Ganz Hohenwestedt ist beim kollektiven Jubel dabei. © 2023 Olaf Wegerich
Der MTSV Hohenwestedt hat es geschafft. Durch einen hart erkämpften 1:0 (0:0)-Heimerfolg vor über 600 Zuschauern gegen einen aufopferungsvoll kämpfenden Gettorfer SC beendet die Mannschaft vom Trainerteam Udo Kochanski und Sebastian Barth die Saison als souveräner Meister der Landesliga Mitte. Durch das goldene Tor von Henrik Schnoor nach präziser Flanke von Tim Sienknecht in der fünften und letzten Minute der Nachspielzeit.
Enthusiastische Fans feiern kommenden Oberligisten
Damit darf der MTSV in der kommenden Saison in der Flens-Oberliga antreten und sich mit den besten Mannschaften des Landes messen. Da die zuvor angezeigte Nachspielzeit bereits abgelaufen war pfiff Schiedsrichter Kjell-Oke Schneider die Partie auch nicht wieder an. Die Hohenwestedter Spieler versanken gleich danach in einer kollektiven Jubeltraube und wurden von den zahlreichen Fans enthusiastisch gefeiert.
Tim Sienknecht mit toller Vorarbeit
Lange Zeit sah es so aus, dass der MTSV bei einem drohenden Remis den Umweg über die Relegation mit den Zweitplatzierten aus der Landesliga-Staffel Schleswig (TuS Rotenhof) und Holstein hätte gehen müssen, da der Rivale VfR Neumünster gegen den TSV Altenholz bereits nach der Halbzeit auf die Siegerstraße eingebogen war und zudem bei Punktegleichstand auch das deutlich bessere Torverhältnis aufzubieten hatte. Doch die beste Mannschaft der Rückrunde bewies Ruhe und hatte im entscheidenden Moment dank des Geniestreichs von Tim Sienknecht, der den Ball millimetergenau auf den Kopf von Henrik Schnoor bugsierte, noch den letzten Pfeil im Köcher, der ins Ziel traf.
Zähe erste Hälfte – wenig Höhepunkte
Im ersten Durchgang entwickelte sich eine zähe Partie ohne große Höhepunkte. Die Mannschaft von Trainer Christian Schoessler, die ansonsten in der jüngsten Vergangenheit zu den Lieblingsgegnern des MTSV gehörte, was die deutlichen Siege in den letzten Partien eindrucksvoll belegen, wehrte sich nach Kräften und kam selbst zu einer guten Torchance durch Kevin Link. Die Gastgeber wirkten vor der ungewohnt großen Kulisse häufig verkrampft, leisteten sich Fehler im Spielaufbau und luden die zuletzt so erfolgreichen Gettorfer, die eine starke Rückrunde spielten und seit sechs Spielen ungeschlagen waren, immer wieder zu kontern ein, die häufig brandgefährlich waren.
Der Druck auf die Gastgeber den erlösenden Treffer zu erzielen und nicht in Rückstand zu geraten war greifbar. Viele Angriffe der Gastgeber verpufften durch wenig präzise Anspiele. Lediglich Spielführer Tjark Sievers hatte eine gute Gelegenheit, doch Tilman Körtzinger im Tor der Gäste konnte parieren.
MTSV erhöht den Druck und vergibt zwei Riesenchancen
Nach dem Wechsel erhöhte der MTSV den Druck und hatte zunächst Pech, dass Tjark Sievers einen Ball nur knapp neben das Tor setzte. Die erste Chance der Gäste nach dem Pausentee hatte Yannick Wolff, doch die vielbeinige Abwehr der Gastgeber konnte im Kollektiv klären.
Falko Möller sorgt für Impulse
Der zuletzt angeschlagene Falko Möller wurde zur Halbzeit für Felix Ploog eingewechselt und sollte dem Angriffsspiel weitere Impulse verschaffen. Das zeigte auch die erhoffte Wirkung. Eine butterweiche Flanke in den Strafraum erwischte Torjäger Thies Kochanski, der seinem Bewacher enteilt war, per Hechtkopfball, doch der war zu zentral angesetzt, um für echte Gefahr zu sorgen.
Obwohl die Partie wahrlich kein Leckerbissen war und ausschließlich von der Spannung lebte, blieben die Gastgeber am Drücker und kamen durch Tjark Sievers, der sich immer wieder in die Angriffe einschaltete, zu einer weiteren Kopfballchance. Doch erneut ging der Ball knapp über das Gehäuse.
Torben Dahsel mit Großchance für Gettorf
Doch die Partie wurde immer mehr zu einem Ritt auf der Rasierklinge, denn die gut aufgelegten Gettorfer hätten durch den aufgerückten Spielführer Torben Dahsel, der nach langer Pause wieder stark aufspielte, fünfzehn Minuten vor Spielende durchaus zum Partychrasher werden können. Aber der Schuss des Spielführers der Gäste landete knapp neben dem Tor.
