Oldenburger Standardkönige schlagen zu – 5:4 Erfolgsspektakel gegen Heide

von Olaf Wegerich

Azat Selcuk (Heider SV) leitete einen Heider Angriff ein. © 2024 Volker Schlichting


Riesenüberraschung in der Flens-Oberliga. In einem dramatischen Nachholspiel vom 1. Spieltag schlägt der Oldenburger SV den Heider SV etwas überraschend mit 5:4 (3:3). Nach der zweiten Saisonniederlage bleiben die Dithmarscher Dritter, während der OSV auf den 5. Platz vorrückt. Elf Punkte sind die starke Ausbeute aus den letzten fünf Oberligaspielen für den OSV. Neun Tore, zehn gelbe Karten, zwei Oldenburger Abseitstore sowie jeweils ein Aluminiumtreffer auf beiden Seiten waren die Höhepunkte in einer denkwürdigen, hart umkämpften Oberligapartie mit dem besseren Ende für die Gastgeber.

Bei den Gastgebern fehlte der verletzte Torjäger Freddy Kaps, neben den Langzeitverletzten Marvin Freund und Petersen. Beim Heider SV musste Trainer Markus Wichmann kurzfristig seine bisher so starke Abwehrformation umbauen, denn mit Abwehrchef Patrick Storb und Helge Kröger fielen kurzfristig zwei bewährte Kräfte wegen Erkältung aus.

Für die Gäste aus Dithmarschen, die Glück hatten, dass nach 120 Sekunden ein Tor der Gastgeber wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung keine Anerkennung fand, ging es ansonsten gut los. Nach einer Flanke von Jonah Gieseler trifft Mika Kieselbach (4.) mit dem rechten Fuß zur frühen Gästeführung. Kieselbach erhöht damit sein Torkonto auf starke sechzehn Saisontreffer.

Marvin Matthiesen (Heider SV) klärte vor Daniel Junge (Oldenburger SV). © 2024 Volker Schlichting.jpg
Marvin Matthiesen (Heider SV) klärte vor Daniel Junge (Oldenburger SV). © 2024 Volker Schlichting.jpg

Die Gastgeber zeigten sich wenig beeindruckt und konnten nach einem langen Einwurf durch Marc Schwabe (12.) aus dem Gewühl heraus den 1:1-Ausgleich erzielen.

Jonah Gieseler trifft zur erneuten Heider Führung

Einen dicken Bock von Oldenburgs Torhüter Cedric Cordes, der im Spielaufbau Jonah Gieseler (21.) den Ball in die Füße spielt, nutzt der Heider Kapitän zum erneuten Führungstreffer.

Doch die Freude sollte nicht lange währen, denn im Gegenzug trifft Marc Schwabe mit einem „Tor des Monats“ aus gut fünfundzwanzig Metern in den Giebel zum 2:2-Ausgleich. „Marc, seine Familie wohnt in Oldenburg. Sein Opa ist bei uns eine Vereinslegende und wollte ihn unbedingt noch einmal hier spielen sehen. In Klausdorf hätte er das nicht können“, freute sich Ligamanager Lars Brunner mit Schwabe, der zusammen mit Torhüter Cedric Cordes und Petersen vor der Saison den Sprung vom Landesligisten TSV Klausdorf in die Oberliga zum OSV vollzog. „Marc lernt wahnsinnig schnell. Die Jungs haben gut bei uns eingeschlagen“, freute sich Brunner, dass die drei Neuzugänge bisher so gut liefern.

Gegen die defensiv völlig unsortierten Heider gelingt Daniel Junge (35.) mit seinem bereits neunten Saisontreffer der 3:2-Führungstreffer für die in der ersten Hälfte stark aufspielenden Gastgeber, die auch noch Pech hatten, als Marc Schwabe kurz darauf nur die Latte traf.

Torwart Cedric Cordes (Oldenburger SV) war vor dem heranstürmenden Jan Wandsiedler (Heider SV) den Ball wegschlagen. © 2024 Volker Schlichting
Torwart Cedric Cordes (Oldenburger SV) war vor dem heranstürmenden Jan Wandsiedler (Heider SV) den Ball wegschlagen. © 2024 Volker Schlichting

Nach einer Energieleistung von Jonah Gieseler, dem mit Abstand besten Heider Spieler an diesem Abend, der drei OSV-Spieler und den Torwart aussteigen lässt und dann auf Daouda Soumah (42.) passt, der zum 3:3 einschiebt, gelingt Heide noch vor der Pause der bis dahin schmeichelhafte Ausgleich. Wieder nach einem Standard bringt Rico Bork (58.) die Gastgeber mit 4:3 in Führung.

