Thomas Bohrmann: Gefühlt 50 Jahre beim Heikendorfer SV

von Ismail Yesilyurt

Man sieht Thomas Bohrmann an, dass er auch im Feld gespielt hat. Hier hat er einen Gegenspieler an der Seitenlinie ausgespielt und bereitet einen Angriff vor. © 2021 Ismail Yesilyurt


Den 8. Oktober 2022 hat Thomas Bohrmann bestimmt richtig dick im Kalender markiert. Am besagten Samstag erzielte der Torwart des Heikendorfer SV beim Auswärtsspiel in der Landesliga Mitte beim TSV Kronshagen ein phänomenales Tor. Mit einem Abschlag gelang dem 39-Jährigen der einzige Treffer im Kieler Vorstädter-Duell. Was dann folgte, u.a. das aktuelle Sport-Studio und Torwand-Schießen beim ZDF, beschreibt Bohrmann weiter unten beim Interview.

Mit Leib und Seele dabei

„Er hat immer den höchsten Anspruch an sich selbst und möchte immer der Beste sein auf dem Platz. Geht enorm ehrgeizig an die Sache ran. Macht selber Torwarttraining für die Jugend. Ein Führungsspieler, weil er einfach die Einstellung zum Fußball hat wie die Wenigen. Er nimmt alles sehr sehr sehr ernst. Man würde meinen, einfach ein professionelles Verhalten“, beschreibt Chefcoach Nedeljko Veselinovic seinen „letzten Mann“. Mit Leib und Seele dem Fußball verschrieben, so lobt Veselinovic seinen Torwart. „Er kümmert sich auf dem Platz, außerhalb des Platzes um viele Sachen. Er ist ein wichtiger Faktor für die jungen Spieler mit seiner Art und Weise, wie er die Jungs an die Hand nimmt. Thomas ist jemand, wenn er sich einem Verein verbunden fühlt, dann einfach alles dafür tut. Er möchte topfit sein in jeglicher Lage und geht vor der Vorbereitung laufen. Er ist sehr kritisch mit sich selbst. Durch sein Tor in Kronshagen einfach für Wirbel und für Euphorie gesorgt. Das hat er absolut verdient, im dem, was er die letzten Jahren geleistet hat insgesamt. Ich kenne ihn ja noch selber als Spieler. “

Nur 180 Zentimeter groß, aber …

Angefangen hat der 180 Zentimeter große „Ballfänger“, der für seine enorme Sprungkraft bekannt ist, in der Jugend beim TSV Lütjenburg. Nach den ersten Herrenjahren in seinem Jugendverein war der TSV Plön die nächste Station. Von dort ging es weiter zum FC Kilia Kiel. Ein Jahr später dann zum Heikendorfer. Nach einem einjährigen Intermezzo bei Concordia Schönkirchen in der Spielzeit 2013/14 befindet sich Thomas Bohrmann nun inzwischen in seinem 15. Jahr beim HSV.

„Wir waren ja gemeinsam bei Heikendorf damals unter Miki (Mladenovic, Anm. d. Red.). Da war er Keeper und ich Spieler. Thomas ist genauso geblieben wie vor 15 Jahren, wo ich noch selber gespielt habe in Heikendorf. Das ist absoluter Wahnsinn in diesem Alter auf diesem Niveau einfach diese Leistung noch zu bringen und einer der besten Keeper der Liga zu sein“, erinnert sich Veselinovic.

Thomas Bohrmann findet Wohlfühl-Oase

„Irgendwie wird man ja irgendwann sesshaft. Und wenn du einen Verein findest, der ein bisschen das familiäre Umfeld dir bietet, und wo du das Wohlfühl-Gefühl dann hast, dann gehst du da nicht mehr weg. Das habe ich hier in Heikendorf gefunden“, genießt der ledige Goalie zusammen mit seiner Freundin das (Fußballer)Leben im Kieler Vorort.

Dort möchte der Verwaltungsfachangestellte natürlich auch in der Zukunft in der Landesliga spielen. „Man möchte ungern was mit dem Abstieg zu tun haben. Umstände kannst du in vielerlei Hinsicht aufzählen“, sagte der Rechtsfuß, dem das andere Bein nicht nur zum Stand dient. „Hauptsächlich Linksfuß, aber mittlerweile kann ich auch mit rechts. Ich mutiere zu beidfüßig“, lachte der im Sternzeichen Wassermann geborene Goalie.

