Der TSV Bordesholm hatte bisher einen steinigen Weg in der Flens-Oberliga . © 2022 Olaf Wegerich
In der Flens-Oberliga überwintert der TSV Bordesholm nach 19 Spielen auf dem 10. Platz. Mit bereits 22 Punkten haben sich die Bordesholmer einen respektablen Vorsprung von 7 Punkten auf den ersten Abstiegsplatz, der derzeit vom Husumer SV belegt wird, erspielt.
Perfekter Einstand für Neu-Trainer Florian Rammer in Bordesholm
Dabei waren die Vorzeichen zum Saisonstart alles andere als gut, denn der Überraschungssechste der Vorsaison hatte eigentlich mit Torsten Böker als neuen Übungsleiter geplant. Doch Böker zog seine Zusage, das Traineramt am Möhlenkamp zu übernehmen, kurz vor dem Saisonstart zurück. So musste vorerst der beruflich stark beanspruchte Erfolgstrainer Björn Sörensen weiter machen. Sörensen fand schnell mit Florian Rammer, der vom Verbandsligisten VfR Horst losgeeist werden konnte, einen kompetenten Nachfolger, der bereits am 6. Spieltag die Oberligatruppe übernahm und mit dem 4:0-Erfolg gegen den Husumer SV auch einen gelungenen Einstand feiern durfte.
Boho vor der Winterpause stabil
Nachdem es zunächst einige Höhen und Tiefen gab, wurde die Mannschaft in den letzten Partien vor der Winterpause deutlich stabiler und konnte von den letzten fünf Spielen immerhin drei gewinnen. Auffällig: Alle drei Siege wurden auf Kunstrasen erzielt. Die beste Platzierung der Bordesholmer war der 9. Platz nach dem 6. Spieltag. Am schlechtesten standen die Bordesholmer am 2. Spieltag nach der Auftaktpleite gegen Kilia Kiel und der unglücklichen Niederlage in Eckernförde die den 15. Platz bedeuteten.
Bordesholm auswärts ohne Fortune
Mit 16 Punkten (5 Siege, 1 Remis, 4 Niederlagen) aus zehn Heimspielen ist die Bilanz am Möhlenkamp noch ausbaufähig. Auswärts läuft es weniger gut. Dort konnte erst ein Sieg errungen und drei Remis eingefahren werden. Fünf Spiele gingen verloren. Mit der mageren Auswärtsbilanz steht der TSV auf einem Abstiegsplatz. Mit Malte Lucht und Jasper Bandholt, die beide jeweils acht Saisontreffer vorweisen können, verfügt der TSV über zwei Spieler mit ausgeprägten Torriecher. In der Fairplaytabelle liegt Bordesholm nur auf dem 14. Platz. Insbesondere die vielen gelben Karten in der Anfangsphase der Saison fallen hier ins Gewicht.
Trainer Florian Rammer stellte sich den Fragen von Youkick.
Wie ist Ihr Wechsel zum TSV Bordesholm eigentlich zustande gekommen, nachdem Torsten Böker, der im Februar für das Traineramt zugesagt hatte, Ende Juni 2022 wieder abgesagt hatte ?
Nachdem Torsten Böker in Bordesholm kurzfristig abgesagt hatte, sind Björn Sörensen, den ich schön länger kenne und Severin Jaacks, der Präsident des TSV Bordesholm, an mich heran getreten, um mich zu verpflichten. Ich war derzeit Trainer beim Verbandsligisten VfR Horst und hatte bereits acht neue Spieler für die neue Saison verpflichtet. Ich habe vor meinem Weggang in Horst mit allen Spielern und Offiziellen gesprochen, um mir deren Einverständnis zu holen. Diese menschliche Komponente war für mich sehr wichtig und die Gespräche waren auch sehr emotional, aber alle waren damit einverstanden. Ich habe dort auch viele Freunde gewonnen. Das war nicht nur eine Trainerstation für mich.
Mit den Bordesholmern war abgesprochen, dass ich vier Wochen benötige, um alles zu regeln. Eigentlich sollte ich zum Todesfelde-Spiel (7. Spieltag, d. Red.) übernehmen. Aber nach dem Spiel in Siebenbäumen (5 .Spieltag, d. Red.) trat Björn Sörensen an mich heran und wir verabredeten, dass ich bereits zum nächsten Spiel das Team übernehme. Der August bestand für mich bis dahin aus sieben Tagen Fußball die Woche. Dreimal die Woche Training mit Bordesholm und zweimal beim VfR Horst und dann die Spiele am Wochenende. Zum Glück passte das mit dem Spielplan bis auf einmal immer ganz gut.