Fallrückzieher von Hannes Kracht Tor wert
Als das Spiel schon langsam sich der Zielgerade näherte, dann die nächste Riesenchance für die Gastgeber auf den erlösenden Treffer, doch der spektakuläre Fallrückzieher von Hannes Kracht, bei dem Körtzinger wohl nicht mehr hätte eingreifen können, verfehlte das rechte obere Dreieck nur knapp. Dann war Gettorf an der Reihe, indes die flache Hereingabe von Leon Braun findet vor dem Tor der Gastgeber keinen Abnehmer.
Vier Minuten vor Spielende findet ein Eckball von Tim Sienknecht den kopfballstarken Tjark Sievers, doch erneut geht der Ball knapp daneben. Es ist zum Verzweifeln: großer Aufwand aber kein Ertrag. Im Gegenzug passt der starke Yannick Wolff auf Kevin Link, doch der wird im letzten Moment geblockt.
Geniestreich von Tim Sienknecht – Schnoor trifft
Als sich alle Beteiligten schon mehr oder weniger mit der Nullnummer abgefunden hatten, kam dann der große Auftritt von Tim Sienknecht, der mit der letzten Aktion des Spiels präzise auf Henrik Schnoor flankte, der sich hochschraubte und mit seinem Kopfballtreffer für kollektiven Jubel bei den Gastgebern sorgte. Danach wurde in Hohenwestedt bei Freibier ausgiebig gefeiert. Ein großes Lob gebührt den Gästen aus Gettorf, die am letzten Spieltag alles in die Waagschale geworfen haben und fast zum Stolperstein für den MTSV geworden wären.
Spielleiter Gerd Freisler kehrt um
Spielleiter Gerd Freisler wollte sich bereits auf den Weg in seine Heimatstadt Neumünster machen, als die letzte Minute der Nachspielzeit bereits angebrochen war, um den Meisterwimpel an den VfR zu übergeben, der ja bereits mit 4:0 in Führung lag, doch dann kam alles anders und der Wimpel und die Medaillen blieben in Hohenwestedt. „Der MTSV war ja nur dreimal während der Saison an der Tabellenspitze, aber der Zeitpunkt ist entscheidend“, fand Freisler dann auch bei der emotionalen Feier die passenden Worte. Auch Gettorfs Trainer durfte stolz auf sein Team sein, das noch einmal einen starken Auftritt hingelegt hatte. „Wir haben alles gegeben und uns fair aus der Saison verabschiedet. Durch Kevin Link hatten wir ja auch eine wirklich gute Chance, um in Führung zu gehen. Wir haben es Hohenwestedt sehr schwer gemacht“, zog Christian Schoessler zufrieden Bilanz.
Udo Kochanski und Sebastian Barth völlig geschafft
Nach dem Nerven aufreibenden Spiel war das Hohenwestedter Trainerteam noch völlig geschafft. „Ich habe zwischendurch immer mal wieder auf das Handy geschaut und gesehen, dass der VfR führt. Wir haben nach der Pause einige offensive Wechsel vorgenommen, um den Druck zu erhöhen. Nachdem Thies mit dem Kopfball und Hannes Kracht mit dem Fallrückzieher zwei große Chancen vergeben hatten, habe ich nicht mehr damit gerechnet, dass uns noch ein Treffer gelingt. Die Jungs sind in der entscheidenden Phase ruhig geblieben. Gettorf war ein fairer Gegner, der uns alles abverlangt hat“, resümierte Udo Kochanski. Völlig fertig war Kollege Sebastian Barth: „Ich bin völlig fertig und kann das alles noch gar nicht glauben, dass wir jetzt in der Oberliga spielen.“
Ganz cool analysierte Tim Sienknecht seinen Geniestreich, der zum goldenen Treffer führte. „Ich habe gesehen, dass Henrik frei steht und auf ihn geflankt. Das hat zum Glück gepasst.“
MTSV Hohenwestedt: Gohr – Brandt (84. Lüdtke), Schnoor, Behnke, Sienknecht – Rathje (64. Landt ( 82. Kasch)), Tjark Sievers, Clas Sievers – Ploog (46. Möller), Kracht – Kochanski.
Trainer: Udo Kochanski und Sebastian Barth.
Gettorfer SC: Körtzinger – Morawe, Niklas Wolff, Petersen, Plehwe (90. Dubau) – Dannath, Braun (75. Rosenau) – Link, Yannick Wolff, Weihrauch – Dahsel.
Trainer: Christian Schoessler.
Schiedsrichter: Kjell-Oke Schneider (VfL Bad Schwartau).
Assistenten: Florian Westphal, Ralf Christ.
Tor: 1:0 Hendrik Schnoor (90./+5).
Zuschauer: 600 auf dem Sportplatz Wilhelmshöh in Hohenwestedt.