Marvin Ehlert (li., Heider SV), gegen Paul Falk (PSV Neumünster), verwandelte den Elfmeter sicher. © 2023 Olaf Wegerich
Der PSV Neumünster schwimmt weiter auf der Erfolgswelle. Auch im Achtelfinale des SHFV-Pokals gegen den Ligakontrahenten Heider SV waren die Schwalestädter bei ihrem verdienten 3:1 (0:1)-Heimerfolg von der völlig neuformierten gut mitspielenden Dithmarscher Mannschaft nicht zu stoppen. Der PSV erwartet nun im Viertelfinale am 22. Juli den Sieger der Partie zwischen den Regionalligisten FC Kilia Kiel und dem SC Weiche 08 Flensburg, die am 14. Juli ausgetragen wird. Die Gastgeber präsentierten sich bei tropischen Temperaturen als das reifere Team und ließen sich auch durch einen „kuriosen Foulelfmeter„ (Orginalton PSV-Trainer Marco Frauenstein) sieben Minuten vor der Pause nicht aus der Ruhe bringen und drehten die Partie nach dem Seitenwechsel im Stil einer Spitzenmannschaft.
Neuzugänge in der Startformation
Beim Gastgeber standen die Neuzugänge Marc-Oliver Timm vom Hamburger Oberligisten TSV Sasel sowie der aus Heide an die Stettiner Straße gewechselte Angreifer Jesper Tiedemann in der Startformation.
Die Heider hatten deren fünf aufzubieten. Marvin Matthiessen sowie Daouda Soumah (beide vom Husumer SV), dazu noch Angreifer Arne Burmeister vom SV Merkur Hademarschen und Gillian Jebens vom BSC Brunsbüttel. Neu im Tor war Mats Hinrichs.
Heide beginnt mutig
Die Heider begannen im Gegensatz zum Punktspiel im März, als die Neumünsteraner die Dithmarscher mit einer 1:7 Klatsche demütigten, sehr mutig und hatten auch einige Strafraumannäherungen zu verzeichnen. Doch klare Torchancen gab es nicht zu vermelden.
Der PSV hatte deutlich mehr Spielanteile und schaffte es, die Heider immer wieder in deren Hälfte mit ihrem dominanten Ballbesitz- und Tempofußball einzuschnüren.
Geduldig wurde sich der Gegner zurecht gelegt und dann blitzartig mit viel Tempo über die Flügel die gegnerische Abwehr vor massive Probleme gestellt. Insbesondere der Ex-Heider Jesper Tiedemann deutete bei seinen schnellen Vorstößen immer wieder seine Gefährlichkeit an. Eine präzise Hereingabe von Tiedemann landet bei Sturmführer Timo Barendt, der nicht lange fackelt. Aber seinen Flachschuss kann der starke Mats Hinrichs im Tor der Gäste mit einer Fußabwehr entschärfen. Capitano Fyn Claasen, der viel Offensivdrang entwickelte sowie der emsige Mika Jöhnck hatten weitere gute Abschlüsse.
Der Heider Torjäger Mika Kieselbach deutete zwar immer wieder genauso wie Neuzugang Daouda Soumah sein großes Potential an, doch die wechselweise Bewachung durch Mats Melahn und Marc-Oliver Timm klappte sehr gut.
„Kurioser Elfer“ für Heide
Dann überschlagen sich die Ereignisse. Nach einem Eckball der Gäste sieben Minuten vor der Pause kommt der Dithmarscher Abwehrchef Patrick Storb im PSV-Strafraum zu Fall und bleibt liegen. Die Partie läuft zunächst weiter, doch dann nimmt Linienrichter Dajinder Daniel Pabla per Funk Kontakt zu Schiedsrichter Jan-Christian Meyer auf, der sofort die Partie unterbricht und sich die Ausführungen von Pabla erläutern lässt. Ergebnis der Unterredung: Schiedsrichter Meyer zeigt auf den Elfmeterpunkt. Pabla will im Getümmel nach dem Eckball ein Foul an Storb erkannt haben, der von Timo Barendt allerdings unabsichtlich wie Barendt und Pabla unisono bestätigten im Liegen am Kopf getroffen wurde. Konsequenz: Foulelfmeter für die Gäste. Marvin Ehlert lässt sich nicht lange bitten, verlädt Franzenburg und es steht 1:0 für die Gäste.
PSV-Trainer Marco Frauenstein sprach nach dem Spiel zunächst von einem kuriosen Elfmeter, musste aber nach Sichtung der Videoaufnahmen am Folgetag eingestehen, dass auch er das Foulspiel gesehen hat. Patrick Storb bestätigte in der Halbzeitpause. „Ich habe einen heftigen Schlag gegen den Kopf bekommen. Ich habe aber nicht gesehen, mit welchem Körperteil ich getroffen wurde. Ich bin wirklich keiner, der eine Schwalbe macht, um einen Elfmeter zu bekommen.“ Selbst auf Heider Seite hatte aber kein Spieler oder Offizieller Elfmeter gefordert. Insofern muss man Linienrichter Pabla zugestehen, in dieser Situation ein Adlerauge gehabt zu haben.
