Finn-Luca Bies (SG Eider Harde) lässt sich von Marcel Sperling (SG Flensburg-H. II) nicht aus dem Wurf-Rhythmus bringen. © 2023 Olaf Wegerich
Die HSG Eider Harde gewinnt in der Handball-Oberliga HH/SH auch die zehnte Partie in Serie und schlägt den Vorletzten SG Flensburg/ Handewitt 2 vor der ansprechenden Kulisse von 340 Zuschauern in der Werner-Kuhrt-Halle am Ende deutlich mit 34-24 (14-9) und festigt damit vor dem spielfreien Wochenende ihre Spitzenposition.
Die durch sechs Verletzungen stark dezimierten und zu Umstellungen gezwungenen Gastgeber hatten mit dem hoch motivierten Gegner lange Zeit große Probleme, zeigten über weite Strecken einen unkonzentrierten Auftritt, vergaben dabei reihenweise beste Chancen und leisteten sich einige ungewohnte technische Fehler gegen den im Abwehrverbund sehr robust sich wehrenden SG-Nachwuchs.
Eider Harde tut sich schwer
Nachdem der Gast zum Start zweimal in Führung gehen konnte, hatte die HSG es spürbar schwer, ihren gewohnten Rhythmus zu finden und sich eine beruhigende Führung zu erarbeiten. Bis zum 10-8 (23:31) hielt der Flensburger Nachwuchs prächtig mit und bereitete der HSG-Abwehr erhebliche Schwierigkeiten. Trainer Matthias Hinrichsen hatte vor dem Anschlusstreffer eine Auszeit genommen um seine Jungs wach zu rütteln.
Dank mehrerer Paraden von Jorge Schmidt und einigen schwachen Abschlüssen der Nordlichter konnte sich die HSG bis zur Halbzeit auf 14-9 absetzen, obwohl weiterhin viel Sand im Getriebe war und die Gastgeber mehrmals freistehend vor dem starken SG-Keeper Nerven zeigten und scheiterten. Besonders bitter für die HSG: Nach einem hart geführten Zweikampf stürzte Julian Fröhlich so unglücklich, dass er sich eine Achillessehnenverletzung zuzog und fortan nicht mehr mitspielen konnte.
SG-Nachwuchs hält lange mit
Auch nach dem Seitenwechsel setzte sich die zerfahrene Partie fort. Die HSG agierte in einigen Aktionen zu hektisch und versäumte es, den Vorsprung auszubauen. Als Mats Johan Wehden für die Mannschaft von Trainer Lukasz Czertowicz zum 17-22 (47:32) verkürzte, waren bereits über drei Viertel der Partie gelaufen und die Gäste zogen sich weiter achtbar aus der Affäre. Bereits in der Halbzeit und bei der zweiten HSG-Auszeit ließ der Hallensprecher dann noch die Auflaufhymne vom SG-Erzrivalen THW Kiel spielen, doch auch davon zeigte sich der Flensburger Nachwuchs wenig beeindruckt.
Zuschauer wecken Emotionen
In der zweiten Hälfte war es dann das Publikum, das ein Gespür dafür entwickelte, dass die Gastgeber Unterstützung benötigen und wach gerüttelt werden müssen. Das Treiben auf der Platte erweckte bisweilen den Eindruck als ob sich um ein Testspiel handelte. Mit dem zunehmenden Geräuschpegel kamen auch die Emotionen. Bei einem Tempogegenstoß der Gäste war es dann Eike Möller, der im Laufduell mit einem Gästespieler diesen zu Fall brachte. Was die Schiedsrichter mit einer roten Karte ahndeten.
Schiedsrichter in der Kritik
Die beiden Schiedsrichter von der HSG Horst/ Kiebitzreihe hatten fortan nicht nur wegen dieser Situation einen schweren Stand und mussten sich einige unschöne Zurufe, die wohl auch unter die Gürtellinie gegangen sein sollen, wie einer der beiden Unparteiischen nach dem Spiel zum Ausdruck brachte, anhören. Verwunderlich ist nur, dass trotz dieser Vorkommnisse der besagte Schiedsrichter stur bis zum Spielende auf der dem Publikum zugewandten Seite verweilte und nicht mit dem Kollegen die Position tauschte, um die aufgeladene Stimmung zu beruhigen.
HSG zeigt Charakter
Wie auch immer: Das Hinrichsen-Team nutzte nun die verbleibende Spielzeit und die Situation auch als Weckruf, um auch etwas besser ins Spiel zu kommen und zielstrebiger zu agieren. Mit dem abschließenden Treffer von Jan Bornhöft zum 34-24 (14-9) war erstmals ein Zehn-Tore-Vorsprung erspielt und damit auch ein standesgemäßer Sieg eingetütet, der allerdings durch die Verletzung von Julian Fröhlich auch teuer erkauft wurde.
Der unermüdliche Sören Hartwich, der keinem Zweikampf aus dem Weg ging, und Jarno Mumm, die beide jeweils neunmal trafen, zählten zu den Aktivposten bei der HSG. Ansonsten war bei einigen Akteuren phasenweise viel Luft nach oben.
Stimmen zum Spiel
Trainer Matthias Hinrichsen (HSG Eider Harde): Wir hatten heute keine gute Form, aber ich möchte mich für einen Sieg mit zehn Toren Unterschied auch nicht entschuldigen. Wir waren mental und von der Konzentration nicht gut. Teilweise haben wir haarsträubende Entscheidungen getroffen. Uns ist glaube ich nicht ein Treffer vom Kreis gelungen. Zum Schluss hat es sich aber vom Negativen zum Positiven gedreht und die Mannschaft hat Charakter gezeigt. Was mich Stolz macht. Nach den Emotionen im Derby ist die Fallhöhe gegen den Vorletzten natürlich groß. Wichtig ist, dass wir die Punkte haben. Uns haben heute sechs wichtige Spieler gefehlt. In dieser Verfassung hätte es aber heute nicht gereicht, um gegen Hamburg-Barmbek zu bestehen.
Georg Rohwer (HSG Eider Harde) nach seinem Bandscheibenvorfall: Mir geht es inzwischen etwas besser. Die Verletzung stagniert. Im März habe ich die nächste Untersuchung, dann lässt sich abschätzten, wie es mit mir weiter geht. Mit viel Glück könnte es mit den letzten beiden Spielen vielleicht etwas werden. Ansonsten muss ich warten bis zur neuen Saison.
HSG Eider Harde: Schmidt, Domke, Hartwich 9 , Mumm 9 (3/2), Bornhöft 4, Dau 4, Glumm 2, Schneider 2, Bies 2, Suhr 1, Möller 1, J. Oettershagen, Fröhlich, Schatz.
Trainer: Matthias Hinrichsen.
SG Flensburg-Handewitt 2: Schmitt, Balzersen, Sekowski 8, Westphalen 4 (3/3), Makowka 2, Blumenberg 2, Mau 2, Wehden 2, Sperling 2, Wuzella 1, Nielsen 1 (0/1), Franke.
Trainer: Lukacz Czertowicz.
Schiedsrichter: Martin Schmidt/ Stefan Vollstedt (HSG Horst/ Kiebitzreihe).