Im Kreispokal gegen Kilia Kiel gehörte Jomard Mousa (TSV Kronshagen), der Tom Baller ausspielt, zu den Besten. © 2022 Ismail Yesilyurt
Jeden Donnerstag wird Youkick einen Spieler, aktuell aus der Flens-Oberliga, Landesliga Mitte und Verbandsliga Ost, vorstellen und einige Fragen stellen. An diesem Donnerstag ist Jomard Mousa, in der Landesliga der älteste Spieler, aber mit einer mehr als landesligatauglichen Leistung, dran.
„Er hat einen wahnsinnig präzisen Abschluss und lenkt das Team. Er hat ein Gefühl für die Räume wirklich und wo er sich hinbewegen muss. Er ist wirklich nicht zu greifen für den Gegenspieler, weil er technisch überragend ist. Er ist für alle ein Vorbild. Alle bewundern ihn. Erst mal ob seiner Fähigkeiten, seines Talents, seiner Karriere und natürlich ob seines Alters. Was er da noch zu leisten fähig ist, das ist schon stark“, schwärmte Peter Speth über Jomard Mousa.
Dabei darf sich der Trainer des TSV Kronshagen selbst auf die Schulter klopfen. Der 52-Jährige machte durch eine nette Story den Transfer des 43-jährigen Syrers in dieser Saison perfekt. „Ich habe das Meisterschaftsspiel unserer 2. Herren bei Azadi Kiel angeschaut. Weil ich wusste, dass ich Liga-Trainer werde und weil mein Sohn auch da spielte. Jomard war der erste Stürmer mit dem mein Sohn nicht alleine klar gekommen ist. Und das in dem Alter. Jens Köhler (Obmann TSV Kronshagen) war auch mit. Und ich sagte schon im Spaß zu Jens, guck dir den an, der kann uns richtig helfen. Das ist richtig Fußball, was der auf die Platte bringt“, erzählte der Kronshagener Coach.
„Mein Sohn hatte ein dickes Auge. Ich bin dann zum Trainer von Azadi gegangen und habe um Eis gebeten. Da saß Jomard auch. Ich habe Jomard zu einem guten Spiel beglückwünscht. Fünf Minuten später brachte ich das Eis zurück. Jomard saß da immer noch“, gab es weiteren Smalltalk. Zuhause angekommen schickte Sohnemann Noel Profilangaben und ein Video des ehemaligen Nationalspielers Mousa. „Noel sagte zu mir, der beste Fußballer gegen den ich je gespielt habe.“ Zwei Tage später zeigte sich, wie klein doch die Fußballwelt ist. „Ich gucke mir unsere A-Jugend an. Da war dann Youssef mit Jomard und stand da. Ich hatte schon Kontakt mit Youssef gehabt, wusste aber nicht, dass Jomard sein Vater ist. Dann habe ich an dem Tag beide nach Kronshagen geholt“, lachte Speth, „Youssef für unsere A-Jugend und Jomard für die Herren.“
In der Landesliga sollte Mousa, der sechs Jahre lang in der syrischen Nationalmannschaft spielte, ab der 60. Minute von der Bank kommend für Impulse sorgen. „So hatte ich das mit ihm auch so besprochen, dass das wahrscheinlich vom Tempo her sein kann, dass nicht mehr drin ist“, wunderte sich der TSVK-Trainer in der Vorbereitung. Der in der Großstadt Al Qamishli in Syrien nahe der türkischen Südost-Grenze geborene Vater zweier Kinder zeigte seine Klasse und eine bewundernswerte Einstellung.
„Er hat in der Vorbereitung richtig Gas gegeben. Und dann haben wir ihn auch echt von Anfang an spielen lassen. Er war in den Vorbereitungsspielen und Pokal überragend. Auch die ersten Spiele in der Liga war er wirklich ganz ganz wichtig vorne auf der Neun. Weil er wie ein spielmachender Stürmer auffiel. Er hat sich halt sehr für das Team geopfert und er musste mehr gegen den Ball arbeiten als es in seinem Alter gegen die jungen Spunde ratsam gewesen wäre“, möchte Speth in der Rückrunde mehr Belastungssteuerung einplanen.
Dann vielleicht nicht mehr als Mittelstürmer. „Zehner ist meine Lieblingsposition. Hier in Deutschland bei Azadi und Kronshagen war ich Stürmer“, sagte Mousa, der in Syrien für Al Jihaad, Al Jaish, Jableh, Al Taliaa, Al Shirta, Al Jasire und Al Wathbe spielte. Zudem für Badia in Jordanien.
