Szene aus dem Hinspiel – Reinfelds Patrick Ellenberger grätscht Felix Ploog (Hohenwestedt) weg. © 2023 Olaf Wegerich
Nach einem über weite Strecken enttäuschenden Auftritt musste der MTSV Hohenwestedt beim SV Preußen 09 Reinfeld im Duell der Aufsteiger eine ernüchternde 0:4 (0:3)-Niederlage einstecken. Wie auch im Hinspiel. Da sowohl Inter Türkspor Kiel wie auch der VfB Lübeck II ihre Spiele verloren, bleiben die Hohenwestedter weiterhin auf dem 11. Tabellenplatz und müssen sich nun in den drei verbleibenden Heimspielen des Jahres gegen die Titelkandidaten Eichede, Todesfelde und TSB Flensburg aber gehörig steigern, um nicht noch tiefer in den Tabellenkeller zu rutschen. Wie bereits im Hinspiel unterlag der MTSV nach einer enttäuschenden ersten Hälfte mit 0:4 (0:3). Die Stormarner, ebenfalls Aufsteiger, bewiesen einmal mehr, dass ihre Erfolge kein Zufallsprodukt sind und festigen den starken 5. Platz.
MTSV beginnt kompakt und vergibt durch Möller die Führung
Zunächst stand der MTSV defensiv recht geordnet, zeigte aber kaum einmal die Initiative, um selbst gefährlich vor das Tor der Gastgeber zu kommen. Dennoch bot sich Falko Möller nach einem Aussetzer vom Reinfelder Torhüter, der einen Fehlpass aufnehmen konnte, die Riesenmöglichkeit, den Führungstreffer zu erzielen. Doch Möller vergab überhastet und verfehlte das leere Tor. Das sollte der Weckruf für die Preußen werden, die plötzlich mächtig aufdrehten und drei Tore innerhalb von zehn Minuten erzielten.
Preußen mit Dreierpack in zehn Minuten
Der überfällige Führungstreffer für die gut aufgelegten Preußen gelingt Tim Vogel (27.) per sehenswerten Flugkopfball nach präziser Hereingabe von Mika Czeschel. Damit war die kompakte, aber nicht fehlerlose Fünferkette der Gäste, bei denen auch einige Stammspieler weit unter ihren Möglichkeiten blieben, zum ersten Mal ausgehebelt.
Nur drei Minuten später erhöhen die Preußen durch einen verwandelten Strafstoß von Marwin Miljic (30.), nachdem Gohr den Reinfelder Angreifer im Strafraum zu Fall gebracht, hatte auf 2:0. Besonders ärgerlich: Gohr hatte zuvor den Kopfball von Miljic nach Vorarbeit von Taritas noch abwehren können, doch im Nachfassen Miljic leicht touchiert und zu Fall gebracht. Doch damit war der Offensivdrang der starken Gastgeber noch lange nicht gestillt. Erneut ist es Mijic (37.), der nach Vorarbeit von Dominik Möller zum 3:0 für die Gastgeber trifft. MTSV-Trainer Udo Kochanski war im Nachgang so richtig sauer. „Wir haben eine katastrophale erste Hälfte gespielt und den Ball zu schnell wieder verloren. Hinzu kamen viele technische Fehler auf unserer Seite.“
Tjark Sievers mit Migräneanfall
Als dann auch noch Spielführer Tjark Sievers, der mit einem Migräneanfall zu kämpfen hatte, vor der Pause ausgewechselt werden musste, hatte der MTSV einen weiteren Rückschlag zu verdauen.
Damit war bereits zur Halbzeit eine Vorentscheidung zu Gunsten der spielstarken Gastgeber gefallen, die es nach der Pause mit dem komfortablen Vorsprung im Rücken etwas ruhiger angehen ließen, aber keinesfalls die Kontrolle über das Spiel verloren.
Hohenwestedt nach der Pause präsenter
Die Systemumstellung auf 4–4–2 und die Hereinnahme des hoch motivierten Kilian Pingel für Tjark Sievers brachte zunächst mehr Stabilität auf Seiten des MTSV gegen nun nicht mehr so forsch angreifende Gastgeber. Doch Torchancen konnten sich die harmlosen Gäste kaum erspielen.