Immer fokussiert und konzentriert bei der Arbeit - Thomas Bohrmann läuft rechtzeitig zum Ball. © 2022 Ismail Yesilyurt
Immer fokussiert und konzentriert bei der Arbeit – Thomas Bohrmann läuft rechtzeitig zum Ball. © 2022 Ismail Yesilyurt

Youkick stellte Thomas Bohrmann einige Fragen:

Thomas, du bist ja mit deinem Traumtor deutschlandweit bekannt geworden. Erzähle uns deine schöne Geschichte.
Als das Tor fiel, konnte ich es nicht glauben. Alles fühlte sich wie ein Traum an. Hunderte von Nachrichten per Social Media, Gespräche jeglicher Art auf der Straße. Dann die Interviews mit den Kieler Nachrichten, NDR1 Welle Nord, RSH, Fernsehbericht bei N3 (Schleswig-Holstein Magazin). Unglaubliche Zeit.

Zugfahrt nach Mainz, kennenlernen von Mertesacker, Voss-Tecklenburg und Müller-Hohenstein vor der Sendung. Showbeginn, Nervosität steigt. Schießen beginnt und trotz 2 Treffern knapp am Sieg vorbei. Schade, aber das ganze Erlebnis war unvergesslich!!

Wie bist du eigentlich im Tor gelandet?
In der F-Jugend hatte der eigentliche Torwart einen tödlichen Unfall und dann wurde ein Freiwilliger gesucht. Ohne nachzudenken, hatte ich die Hand gehoben und schwupps stand ich im Tor.

Schon mal Sehnsucht auf eine andere Position gehabt?
Ich habe tatsächlich mal draußen gespielt als 6er und 9er. Und war auch da nicht der Schlechteste laut meiner Trainer.

Du hast in der aktuellen Saison 3 Elfmeter gehalten. Zufall? Bestimmt nicht. Verrätst du uns deine Magie?
Man versucht, den Schützen auszugucken anhand von Anlauf und Schussbein. Zusätzlich versucht man, den Schützen zu lenken. Mal klappt das und mal nicht. Außerdem gehört immer etwas Glück dazu.

Torwarte und die Linksaußen haben eine Macke. Hieß es früher! Welche Macke hast du?
Wenn ich den Platz betrete, bin ich ein anderer Mensch! Komplett fokussiert, konzentriert und einfach nur Torwart aus Leidenschaft!! Da gibt es dann keine Freunde, erst wieder nach dem Spiel.

Beschreibe dich selbst auf und neben dem Platz.
Torwart und Kapitän, der als Anführer und Vorbild voran geht und dabei immer sportlich und fair bleibt. Neben dem Platz lieb, zuvorkommend, gutherzig und immer für einen Spaß zu haben (großer Familienmensch)!

Dem Torwart ist beim 0:1-Endstand ein großes Missgeschick beim Gegentreffer passiert. Die erste Frage von Sportreporter Thomas Bohrmann nach dem Spiel an den Unglücksraben lautet?
Ich würde keine Frage stellen zum Spiel. Dazu hätte ich zu viel Mitgefühl als Torwart. Ich würde lediglich gut zusprechen.

Was war das Highlight/Lustigste/Verrückteste, dass du in einem Fußballspiel erlebt hast?
Mein Torrwarttor in Kronshagen und was danach alles passiert ist. Der Europameistertitel 2010 mit der BW-Nationalmannschaft.

Einige Ausfälle gepaart mit unglücklichen Punktverlusten bedeutet Relegationsplatz zur Winterpause. Warum bleibt ihr trotzdem sicher in der Landesliga?
Weil Heikendorf in schweren Zeiten/Situationen immer enger zusammen gerückt ist und es dann als Einheit geschafft wurde.

Wie ist Nedeljko Veselinovic? Gib uns doch auch einen Einblick in die Arbeit deines Trainers.
Ein junger ehrgeiziger Top-Trainer, der es immer schafft, die Jungs zu packen, zu begeistern und sie immer wieder aufs Neue zu fordern und zu fördern.

Vielen Dank.

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