Der inzwischen verdiente Ausgleich fällt nach Vorarbeit des zur Halbzeit eingewechselten Pascal Ayene, der Jonah Gieseler (71.) mit einem Chipball in Szene setzt. Gieseler lässt noch zwei Gegenspieler aussteigen und trifft mit einem überlegten Lupfer zum 4:4. Für Gieseler, der sich im Moment in Topform befindet, war es bereits der siebte Saisontreffer und der vierte in den letzten beiden Spielen.

Jonah Gieseler (80.) hätte danach seine herausragende Leistung mit einem dritten Treffer krönen können, doch sein Schuss krachte nur an die Latte.

In der Nachspielzeit überschlagen sich dann die Ereignisse. Nach einem langen Einwurf kann ein Schuss von Marvin Wolf zunächst auf der Torlinie geklärt werden, den Abpraller setzt Thede Reimers (90+3) über die Latte.

Das Happy End für die Gastgeber folgt dann in der siebten Minute der Nachspielzeit, als die Heider nach einem Eckball zum wiederholten Male schlecht aussehen und Thore Höfs (97.) zum viel umjubelten 5:4 für die Gastgeber trifft. Kurz danach ist Schluss.

Das Heider Trainer-Trio bespricht die Anweisungen an ihr Team. © 2024 Volker Schlichting
Das Heider Trainer-Trio bespricht die Anweisungen an ihr Team. © 2024 Volker Schlichting

„Der Junge ist ein Phänomen. In der letzten Saison war er noch bis zur Winterpause Torwart in der Hamburger Oberliga beim USC Paloma. Er ist dann als Feldspieler zur SG Oldenburg/Göhl in die Kreisliga gewechselt. Jetzt spielt er bei uns in der Dreierkette als Innenverteidiger und macht das Siegtor“, sagte OSV-Ligamanager Lars Brunner.

„Das ist komplett crazy. Da war schwarze Magie im Spiel. Das sind die Wahnsinns-Tage am Schauenburger Platz. Das war ein absolut verrücktes Spiel. Wir haben schon jetzt vier Punkte mehr auf dem Konto als zum Ende der Hinrunde in der letzten Saison. Wir haben Weltklasse-Standards geschlagen, aus denen drei Tore für uns gefallen sind“, freute sich Liga-Manager Lars Brunner, der bereits am Vortag mit seinen gleichberechtigten Trainerkollegen Jens Theuerkauf und Kalli Janner mit der SG Oldenburg/Göhl im „Flens Cup der Meister“ gegen den SV Wasbek eine Riesensensation vollbrachte, als seine Farben einen 0:7-Rückstand gegen den Tabellenführer der Verbandsliga West binnen dreißig Minuten ausgleichen konnten und dann im Elfmeterschießen als Sieger den Platz verließen.

„Mir fehlen die Worte. Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft, wie es uns trotz der vier verletzten Spieler gelungen ist, eine etablierte Mannschaft wie den Heider SV zu besiegen“, sagte Ligaobmann Hartmut Schön, den Youkick im Urlaub in Thessaloniki erwischte und der sich danach erst einmal einen zünftigen Ouzo gönnte.

„Der Schiedsrichter hat sich unserer Leistung angepasst. Die Ansetzung hat aber einen faden Beigeschmack. Wir müssen uns aber an die eigene Nase fassen und nicht die Schuld beim Schiedsrichter suchen. Wenn wir wie eine Schülermannschaft bei den Standards verteidigen, dürfen wir uns über die Gegentore nicht wundern. Wenn du vier Tore auswärts schießt, darfst du nicht verlieren“, sagte Heides Trainer Markus Wichmann. Torhüter Calvin Schultz sprach Wichmann aber von einer Mitschuld an den Gegentoren frei. „Die Gegentore fallen, weil die Vordermannschaft alles zulässt. Man darf nicht den Mund aufmachen und Ansprüche anmelden und dann nicht liefern. Ich habe durch dieses Spiel definitiv Erkenntnisse gezogen, möchte dazu aber im Detail noch nichts sagen“, war Wichmann ohne Namen zu nennen mit dem Auftritt einiger Nachrücker und arrivierter Spieler nicht einverstanden.

Heides Ligaobmann Hannes Nissen sagte: „Da sollte sich der Verband mal Gedanken machen. Das war eine Frechheit, wie der Schiedsrichter heute ohne Sinn und Verstand gelbe Karten verteilt hat. Marvin Wolf wird umgeschubst und bekommt eine gelbe Karte, weil er angeblich Unruhe gestiftet hat. Da waren krasse Foulspiele, die lässt er durchlaufen und es eskaliert. Da war überhaupt keine Linie zu erkennen.

Dennoch hatte Nissen auch anerkennende Worte für die Sieger parat: „Oldenburg schlägt unfassbar gute Standards. Die haben alle eine total eklige Flugkurve.“

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