Wurst vom Punkt zum 4:0
Nach einem erneuten leichten Foul von Gohr an Sturmführer Miljic im Strafraum nutzte Florian Wurst (77.) den fälligen Strafstoß um für die Gastgeber auf 4:0 zu erhöhen. Dennoch erkannte der Gäste-Trainer mit dem Aufbäumen in der zweiten Hälfte auch einige Lichtblicke in der ansonsten sehr ausbaufähigen Leistung des Aufsteigers, der erneut Lehrgeld zahlen musste. „Da haben wir Moral gezeigt, die nötige Bereitschaft an den Tag gelegt und endlich auch mehr Gas gegeben.“
Was Kochanski hingegen überhaupt nicht gefiel, war die Reaktion auf das Führungstor der Gastgeber. „Wir haben schon sechzehn Punkte, spielen eine geile Saison, aber nach dem ersten Gegentor gehen sofort die Köpfe runter“, erwartet der langjährige MTSV-Coach, der im nächsten Spiel gegen den Titelanwärter SV Eichede auf den gelbgesperrten Felix Ploog verzichten muss, aber auf eine Rückkehr des angeschlagenen Tim Sienknecht hofft, hier deutlich mehr Gegenwehr. Beim MTSV wussten der zweikampfstarke Michael Behnke sowie der umtriebige Thies Kochanski, der oft auf sich allein gestellt war, aber mehrfach gut den Ball fest gemacht hatte, zu überzeugen. Auch Pingel rechtfertigte seine Einwechselung.
Nach fünf Spielen ohne Sieg – darunter allerdings gegen die Top-Mannschaften TSB, Eichede und PSV – sind die Preußen eindrucksvoll in die Erfolgsspur zurück gekehrt. „Das war ein absolut verdienter Sieg für uns. Wir haben das Spiel komplett dominiert. In der zweiten Hälfte hatte sich Hohenwestedt etwas gefangen und das Spiel offener gestaltet. Wir haben nach der Pause gewechselt und hatten dadurch einen kleinen Bruch im Spiel. Nun sind wir „the best oft the Rest““, sagte ein rundum zufriedener Preußen-Fußballobmann Benjamin Matejka in Anspielung auf die vier Großen, die sich bereits deutlich abgesetzt haben, nach dem Spiel.
Marwin Miljic überragend
Bei den Gastgebern waren in einer starken Mannschaft der überragende Marwin Miljic im Zentrum, der zudem durch Spielwitz glänzte, sowie Franz Schlatow als guter Vorbereiter und Dominik Möller die tragenden Säulen. Enttäuscht war Matejka hingegen über den geringen Zuschauerzuspruch, aber keine 15 Kilometer weiter gab es das Spitzenspiel der Regionalliga zwischen Phönix Lübeck und Holstein Kiel II zu sehen.
SV Preußen 09 Reinfeld: Schramm – Taritas (46. Grimm), Cloppatt, Ellenberger, Czeschel – Vogel (46. Böckelmann), Brügmann (77. Schroeder) – D. Möller, Schlatow (60. Wurst), Lie (60. Kilic) – Miljic.
Trainer: Pascal Lorenz.
MTSV Hohenwestedt: Gohr – Schwarz, Schnoor, Behnke, Engbrecht – Clas Sievers (84. Boye) – Landt (73. Kasch), Tjark Sievers (44. Pingel), Ploog (73. Lüdtke) – Möller (79. Henne), Kochanski.
Trainer: Udo Kochanski und Sebastian Barth.
Schiedsrichter: Tim-Marvin Meyer (TuS Garbek).
Assistenten: Philip Zeich und Henric Sarau.
Zuschauer: 85.
Tore: 1:0 Tim Vogel (27.), 2:0 Marwin Miljic (30., Foulelfmeter), 3:0 Marwin Miljic (37.). 4:0 Florian Wurst (77., Foulelfmeter).