Hohenwestedt entführt beim 2:2 einen verdienten Punkt beim PSV

von Olaf Wegerich

Jesper Tiedemann (PSV) gegen Niklas Neitzke (li.) und Torben Hendrischke (MTSV). © Olaf Wegerich


Am 6. Spieltag der Flens-Oberliga lässt der hoch gehandelte PSV Neumünster erstmalig Federn. Gegen den überraschend stark auftrumpfenden MTSV Hohenwestedt kam die Mannschaft von Trainer Marco Frauenstein nach einem verpatzten Start mit zwei frühen Gegentoren durch Killian Pingel (9. und 11.) beim 2:2 (1:2) nicht über eine Punkteteilung hinaus. PSV-Torjäger Timo Barendt (14. und 47.) traf doppelt für die Gastgeber. Damit fällt der PSV auf den 3. Platz, während Hohenwestedt auf den 10. Platz abrutscht.

Nur drei Tage nach dem Spiel des Jahres gegen den VfB Lübeck im SHFV-LOTTO-Pokal, als der PSV den Favoriten aus der Regionalliga nach torlosen neunzig Minuten in das Elfmeterschießen gezwungen hatte und dort unglücklich ausschied, präsentierten sich die Gastgeber in den ersten Minuten sehr unkonzentriert und fahrig im Spielaufbau. Die von ihrem Trainerteam Udo Kochanski und Sebastian Barth gut eingestellten Gäste knüpften nahtlos an die gute Leistung beim Spiel gegen Preußen Reinfeld an und begannen hoch konzentriert. Der PSV war zwar sofort im Vorwärtsgang, doch die Mannschaft tat sich sehr schwer gegen die kompakt stehenden Gäste.

Nach einer Balleroberung durch Thies Kochanski durch energisches Nachsetzen auf Höhe der Mittellinie lief der MTSV-Angreifer in hohem Tempo auf das PSV-Tor. Er konnte dabei zwar von Paul Sachse, der nach abgesessener Rotsperre wieder in der Startformation stand, gestellt, aber nicht entscheidend gestört werden. Kochanski bewies viel Spielübersicht und passte auf den einlaufenden Killian Pingel (9.), der den Ball humorlos aus halblinker Position in den rechten Torwinkel zur 0:1-Gästeführung hämmerte.

Torben Hendrischke (li., MTSV) gegen Fyn Claasen und Grady Zinkondo (PSV). © Olaf Wegerich
Torben Hendrischke (li., MTSV) gegen Fyn Claasen und Grady Zinkondo (PSV). © Olaf Wegerich

Beim PSV ist spürbar Sand im Getriebe. Das merken auch die Gäste, die früh stören und den Gastgebern wenig Raum zur Entfaltung geben. Wieder ist es der unfassbar starke Kochanski, der sich einen Rückpass von Tom Zarpe erläuft und sofort in Richtung PSV-Tor sprintet, wo er erneut Kilian Pingel (11.) findet, der nicht lange fackelt und mit einem trockenen Flachschuss in die lange Ecke zum 0:2 für die Gäste erhöhen kann.

Der PSV antwortet mit wütenden Angriffen und die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Eine mustergültige Flanke von Marvin Ehlert, der als einer der wenigen bei den Grün-Weißen Normalform erreichte, findet den geschickt sich von seinem Gegenspieler lösenden Timo Barendt (14.), der keine Mühe hat, den Ball wenige Meter vor dem Tor stehend per Kopfball zum 1:2-Anschlusstreffer in das Gästetor zu bugsieren.

Der PSV macht weiter Druck und will den schnellen Ausgleich erzwingen. Ein Schuss von Timo Barendt (15.) wird geblockt, Marvin Ehlert (22.) schießt nach einem langen Ball flach daneben, und Jesper Tiedemann (25.) verfehlt mit einem Distanzschuss das Tor deutlich.

Die beste Chance für den PSV hatte jedoch Fyn Claasen (25.), der nach einem Fehler von MTSV-Torhüter Enno Beckmann aus gut fünfzehn Metern das leere Tor verfehlte. Nur zwei Minuten später kommt erneut Claasen, der sich zuvor im Zweikampf gegen den bärenstarken Geart Latifi knapp behaupten konnte, zu einem erneuten gefährlichen Abschluss, als er den Ball aus halbrechter Position knapp am langen Pfosten vorbeispitzelte.

