PSV gewinnt in doppelter Unterzahl – Barck und Küffner mit Rot

von Olaf Wegerich

Mika Jöhnck (am Ball, PSV Neumünster) brachte neuen Schwung von der Bank mit. © 2023 Olaf Wegerich


Der PSV Neumünster bleibt dem Spitzenreiter TSB Flensburg auf den Fersen. Am 9. Spieltag der Flens-Oberliga konnte sich die Mannschaft von Trainer Marco Frauenstein dank einer Energieleistung und in doppelter Unterzahl nach zwei glatten roten Karten nicht unverdient mit 2:1 (0:0) durchsetzen und bleibt damit hartnäckigster Verfolger von Spitzenreiter TSB, das sich eindrucksvoll mit 5:1 beim starken Aufsteiger Preußen Reinfeld durchsetzen konnte.

Schiedsrichter Meyer zückt zweimal die rote Karte

Zum Hauptdarsteller in einer sehr fairen Partie wurde Schiedsrichter Jan-Christian Meyer vom SV GW Todenbüttel, der ansonsten häufig durch sehr gute Leistungen aufgefallen war. Der bis dahin in der Fairplay-Wertung – erst sechs gelbe Karten – führende PSV Neumünster erhielt durch Meyer zwei glatte rote Karten gezeigt. Insbesondere die erste rote Karte gegen Marc Barck (78.) sorgte für mächtig Unverständnis und Kopfschütteln bei den Gästen.

Marc Barck mit Ellenbogenschlag?

Nach einem Laufduell auf Höhe der Mittellinie will Meyer einen Ellenbogenschlag von Barck erkannt haben. „Das war niemals ein Platzverweis. Zum Glück gibt es über die Situation Videomaterial. Das war mitnichten ein Foulspiel. Das hat der Schiedsrichter völlig falsch wahrgenommen. Meyer ist ansonsten ein sehr entspannter und kommunikativer Spielleiter“, fand PSV-Trainer Marco Frauenstein aber deutliche Worte und hofft auf eine schnelle Verhandlung vor dem Sportgericht.

Ein Grund für die rigorose Vorgehensweise des Unparteiischen könnte die Anwesenheit eines Schiedsrichterbeobachters gewesen sein, denn der ansonsten sehr umgängliche und kommunikative Mann an der Pfeife agierte unter Beobachtung gänzlich anders. Hinzu kommt, dass nach dem Zweikampf zwischen Barck und dem Satruper Feldspieler von den Gastgebern überhaupt nichts gefordert wurde.

Til Küffner muss auch runter

Der zweite Platzverweis war aus Neumünsteraner Sicht eher nachzuvollziehen. In der Nachspielzeit wurde Til Küffner zum wiederholten Male hart gefoult und beim Versuch aufzustehen, hat Küffner dann etwas Richtung Gegenspieler ausgetreten, was den entscheidungsfreudigen Meyer erneut dazu veranlasste, glatt rot zu zeigen. „Die kannst du geben. Das war natürlich nicht schlau von ihm nach dem x-ten Foul so etwas zu machen“, konnte Frauenstein diese Entscheidung zumindest noch nachvollziehen. Dennoch bleibt der fade Beigeschmack und die Frage, warum zeigt der Schiedsrichter in einer zwar umkämpften, aber durchweg fairen Partie zweimal glatt rot, ohne vorher gelb gezeigt zu haben.

Til Küffner (li., PSV Neumünster), hier gegen Gian Luca Bracht (TSB Flensburg), verliert nach viel Fouls etwas die Beherrschung. © 2023 Olaf Wegerich
Til Küffner (li., PSV Neumünster), hier gegen Gian Luca Bracht (TSB Flensburg), verliert nach vielen Fouls etwas die Beherrschung. © 2023 Olaf Wegerich

Sollte das bestehende Videomaterial zumindest den PSV-Spieler Marc Barck entlasten und das Sportgericht zur gleichen Sicht der Dinge kommen, hat sich der Unparteiische mit seinem Aktionismus selbst einen Bärendienst erwiesen.

Zähe erste Hälfte

Sportlich wurde die Partie in Satrup für den PSV zur einer fordernden Angelegenheit, denn die von Trainerfuchs Bernd Hansen gut eingestellten Gastgeber verteidigten tief und hatten selbst immer wieder gute Umschaltmomente mit viel Qualität. Die Torfabrik der Neumünsteraner kam daher auch nicht so richtig auf Touren und hatte im ersten Durchgang auch nur einen Hochkaräter vorzuweisen, als Timo Barendt (24.) mit einem Kopfball aus wenigen Metern das Tor verfehlte.

Björn Lass schockt den PSV

Drei Minuten nach der Pause dann der überraschende Führungstreffer für die Gastgeber nach einer scharfen Hereingabe trifft Björn Lasse (48.) zum 1:0 gegen unsortierte Neumünsteraner.

