VfR Neumünster: (Fast) Alle Spieler müssen gehen

von Ismail Yesilyurt

Die Meisterschaft ist für den VfR Neumünster noch drin, aber was kommt dann? © 2023 Olaf Wegerich


Seit etwas mehr als einer Woche ist die Katze aus dem Sack für die Spieler beim Landesligisten VfR Neumünster! Der Traditionsverein aus Schleswig-Holstein drückt unseren am Vatertag zugrunde liegenden weiteren Informationen nach den Reset-Knopf. Etwa 20 Spieler werden den Verein nach Beendigung dieser Spielzeit verlassen. Oder besser gesagt werden größtenteils aussortiert aus dem aktuellen Kader des Landesligazweiten, der noch Optionen auf den Oberliga-Aufstieg am letzten Spieltag an diesem Samstag besitzt.

Keine Kommunikation des Vereins bezüglich neuer Saison

Seit der Winterpause, als die Neumünsteraner gleich zu Jahresbeginn etwas überraschend Abdul Yilmaz vom Traineramt entbanden, erhielten nach unseren Recherchen die Spieler nicht die Informationen, wie es mit Ihnen persönlich weitergeht. Begründet wurde das zunächst mit der besonderen Situation seit dem Trainerwechsel. Bis vor einigen Tagen gab es kaum die notwendige Kommunikation zwischen der Spielern und den Vereins-Verantwortlichen bezüglich der neuen Saison 2023/24. Viele der Spieler haben laut glaubhafter Auskunft zwischenzeitlich anderen Vereinen immer wieder abgesagt. Auch, weil sie bei den Veilchen gerne vor enthusiastischen Fans spielen, mit denen sie sich eng verbunden fühlen. Und wohl auch, weil das Finanzielle angemessen ist.

Nachfrage der Spieler nicht respektiert

Trotz wiederholten Nachfrage der Spieler gab es unangemessen lange keine Antworten, wobei auch abgemachte Fristen zwischen Mannschaftsrat und Verantwortlichen durch die Vereinsseite nicht eingehalten wurden. Beim Training am Dienstag am 9. Mai wurde dann fast mit alle wiederholt Nachfragenden Tacheles geredet, dass sie zumindest als Spieler der ersten Mannschaft gehen müssen.

Die Mannschaft des VfR Neumünster schwebte lange Zeit in der Ungewissheit. © 2023 Ismail Yesilyurt
Die Mannschaft des VfR Neumünster schwebte lange Zeit in der Ungewissheit. © 2023 Ismail Yesilyurt

Häme und Beleidigungen

Aus Kreisen der Mannschaft wurde mit Bestürzung reagiert, dass die Pressemitteilungen über die folgenden Vereinswechsel und die durchsickernden Spieleraussortierungen/-abgänge zu teils hämischen, teils auch schwer beleidigenden Äußerungen gegen Spieler und Trainer in den sozialen Netzwerken führten. Offenbar in Unkenntnis seitens der Fans, dass die Wechsel fast alle die logische Folge der Aussortierung waren. Erschütternde Worte wie „Material“ oder gar „Schrott“ waren zu lesen. Gemeint waren die VfR-Spieler und -Trainer, also Menschen!

VfR-Mannschaft unzufrieden mit dem Umgang der Situation

Die Tatsache, dass man aussortiert sei, sei aber für große Teile der Akteure nicht das Problem. Das wird akzeptiert, bis zum letzten Spiel wird man weiter um den Aufstieg kämpfen. Der Vereinsseite zur Last gelegt wird, dass die Transferpolitik nicht offen und ehrlich dargelegt wurde. Zudem auch das fehlende Vertrauen, bei offenem Umgang weiter voll motiviert zu bleiben. Tatsächlich ist den Spielern nicht vorzuwerfen, zuletzt in Preetz beim 1:1 die Leistung nicht abgerufen zu haben. Das Matchglück fehlte am Ende.

2-Jahres-Vereinbarungen werden ignoriert

Nicht korrekt empfinde man die Tatsache, dass bestehende, noch über dieses Spieljahr hinausgehende Vereinbarungen mit dem seinerzeitigen sportlichen Leiter des VfR (Emmanuel Amoako, trat als Folge der Yilmaz-Entlassung zurück, Anm. der Redaktion) seitens des Vereins nun nicht mehr eingehalten werden. Spieler hätten Anfragen auch aufgrund ihrer Verpflichtung dem VfR Neumünster gegenüber bislang abgelehnt, da sie sich gebunden fühlten. Nun stehen sie plötzlich ohne Verein da, da die Vereinsführung diese Vereinbarungen ignoriert.

Mannschaft lässt sich nicht den Schwarzen Peter zuschieben

Meinungsverschiedenheiten oder Missverständnissen beim Spiel in Preetz zwischen Co-Trainer und wenigen Spielern mit Wortgefechten wurden publik und erzeugten in den sozialen Medien einen Shitstorm gegen das Team. U. a. wurde dort per „Daumen hoch“ positiv kommentiert, dass fast die Mannschaft gehen muss oder auch die Forderung gestellt, die A- oder B-Jugend die letzten Spiele absolvieren zu lassen. Die Mannschaft ist als Ganzes in eine Ecke gestellt worden, in die sie nicht gehört. Die Unruhe war seit dem Winter-Trainerwechsel nie ganz ausgeräumt, aber dafür verantwortlich ist das Team kaum.

Die Mannschaft hat sich weder als Team selbst gecastet, noch bei Personalentscheidungen irgendein Mitspracherecht gehabt. Insofern ist es unfair, sie jetzt im Ganzen oder sogar einzelne Spieler für die aktuelle sportliche Situation verantwortlich zu machen. Im Gegenteil, es sind immer noch Spieler im Kader, die den Verein bei der letzten großen Krise 2017/2018 beigestanden haben. Zumindest die hätten besonders eine ehrliche, möglichst frühe Kommunikation verdient gehabt.

Schwierige Zukunfts-Aufgabe für Vereinsführung

Im Nachhinein lässt sich feststellen, dass einige der Entwicklungen, die Abdul Yilmaz nach seiner Entlassung vorhergesagt hat, tatsächlich eingetroffen sind. Man darf gespannt sein, wie es beim VfR Neumünster weitergeht. Mindestens 20 neue Spieler müssen her, die die aktuelle Mannschaft ersetzen und stärker sind als die Aussortierten. Sonst wäre die ganze Aussortierung ja sinnfrei! Also muss aus dem Stand (mindestens) eine Spitzen-Landesligamannschaft requiriert werden. Eine fordernde Aufgabe!

Wir haben auch die Vereinsführung des VfR Neumünster um eine Stellungsnahme gebeten. Bei Eingang dieser werden wir zeitnah die Gründe und vielleicht auch die Zukunftsplanungen des VfR Neumünster an dieser Stelle darstellen können.

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