Trick gelungen. Pascal Polonski (mitte) bejubelt sein Kunststück für Inter Türkspor Kiel mit Abbas Sherba (li.) Justin Petersen und Hassan Hariri (re.). © 2024 Ismail Yesilyurt
Am Ende eines verregneten Tages lobte Bernd Hansen, seines Zeichens Cheftrainer des TSV Nordmark Satrup, mit einer emotionalen und flammenden Rede im obligatorischen Mannschaftskreis nach dem Spiel auf dem Kunstrasenplatz am Erich-Kästner-Weg in Kiel. Das 2:2 bei Inter Türkspor Kiel im Nachholspiel fühlte sich wie ein Sieg an. Auch wenn dieser in der zweiten Halbzeit durchaus im Bereich des Möglichen lag. Der Abstand mit nun 21 Punkten zu Inter, mit 15 Punkten vor der Begegnung auf dem ersten regulären Nichtabstiegsplatz, blieb gewahrt.
Bernd Hansen: geiles Spiel und unheimlich stolz
„Wir hatten eine schwierige Vorbereitung bei den Bedingungen“, bemängelte Hansen die ungenügenden Trainingsmöglichkeiten“, „ich bin unheimlich stolz auf die Truppe was sie hier abgeliefert hat. Bei einem starken Gegner muss man echt sagen. Aber letztendlich zweite Halbzeit hätten wir das Ding gewinnen müssen. Wir hatten die besseren Möglichkeiten, Zweikampf gut gegen gehalten, nicht viel zugelassen. Dass sie brandgefährliche Leute vorne haben, hat man gesehen. Aber mit unseren Bedingungen, mit unseren Verhältnissen haben wir heute ein ganz geiles Spiel gemacht. Ich bin unheimlich stolz und nehme den Punkt gerne mit.“
Einstand von Miki Mladenovic
Aber auch die Kieler hätten ihrem Neutrainer Miki Mladenovic, der ab der Winterpause bis zum Saisonende – danach kommt David Lehwald – übernommen hat, einen 3-Punkte-Einstand schenken können. Der ehemalige Holstein-Profi und sein Inter Türkspor Kiel drehten einen 0:1-Rückstand gegen den Aufsteiger aus Mittelangeln, der eine gute Saison spielt. Als Pascal Polonski in der 49. Minute Inter Türkspor Kiel mit 2:1 in Front schoss, ging es schon in die richtige Richtung. Zumal auch kurz darauf Satrups Noah Brieskorn die gelb-rote Karte sah. Doch in Unterzahl kommt Nordmark besser zur Geltung und zum 2:2.
Inter Türkspor beim 2:1 sehr tricky
Das Führungstor für die Landeshauptstädter entsprang einer einstudierten Variante, die Co-Trainer Samed Erol implantiert hat. Involviert als Hauptpersonen sind Serhat Yazgan und Pascal Polonski. Und natürlich weitere Personen, die mit ihren Laufwegen den Weg freimachen nach einem flachen Eckball auf den Elfmeterpunkt. Dort kommt Polonski, der eine starke Partie zeigt, unbedrängt zum Abschluss und 2:1.
Katastrophaler Fauxpas zum 2:2 bei Inter
Doch Björn Lass, Nordmarks geniale Offensivzentrale und Torjäger in Personalunion, erzielt nach einem katastrophalen Fauxpas der Heim-Defensive das 2:2. Nach einem abgewehrten eigenen Angriff versuchen die Gastgeber hintenrum aufzubauen. Ein Großteil der Türkspor-Elf ist noch in der gegnerischen Hälfte, als zuerst von der rechten Seite der Ball mehr schlecht denn recht ins Zentrum zum Mitspieler befördert wird. Dort sucht Hassan Hariri als letzter Mann den Zweikampf. Und verliert den Ball. Lass schießt sofort und unerwartet aus 25 Metern und trifft flach ins lange Eck mit seinem 10. Saisontor. Kann man vielleicht halten mit einem schnellen und kurzen Seitwärtsstep, anstatt gleich abzutauchen wie es der gute Keeper Tilman Körtzinger macht.
Björn Lass Hauptbesetzung im Hansen-Ensemble
„Björn Lass ist eigentlich für mich einer der stärksten, wenn nicht der stärkste Oberligaspieler. Der ist ja kaum vom Ball zu trennen. Wenn er das Tor riecht, dann ist das Ding drin. Er ist unser Topmann. Mats Petersen, der 17er, der war ja auch brandgefährlich über links“, adelt Hansen seine Nummer 10 nach dem Spiel.
