1:0 gegen TSB Flensburg: Volodymyr Pryiomovs Tor fast Klassenerhalt wert für VfR Neumünster

von Helwig Pfalzgraf

In der heimischen Grümmi-Arena empfing bei schönstem Fußballwetter Rasensport Neumünster den Gast aus Flensburg vor, für VfR-Verhältnisse, wenigen Zuschauern. Während der VfR dringend noch jeden Punkt für den Klassenerhalt braucht, konnte der TSB ohne jeden Druck aufspielen. In einem spannenden und unterhaltsamen Oberligaspiel konnte die Leeser-Elf mit einem 1:0 (1:0)-Erfolg einen enorm wichtigen Heimerfolg verbuchen.

Große Personalsorgen auf beiden Seiten

Beide Teams mussten stark ersatzgeschwächt antreten. Bei den sowieso in der Rückrunde mit einem schmalen Kader ausgestatteten Veilchen fehlten neben den verletzten Defensivspielern Murat Rasgele, Nick Neca, Christoph Kahlcke sowie den langzeitverletzten Adam Mami und Kevin Kulka auch noch der gelbgesperrte Sean Vinberg. Auch bei den Flensburgern saßen mit Tom Schäpler und dem in der 08-Jugend ausgebildeten und später bei Sternjen spielenden Lennart Steiner nur zwei wirklich einsatzfähige Akteure auf der Bank.

Stölting zurück auf der “Sechs”, Dylan Williams Linksverteidiger und Karim Kalota in der Startelf

Das VfR-Trainer-Team Rocco Leeser und Enrico Klüver hatte trotz der Spielernot wieder eine starke Elf gezaubert. So wurde das Spielsystem neu ausgerichtet. Im sehr variablen 4-4-2-System fand sich der sonstige offensive Mittelfeldspieler Dylan Williams auf dem Linksverteidigerposten wieder, und mit Marcel Stölting kehrte ein ausgewiesener extrem kampfstarker Mittelfeldstaubsauger auf seine Stamm- und Lieblingsposition zurück. Auf rechts verteidigte der zuletzt wenig berücksichtigte Karim Kalota. Zuletzt hatte er im September des Vorjahres beim 3:5 gegen Nordmark Satrup in der Startelf gestanden. Alle drei boten heute eine Klasseleistung.

TSB mit Chancen in der Anfangsphase, Holtze und Carstensen zeigen ihre Klasse

Bei ausgeglichenen Spielanteilen versuchten beide Teams zunächst, mit langen Ballbesitzphasen Ruhe und Sicherheit einkehren zu lassen. Außerdem setzten beide Teams auf schnelles Umschaltspiel nach Ballgewinnen, sobald sich eine Gelegenheit ergab. Die ersten Möglichkeiten hatte der TSB. Über rechts hatte Routinier Timo Carstensen Kapitän Nicolas Holtze eingesetzt, der rechts durchmarschierte und aus 16 Metern VfR-Keeper Christopher Newe erstmals prüfte (10.). Auch die nächste Chance bereiteten die beiden langjährigen TSB-Leistungsträger wieder über rechts vor. Diesmal wurde Holtze zwar geblockt, aber im Nachsetzen kam Alexander Röh aus 18 Metern zentral zum Schuss. Newe musste sich ganz lang machen, um den Einschlag zum 0:1 zu verhindern. Die anschließende Ecke wurde ebenfalls brandgefährlich, Geart Latifi blockte mit vollem Körpereinsatz den 5-Meter-Schuss von Holtze (20.).

