3:1 – Laute Pausenansprache weckt Heikendorfer SV gegen Kronshagen

von Ismail Yesilyurt

Dieses Duell gewinnt Serhat Yüksel (TSV Kronshagen) per Kopf gegen Paul Langner (vorne, Heikendorfer SV). Später kommt er etwas zu spät. © 2023 Ismail Yesilyurt


„Jetzt müssen wir All-In gehen“, weiß Peter Speth, wie gefährlich hoch das Risiko für den TSV Kronshagen ist, zum zweiten Mal in Folge die Liga verlassen zu müssen. Nach dem 1:3 im Abstiegs-Hit beim Heikendorfer hat sich vor den letzten drei Spielen die Wahrscheinlichkeit auf den Klassenerhalt merklich verringert. Beim Heikendorfer SV strahlte bei herrlichem Wetter die wohltuende Sonne nicht nur am Himmel. Im Duell zwischen den punktgleichen Kontrahenten aus dem Osten und Norden von Kiel übernehmen und tauschen die Heikendorfer nun mit 23 Punkten Relegationsplatz 9 und den ersten von drei Abstiegsplätzen direkt dahinter.

Erste Halbzeit langweilig

Warum die beiden Teams unten im Abstiegskeller rumkrebsen, war in den ersten 45 Minuten deutlich zu sehen. Das Gebotene war für alle um das Spielfeld herum inklusive der Fans schwer zu verdauen. Mehr Abstiegskrampf denn Kampf. Vielleicht lag das an der Wichtigkeit dieser Begegnung. Eine gewisse Angst war auf beiden Seiten zu spüren. Magere zwei Chancen, wenn man davon sprechen kann, gab es. Einen (ungefährlichen) Kopfball von Kronshagens Julian Huchzermeier (40.) und einen mittigen Schuss von Ole Sand, den TSVK-Keeper Maurice Müller mühelos über die Latte lenkte, sahen die Zuschauer. Sofern man bis zu diesem Zeitpunkt nicht eingedöst war.

Luca Bertermann (li.) und Silas Barho (TSV Kronshagen) nehmen Yannick Meenken (Heikendorfer SV) in die Zange. © 2023 Ismail Yesilyurt
Luca Bertermann (li.) und Silas Barho (TSV Kronshagen) nehmen Yannick Meenken (Heikendorfer SV) in die Zange. © 2023 Ismail Yesilyurt

Die Heikendorfer versuchten es immer wieder mit langen Bällen. Ein gutes Rezept bei den „Hünen“ in der Gäste-Abwehr? Die Kronshagener fanden bei ihrem Kombinationsspiel in die Offensive sehr oft nicht den eigenen Mann. Was auch für den HSV galt. Zu hippelig und hektisch offenbarten sich die Aktionen hüben wie drüben.

Nach der Pause bekommen die Zuschauer was für ihr Geld

Nach dem Wiederanpfiff nahm die Partie endlich die Fahrt auf, die man im Abstiegskampf erwartet. Vor allem die Gastgeber legten eine Schippe rauf. „In der Kabine ist es 10 Minuten lauter geworden“, bemerkte HSV-Coach Nedeljko Veselinovic später, „wir haben 30 – 40 Prozent dazu gelegt.“ Auch die beiden Einwechselungen in der Halbzeit sollten sich bemerkbar machen. Vor allen die von Niklas Kracht. Ihm gelang das 1:0. Einen Schuss von Jonas Weber wehrte Maurice Möller zur Seite ab. Den Ball machte Yannick Meenken schnell wieder scharf mit einem Zuspiel in die Mitte, wo Kracht traf.

Platzverweis für Kronshagens Serhat Yüksel

Am nächsten „Höhepunkt“ war Paul Langner beteiligt. Nach einem Pass in die Tiefe rannte Serhat Yüksel Heikendorfs Nummer 9 etwas um. Schiedsrichter Khaled El-Rifai zögerte nicht lange und holte die Rote Karte raus. Bei dieser waren beide Seiten natürlich geteilter Meinung. Die salomonische Lösung: Weiterspielen lassen! Mit etwas mehr Über- und Weitsicht hätte der Referee gesehen, dass Langner nach seiner Rolle artistisch und mit dem Höchstwert 10 fürs Turnen versehen den Ball noch kontrollieren konnte. „Ich war schon am Torwart vorbei“, sagte das lange verletzte Jungtalent, das etwas später doch noch sein 5. Tor im 5. Spiel erzielte. 2:0 für den Heikendorfer SV und keine Rote Karte für Serhat Yüksel, mit dieser Entscheidung hätte El-Rifai mindestens 161 neue Freund gewonnen.

