2:3 gegen den PSV Neumünster: Inter Türkspors Invest zahlt sich nicht aus

von Ismail Yesilyurt

Serkan Yildirimer (Inter Türkspor) hat sich zwischen Meiko Werner (re.) und Mika Hirsch (PSV Neumünster) durchgemogelt, wird aber zum Eckball abgedrängt. © 2024 Ismail Yesilyurt


Die Lage für Inter Türkspor Kiel wird in der Flens-Oberliga langsam sehr bedrohlich. Die Kieler sind nach dem 2:3 gegen den PSV Neumünster nun auf dem 13. Platz in der höchsten Landesklasse in Schleswig-Holstein. Dem letzten regulären Platz für den Klassenerhalt. Natürlich auch abhängig den Entwicklungen weiter oben. Kilia Kiel wird aller Wahrscheinlichkeit nach aus der Regionalliga absteigen. Sollte der schleswig-holsteinische Vertreter in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord nicht einen der zwei Plätze der drei Teilnehmer erreichen, ist auch der 13. Tabellenrang im Landesliga-Fahrstuhl.

Inter rückt unten ran, PSV oben

Dabei haben die Interisti am Sonntag gegen den Favoriten, der nach den Ergebnissen von diesem Wochenende seine Chancen auf den Meisterschaft erhöht hat, erneut bewiesen, dass sehr viel Potential in der Mannschaft steckt. Mehr als es die Tabellensituation hergibt. Türkspor hat in dieser Saison viele Punkte in den letzten Minuten aus der Hand gegeben. Die fehlen jetzt natürlich, um die Saison ruhig zu Ende zu spielen.

Moshood Adesanya braucht zwei Mal Anlauf

Das Spiel startet „wild“ wie es später PSV-Chefcoach Marco Frauenstein beschreibt. Den Neumünsteranern unterlaufen unerklärliche Fehlpässe, aus denen drei sehr gute Chancen für die Gastgeber entstehen. Alle für Inters Torjäger Moshood Adesanya, der erst mit der dritten Möglichkeit trifft. Zunächst verweht der böige und starke Wind einen Heber aus 40 Metern über das leere PSV-Gehäuse (7.). Nur kurz darauf eine ähnliche Szene. Nur mit dem Unterschied, dass der Heber zu einem flachen Abschluss mutiert, den der mitspielende Keeper Torben Franzenburg knapp an der Strafraumgrenze beim Zurücklaufen entschärfen kann (8.). Aller guten Dinge sind dann drei für Ola Adesanya nach knapp 10 Minuten, als die PSV-Defensive samt Franzenburg ein Geschenk zum 1:0 an Inter verteilt.

Partie lebt von großen Fehlern

Doch ein Fehler auf Höhe der Mittellinie von Neuzugang Lars Horstinger, der nach seiner Wechselsperre von Kilia Kiel zum ersten Mal für Türkspor spielt, sorgt für den schnellen Ausgleich. Nach einer zügigen Verlagerung nach rechts landet das Spielgerät im Zentrum beim freistehenden Timo Barendt, der keine Mühe hat, sein 17. Tor zu erzielen. Danach bleibt der Gast am Drücker, aber nach und nach bieten die Kieler nach einer kurzen Phase nach dem Gegentor wieder mehr Paroli, sodass erst in der 32. Minute die nächste Gelegenheit zu verzeichnen ist. Tim Möller scheitert jedoch aus spitzem Winkel an der Fußabwehr von Tilman Körtzinger. Die Führung für den Tabellendritten fällt dann zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Nach einem Freistoß von Til Küffner kann Barendt im Strafraumzentrum den Ball per Kopf weiterverlängern. Am hinteren Pfosten ist Torwart Tilman Körtzinger eigentlich zur Stelle, kann aber den Ball nicht fangen, der zum 2:1 für den PSV Neumünster im Netz landet.

Kein Abseits wie Pascal Polonski (Inter Türkspor Kiel) anzeigt. Tilman Körtzinger liegt geschlagen auf dem Kunstrasen durch das 1:2 vom jubelnden Timo Barendt (22). © 2024 Ismail Yesilyurt
Kein Abseits wie Pascal Polonski (Inter Türkspor Kiel) anzeigt. Tilman Körtzinger liegt geschlagen auf dem Kunstrasen durch das 1:2 vom jubelnden Timo Barendt (22). © 2024 Ismail Yesilyurt

1:2 Nackenschlag?