Hendrik Fleige (in rot, TSB) gegen Kenny Korup (VfR Neumünster). © 2024 Jacqueline Röder
Hendrik Fleige (in rot, TSB) gegen Kenny Korup (VfR Neumünster). © 2024 Jacqueline Röder

Auch der VfR kommt über außen

Doch nach und nach stellte sich der VfR besser auf den Gegner ein. Über die Außenbahnen ergaben sich für den VfR nun immer wieder Räume. Zwar blieb Keenon Erfurth rechts zweimal an Nahne Paulsen bzw. Nicolas Pasiecznik hängen, aber links ging die Post durch den agilen Emirkaan Güzel ab: Nach eigenem Ballgewinn und Doppelpass mit Williams lupfte er aus spitzem Winkel an TSB-Keeper Ole Rathmann vorbei aufs Tor, doch Gian Luca Bracht konnte den Ball noch auf der Linie erlaufen (30.).

Pryiomov staubt zum 1:0 ab

Über links kam auch der nächste VfR-Angriff, wieder ging es über Güzel, diesmal im Zusammenspiel mit Volodymyr Pryiomov. Dessen Schuss wurde geblockt, flog auf die halbrechte Seite. Dort schnappte sich Zinedine Hukporti diesen “zweiten Ball”, ließ einen Gegner aussteigen und zog aus 22 Metern ab. Der Ball wurde leicht abgefälscht, erhielt viel Effet. Der sonst sehr gute Keeper Rathmann, in der Jugend auch mal beim HSV, unterschätzte diesen, wollte fangen, das misslang jedoch. Im Nachschuss war Pryiomov aus 10 Metern erfolgreich (32.).

Neumünster bis zur 60. Minute überlegen

In der Folgezeit war der VfR spielbeherrschend. Sehr lange Ballbesitzphasen legten den Gegner zurecht, dann folgten überfallartige Attacken. Damit ergaben sich weitere Hochkaräter durch Güzel (34.), Pryiomov (38.) und Williams (44.). Die Pausenführung für die Veilchen war inzwischen verdient.

Luca Bracht (re., TSB Flensburg) im Zweikampf gegen Bright Z.J. Hukporti (VfR Neumünster). © 2024 Jacqueline Röder
Luca Bracht (re., TSB Flensburg) im Zweikampf gegen Bright Z.J. Hukporti (VfR Neumünster). © 2024 Jacqueline Röder

Nach der Halbzeitpause änderte sich erst einmal nicht viel. Die Veilchen blieben spielbestimmend. Ein spektakulärer Scherenschlag-Abschluss durch Pryiomov ging jedoch weit über das Tor.

Newe mit Glanzparade gegen Hendrik Fleige

Allmählich wurde das Spiel intensiver. Und plötzlich war der TSB da: über rechts kam der starke Carstensen zur Flanke, Hendrik Fleige aus 5 Metern zum Kopfball. Newe wehrte mit Glanzparade ab (62.). Die einzige Gelegenheit des TSB-Goalgetters, Kenny Korup und Latifi ließen ihm nicht viel Platz zur Entfaltung.

TSB drückt, VfR kontert

Diese Chance schien für den TSB ein Weckruf zu sein. Die Elf wurde druckvoller, hatte nun ihrerseits wieder lange Ballbesitzzeiten und suchte die Lücke. Der VfR konterte nun, war damit gefährlich. Güzel fing am eigenen 16er einen Ball ab, marschierte los, schickte ganz steil den sprintenden “Oldie” Pryiomov. Der Ball schien zu lang zu sein, doch Pryiomov konnte von der Grundlinie flanken, Güzel war ganz frei und artistisch in 1,5 Meter Höhe noch mit der Fußspitze dran, konnte den Ball aber nicht mehr kontrollieren – spektakuläre Aktion (70.).

Latifi und Lambach machen den Sack nicht zu

Auch danach gefiel dem VfR das Konterspiel. Geart Latifi per Kopf (77., knapp vorbei) und Björn Lambach (köpfte Paulsen an, 82.) hatten die Entscheidung auf dem Kopf. Auf der anderen Seite musste Newe noch einen 50-Meter-Flankenball des eingewechselten Tom Schälpers, der lang und länger wurde, in der Nachspielzeit aus dem Winkel fischen. Das war es dann aber auch – die Punkte blieben in Neumünster.

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