Nicht verschollen im Inter-Bermuda-Dreieck Volkers, Acer und Zinkondo (v. l. n. r.) – Man of the Match Nicolas Holtze mit drei Toren. Fotos: © Ismail Yesilyurt
Inter Türkspor Kiel – TSB Flensburg 2:6 (2:1)
Um Himmels willen, was ist mit Inter Türkspor Kiel in der Halbzeitpause passiert? Da führt die Mannschaft von Onur Cokgez nach einer starken Performance in den ersten 45 Minuten hoch verdient mit 2:1 gegen den neuen Spitzenreiter der Flens-Oberliga Nord und dann das! Völlig orientierungs- und disziplinlos in der Defensive kassieren die Kieler kurz nach dem Seitenwechsel gegen den TSB Flensburg einen Treffer nach dem anderen.
„Wir haben unseren Glauben verloren. Dass wir stark genug sind, als Team weiter zu arbeiten. TSB hat halt auf unsere Fehler gewartet. Und die Fehler haben wir gemacht. Man hat auch gemerkt, dass unsere eingespielte Abwehr gesprengt war“, sah Cokgez ein bisschen den Rückfall in das alte Gesicht mit Defensivproblemen, „wir haben durch individuelle Fehler nicht so schöne Tore bekommen.“ Vermisst wurde auch der zuletzt formstarke Offensivakteur Eugen Halili (verletzt).
In den ersten 45 Minuten steckte die Heimelf mit der Überzeugung der gemeinsamen Stärke das frühe 0:1 schnell weg. Nach einem Freistoß an den Strafraum und Kopfballweiterleitung netzte Hendrik Fleige zum 1:0 für die Flensburger ein. Danach zwang jedoch Inter Türkspor Kiel das Zepter. Mit viel Tempo in den Aktionen kam schnell der Ausgleichstreffer. Rezan Acer setzte sich im Mittelfeld energisch durch. Seinen Chipball auf links nahm Marvin Lorenzen im vollen Tempo mit, überlief einen Abwehrspieler und überwand vom linken Torraumeck TSB-Keeper Ole Rathmann.
Das 2:1 bedeutete den verdienten Lohn für eine außergewöhnlich gute Arbeit der Cokgez-Mannschaft. Erdogan Cumur blockte gegen seinen Schattenfreund Sönke Meyer, beide Spielführer führten einen interessanten Zweikampf während der gesamten Spielzeit, einen Ball frei. Grady Zinkondo nahm Fahrt auf die Abwehrkette auf und schob auf links zu Acer durch. Mit seinem neunten Saisontor schloss der Mittelfeldmotor von Inter zum führenden Torjäger der Flens-Oberliga Nord auf. Der spielte auf der anderen Seite und hatte das 1:0 erzielt. Kurz vor dem Seitenwechsel verzog Okan Erkocu, zuvor hatten Cumur und Yasin Akbaba sehr gute Chancen, nach einem Zuspiel von Jeppe Waschko frei vor Rathmann knapp am 3:1.
Was sich in der ersten Halbzeit angedeutet hatte, als Nicolai Vosgerau nach 35 Minuten mit sehr ernster Stimme seine Mitspieler animierte „Männer, fangt an, euch zu wehren“, wurde nach dem Wiederanpfiff in die Tat umgesetzt. „Jedes Fußballspiel geht über die Basics. Die grundlegenden Sachen: Zweikampf annehmen, Laufbereitschaft, Einstellung. Das haben wir in der zweiten Halbzeit viel besser gemacht. Und wir haben durch die aggressive Spielweise Inter Türkspor den Schneid abgekauft“, erzählte Henning Stüber, zusammen mit Hoymar Sörensen im Duett Cheftrainer des TSB.
Das eine Team hatte somit was vergessen, das andere etwas wieder gefunden, aus der Kabine mitgenommen und die beiden Außenverteidiger Lars Wolff und Hauke Spoth die Positionen tauschen lassen. Wobei auf der rechten Seite von Wolff Inter mehr Gefahr erzeugt hatte. „In der ersten halbe Stunde waren zu große Abstände und sind wir nicht richtig angelaufen“, nickte Hoymar Sörensen im Vorbeigehen Stüber zu. Sörensen hatte vor dem Anstoß von „viel Respekt und einer anderen Mannschaft als im Hinspiel (5:0 für den TSB, Anm. d. Redaktion)“ gesprochen. Mit schnellem und direkten Spiel wirbelten die Flensburger nun Inter durcheinander.
Mag das Fehlen vom etatmäßigen Innenverteidiger Coskun Yamak und Defender Tom Schmidtke die Standfestigkeit der Inter-Defensive etwas beeinträchtigt haben, so löchrig wie ein Schweizer Käse darf man im Kampf um den Klassenerhalt, mit einem vorzeitigen bei Einzug in die Meisterrunde, nicht auftreten. Nicolas Holtze nutzte das gnadenlos aus. Mit einem Dreierpack schob sich TSBs Nummer neun an Acer und Fleige vorbei mit nun zehn Saisontreffern auf die Topposition der Torjäger. Neben Holtze verdienten sich Tayfun Can, auch wenn nicht immer positionstreu agierend, und der faire und mit viel Übersicht spielende Meyer gute Spielnoten. Bei Inter Türkspor, über die gesamten 90 Minuten, überzeugte Jeppe Waschko am meisten. Zusammen mit Keeper Christoph Zander, der einige TSB-Möglichkeiten entschärfte.
Inter Türkspor Kiel: Zander – Erol, Akbaba, Pauls (63. Yildirimer), Volkers (71. Tasci) – Jeppe Waschko – Erkocu, Acer (78. Ibrahimoglu), Zinkondo, Lorentzen – Cumur.
Trainer: Onur Cokgez.
TSB Flensburg: Rathmann – Wolff, Vosgerau, Meyer, Spoth – Merz, Can – Carstensen, Holtze (85. Khan), Koschenz (46. Ogara) – Fleige (78. Amesse).
Trainer: Hoymar Sörensen/Henning Stüber.
Schiedsrichter: Eike-Robert Kawen (VfL Bad Schwartau).
Assistenten: Khaled El-Rifai, Tim Hohmann.
Zuschauer: 150.
Tore: 0:1 Fleige (2.), 1:1 Lorentzen (7.), 2:1 Acer (29.), 2:2 Holtze (47.), 2:3 Holtze (56.), 2:4 Vosgerau (60.), 2:5 Ogara (64.), 2:6 Holtze (83.).