Thies Kochanski (MTSV Hohenwestedt) hat auch immer den Blick für den Mitspieler. © 2022 Ismail Yesilyurt
Jeden Donnerstag wird Youkick einen Spieler, aktuell aus der Flens-Oberliga, Landesliga Mitte und Verbandsliga Ost, vorstellen und einige Fragen stellen. An diesem Donnerstag ist Thies Kochanski, in der Landesliga Mitte Top-Goalgetter des MTSV Hohenwestedt, unser Objekt der Begierde.
Ein MTSV Hohenwestedt ohne Kochanski in der aktuellen Zeit: undenkbar. Korrekterweise ohne Kochanskis! Udo ist an der Seitenlinie zusammen mit Sebastian Barth als gemeinsamer Coach verantwortlich für den Höhenflug im Westen von Neumünster. Sohnemann Thies spielt im MTSV-Team. Das sogar äußerst erfolgreich. Der Stürmer ist eine große Säule des aktuellen Tabellendritten der Landesliga Mitte, der mit 27 Punkten 4 hinter dem punktgleichen Duo VfR Neumünster und TSV Klausdorf positioniert ist.
Mit 3 Jahren über das Carport
„Thies hat schon mit 3 Jahren den Ball über das Carport geballert. Wenn ich abends nach Hause kam von der Arbeit, stand er mit dem Ball vor dem Garagentor. Da musste ich eine halbe Stunde Bolzen mit ihm. Das zeigt ja schon, dass er fußballverrückt war in seiner Jugend. Und auch noch immer ist. Seit der F-Jugend habe ich ihn ja auch als Trainer dann halt“, lachte der ältere der Kochanskis. Sofort vom Garagentor zum MTSV Hohenwestedt erfolgte der Transfer.
„Einmal über die Straße zum Verein. Meine Eltern haben am Sportplatz gewohnt. Das war ein kurzer Weg“, schmunzelte der inzwischen 24-jährige Thies. Der eine beendete seine aktive Karriere (BSC Brunsbüttel und MTSV Hohenwestedt) als neuer F-Jugend-Übungsleiter, für den anderen folgten glückliche Jahre. „So sind wir hochmarschiert“, absolvierte die Familie Kochanski gemeinsam auch das erste Herren-Jahr beim MTSV Hohenwestedt. Mit Mama, Oma und Onkel – noch heute – bei jedem Spiel am Spielfeldrand bei den Zuschauern.
171 Zentimeter und 65 Kilio Torgefahr
„Seine Balltechnik und seine Schnelligkeit ist natürlich das, was herausragend ist. Viele andere Trainer loben seinen ersten Kontakt. Mit dem ersten Ballkontakt weiß er schon, was er machen muss. Deshalb schießt er auch so viele Tore, weil er halt den ersten Kontakt meistens zum Tor wählt“, beschreibt der Hohenwestedter Coach seinen Nachwuchs. Der machte seinem Sternzeichen Schütze alle Ehre und den Vater happy. Gleich in der ersten Saison bei den Herren erzielte der 171 Zentimeter große Stürmer sage und schreibe knapp über 30 Treffer: der Aufstieg in die Landesliga gelang.
„Für die Mannschaft ist er natürlich lebensnotwendig hinsichtlich der Offensivkraft, die wir haben. Ich sehe ihn auch nicht nur als Torjäger. Er ist auch guter Vorbereiter und guter Mannschaftsspieler geworden“, weiß der MTSV-Übungsleiter, dass nur 65 Kilo mehr als nur Tore darstellen. Thies Kochanski ist ein sehr intelligenter Fußballspieler, der nicht nur einen, sondern zwei Schritte voraus denkt. Sei es bei den eigenen Toren oder wenn der wohl getimte Pass beim Mitspieler ankommen muss.
Thies Kochanski GSC-Schreckgespenst
Vor allem gegen den Gettorfer SC kommunizieren die Nervenzellen des schmächtigen Offensivspielers mit einer irren Geschwindigkeit. Sieben Spiele mit keiner Niederlage und 11 Treffern von Hohenwestedts flinker Nummer 7 – der MTSV ist wahrlich ein Angstgegner des GSC. Beim letzten Aufeinandertreffen am 29. Oktober gelangen dem Rechtsfuß alle 3 Tore beim 3:1-Auswärtserfolg.
„Dadurch, dass wir parallel dazu auch Erfolg haben und er sieht, dass wir hier was aufbauen wollen, ist er eher einer, der langfristig beim MTSV ein Leuchtturm-Spieler wird. Wo andere Leute auch drauf gucken. Wo sich andere daran orientieren und sagen mit dem möchte ich mal kicken. Vielleicht ist das seine Zukunftsaufgabe“, bestätigte Udo Kochanski Anfragen, u. a. vom Heider SV.