Kommen wir noch einmal auf die bisherigen Spiele in der Oberliga zu sprechen. Sie haben die Mannschaft am 6. Spieltag übernommen. Wie fällt Ihre persönliche Bilanz bisher aus ?
Größtenteils bin ich mit unserer spielerischen Leistung zufrieden. Mit den Ergebnissen war ich nicht immer zufrieden. Das beste Beispiel ist dafür unser Spiel bei Frisia, wo wir mit zwei Toren führen und in der ersten Hälfte ein Feuerwerk abbrennen und am Ende nur Unentschieden spielen. So ein Spiel dürfen wir nicht mehr aus den Händen geben.
Gegen Eichede, die vorher achtmal zu Null gespielt haben, führen wir mit 1:0, zudem wird uns ein reguläres Tor aberkannt. Der Ausgleich fällt in der 95. Minute, obwohl der Schiedsrichter nur vier Minuten Nachspielzeit angezeigt hatte. Das war ein sehr seriöses Spiel von uns. Gegen Eichede fehlte uns leider die letzte Konsequenz, um als Sieger vom Platz zu gehen.
Aber auch bei Inter Türkspor und in den beiden letzten Heimspielen gegen Eckernförde und Weiche Flensburg II haben wir eine ordentliche Leistung abgeliefert. Wir haben immer wieder erkennen lassen, dass wir Fußball spielen wollen. In den meisten Spielen ist uns das gut gelungen. In vielen Spielen waren wir auch nicht vom Glück gesegnet. Unser Kader war häufig sehr dünn und wir haben es auch nicht geschafft, in zwei aufeinander folgenden Spielen die gleiche Startelf aufzubieten.
Wie bewerten Sie spontan die Leistung Ihrer Spieler bisher?
Alle Torhüter haben grundsätzlich sehr gute Leistungen abgeliefert, wobei Ronny Losereit in den meisten Spielen im Tor stand, aber Chris Kröhnert und Joe Lewis Gabriel haben bei ihren Einsätzen auch überzeugt.
Unsere Führungsspieler wie Alexander Meyerfeldt, Luca Groth oder Maximilian Musci haben ihre Qualitäten bewiesen. Gleiches gilt für auch Philipp Spohn und Jannick Ostermann. Insbesondere in Todesfelde in der ersten Hälfte haben sie viele Aktionen spielerisch richtig gut gelöst.
Aaron Meyerfeldt ist sehr wichtig für unsere Balance mit seiner hohen Ballsicherheit. Sein Bruder sagte mir, dass er noch nie eine so starke Hinrunde gespielt hat. Auch Jan-Niclas Bräunling ist mit seiner Präsenz auf dem Platz sehr wichtig. In seiner Funktion als spielender Co-Trainer ist er sehr lautstark und bringt viel Feuer mit.
Malte Lucht ist vorne mit seiner Erfahrung und körperlichen Präsenz extrem wichtig für uns und bindet einige Gegenspieler. Jasper Bandholt ist richtig explodiert und hat einen großen Schritt gemacht. Aber auch Tilman Stegner, obwohl er nur selten gespielt hat aufgrund von Verletzungen, ist durch sein Auftreten immens wichtig für uns.
Junge Spieler wie Mats Weltrowski haben einen guten Eindruck hinterlassen. Das gleiche gilt für Noah Purtz, Alexander Gerst und Joris Scherbath die über eine hohe Qualität verfügen und das in der Zukunft noch auf den Teppich bringen werden.
Der TSV Bordesholm liegt in der Fairplaytabelle nur auf dem 14. Platz. Welche Erklärung haben Sie dafür?
Ja, das ist die Kehrseite der Medaille. Wir haben viele intelligente Spieler. Die Karten gab es selten für ruppiges oder hartes Spiel. Oftmals waren die Spieler mit Entscheidungen des Schiedsrichters nicht einverstanden und dann gab es halt oft eine Karte. Wir hatten schnell mehrere Spieler, die kurz vor einer Sperre standen, da sie bereits vier gelbe Karten erhalten hatten. Das trifft aber mehr auf die ersten Spiele zu. Danach haben wir das klar angesprochen. Wir wollen alle Mann an Bord haben und uns nicht selber ins Aus schießen. Inzwischen hat sich das aber gebessert.
Wie ist die Vorbereitung auf die restlichen dreizehn Spiele bei Ihnen bisher gelaufen?