Ist das 1:2 Nackenschlag für Inter lautet die Frage nach dem Spiel an Inter-Coach Mikki Mladenovic „Nee, ich glaube, das erste Tor hat uns ein bisschen mehr weh getan. Nachher haben wir doch ein bisschen Zeit gebraucht, dass wir richtig stabil stehen oder die eine oder andere Aktion nach vorne zu starten“, antwortete der ehemalige Profi-Kicker von Holstein Kiel. „Zweite Halbzeit haben wir alles probiert. Natürlich gegen Wind ist auch schwierig, wenn du das Spiel machen musst. Wir können das, aber wir haben zur Zeit nicht die Lockerheit wie PSV“, erklärte Mladenovic den feinen Unterschied,

Inter Türkspor Kiel attackiert früher

Aus der Kabine kommt Inter Türkspor mit einer anderen Taktik. Nun wird aus einem Abwehr- bzw. Mittelfeldpressing, aus dem die Platzherren mit schnellem Umschaltspiel oder langen Bällen den Erfolg suchte, ein höheres Spiel gegen den Ball. Viele Chancen können beide Seiten aus ihrer Spielweise jedoch nicht extrahieren. Inter tut sich schwer, gefährliche Situationen zu kreieren, da der PSV gut verteidigt. Aber andersrum seine schnellen Gegenangriffe zu unentschlossen und ungenau ausführt.

Tilman Körtzinger rettet gegen Tim Möller

Die erste nennenswerte Szene gibt es für Tom Zarpe (56.), ehe dann die Frauenstein-Elf das 3:1 verpasst. Nach einem Foulspiel an Justin Petersen vor dem PSV-Strafraum bleibt der Pfiff von Schiedsrichter Sebastian Kück, der eine großzügige Spielleitung präferiert, aus. Der Konter landet mustergültig bei Tim Möller, der aber im Eins-gegen-eins mit Keeper Körtzinger den kürzeren zieht (68.). Auf der Gegenseite ist Tom Marquardt dem 2:2 sehr nahe, doch fehlen wenige Zentimeter, damit der Ball nicht neben dem langen Pfosten ins Toraus geht, sondern ins Tornetz. Inter ist weiter sehr aktiv am 2:2 dran. So durch einen Freistoß von Pascal Polonski, der an den Pfosten knallt (74.). Nachdem die Gastgeber in ihrer linken Strafraumseite nicht energisch klären können, steht Barendt nach einem Zuspiel wieder goldrichtig und übernimmt mit seinem 19. Saisongoal zusammen mit Nicolas Holtze (TSB Flensburg) und Morten Wahl die Spitze der Torjägerliste. Drei Tore vom Timo Barendt: ein starkes Stück.

Timo Barendt: zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Timo Barendt hat heute den Unterschied ausgemacht!? Oder, Marco Frauenstein? „Ich behaupte, dass zwei von den Dreien mache ich auch“, lachte Frauenstein. „Wenn ich da stehen würde. Aber den Kopfball macht er natürlich schon sehr sehr gut. Da hat er die Qualität. War gut, dass er endlich mal wieder uns so ein Spiel umgebogen hat“, freut sich der PSV-Coach, einen außergewöhnlichen Torjäger in den Reihen zu haben. Mit solch einer Gabe: zur richtigen Zeit am richtigen Ort!

Ola Adesanya verkürzt auf 2:3

Das ist auch Adesanya in der 89. Minute mit dem 2:3-Anschlusstreffer. Zur mehr, einem verdienten Punktgewinn, reicht es dann trotz vierminütiger Nachspielzeit nicht mehr. „Ich glaube schon, dass wir die besseren Chancen hatten. Aber Inter hat viel investiert“, sagte Frauenstein nach dem Abpfiff.

„Die ersten zwei Tore haben wir uns selber zuzuschreiben“

„Die ersten zwei Tore haben wir uns selber zuzuschreiben. Aber nichtsdestotrotz ich bin nicht sauer. Die Mannschaft hat Wille gezeigt von der ersten bis zur 95. Minute. Und das gibt mir Zuversicht, dass wir das auch schaffen können“, erwartet Mikki Mladenovic von seinem Team die Leistung wie gegen den PSV nun auch in den nächsten Begegnungen. Vor allem gegen die Teams, die von der Papierform auf Augenhöhe sind. „5 Spiele, 3 Siege. Egal, wo wir die holen. Wir müssen drei Mal gewinnen und sind wir in Liga“, lautet die Formel von Mikki Mladenovic nach dem 25. von 30 Spieltagen für den sicheren Klassenerhalt. SV Eichede, Preußen Reinfeld, Nordmark Satrup, SV Todesfelde (alle auswärts in dieser Reihenfolge) und am letzten Spieltag zuhause gegen den TSV Bordesholm lauten die Gegner.

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