Mattes Sievers und der TuS Bargstedt knöpfen dem Tabellenführer TuS Nortorf einen Punkt ab. © 2023 Olaf Wegerich
In der Verbandsliga West kam es am Sonntag zum großen Mittelholsteinderby zwischen dem TuS Bargstedt und dem Tabellenführer TuS Nortorf. Vor der traumhaften Kulisse von 525 Zuschauern trennten sich beide Mannschaften in einer hitzigen und hart umkämpften Partie am Ende leistungsgerecht 1:1 (0:0). Die Gastgeber hätten mit einem Sieg einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen können. Durch den später Gegentreffer, der zum Ausgleich führte, behaupten die Gastgeber einen Vorsprung von drei Punkten zu den Abstiegsplätzen, rutschen aber auf den 9. Platz. Der TuS Nortorf ist nach der Punkteteilung auf den 2. Platz zurück gefallen, hat aber noch ein Spiel weniger ausgetragen.
Der Amateurfußball lebt
Falls es noch eines Beweises bedurfte, dann war die heiß umkämpfte Partie zwischen den Nachbarn, deren Sportstätten nur sechs Kilometer trennen, der beste Beleg dafür, dass der Amateuerfußball lebt und seine Anhänger hat. Das Mittelholsteinderby zieht. Und nicht nur aus dem kleinen Bargstedt mit seinen knapp 732 Einwohnern und dem benachbarten Nortorf sowie aus den Umlandgemeinden strömten die Zuschauer, ob alt oder jung, zum Bargstedter Sportplatz, um sich das Ereignis des Jahres nicht entgehen zu lassen. Was die Zuschauer erlebten, war ehrlicher Sport aus der Region für die Region.
Matschiger Untergrund und zweikampfgeprägtes Duell
Auf dem matschigen und schwer bespielbaren Untergrund entwickelte sich eine hart umkämpfte mit vielen verbissen geführten Zweikämpfen geprägte Partie, in der sich beide Mannschaften nichts schenkten und so manches Mal bis an die Grenze des Erlaubten um jeden Zentimeter Boden kämpften. Daher war das Spiel sicher nichts für Fußballästheten.
Starkes Schiedsrichterteam
Ein guter Schachzug gelang den Spielansetzern mit der Benennung der Unparteiischen. Schiedsrichter Frederik Simon von Heikendorfer SV war im Zusammenspiel mit seinem Gespann ein hervorragender Spielleiter, der es gut verstand, in der bisweilen aufgeheizten Atmosphäre, wo von beiden Seiten auch mehrfach die Grenzen des Erlaubten ausgetestet wurde, nicht vorschnell überreagiert und Karten gezeigt zu haben. Stattdessen überzeugte Simon durch klare Ansagen und eine gute Moderation seiner Entscheidungen. Was dazu führte das in den vielen brenzligen Situation Dampf vom Kessel genommen werden konnte.
Trainer Danny Hardt fehlt wegen Erkältung – der Präsi übernimmt
Die Bargstedter mussten kurzfristig auf ihren wegen einer starken Erkältung ausgefallenen Trainer Danny Hardt verzichten. Dafür stand der ehemalige Ligaspieler und aktuelle Präsident des TuS Bargstedt Kai Eichstedt an der Seitenlinie.
Nortorf mit klaren Vorteilen im ersten Durchgang
Im ersten Durchgang waren die spielstarken Nortorfer das deutliche aktivere Team, das die Gastgeber in der Hälfte mehr oder weniger einschnürte. Neben zwei klaren Abseitstoren, die zu Recht keine Anerkennung fanden, hatten die Nortorfer noch einen Pfostentreffer durch Daniel Kloesel zu verzeichnen. Bargstedt hatte im ersten Durchgang Schwierigkeiten, sich aus der Umklammerung zu befreien, stand aber defensiv wie schon vor einer Woche gegen den TuS Jevenstedt sehr sicher.
Auch nach dem Seitenwechsel blieben Torchancen Mangelware. Nortorf hatte zwar gefühlt deutlich mehr Spielanteile, doch außer bei Standardsituationen hatten die aufopferungsvoll kämpfenden Gastgeber kaum Schreckmomente zu überstehen.
Kilian Pingel trifft für Bargstedt
Bei einem ihren wenigen Angriffe schlugen dann jedoch die Gastgeber eiskalt zu. Torjäger Kilian Pingel (73.), der lange Zeit als Alleinunterhalter im Zentrum für gelegentliche Entlastung sorgte, kam in halblinker Position auf Höhe der Strafraumgrenze frei zum Torschuss und fackelte nicht lange. Sein Flachschuss landete zum Entsetzen der Nortorfer zum 1:0 für die Gastgeber im Netz.
Nortorf antwortete mit wütenden Angriffen, hatte aber Schwierigkeiten, gegen die starke Bargstedter Hintermannschaft um Capitano Sascha Delfs überhaupt in eine aussichtsreiche Schussposition zu kommen. Nortorf versuchte es nun mit der Brechstange und die Bargstedter verteidigten mit aller Kraft ihr Tor. Viele der hohen Hereingaben wurden eine sichere Beute vom jungen Bargstedter Torhüter Tobias Quincke, der sich immer wieder ohne Rücksicht auf Verluste ins Getümmel warf und seiner Mannschaft einen großen Rückhalt gab.