Team von Peter Speth schlägt in Unterzahl zurück

Die Mannschaft von Peter Speth verdaute diesen Schock recht locker ohne negative Folgen und kam sogar schnell zum Ausgleich. Eine weite Flanke von rechts berührte Luca Bertermann im Torraum und ermöglichte mit diesem Zuspiel das 1:1 durch Julian Huchzermeier. Dem 2:1 ging ein individueller Fehler der Gäste auf der linken Seite Höhe des Mittelkreises voraus. Jonas Weber setzte am Schnittpunkt Torauslinie/Strafraumgrenze energisch nach und ermöglichte so das 2:1.

Das 1-1 durch Julian Huchzermeier (2. v. l.). Luca Bertermann (hinten) hat die Szene schon abgeschrieben. Der Ball prallt vom Innenpfosten rein.© 2023 Ismail Yesilyurt
Das 1:1 durch Julian Huchzermeier (2. v. l.). Luca Bertermann (hinten) hat die Szene schon abgeschrieben. Der Ball prallt vom Innenpfosten rein.© 2023 Ismail Yesilyurt

Nico Haberl trifft zum 3:1

Dieser Treffer gab den Hausherren noch mehr Oberwasser in einem nun kurzweiligen Spiel. Nico Haberl, der in der Halbzeitpause einen Ball nach dem anderen in den Torwinkel ballerte, traf zwei Minuten nach seiner Einwechselung zum 3:1. Fast im Gegenzug stand Rune Möller vor dem 2:3. Doch der routinierte Thomas Bohrmann verkürzte stark den Abstand und verhinderte somit den Anschluss, der sicherlich noch einmal richtig Öl ins Feuer gegossen hätte.

Danach änderten beide Seiten ihr Grundsystem. Heikendorf auf eine 4-1-4-1-Formation. Peter Speth brachte in den letzten Minuten zwei weitere Stürmer. Mit tiefen Bällen sollte das kleine Wunder bei drei Angreifern noch her. Das blieb aus. Wer Poker kennt und spielt, weiß auch, dass bei einem All-In trotz kleiner Wahrscheinlichkeit ein Gewinn trotzdem möglich ist. Der TSV Kronshagen spielt noch bei der SpVg Eidertal Molfsee, gegen SVE Comet Kiel und am letzten Spieltag beim TSV Lägerdorf am 20. Mai. Der Heikendorfer SV reist am kommenden Sonntag zum vom Thron schwer gestürzten VfR Neumünster. Nach einem weiteren Auswärtsspiel in Eidertal beendet die Elf von Nedjo Veselinovic mit dem Heimspiel gegen den Preetzer TSV die Saison.

Beste Spieler auf Seiten der Heikendorfer waren Paul Langner und Jonas Weber. Beim TSV Kronshagen Justus Kiewald und Julian Huchzermeier.

Stimmen zum Spiel

Peter Speth (Trainer TSV Kronshagen)
Nedeljko Veselinovic (Trainer Heikendorfer SV)

Heikendorfer SV – TSV Kronshagen 3:1 (0:0)

Heikendorfer SV: Bohrmann – Feldkamp (72. Zantopp), Klindt, Kuß, Detlaff – Meenken, Telli (46. Kracht), Sand, Deutschbein (46. Wilke) – Jonas Weber (87. Jakob Weber), Langner (75. Haberl).
Trainer: Nedeljko Veselinovic.

TSV Kronshagen: Maurice Möller – Wethgrube (78. Mousa), Alberts, Yüksel, Barho – Kiewald, Huchzermeier – Sylla (46. Wirth), Wagner (85. Yilmaz), Bertermann (64. Krege) – Rune Möller (85. Rixen).
Trainer: Peter Speth.

Schiedsrichter: Khaled El-Rifai (VfL Bad Schwartau).
Assistenten: Marvin Plitt, Joelina Wendtorff.

Zuschauer: 160.

Rote Karte: Yüksel (55., Kronshagen, Notbremse).

Tore: 1:0 Kracht (53., Video), 1:1 Huchzermeier (61., Video), 2:1 Langner (72., Video), 3:1 Haberl (77., Video).

ähnliche Artikel

Consent Management Platform von Real Cookie Banner