Nico Tobias entscheidet umkämpftes Spiel – Wilster jubelt spät

von Olaf Wegerich

Torge Sievers (vorne, Alemannia Wilster) gegen Frederik Nell (SVT Neumünster). © 2024 Olaf Wegerich


In der Verbandsliga West gerät der SV Tungendorf nach der späten 0:1 (0:0)-Niederlage im Heimspiel gegen den starken Aufsteiger Alemannia Wilster allmählich in Bedrängnis. Nico Tobias (88.) gelang zwei Minuten vor Spielende der goldene Treffer für die spielstarken Gäste, die damit auf den 8. Platz vorrücken konnten. Nur 4 Punkte aus 4 Spielen sind die magere Ausbeute der Gastgeber nach einem durchwachsenen Saisonstart.

Die personell arg gebeutelten Gastgeber mussten mit Peters, Rose, Steinmetz und Göde auf einige Stammspieler sowie auf ihren privat verhinderten Cheftrainer Thilo Becker verzichten. Dafür stand Co-Trainer Johannes Sinn an der Seitenlinie. Zudem stand mit Simon Sedat der Torhüter der dritten Mannschaft zwischen den Pfosten, der sich aber als ein starker Rückhalt erwies.

Schnell übernahmen die Gäste aus dem Kreis Steinburg das Kommando und hatten frühzeitig durch Tim-Ole Appel (7.) mit einem Kopfball aus Nahdistanz nach schöner Hereingabe über die Flügel die Chance, in Führung zu gehen, doch Simon Sedat tauchte ab und konnte den Ball zur Seite abwehren.

Nach dem ersten Schreckmoment wurden die Gastgeber langsam sicherer in ihren Aktionen und nach einer Balleroberung von Luca Grammes (15.), der Islam Archakov auf Höhe der Mittellinie den Ball stibitzte, lief der Tungendorfer aus halblinker Position völlig frei auf Tim Eirik Granow im Gästetor zu, doch sein platzierter Flachschuss ging nur knapp am langen Pfosten vorbei.

Danach waren wieder die Gäste am Drücker, die sich klare Feldvorteile erspielten und immer wieder gefährlich über die Flügel wurden.

Einen Pass von Linus Knöfel konnte sich Torge Sievers erlaufen, der damit freien Weg zum Tor hatte, doch sein überhasteter Abschluss landete zum Glück für die im Spielaufbau fahrigen Gastgeber nur auf der Torlatte.

Der SVT war aber immer wieder bemüht, mit schnellen Angriffen selbst Nadelstiche zu setzen. So verfehlte ein guter Abschluss von Torben Czekay (20.) nur knapp das Gästetor. Kurz darauf verpasste der gut postierte Frederik Nell eine scharfe Hereingabe nur knapp.

Wilster mit Lufthoheit lässt viel liegen

Bis zur Pause hatten die Gäste weitere Großchancen, um den Führungstreffer zu erzielen. Insbesondere bei Standards wurde es wiederholt gefährlich für die Gastgeber, weil Wilster bei den hohen Hereingaben immer wieder die Lufthoheit hatte, aber nicht über das nötige Zielwasser verfügte.

Felix Schlagelambers (SVT Neumünster) gegen Dustin-Joel Döring (Wilster). © 2024 Olaf Wegerich
Felix Schlagelambers (SVT Neumünster) gegen Dustin-Joel Döring (Wilster). © 2024 Olaf Wegerich

Jannis Waage (33.) und Janis Plötz (37.) kamen jeweils nach Eckbällen frei zum Kopfball, verfehlten aber den Führungstreffer für die Alemannia, die zwar nicht so dominant spielt wie beim Sensationssieg in Nortorf, aber dennoch leichte Feldvorteile gegen keineswegs enttäuschende Tungendorfer vorweisen kann.

Auch im zweiten Durchgang findet das unterhaltsame Spiel bei hochsommerlichen Temperaturen seine Fortsetzung. Tungendorf wehrt sich nach Kräften und Wilster schafft es nicht, seine Überlegenheit in Tore umzumünzen.

So hatte Janis Plötz „eine 5000-prozentige Torgelegenheit, als er alleine auf den Tungendorfer Torwart zuläuft und ihn anschießt“, haderte Alemannias Meistertrainer Andre Wiechmann, der mit der Mannschaft in der letzten Saison die Kreisliga Westküste gerockt hatte, über den unfassbaren Chancenwucher.

Das ändert sich erst spät, als den Gästen nach einem tiefen Ball über Torge Sievers, der den Torhüter umspielt und dann auf Nico Tobias (88.) passt, der den Ball nur noch in das Tor einschieben muss – der spielentscheidende Treffer. So wurde der spät eingewechselte Nico Tobias zum viel umjubelten Matchwinner für die Gäste.

Zumindest mit dem Endergebnis war Alemannia-Trainer Andre Wiechmann zufrieden. „Wir haben eine gute Reaktion nach dem mit 3:7 deutlich verlorenen Spiel gegen Wasbek gezeigt, obwohl wir personell dünn besetzt waren. Dabei haben wir unser System angepasst und aus einer Viererkette agiert. Insgesamt war es aus meiner Sicht ein verdienter Sieg, aber wir haben uns schwergetan, Lücken zu finden. Das war ein umkämpftes Spiel, aber keine spielerische Glanzleistung“, fasste der Coach die neunzig Minuten zusammen.

Auf Tungendorfer Seite ärgerte sich Trainer Johannes Sinn, dass das Abwehrbollwerk nicht bis zum Ende gehalten hat. „Das war eine unglückliche Niederlage für uns. Ich denke, ein Unentschieden hätten wir uns schon verdient gehabt. Nach vorne fehlte uns etwas, obwohl wir auch drei bis vier gute Tormöglichkeiten hatten. Wilster war für uns ein Gradmesser, ich schätze sie unter die Top Vier der Liga ein. In der zweiten Hälfte hatten wir eine Phase, in der wir etwa zehn bis fünfzehn Minuten die bessere Mannschaft waren und auch gut gepresst haben.“

Alemannia Wilster empfängt ebenfalls am Freitagabend um 19:00 Uhr Mitaufsteiger FC Burg. Mit Paul Butzek (10 Saisontreffer) und nun auch noch seinem Bruder Jan Ole, der Regionalligaerfahrung beim Heider SV mitbringt, haben die Dithmarscher eine „phänomenale Offensive“, wie Wilsters Trainer Andre Wiechmann betont.

Auf den SV Tungendorf wartet bereits am nächsten Freitagabend um 18:30 Uhr eine Herkulesaufgabe, wenn der ungeschlagene Aufsteiger und Tabellenführer SV Wasbek zum Lokalderby seine Visitenkarte abgibt.

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