Tjark Sievers lässt Hohenwestedt gegen VfR Neumünster jubeln

von Helwig Pfalzgraf

Matchwinner Tjark Sievers (in grün, MTSV Hohenwestedt) vs. Kenny Korup (30, VfR Neumünster). © 2023 Olaf Wegerich


Zum Herbstanfang bei Sonne und gelegentlichen Schauern empfing in der Oberliga der letztjährige Meister der Landesliga Mitte vor 350 Zuschauern den Mitaufsteiger VfR Neumünster im ewig jungen Derby. Vor knapp fünf Monaten gewann der MTSV Hohenwestedt das emotionsgeladene Landesliga-Rückspiel in Neumünster vor über 600 Besuchern gegen den VfR in der Schlussminute mit 2:1.

Zwei Aufsteiger mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen

Seitdem hat der MTSV im Vergleich zum Vorjahr Leistungsträger Hannes Kracht (schoss beim Sieg in Neumünster beide Tore, zur SG Padenstedt) verloren und auch Stamm-Mittelfeldakteur Jorrit Ratje fehlt aus Verletzungsgründen seit dem 1. Spieltag. Verstärkt hat man sich z. B. mit dem Bargstedter Kilian Pingel aus der Verbandsliga West, heute auf Linksaußen unterwegs.

Ganz anders dagegen die Situation bei den Gästen. Dort hat man zur neuen Saison bekanntlich zwei Drittel der damaligen Mannschaft aussortiert und die Mannschaft mit Spielern meist aus dem Schweriner und Lübecker Raum fast komplett umgebaut.

Nur Christoph Kahlcke schon im Vorjahr bei den Veilchen dabei

So stand heute aus der Aufstiegsmannschaft der Veilchen nach den Verletzungen von Christopher Newe, Geart Latifi und Marcel Stölting sowie der aktuellen Suspendierung Sabri Nasris nur noch Christoph Kahlcke auf der Platte. Ansonsten erlebte Hohenwestedt einen völlig neu formierten VfR Neumünster. Was auch Kahlckes Gegenspieler Jasper Schwarz bemerkte: „Du warst doch letztes Jahr schon dabei!“.

Christoph Kahlcke (li., VfR Neumünster) gegen Thies Kochanski (MTSV Hohenwestedt). © 2023 Olaf Wegerich
Christoph Kahlcke (li., VfR Neumünster) gegen Thies Kochanski (MTSV Hohenwestedt). © 2023 Olaf Wegerich

Typisches 0:0 zur Pause

Die erste Hälfte verlief ausgeglichen auf überschaubarem Niveau. Die Teams neutralisierten sich auf dem engen Platz weitgehend. VfR-Trainer und Sportdirektor Rocco Leeser hatte nach dem 3:5 gegen Satrup für Karim Kalotta (spielte heute in der 2. Mannschaft) Björn Lambach in die Innenverteidigung gezogen, um der Deckung mehr Sicherheit zu geben. Dafür kehrte Murat Rasgele nach Urlaub anstelle von Lambach auf die Sechs neben Zinedine Hukporti zurück.

Hohenwestedt mit einfachen, aber klaren Plan

Der Gastgeber gefiel mit einen einfachen, aber klaren Plan bei der Spieleröffnung, versuchte über außen Übergewicht zu bekommen und streute regelmäßig auch mal lange Bälle ein. Lars Baufeldt überzeugte im Zentrum bei der Ballverteilung besonders. Doch in wirkliche Verlegenheit konnte man die VfR-Defensive nicht stürzen. Thies Kochanski nach einem Aufbaufehler (29.) und nach einem Kopfball (43.) hatte noch die besten Möglichkeiten.

Auf der Gegenseite liefen sich die Veilchen vorne oft fest. Gefährlich wurde es nur in Ausnahmefällen. Auch Hohenwestedts Deckung um den kopfballstarken Henrik Schnoor stand sicher.

