Timo Barendt (PSV Neumünster) wird von Thore Möller (VfR Neumünster) bedrängt. Jonas Schomaker (li.) kann auch eingreifen. © 2023 Olaf Wegerich
Im Pokalfinale des Fußballkreises Holstein trafen in der Grümmi-Arena der Zweite der Landesliga Mitte VfR Neumünster sowie der Oberligavierte PSV Neumünster aufeinander, der in diesem Kalenderjahr sehr formstark und noch ungeschlagen ist. Knapp 500 Zuschauer wollten sich dieses ewig junge Stadtduell bei herrlichstem Sonnenschein nicht entgehen lassen.
VfR mit B-Elf? Nicht zu sehen!
Natürlich war Polizei schon aufgrund der unterschiedlichen Spielklassen und der Rückrunden-Performance klarer Favorit. Da Rasensport aber auch noch stark ersatzgeschwächt antrat, galt das umso mehr. So absolvierten Torwart Kjell Berger, Thore Möller und Henrik Wehde ihre allerersten Pflichtspielminuten unter Rocco Leeser. Auch Bennet Rohwedder hatte bislang kaum Spielanteile, Berk Akcicek und Kevin Kulka auch nur etwas mehr. Alle sechs standen heute in Startelf. Nur noch drei Spieler der Mittwoch-Startelf in der Oberliga-Aufstiegsrunde gegen Rotenhof (4:2 für den VfR) waren dabei (Leon Gehrke, Marcel Stölting, Sabri Nasri).
Halbzeit eins: VfR gut, PSV besser
So war es nicht erstaunlich, dass der PSV schnell die Spielkontrolle übernahm. Immer wieder nutzte die Frauenstein-Elf die ganze Breite des Platzes, wechselte dann mit hohen Bällen schnell die Seiten – deutlich besser und schneller als in der Landesliga üblich – und stellte so auf Außen immer wieder Eins-gegen-eins-Situationen her, rochierte dabei ständig. Besonders Til Küffner und Mika Jöhnck erwiesen sich dabei als brandgefährlich.
Der Gastgeber hielt aber super dagegen. Leon Gehrke, auch erst seit wenigen Spielen im VfR-Team mit Spielanteilen, und Henrik Wehde lösten ihre Aufgaben als Außenverteidiger aber sehr gut, die Innenverteidiger Thore Möller und Jonas Schomaker ebenso. Man konnte zwar nach vorne in der ersten Halbzeit nur durch Wehde (Kopfball, 28.) und einen 25-Meter-Freistoß von Hathat wenig Akzente setzen, doch hinten verkaufte man sich sehr teuer. Als Mika Jöhnck mit einem 22-Meter-Knaller in die kurze Ecke von halblinks VfR-Keeper Kjell Berger etwas überraschte (0:1, 16.) schien das Unheil für die Veilchen seinen Lauf zu nehmen. Doch Berger lieferte eine Reihe von Glanztaten ab, parierte gegen Marc Barck und Til Küffner zwei Hundertprozenter. Nachdem der Torwart kurz vor der Pause gegen Barendt (43.) erneut glänzend gehalten hatte, reagierte Jöhnck jedoch am schnellsten (0:2, 43.). Das Spiel schien entschieden.
Halbzeit zwei: Anschlusstor pusht VfR, PSV mit Spannungsabfall
Nach dem Wechsel brachte Leeser mit Arian Jashari, Tarik Alioua und Erdogan Cumur drei Neue. Und der VfR spielte nun auch mutig nach vorne. Berk Akcicek stellte PSV Keeper Nico Heuer gleich mal aus 20 Metern ernsthaft auf die Probe. Das Spiel war nun ausgeglichener. Als der VfR über Ihab Hathat auf Rechtsaußen auch mal eine 1:1-Situation herstellen konnte, wurde dieser im Strafraum gefoult. Hathat selbst verwandelte den Strafstoß souverän (60.).
Fyn Claasen mit Comeback
Nun wogt das Spiel hin und her. Beim PSV kommt Kapitän Fyn Claasen (65.), nach seiner Verletzung beim Neumünsteraner Hallenmasters im Winter ebenfalls mit den ersten Spielminuten in diesem Kalenderjahr. Dem PSV merkt man jetzt an, dass das letzte Punktspiel schon 14 Tage her ist. Der VfR Neumünster ist dagegen ja voll im Aufstiegsrunden-Spielbetrieb und noch voll im Saft.
Spannung bis zum Schluss
Das Spiel wogt hin und her. Cumurs Heber aus 20 Metern trudelt knapp am Tor vorbei (70.), Malte Petersens Bogenlampe zum 1:3 (77.) nach Pressschlag scheint dann doch die endgültige Entscheidung zu sein. Doch der VfR gibt sich nicht auf. Schomaker und Stölting tauschen die Positionen, Schomakers Flachschuss aus 18 Metern hält Nico Heuer (84.). In der Nachspielzeit trifft Cumur mit seiner ganzen Routine nach Steckpass des ebenfalls eingewechselten Agron Gashi tatsächlich zum Anschluss (93.). Der VfR drückt in den letzten Minuten.
Die letzte Aktion
Der jetzt mitstürmende Rasensport-Torwart Kjell Berger kann aus 25 Metern nach abgewehrter Ecke eigentlich selbst schießen, flankt aber. Schomaker geht per Kopf kompromisslos zum Ball, Heuer hat aber schon die Hand dran (97.). Das erzielte Tor zählt zu recht nicht. Abpfiff.
Fazit: Der PSV hat mit diesem unterm Strich sehr verdienten Pokalsieg eine überragende Saison gekrönt. Direkt nach Spielschluss und der Siegerehrung wurde die Saisonabschlussfahrt angetreten.
Der VfR Neumünster hat eindrucksvoll bewiesen, welche hervorragende Kaderbreite in dieser Saison vorhanden ist. So siegte dann auch der Stolz über die gezeigte Leistung über die Enttäuschung der Niederlage. Zumal nach den Ergebnissen dieses Wochenendes auf den anderen Plätzen die Oberliga-Chancen nicht schlechter geworden sind.
VfR Neumünster: Berger – Gehrke, Möller, Schomaker, Wehde (46. Arian Jashari) – Stölting, Rohwedder (82. Bouzoumita) – Hathat, Akcicek (85. Gashi), Kulka (46. Alioua) – Nasri (46. Cumur).
Trainer: Rocco Leeser.
PSV Neumünster: Heuer – Zarpe, Petersen, Sachse, Werner (67. Lüth) – Falk (65. Claasen) – Barck (85. Hoppe), Drauschke (89. Greier), Jöhnck, Küffner (74. Netzel) – Barendt.
Trainer: Marco Frauenstein.
Schiedsrichter: Jan-Malte Ganz (SV Boostedt).
Assistenten: Falk Schmidt, Jan Malte Plath.
Zuschauer: 481.
Tore: 0:1 Jöhnck (16.), 0:2 Jöhnck (43.), 1:2 Hathat(60., Foulelfmeter), 1:3 Petersen (77.), 2:3 Cumur (93.).