0:3 gegen VfR Neumünster: TSV Bordesholm tauscht Platz im Keller

von Ismail Yesilyurt

Sean Vinberg (mitte, VfR Neumünster), gegen Till Börner (TSV Bordesholm), erzielte die wichtige Führung. © 2023 Olaf Wegerich


Auf dem Bordesholmer Kunstrasen fand bei ungemütlichen, fast schon winterlichen Bedingungen das Oberliga-Abstiegsderby zwischen dem heimischen TSV und den Veilchen aus Neumünster statt. Für die Gäste fast ein Heimspiel, denn gut zweidrittel der Zuschauer hielten es mit den Traditionsklub von der Geerdtstraße.

Rammer-Elf bestimmt die erste Viertelstunde

Boho, ohne den zuletzt starken Innenverteidiger Jesse Schlüter (krank), fand gut in die Partie, präsentierte sich ballsicher und geordnet. Jonas Schomaker und Erdogan Cumur, beide im Vorjahr wesentlich am Oberligaaufstieg der Leeser-Elf beteiligt, stehen bei Bordesholm in der Startformation. Das gute Spiel gegen Todesfelde in der Vorwoche hatte der Elf offensichtlich Selbstvertrauen gegeben. So bestimmte die Heimelf die erste Viertelstunde, allerdings ohne sich gegen die sattelfeste VfR-Defensive allzu große Chancen herauszuspielen. Kenny Korup und Geart Latifi als Innenverteidiger und bei Bedarf die tief stehenden zweikampfstarken Sean Vinberg und Björn Lambach organisieren im Zentrum das VfR-Defensivspiel.

Beim Gast war im Gegensatz zum letzten Spiel bei Inter Türkspor Kiel (3:2-Sieg) das starke Mittelfeldtrio gesprengt, da Marcel Stölting verletzt ausfiel. Für ihn kam Agron Gashi zu seinem zweiten Startelfeinsatz dieser Spielzeit und rückte an die Spitze des Mittelfeld-Dreiecks neben Lambach und Vinberg.

Rasensport nutzt erste Möglichkeit zur Führung

Der VfR Neumünster stand zunächst betont tief, griff erst im letzten Drittel konsequent an. Als Bohos Dauerdruck etwas nachließ, nutzte das die Leeser-Elf zu eigenen Angriffen. Bereits der zweite war erfolgreich. Als Linksverteidiger Christoph Kahlcke Linksaußen Emirkaan Güzel die Linie lang schickte, schlug der noch einen kurzen Haken um Gegenspieler Jonas Evers herum und flankte. Zielspieler und Mittelstürmer Volodymyr Pryiomov legte den Ball mit der Brust auf Sean Vinberg ab, der sofort flach und platziert aus 16 Metern abzog – 0:1 (19.).

Joe Gabriel verhindert mehrfach das 0:2

Danach zeigt sich Bordesholm deutlich beeindruckt. Einige Aufbau-Fehler schleichen sich ein. Die Gäste ziehen jetzt seinerseits das Spiel auf. TSV-Keeper Joe Gabriel muss gleich zwei Glanzparaden hinlegen, um gegen Lambach (Freistoß, 25.) und gegen Ilir Serifi (29.) weitere Gegentreffer zu verhindern.

Starker Luca Assemian

Gegen Ende der ersten Hälfte kippt das Spiel wieder in Richtung der Gastgeber. Phasenweise ziehen Malte Lucht, Aaron Meyerfeld & Co. jetzt ein regelrechtes Powerplay auf. Doch gefährlich wird es für den VfR nur, wenn dem TSV mal schnelles Umschaltspiel gelingt. Immer wieder wird dabei der schnelle Rechtsaußen Luca Assemien gesucht, der gerade sein reguläres erstes Herrenjahr absolviert und im Vorjahr noch in der Kreisklasse B beim TSV Russee spielte. Christoph Kahlcke muss gegen ihn alle Routine einsetzen, um Ungemach für die neumünsteraner zu verhindern. Auf der anderen (linken) Seite hat Boho mit Cumur einen typischen Mittelstürmer aufgeboten, der für diese Außen- oder Halbaußenbahnposition nicht unbedingt prädestiniert ist. Murat Rasgele hat für den VfR da alles unter Kontrolle.