Zweite Halbzeit dominiert Leeser-Truppe

Leeser wechselte in der Pause, brachte für Emirkaan Güzel den zuletzt wenig berücksichtigten Anderson Magelhaes. Der kam jetzt über links und machte gleich viel Dampf. Nach einer schönen Ballstafette von links nach rechts kam Pryiomov zum Schuss, zielte aber knapp drüber (51.). Glück dann für das team um das gleichberechtigte Trainer-Duo Udo Kochanksi und Sebastian Barth: Bei Fabian Engbrechts Einsteigen gegen Magelhaes an der Grundlinie (56.) war kein Ball dabei – kann man auch Elfer pfeifen.

Bei Rasensport grüßt das Murmeltier – Gegentor wieder nach Standard

Auch danach bestimmen die Schwalestädter das Spiel. Eine echte Spielidee lässt sich aber nicht ablesen. Hohenwestedts Deckung lässt nun gar nichts mehr zu. Die Elf verteidigt mir elf Mann gut, hat es aber auch nicht sonderlich schwer. Zu einfallslos und stereotyp agiert der Gast. Enno Beckmann im MTSV-Tor muss kaum einmal eingreifen.

VfR Neumünster mit überflüssigen Fouls

Und der VfR begeht immer wieder völlig überflüssige Fouls, bringt sich dadurch selbst aus dem Rhythmus. Dem Tor geht ein solches Foulspiel voraus. Baufeldt tritt den Ball von halblinks zwar in die Mauer. Doch die Heimelf spielt den Ball zurück zu Keeper Enno Beckmann, dessen langer Schlag nach Kopfballverlängerung dem völlig freien durchlaufenden Kapitän Tjark Sievers vor die Füße fällt, der eiskalt vor Samuel Aphrem im VfR-Tor vollendet (69.).

Rückstand gleich Frust – Murat Rasgele mit Gelb-Rot

Danach kommt vom VfR nicht mehr viel. Murat Rasgele holt sich nach Frustfoul und Handgemenge Gelb-Rot ab (83.). Zwei positionsgetreue späte Wechsel bringen den VfR Neumünster auch nicht wirklich was. Im Gegenteil, bei Kontern hätten Kochanski (91.) und Spät-Joker Torge Falkenhagen (96.) noch das 2:0 für den MTSV machen müssen. So verliert der VfR nach wenig überzeugendem Auftritt auswärts erneut mit 0:1.

Die mitgereisten VfR-Fans, teils schon zwei Stunden vor Spielbeginn mit dem Nordbahn eingetroffen, sind not amused, während die Heimfans nach dem Schlusspfiff mit der MTSV-Mannschaft den wichtigen Sieg feiern.

Fazit: Der MTSV Hohenwestedt hat drei wertvolle Punkte gegen den aktuellen Tabellenletzten VfR geholt. Der trotz runderneuerter Mannschaft nicht viel überzeugender in Hohenwestedt auftrat als in den beiden Vorjahren (1:1, 3:3).

MTSV Hohenwestedt: Beckmann – Clas Sievers (79. Landt), Engbrecht, Schnoor, Brandt – Schwarz, Baufeldt (70. Ploog), Sienknecht, Tjark Sievers, Pingel (88. Behncke) – Kochanski (92. Falkenhagen).
Trainer: Udo Kochanski/Sebastian Barth.

VfR Neumünster: Aphrem – Neca, Lambach, Korup, Kahlcke – Rasgele, Hukporti (81. Janelt) – Güzel (46. Magelhaes), Erfurth (83. Serifi), Mami – Pryiomov.
Trainer: Rocco Leeser.

Schiedsrichter: Sven Erik Asmussen (TSV Altenholz).
Assistenten: Jannik Klindt, Johannes Karl Kowalewski.

Gelb-Rote Karte: Rasgele (83., VfR.)

Zuschauer: 350.

Tor: 1:0 Tjark Sievers (69.).

ähnliche Artikel

Consent Management Platform von Real Cookie Banner