiger Spieler. Mika Hirsch (Außenbandriß) und Coskun Yamak (Schulter) hatten sich ja schon im letzten Punktspiel längerfristig verletzt. Vuk Vukelic und Marcel Stoltenberg sind dazu dauerverletzt. Dazu zogen sich heute auch der schon angeschlagen ins Spiel gegengene Khemiri, Latifi (Zerrung) und Kahlcke (Verdacht auf Fingerbruch) Verletzungen zu, die zumindest ihren Einsatz im Pokalfinale gegen den PSV fraglich erscheinen lassen. Dafür waren mit Thore Möller und Henrik Wehde zwei Langzeitverletzte erstmals wieder im Kader.
„Wir sind durch das frühe Führungstor ja ganz gut in das Spiel gekommen. Der VfR hat in der Offensive mit seinen schnellen Angreifern eine große Qualität. Das Spiel haben wir hinten verloren. Teilweise sind wir richtig ins Schwimmen geraten. In der Offensive fehlten uns die Körner. Der VfR hat verdient gewonnen. Wir werden uns aber nicht hängen lassen und müssen nun am Montag unser Spiel gegen Kaltenkirchen unbedingt gewinnen.“, resümierte Coach Hans-Hermann Lausen (TuS Rotenhof).
VfR Neumünster- TuS Rotenhof 4:2 (2:1)
VfR Neumünster: Newe – Gehrke, Kahlcke, Latifi (93. Rohwedder), Arian Jashrai – Stölting, Khemiri (9. Schomaker) – Alban Jashari, Alioua, Bouzoumita (77. Hathat) – Nasri (85. Cumur).
Trainer: Rocco Leeser.
TuS Rotenhof: Wulff – Hansen, Pioch, Labinsky (83. Schmid), Schewe (66. Holten) – L. Rathmann (76. Kaak) – Ohm (83. Wienhold), Knuth, K. Traulsen, Gersteuer (66. Bruhns) – Henke.
Trainer: Hans-Hermann Lausen.
Schiedsrichter: Ole Andreas Schulz (Lübeck).
Assistenten: Khaled El-Rifai, Hendrik Plambeck.
Rote Karte: Alban Jashari (91., VfR, Tätlichkeit).
Tore: 0:1 Gersteuer (3.), 1:1 Nasri (14.), 2:1 Nasri (16.), 3:1 Nasri (67.), 3:2 Rathmann (70.), 4:2 Hathat (89.).
Vorsorgliches Elfmeterschießen: 1:0 Hathat, 1:1 Henke, 2:1 Schomaker, 2:2 Holten, 3:2 Alioua, 3:3 Knuth, 4:3 Rohwedder, 4:4 Kaak, 5:4 Cumur, 5:5 Wienhold, 6:5 Kahlcke, Wulff übers Tor.