„Das ist ja eigentlich seine gelernte Position die Zehn. So ein Fußballer wie er, der den Ball anzieht wie ein Magnet, den willst du auch dann zum Festmachen haben“, wird Jomard wohl nun häufiger auf seiner Lieblingsposition spielen. Der Jugendspieler des Jahres (1997), Spieler des Jahres in Syrien (2002 und 2003) sowie Zweitplatzierter bei der Auswahl des arabischen Spieler des Jahres (2003) kam vor drei Jahren nach Deutschland und folgte der Familie mit Ehefrau und den zwei Söhnen Youssef und Diar.
Aktuell macht der Offensivspieler, der mit 8 Jahren mit dem Fußballspielen anfing, seine C-Lizenz in Malente. „Ich habe den asiatischen B- und A-Schein“, finden diese Zertifikate in Deutschland keine Anerkennung. „Ich bin überzeugt davon, dass wir in der Rückrunde weiter oben stehen werden“, spricht Jomard Mousa aus Erfahrung. Seinem einzigen Treffer 2022 für seine Mannschaft möchte der Rechtsfuß mehrere 2023 folgen lassen. Dann feiern der älteste Spieler der Landesliga und der TSV Kronshagen bestimmt den Klassenerhalt.
Youkick stellte Jomard einige Fragen.
Wie bist du zum Fußballspielen gekommen?
Es hat in der Schule angefangen. Beim Sport-Unterricht haben wir Fußball gespielt und mein Lehrer ist auf mein Talent aufmerksam geworden. Daraufhin haben sie mir empfohlen, mit Fußball anzufangen.
Hast du ein Idol/Vorbild im Fußball und warum?
Zinédine Zidane. Er hat auf der gleichen Position gespielt wie ich. Außerdem war er ein Spieler, der einfachen und schönen Fußball gespielt hat. Von ihm habe ich viel gelernt.
Jomard, du bist die erste Saison beim TSV Kronshagen. Wie bewertest du deine bisherige Leistung?
Für mich habe ich nicht die Leistungen gebracht, die ich mir erhofft hatte. Es war keine einfache Hinrunde, da ich mich noch in die Mannschaft einführen musste und vor allem in eine neue und körperlich starke Liga für mein Alter.
Was ist deine größte Stärke auf dem Platz?
Durch die vielen Erfahrungen, die ich bereits gemacht habe, kann ich mittlerweile mit jeder Situation gut umgehen. Meiner Meinung nach ist meine größte Stärke das Vorbereiten von Toren und Angriffen.
Was ist sehr gut in deiner Mannschaft TSV Kronshagen?
Der Teamgeist. Der Umgang miteinander ist immer gut und respektvoll. Das hat mich sehr beeindruckt. Das gehört zu den wichtigsten Sachen im Fußball. Außerdem haben wir eine fußballerisch sehr gute Mannschaft und ein sehr sehr gutes Staff.
Hat sich durch Fußball an deinem Leben etwas verändert?
Auf jeden Fall. Einerseits habe ich Vieles durch Fußball gelernt. Zum Beispiel Disziplin. Außerdem habe ich durch Fußball viele Länder und viele Menschen kennen gelernt. Darüber hinaus habe ich durch die vielen Erfolge eine Berühmtheit erreicht. Andererseits war es nicht leicht, oft lange zu reisen, meine Familie allein zu lassen und weit weg von ihr zu sein. Außerdem muss man sehr viel Zeit investieren, um im Fußball weiter zu kommen.
Welches Fußballspiel, in dem du selbst gespielt hast, wirst du nie vergessen?
Es gab viele Spiele, wie zum Beispiel Qualifikationsspiele für die Weltmeisterschaft 2002. Aber das Spiel, welches ich nicht vergessen werde, ist das Spiel gegen Al Saad ( Katar) in der AFC Champions League. Ich habe eines der schönsten Tore meine Karriere erzielt, jedoch hat es leider nicht für den Sieg gereicht (1:1).
Welche Überschrift in der Zeitung/online fußballbezogen über dich bzw. deinen Verein würde dir besonders gefallen?
Der TSV Kronshagen steht verdient auf dem 4. Platz. Nach einer unglaublichen Rückrunde.
Und über welche Nachricht allgemein in der Zeitung/Fernsehen würdest du dich sehr freuen?
Mein Wunsch ist als Fußballtrainer etwas zu erreichen. Daher würde ich mich darüber freuen: Jomard Mousa wird Trainer des Jahres.
Vielen Dank.