Seine Genialität öffnet die Oberliga-Tür weit auf – Ihab Hathat (VfR Neumünster) zirkelt einen Freistoß zum 1:0. © 2023 Ismail Yesilyurt
Durch die Patzer der Konkurrenz erhält der VfR Neumünster auf einmal wieder die Möglichkeit, aus eigener Kraft in die Oberliga aufzusteigen. Der Heikendorfer SV braucht dagegen jeden Punkt im harten Abstiegskampf.
Beide Teams stark dezimiert
Beim Gast fehlten die für die Veselinovic-Elf eigentlich unersetzbaren Offensivspieler Timo Martens, Paul Langner (beide hatten dem VfR in der Vergangenheit regelmäßig arge Probleme bereitet) sowie U 19-Torjäger Lukas Deutschbein (alle verletzt). Auch die Neumünsteraner hatten mit Burhan Gülbay (5. gelbe Karte), Coskun Yamak, Mika Hirsch (Urlaub), Thore Möller, Tino Knobel (verletzt), Agron Gashi (Rotsperre) sowie den Langzeitverletzten Henrik Wehde, Vuk Vukelic und Marcel Stoltenberg eine lange Ausfall-Liste.
Leeser-Elf mehr Alternativen auf der Bank
Allerdings kann der VfR diese Ausfälle im Gegensatz zum HSV gut verkraften und die Bank ist immer noch prominent besetzt. So kam Mittelstürmer Youssef Bouzoumita, am Mittwoch noch Torschütze beim 2:0-Sieg beim SVE Comet, heute etwas überraschend gar nicht zum Einsatz. Auch Erdogan Cumur bekam nach seinem Urlaub nur einen Kurzeinsatz.
Die Heimelf war durchgehend spielbestimmend, der Gast hielt defensiv super eingestellt dagegen. Immer wieder erwies sich das Heikendorfer Bollwerk für Rasensport als unüberwindlich. Besonders Mika Detlaff hatte seine linke Abwehrseite voll unter Kontrolle und gestattete Rechtsaußen Kevin Kulka nur wenig.
Schwere Verletzung von Yannik Meenken
In der ersten Halbzeit hatte der neue Tabellenführer nur eine sehr gute Chance, als der wieder sehr offensive Rechtsverteidiger Sabri Nasri nach Hathat-Steilpass zu lange zögerte, und dann aus dem Stand gegen Torwartroutinier Thomas Bohrmann vergab. Der HSV hatte da schon mehr Abschlüsse. Der letzte verbliebene Offensivspieler Yannik Meenken scheiterte von halbrechts an VfR-Keeper Christopher Newe (18.). 20 Minuten später schoss er wieder nach Angriff über rechts nach Vorarbeit des U 19-Akteurs Ole Sand vom Fünfmetereck knapp drüber. Dabei verletzte er sich nach Zusammenprall mit Innenverteidiger Geart Latifi schwer und musste schließlich gegen Nico Haberl ausgewechselt werden.
Bohrmanns Ansage
In der Verletzungspause ruft HSV-Keeper Bohrmann sein Team vor der Trainerbank zusammen und macht eine klare Ansage: Er moniert die ständigen Beschwerden und Aufregungen gegen das Schiedsrichtergespann. „Damit zieht man keinen Schiedsrichter auf seine Seite“ lautet seine genauso deutliche wie richtige Botschaft.
Nach der Pause bleibt das VfR-Team von Rocco Leeser ruhig und selbstbewusst und wartet auf seine Chance. Die Partie hat dann der Gastgeber auch immer deutlicher im Griff. Der Druck auf die Gäste wächst. Rasensport Trainer Rocco Leeser beordert den sowieso ständig stürmenden äußerst agilen Nasri nach einer Stunde auch offiziell nach vorne auf die „10“ und bringt mit Gehrke für den bisherigen 10er Berk Akcicek einen Verteidiger als ersten Wechsel.
Doppelschlag entscheidet Partie
Innerhalb weniger Sekunden dann die Entscheidung: Zunächst versenkt Ihab Hathat einen Freistoß aus 22 Metern unhaltbar für Bohrmann. Riesenjubel beim Gastgeber. Direkt nach dem Anstoß erobern die VfR-Sechser Christoph Kahlcke/Marcel Stölting den Ball, Hathat dribbelt zentral an zwei Mann vorbei, sein Steckpass durch die Schnittstelle verwandelt Alban Jashari frei vor Bohrmann zum 2:0 (66.).

Chancen für Rasensport, blöde gelb-rote Karte für Haberl
Danach ist die Partie eigentlich entschieden. Jetzt muss Heikendorf etwas kommen, Neumünster bekommt dafür nun einige Umschaltmomente. Und nun gibt es auch weitere Chancen. Tarik Alioua köpft nach herrlicher Nasri-Vorarbeit über Linksaußen am langen Pfosten aus spitzem Winkel am leeren Tor vorbei und scheitert kurz darauf aus acht Metern per Rechtsschuss an Bohrmann (84., 88.). Dann hat auch noch Cumur seine Chance: Von halbrechts zielt er aber drüber (91.). Kurz danach noch zuerst gelb für den protestierenden Haberl (er hatte einen Freistoßpfiff fälschlicherweise gegen sich interpretiert, dabei hatte Schiri Thormählen nicht seinen Einsatz gegen Gehrke gepfiffen, sondern Detlaffs gleichzeitigen Schubser gegen Gehrke). Nach einem weiteren erbosten kräftigen „Mann…“ von Haberl gab es dann wenige Sekunden später die Ampelkarte. Sicherlich unnötig und bei entsprechender Kommunikation vielleicht auch vermeidbar?
VfR Neumünster wieder dick im Geschäft
Fazit: Der VfR Neumünster ist unerwartet wieder im Geschäft, hat die sechs Punkte Rückstand der Vorwoche gegenüber dem MTSV Hohenwestedt wieder ausgeglichen. Der Heikendorfer hat zum ungünstigsten Zeitpunkt akuten Stürmermangel, der sich nach den heutigen Ausfällen von Meenken und Haberl noch deutlich verschärft hat.
VfR Neumünster – Heikendorfer SV 2:0 (0:0)
VfR Neumünster: Newe – Nasri, Khemiri, Latifi, Arian Jashari – Kahlcke, Stölting (86. Schomaker) – Kulka (70. Alioua), Akcicek (62. Gehrke), Alban Jashari – Hathat (89. Cumur).
Trainer: Rocco Leeser.
Heikendorfer SV: Bohrmann – Zantopp (73. Sosou), Klindt, Kuß, Detlaff – Feldkamp (46. Telli), Sand, Kracht (82. Steffen), Wilke (82. Jakob Weber) – Jonas Weber, Meenken (39. Haberl).
Trainer: Nedeljko Veselinovic.
Schiedsrichter: Markus Thormählen (SVG Pönitz).
Assistenten: Patrick Jo Bohnsack, Malik Matthies.
Ohne spielentscheidende Fehler. Heikendorf fühlte sich jedoch in der Zweikampfbewertung benachteiligt. Die gelbe Karte für Niklas Kracht (35.) wegen „Meckerns“ empfand selbst der VfR-Gegenspieler nach Spielschluss unangebracht. Auch die zunächst gelbe, dann Gelb-Rote Karte gegen Haberl in der Nachspielzeit erschien hart.
Zuschauer: 246.
Gelb-Rote Karte: Haberl (93., Heikendorf).
Tore: 1:0 Hathat (65.), 2:0 Alban Jashari (66.).