Möller trifft zum Ausgleich
Die Heimelf zeigte sich aber völlig unbeeindruckt und spielte weiter zielstrebig. Insbesondere die Hereinnahme von Tim Möller, der Tiedemann ersetzte, brachte weitere Impulse. Möller zündete sofort den Turbo, ließ seinen Gegenspieler stehen und zog aus halblinker Position ab. Hinrichs im Gästetor konnte zunächst noch den Ball abwehren, doch „Mölli“ kann es auch mit Gefühl und der anschließende Lupfer landete zum überfälligen 1:1-Ausgleich im Netz. Nur eine Minute nach der Pause war der PSV wieder oben auf.
Glatt Rot für Soumah wegen Tätlichkeit
Danach schwächen sich die Gäste nach einer undurchsichtigen Aktion nach einem Eckball selbst. PSV-Torhüter Torben Franzenburg und der Husumer Neuzugang Daouda Soumah geraten aneinander. „Ich habe einen Schlag auf die Lippe bekommen“, sagte Franzenburg nach dem Spiel und zeigte auf seine rotgefärbten Handschuhe, mit denen er sich das Blut aus dem Gesicht gewischt hatte. Nachdem Schiedsrichter Meyer die Rudelbildung seitlich des Tores aufgelöst und die Streithähne getrennt hatte, blieb der Unparteiische weiter konsequent und zog seine knallharte Linie durch. Die Aktion von Soumah gegen Franzenburg wertete Schneider als Tätlichkeit und zeigte dem Angreifer, der die Szene nicht kommentieren wollte, glatt Rot.
Mika Jöhnck trifft zur Führung
Die Frauenstein-Mannschaft war jetzt klar spielbestimmend und es sollte keine fünf Minuten dauern, bis die Gastgeber die Partie komplett gedreht haben. Nach toller Vorarbeit von Fyn Claasen kommt Mika Jöhnck (58.) im Strafraum unbedrängt zum Abschluss und trifft zum 2:1 für die Gastgeber, die nun komplett das Kommando übernommen haben.
PSV betreibt Chancenwucher
Der Polizei-Sportverein drängt nun gegen die in Unterzahl zunehmend schwächelnden Heider auf die Entscheidung und versäumt es, trotz klarster Chancen den Vorsprung auszubauen. Ein Schuss von Marc Barck kann in höchster Not auf der Torlinie geklärt werden. Ebenso scheitert Tim Möller aus Nahdistanz an der vielbeinigen Gästeabwehr. Torjäger Timo Barendt liefert sich zudem ein Privatduell mit dem starken Hinrichs. Einmal scheitert Barendt frei stehend mit einem Flachschuss, als Hinrichs per Fußabwehr klären kann. Und dann kann der Neuzugang von Frisia Lindholm einen satten Fernschuss mit einer spektakulären Flugparade zur Seite abwehren. Doch im dritten Versuch bleibt der Torjäger in der Nachspielzeit, nachdem er völlig blank auf Hinrichs zuläuft, eiskalt und verwandelt mit einem überlegten Flachschuss zum 3:1 (90./+1). Kurz zuvor hatte Kieselbach für die Dithmarscher noch eine dicke Chance zum Ausgleich. Doch Franzenburg konnte in höchster Not mutig klären.
„Heide hat tief verteidigt. Wir haben nicht viel zugelassen. Nach dem kuriosen Elfmeter reagieren wir gut. Nach der Halbzeit hatten wir mit Tim Möller viel Tempo im Spiel. Einen Wunschgegner für die nächste Runde habe ich nicht. Kilia kennen wir halt etwas besser. Wir nehmen es so wie es kommt. Egal wer es wird, wir gehen als Außenseiter in das Spiel“, sagte Trainer Marco Frauenstein. Spielführer Fyn Claasen befand: „Nach gut zwei Wochen Training haben wir das gut gemacht. Wir hatten viel Ballbesitz und Kontrolle über das Spiel und waren konsequenter .“
Stimme zum Spiel
PSV Neumünster: Franzenburg – Werner, Timm, Melahn, Groth (84. Eberhardt) – Falk (77. Klimmek), Claasen, Jöhnck (90. Khemiri), Küffner (68. Barck) , Tiedemann (46. Möller)- Barendt.
Trainer: Marco Frauenstein.
Heider SV: Hinrichs – Hinz, Storb, Matthiesen, Busch – Jebens, Calvin Ehlert (68. Reimers), Soumah, Marvin Ehlert – Burmeister (61. Wolf), Kieselbach.
Trainer: Markus Wichmann.
Schiedsrichter: Jan-Christian Meyer (SV Grün-Weiß Todenbüttel).
Assistenten: Dajinder Daniel Pabla, Jannes Flaszynski.
Zuschauer: 236 am Sportplatz an der Stettiner Straße.
Rote Karte: Daouda Soumah (53., Heider SV).
Tore: 0:1 Marvin Ehlert (38., Foulelfmeter), 1:1 Tim Möller ( 46), 2:1 Mika Jöhnck (58.), 3:1 Timo Barendt (90./+1).