Tim Sienknecht (MTSV) gegen Nils Drauschke (re., PSV). © Olaf Wegerich
Tim Sienknecht (MTSV) gegen Nils Drauschke (re., PSV). © Olaf Wegerich

Die letzte Chance vor der Pause gehörte den Gästen, die das Spiel nach der kurzen Drangphase des PSV zwischen der 15. und 30. Minute wieder offen gestalten konnten. Bei einem raffinierten Flachschuss in die linke Ecke von Tjark Sievers (35.) musste Franzenburg im PSV-Tor all sein Können aufbieten, um einen erneuten Einschlag zu verhindern.

Kurz nach der Pause fällt auf kuriose Art und Weise nach einem Eckball durch Timo Barendt (48.) der 2:2-Ausgleich für den PSV. Der erste Schuss von Barendt traf MTSV-Abwehrspieler Geart Latifi aus kurzer Entfernung mit voller Wucht am Kopf. Im Nachsetzen traf der PSV-Torjäger dann zum 2:2. Latifi musste danach minutenlang behandelt werden und machte einen durchaus benommenen Eindruck, doch der Neuzugang vom VfR Neumünster ist hart im Nehmen und wollte unbedingt weiterspielen.

Wer dann dachte, der PSV würde die zweite Hälfte nutzen, um weitere Treffer zu erzielen, sah sich getäuscht. Die Gastgeber hatten zwar Feldvorteile zu verzeichnen, doch echte Torchancen konnten gegen die gut organisierten Gäste, die kaum einmal in Bedrängnis gerieten, nicht mehr herausgespielt werden. Lediglich bei Standards wurde es für den MTSV gelegentlich gefährlich. Bezeichnend ist, dass Torhüter Enno Beckmann in der zweiten Hälfte nicht einmal ernsthaft gefordert wurde, da die PSV-Angreifer an diesem Tag nicht das nötige Zielwasser getrunken hatten.

Auch mit Brummschädel zeigte sich Geart Latifi als Fels in der Brandung. Überhaupt: Die MTSV-Abwehr um die zweikampfstarken Außenverteidiger Jannis Brandt und Niklas Neitzke sowie die kopfballstarken Henrik Schnoor und Geart Latifi zeigte sich sehr sattelfest und bestätigte wie der Rest der Mannschaft die gute Form nach nur schon drei Spielen ohne Niederlage.

PSV-Trainer Marco Frauenstein war nach dem Spiel erst einmal bedient. „Das ist nun schon das dritte Mal nach den Spielen gegen Heide und den VfB Lübeck II, dass wir einem Rückstand hinterherlaufen und uns das Leben selbst schwer machen. Das nervt schon gewaltig. Dass wir nach einem Zwei-Tore-Rückstand nicht die Sterne vom Himmel spielen, ist auch ein Stück weit normal. Nach dem Ausgleich in der zweiten Halbzeit haben wir es für ein paar Minuten ganz gut gemacht, aber alles rübergenagelt, was wir an Chancen hatten. Das 2:2 war gerecht, das ist okay. Am Ende hatten wir noch Glück, dass der Lupfer nicht reingeht.“

Jorit Rathje (MTSV) im Kopfballduell mit Grady Zinkondo (re., PSV). © Olaf Wegerich
Jorit Rathje (MTSV) im Kopfballduell mit Grady Zinkondo (re., PSV). © Olaf Wegerich

Freude pur hingegen bei MTSV-Kapitän Tjark Sievers: „Das ist sehr cool. Wir haben uns als Mannschaft gefunden. Man merkt schon, dass wir jetzt das zweite Jahr in der Oberliga spielen.“

„Das hatte sich schon gegen Reinfeld angedeutet. Wir wurden am Ende sogar noch einmal stärker. Der Punkt für uns ist nicht unverdient“, sagte MTSV-Trainer Udo Kochanski.

Nach dem Ausscheiden von Geart Latifi mit Verdacht auf Gehirnerschütterung konnte Momme Boye für elf Minuten seine Qualitäten unter Beweis stellen.

Neben dem Doppeltorschützen Kilian Pingel hatte Kochanski auch noch ein Lob für Niklas Neitzke parat: „Kilian hat mich positiv überrascht. Endlich hat er den Weg ins Tor gefunden. Wenn man bedenkt, er hatte keine Vorbereitung. Niklas hat Tiedemann fast aus dem Spiel genommen.“

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