Handelfer rettet Nortorf den späten Punktgewinn
Als der Sieg für die Gastgeber schon greifbar schien, hatten die unermüdlich anrennenden Nortorfer dann doch noch das Glück des Tüchtigen. Nach einem klaren Handspiel im Strafraum der Gastgeber gab es zu Recht Elfmeter. Lasse Böttcher (90.) blieb in der letzten Minute der regulären Spielzeit cool und traf gegen den sich für die falsche Ecke entscheidenden Quincke zum gerechten 1:1- Ausgleich.
Riesendusel für Nortorf in der Nachspielzeit
Nortorf wollte in der Nachspielzeit mehr und wurde leichtsinnig in der Absicherung nach hinten. Nach einem Foul an dem brandgefährlichen Kilian Pingel an der linken Strafraumgrenze gab es einen Freistoß und den setzte Fabian Engbrecht mit einem strammen Schuss, der für den nahezu beschäftigungslosen Dennis Holstein im Tor der Nortorfer kaum zu halten gewesen wäre, an das Lattenkreuz. Doch die Gäste konnten die Situation nicht klären und der Ball landete nach einer Hereingabe auf der rechten Seite bei Mathis Döring, der sofort abzog und Pech hatte mit seinem strammen Schuss ebenfalls nur das Torgebälk getroffen zu haben. Danach war Schluss. Nortorf hatte einen großen Aufwand betrieben und wurde spät belohnt und hatte großes Glück in der dramatischen Nachspielzeit, nicht noch als Verlierer vom Platz zu gehen.
Stimmen zum Spiel
Sascha Delfs (TuS Bargstedt): Das war ein hart umkämpftes Spiel. In der ersten Hälfte hatten wir etwas Glück. Die beiden Abseitsentscheidungen waren aus meiner Sicht richtig. Wir haben versucht alles zu verteidigen. Nortorf wurde immer stärker und drückte. Dadurch hatten wir mehr Räume für unsere schnellen Leute.
Trainer Fabian Doege (TuS Nortorf): Wir sind nicht unglücklich, dass wir noch einen Punkt mitnehmen und können froh sein, dass Bargstedt in der Nachspielzeit mit den beiden Schüssen an die Latte nicht noch gewinnt. In der ersten Hälfte hatten wir gute Möglichkeiten zur Führung, doch zwei Treffer wurden wegen Abseits nicht gegeben und einmal haben wir nur den Pfosten getroffen. In der zweiten Halbzeit hatten wir nicht mehr die nötige Ruhe und Bargstedt hat über die aggressiv geführten Zweikämpfe die Oberhand gewonnen. Das Unentschieden ist insgesamt ein gerechtes Ergebnis. Beide Mannschaften haben versucht, über die Emotionen in das Spiel zu kommen. Hervorheben möchte ich den Schiedsrichter, der eine Top-Leistung gezeigt hat.
Trainer Kai Eichstedt (TuS Bargstedt): Nortorf hatte in der ersten Halbzeit mehr vom Spiel und kam immer wieder über die Außenbahnen zu gefährlichen Chancen, die aber zu keinem Tor führten. Wir hatten in der ersten Halbzeit keine nennenswerte Chance. Wir gaben den Nortorfern bewusst mehr Ballbesitz und wollten über die schnellen Offensiv-Akteure Nadelstiche setzen. Diese Nadelstiche blieben aus, da man sich oft in den Eins-gegen-eins-Duellen nicht durchsetzen konnte. In der zweiten Halbzeit wurde die Durchschlagskraft besser, sodass wir bis zur 75. Minute die bessere Mannschaft waren.
Vor 525 Zuschauern war es ein packendes Derby mit vielen Zweikämpfen, die allerdings immer fair geführt wurden und man danach bei Cola und Bier, die 90 Minuten Revue passieren ließ.
TuS Bargstedt – TuS Nortorf 2:1 (0:0)
TuS Bargstedt: Quincke-Delfs – Florian Engbrecht, Pöhlker, Beyer (46. Backer) – Wieben (80.Buchholz), Döring, Sievers, Fabian Engbrecht, Ecberger (46. Schrum) – Pingel.
Trainer: Kai Eichstedt.
TuS Nortorf: Holstein – Petersen (73. Klein), Böttcher, Nitsch, Sievertsen, Boysen, Kaul (84. Al Hari), Spalding, Kloesel, Doege, Lampe (75. Jürgensen).
Trainer: Fabian Doege.
Schiedsrichter: Frederik Simon (Heikendorfer SV).
Assistenten: Kevin Soll, Mert Kizilay.
Zuschauer: 525 auf dem Bargstedter Sportplatz.
Tore: 1:0 Kilian Pingel (73.), 1:1 Lasse Böttcher (90., Handelfmeter).