Wir sind seit vierzehn Tagen wieder im Training. Die Spieler haben ihre Laufpläne erhalten und trainieren entsprechend individuell. Wir hatten letzten Montag schon draußen trainiert, doch dann kam der viele Schnee und der Platz wurde gesperrt. Am Wochenende nehmen wir an einem Hallenturnier in Hartenholm teil. Dort wird Jan-Niclas Bräunling als unser spielender Co-Trainer das Sagen haben. Ich werde mir aber auch die Spiele von der Tribüne aus ansehen. Wir haben noch fünf Testspiele bis zu unserem Punktspielauftakt bei Dornbreite Lübeck am 18. Februar eingeplant. Das erste davon ist für kommenden Samstag am 14.00 auf Kunstrasen gegen den Regionalligisten FC St. Pauli II geplant.
Bei Ihnen hat es in der Winterpause einige personelle Veränderungen gegeben. Bringen Sie uns doch bitte auf den aktuellen Stand?
Verlassen hat uns unser Torhüter Ronny Losereit, der in der Vorrunde in den meisten Partien unser Tor gehütet hat. Seine Frau hat in der Nähe von Schwerin einen Job angetreten. Daher ist der Wechsel nachvollziehbar.
Verlassen hat uns auch Sebastian Klimmek, der zum Verbandsligisten TSV Flintbek wechselt. Sebastian ist gerade Vater geworden und wohnt gefühlt nur zwei Minuten vom Flintbeker Sportplatz entfernt. Leider hatte Sebastian zuletzt viel Verletzungspech. Daher stand er uns in der Hinrunde auch nur selten zur Verfügung. Gefühlt ändert sich dadurch nur wenig für uns. Der Zeitaufwand in der Oberliga mit den teilweise langen Fahrten, wo man teilweise den ganzen Tag auf Tour ist, war ihm einfach zu groß. Es ist schade, dass wir einen Spieler mit so hoher Qualität verlieren.
Mit Jesse Schlüter (25) haben wir einen neuen Innenverteidiger verpflichtet. Er hat zuletzt bei Arminia Hannover gespielt und in der Vergangenheit auch bei Eutin 08. Wir sind uns noch mit zwei weiteren ablösefreien Spielern einig, aber der Wechsel ist noch nicht fix. Einmal geht es um einen Torhüter und um einen Außenverteidiger, der zuletzt in der Oberliga Hamburg aktiv war, der aber auch auf der Sechserposition spielen kann.
Sie haben beim TSV Bordesholm einen Vertrag für zwei Spielzeiten abgeschlossen. Wie ist der Verein derzeit aufgestellt es fehlt ja ein Ligamanager?
Ja, das stimmt. Wir haben einige Baustellen zu klären im Hinblick auf die kommende Saison. Am 30.12. hatte ich ein Gespräch mit unserem Präsidenten Severin Jaacks und letzten Montag mit unserem Hauptsponsor. Mit Björn Sörensen bin ich wöchentlich im Austausch. Ich würde mir wünschen, dass er wieder mit an Bord ist. Aber er hat beruflich einiges auf dem Zettel. Dann gibt es ja noch unseren sportlichen Leiter Kenny Plöger, der für alle Mannschaften zuständig ist.
Vor der Winterpause hatten Sie viele verletzte Spieler im Kader. Wie ist da der aktuelle Stand ?
Im Moment ist nur noch Luca Groth angeschlagen. Er hat Probleme mit der Leiste und den Adduktoren. Das wird aber voraussichtlich noch andauern.
Vielen Dank für das ausführliche Gespräch.
Fazit: Wenn der Auftakt in die Restrunde gelingt und die Auswärtsschwäche abgestellt werden kann, ist bei der hohen spielerischen Qualität im Kader eine Platzierung zwischen dem 8. und 12. Platz realistisch. Mit dem Oldenburger SV und Inter Türkspor Kiel befindet sich die Mannschaft qualitativ auf Augenhöhe.
Spannend wird sein, mit welchen Personal die Zweitvertretungen der Regionalligisten VfB Lübeck und SC Weiche Flensburg 08 in die restlichen Spiele gehen. Fakt ist, beide Vereine können auch kurzfristig qualitativ hochwertige Spieler ins Rennen schicken, die dann den Unterschied machen.
Folgende Testspiele sind geplant:
28.01.23 14.00 FC St. Pauli II
31.01.23 19.30 Eckernförder SV
04.02.23 14.00 TSV Altenholz
07.02.23 19.30 VfR Neumünster
11.02.23 13.00 TSV Plön
Alle Partien sollen auf dem Kunstrasen am Möhlenkamp in Bordesholm ausgetragen werden.