Neben den sportlichen Genen vom Vater und der ruhigen Art von der Mutter, hat der Angreifer viele Eigenschaften von Thomas Kirchner. Der ist Schwager im Hause Kochanski und ging als MTSV-Legende in über 600 Spielen als technisch überragender Spielmacher in die Hohenwestedter Geschichtsbücher ein. Und so wie es aussieht, wird auch ein zweites Familienmitglied MTSV-Geschichte schreiben. Udo Kochanski? Der vielleicht auch, aber gemeint ist Thies Kochanski, der dann vielleicht sein noch nicht definiertes Credo bzw. Lebensmotto geformt hat.
Aus einem Abstiegskandidaten in der Hinrunde der Vorsaison 2021/22 hat sich saisonübergreifend in 19 Spielen – davon 13 Siege mit drei Remis – der MTSV in eine Mannschaft metamorphosiert, die im Titelkampf „der lachender Dritte“ sein kann. Kläre uns über eure Verwandlung auf.
Ich denke, dass wir zum einen größtenteils von Verletzungen verschont geblieben sind und sich unsere Breite im Kader durch die drei jungen Spieler deutlich verbessert hat. Defensiv haben wir sicherlich auch noch mal einen Schritt nach vorne gemacht und trotz unserer Torwartproblematik in der Hinrunde wirklich sehr gute Spiele gezeigt. Vorne sind wir eigentlich immer für Tore gut.
Thies, mit 10 Toren bist du in der internen Liste vorne. Wie bewertest du deine bisherige Leistung?
Ich denke, alles in allem kann man mit der Torausbeute zufrieden sein, auch wenn es mit Sicherheit das ein oder andere Tor mehr hätte sein können. Trotzdem bin ich natürlich sehr zufrieden wie die bisherige Saison läuft.
Dein Mitspieler Tjark Sievers hat bisher schon 8 Tore erzielt. 3 mehr als in der gesamten letzten Saison. Welches Zielwasser nimmt Tjark?
Tjark hat als neuer Kapitän diese Saison noch mal eine Schippe drauf gelegt und sehr gute Spiele schon bestritten diese Saison. Er übernimmt noch mehr Verantwortung und gibt jedes Spiel Vollgas. Schade, dass er sich im vorletzten Spiel gegen Tungendorf verletzt hat.
Du hast bzw. Hohenwestedt hat ja einen Lieblingsgegner.
Damit meinen Sie sicherlich den Gettorfer SC. Das ist schon eine bemerkenswerte Geschichte. Ich weiß selber nicht, warum mir ausgerechnet dieser Verein so liegt, aber so ist das manchmal im Fußball.
Welcher Trainertyp ist dein Vater und was zeichnet ihn besonders aus?
Mein Vater gehört sicherlich zu den etwas ruhigeren Trainern an der Seitenlinie. Ihn zeichnet vor allem das taktische Verständnis vom Fußball aus. Er investiert sehr viel Zeit in diesen Job und macht jede Woche aufs Neue ein abwechslungsreiches und intensives Training. Er guckt sich viele Spiele unserer Gegner an und bereitet uns so gut auf die Spiele vor.
Du bist mit deiner Spielweise schwer auszurechnen! Wer war bisher dein hartnäckigster Gegenspieler?
Da fällt mir mein jetziger Teamkollege Timo Kasch ein, als er noch beim FC Reher/Puls gespielt hat und mich in Manndeckung genommen hat. So wenig Ballaktionen hatte ich kaum in einem anderen Spiel…
Bei den Verlockungen anderer Vereine bist du standhaft geblieben. Was reizt dich beim MTSV Hohenwestedt neben der familiären Verknüpfung? Wann würdest du den externen Reizen erliegen?
Es macht mir vor allem Spaß, mit meinen Freunden gemeinsam bei Hohenwestedt zu spielen. Wir haben eine super Stimmung im Team und verstehen uns untereinander alle sehr gut. Das macht schon sehr viel aus. Das war mir immer wichtiger, als eventuell für einen höheren Zeitaufwand eine Liga höher zu spielen. Ich bin zudem gerade in eine neue Wohnung gemeinsam mit meiner Freundin hier in Hohenwestedt eingezogen und habe aktuell demnach nicht vor mich fußballerisch örtlich zu verändern. Vor allem wenn man den Sportplatz direkt nebenan hat.
Welches Fußballspiel, in dem du selbst gespielt hast, wirst du nie vergessen?
Zum einen natürlich das Kreispokalfinale gegen den TuS Jevenstedt, das wir im Elfmeterschießen gewonnen haben. Das war schon ein tolles Gefühl. Zum anderen fällt mir der 7:6-Sieg gegen SG Padenstedt in meinem ersten Herrenjahr ein. Das war sicherlich eines der verrücktesten Spiele, die ich bisher erlebt habe.
Welche Überschrift in der Zeitung/online über dich bzw. deinen Verein würde dir besonders gefallen?
Hohenwestedt steigt in die Oberliga auf.
Hast du ein Idol/Vorbild im Fußball und warum?
Als Bayern-Fan war Frack Ribéry schon ein kleines Idol für mich. Er hat wirklich einige unfassbar gute Spiele gemacht und es hat immer Spaß gemacht, ihm zuzuschauen.