Mika Jöhnck als genialer Vorbereiter

PSV-Trainer Marco Frauenstein reagiert sofort und bringt mit Mika Jöhnck (56.) einen weiteren Kreativspieler, der das Satruper Abwehrbollwerk aushebeln soll.

Wieder einmal ein gelungener Schachzug von Frauenstein, denn Jöhnck ist der Vorbereiter nach einem schnell ausgeführten Eckball für Nils Drauschke (66.), der mit einem schönen Seitfallzieher zum 1:1 trifft. Kurz danach kommt es knüppeldick für den PSV mit der zweifelhaften roten Karte gegen Barck, doch die Neumünsteraner spielen weiter konsequent auf Sieg und werden belohnt.

Küffner trifft zum Sieg

Acht Minuten vor Spielende ist es erneut Jöhnck, der das richtige Auge hat und auf Küffner (82.) passt, der noch einen Gegenspieler austänzelt und dann zum 1:2 trifft. Danach übersteht der PSV auch die letzten Minuten schadlos und feiert am Ende einen wichtigen Arbeitssieg, der umso bemerkenswerter ist, wenn man bedenkt, dass mit Paul Eberhardt und Marc-Oliver Timm zwei gesetzte Stammkräfte wegen Fieber kurzfristig passen mussten.

Fazit: Der PSV Neumünster bleibt dran am TSB Flensburg und gewinnt ein verdammt schweres Auswärtsspiel gegen einen bärenstarken Aufsteiger. Der Schiedsrichter erwischt keinen guten Tag und wird ungewollt zum Hauptdarsteller. Nun liegt es am Sportgericht ein gerechtes Urteil zu fällen.

Stimme zum Spiel

Trainer Bernd Hansen (TSV Nordmark Satrup): „Bis zur 75. Minute war das ein Klassespiel von uns. Auch taktisch haben wir uns gut verhalten. Der PSV hat sich schwer getan. Wir müssen das 2:0 machen. Björn Lass spielt aus acht Metern auf Clemens Nielsen. Da hätte er selbst abziehen müssen. Dann wäre das Spiel wohl entschieden gewesen. Durch die beiden roten Karten gegen den PSV sind wir aus dem Rhythmus gekommen. Wir kassieren in Überzahl das 1:2. Das darf uns nicht passieren. Als der Neumünsteraner Mittelfeldspieler über 30, 40 Meter durchläuft und zum 1:2 auflegt, müssen wir auch einmal eine Karte riskieren. Neumünster hat an sich geglaubt. Das sieht man auch wie sie nach dem Spiel gejubelt haben. Einer der Co-Trainer lobte uns nach dem Spiel als bisher stärksten Gegner. Beim VfR hatten wir das Glück auf unserer Seite und sind durch einen Torwartfehler zurückgekommen. Diesmal hatten wir etwas Pech.“

Zu den beiden roten Karten gegen den PSV äußerte sich Hansen wie folgt: „Der ersten roten Karte ist ein Laufduell zwischen unserem Spieler Brieskorn und Barck vom PSV vorausgegangen. Mein Spieler sagte mir, er hat einmal kurz im Rücken eine Berührung wahrgenommen, aber einen Schlag ins Gesicht mit dem Ellenbogen hat er nicht erhalten. Da war aus meiner Sicht eigentlich nichts. Mein Spieler ist eine ehrliche Haut und ein loyaler Typ. Die Reaktion des Schiedsrichters war ein bisschen übertrieben.

Die zweite rote Karte kann man geben, war aber in der Nachspielzeit auch völlig unnötig. Beide Spieler liegen am Boden. Mein Spieler will aufstehen und wird an den Beinen etwas gehakelt. Ich konnte keine Tätlichkeit erkennen in der Situation.“

TSV Nordmark Satrup: Mathiesen – Falke, Reimer, Brieskorn (84. Paul waterhues), Andresen (87. Goos) – Mats Petersen, Nielsen (84. Wintschel), Karshüning (17. Hansen), Lasse Petersen (69. Sellmer) – Ottsen, Lass.
Trainer: Bernd Hansen.

PSV Neumünster: Franzenburg – Huber, Melahn, Sachse, Zarpe (82. Werner) – Falk (56. Jöhnck), Drauschke – Barck, Tiedemann (84. Hirsch), Küffner – Barendt.
Trainer: Marco Frauenstein.

Schiedsrichter: Jan-Christian Meyer (SV GW Todenbüttel).
Assistenten: Jannes Flaszynsk, Maik Tams.

Rote Karten: Marc Barck (79.), Til Küffner (91., beide PSV)

Zuschauer: 240 in Satrup.

Tore: 1:0 Björn Lasse (48.), 1:1 Nils Drauschke (65.), 1:2 Til Küffner (82.).

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