Team von Miki Mladenovic nach schnellem Schock voll da
„Solche Fehler müssen wir vermeiden. Ein absolut unnötiges Tor“, ist Mladenovic bedingungslos beizupflichten. Auch dem ersten Gegentor geht ein vermeidbarer Ballverlust im Mittelfeld voraus. Und der Gast kombiniert sich nach dem Gusto von Hansen zum Führungstreffer: bei Ballgewinn sofort schnörkellos und schnurstracks wird das Tor gesucht. Doch der schnelle Rückstand schockt Inter Türkspor nicht sehr. Die Heimelf bleibt stabil und sucht sich ihren Weg. „Wir haben Qualität. Auch Moral ist in Ordnung. Die Stimmung in der Mannschaft ist absolut in Ordnung“, bemerkt Mladenovic später.
Ola Adesanya gleicht zum 1:1 aus
Dennoch tut sich Inter schwer. Zu oft wird der hohe Ball auf die Kette der Satruper gesucht. Hofft man auf die zweiten Bälle? „Wir wollen keine hohen Bälle spielen. Wir wollen die flachen Bälle über die Außen spielen, dass die Spieler in den Raum reinlaufen“, stellte Mladenovic richtig. Aber das ist nicht sehr oft passiert trotz mehr Initiative der Interisti in Hälfte eins. „Alle tiefer hinter dem Ball“, ruft der ehemalige Osnabrücker Profis an der Satruper Seitenlinie einen seiner Grundprinzipien laut über den Platz. Weil inzwischen die Platzherren ein kleines Chancenplus erspielt haben. So u. a. durch einen Freistoßknaller von Polonski an die Latte (30.). Nach einem Schnittstellenpass von Polonski kommt die Mladenovic-Truppe schließlich zum verdienten Ausgleich. Moshood „Ola“ Adesanya hat den richtigen Laufweg genommen und schiebt vor Keeper Ingmar Struck ein (40.).
Kieler nutzen Überzahl nicht aus
Nach dem Seitenwechsel am späten Sonntagnachmittag spricht nach dem 2:1 alles für einen sehr wichtigen Sieg von Inter Türkspor Kiel. Doch die Kieler können kein Kapital aus der numerischen Überzahl ableiten. Lediglich Adesanya, der einen langen und schwierigen Ball perfekt mitnimmt und aus 16 Metern abschließt, hat die dritte klare Möglichkeit (71.) nach Yazgan-Chance (46.) und dem 2:1. Der Gast verzeichnet dagegen ein paar mehr ausbaufähige und gefährliche Szenen. Und gute Chancen durch Lass (75.) und Christoph Ottsen, der nach einem unnötigen Ballverlust von Inter wie beim 2:2 aus der selben Position und Art abschließt (83.). Doch der Ball geht dieses Mal links am Tor vorbei.
„Fazit: Wir können auf jeden Fall besser“
Es bleibt am Ende somit beim Unentschieden, das dem TSV Nordmark Satrup mehr schmeckt. „Ich sehe ein gerechtes 2:2, weil die sich das durch ihren Einsatz verdient haben. Ergebnis ist absolut in Ordnung. Fazit: Wir können auf jeden Fall besser“, baute Miki Mladenovic vier der Winterneuzugänge in die Startelf ein. Polonski war wie schon wie erwähnt stark. Der einsatzfreudige Serhat Yazgan setzte einige Farbtupfer. Visar Mehmeti „gewann als Sechser viele Zweikämpfe“ und Alan Rahman gelang als Linksverteidiger eine ordentliche Partie.
Inter Türkspor Kiel: Körtzinger – Sharba (70. Cerrah), Polonski, Hariri, Rahman – Yildirimer (70. Zinkondo), Yazgan (88. Ibrahimoglu), Mehmeti – Petersen, Adesanya (79. Schwantes), Hamze (46. Yilmaz).
Trainer: Miki Mladenovic.
TSV Nordmark Satrup: Struck – Paul Waterhues (46. Sebastian Waterhues), Hansen, Falke (79. Wollesen), Bennet Reimer – Christian Reimer (71. Christiansen), Karshüning, Brieskorn, Petersen – Lass, Ottsen.
Trainer: Bernd Hansen.
Schiedsrichter: Chris Olimsky (MTV Tellingstedt) empfahl sich für höhere Aufgaben mit Ruhe und Übersicht. Assistenten: Lars Jansen, Matti Peters.
Zuschauer: 130.
Gelb-Rote Karte: Hariri (86., Inter, Foulspiel) – Brieskorn (58., Nordmark Satrup, Foulspiel).
Tore: 0:1 Lass (4.), 1:1 Adesanya (40.), 2:1 Polonski (49.), 2:2 Lass (66.).