Luca Assemien (vorne, TSV Bordesholm) gegen Kenny Korup (VfR Neumünster). © 2023 Olaf Wegerich
Luca Assemien (vorne, TSV Bordesholm) gegen Kenny Korup (VfR Neumünster). © 2023 Olaf Wegerich

Umkämpfte zweite Hälfte

In der zweiten Hälfte ist das Spiel zunächst umkämpft und ausgeglichen. Beide Teams haben ihre Möglichkeiten. Boho kämpft um den Ausgleich, der VfR sucht die Entscheidung. Die Spannung ist greifbar. Leerlauf gibt es nicht.

Kein Elfmeter und starker Newe verhindern Bohos Ausgleich…

Nach einem starken Diagonalball von Phillipp “Pipo” Spohn auf Assemien kommt dieser im Laufduell mit Kahlcke an der Grundlinie zu Fall, die Fragestellung lautet: Hat der nicht grätschende Kahlcke Assemians Fuß oder den Ball gespielt? Aufregung auf beiden Seiten. Schiedsrichter Moritz Bern entscheidet auf letzteres und gibt Ecke. Die kommt gefährlich und Lucht im Nachsetzen aus 12 Metern relativ frei zum Schuss, aber Newe rettet überragend.

…und Rasensport kontert gekonnt zum 0:2

Der Ausgleich scheint nun in der Luft zu liegen, doch quasi im Gegenzug kontert der VfR gekonnt. Pryiomov macht an der Mittellinie einen Ball fest, legt auf Gashi ab. Der spielt einen “Weltball” (0-Ton Jonas Schomaker nach dem Spiel) auf Rechtsaußen Ilir Serifi, der seinerseits mit dem ersten Kontakt den in der Mitte einsprintenden Güzel mitnimmt. Der läuft frei auf Gabriel zu, umkurvt Gabriel und schiebt ein – 0:2 (70.).

Schomaker hat den Anschluss auf dem Kopf

Doch der Gastgeber gibt sich nicht geschlagen. Nach Assemian-Flanke ist Schomaker nach einem von ihm selbst eingeleiteten Angriff in der Mitte aus 7 Metern mit dem Kopf zur Stelle. Der schwer zu nehmende Ball fliegt nur wenige Zentimeter am langen Eck vorbei (74.). Kurz danach kommt mit Joris Scherbarth für Schomaker ein weiterer Offensivspieler.

VfR Neumünster in der Schlussviertelstunde souverän

Danach jedoch hat der VfR aber das Spiel immer souveräner unter Kontrolle. Die Elf lässt jetzt Ball und Gegner laufen, teilweise unter “Olé, Olé”-Rufen der zahlreichen Anhängerschaft bei jedem Ballkontakt.

Den Elfmeter gibts für den VfR

Und dann gibt es doch noch Elfmeter: für den VfR. Zinedine Hukporti, für Gashi eingewechselt, spielt auf den schnellen ebenfalls gerade eingewechselten Keenon Erfurth, der zwei Gegenspieler abhängt und auch noch knapp vor dem herauseilenden heute wieder ganz starken Gabriel an den Ball kommt. Der macht, ohne Ball oder Erfurth zu berühren, die Schranke, zieht im letzten Moment zurück, kann sich aber nicht in Luft auflösen. Erfurth springt im Vollsprint befindlich über ihn hinweg, kommt aus dem Tritt und fällt. Der Schiri gibt Elfmeter. Das ist zum Glück nicht mehr entscheidend. Erfurth verwandelt selbst (87.).

Fazit: Mit dieser Niederlage ist Boho noch tiefer in den Abstiegssumpf gerutscht. Für die Veilchen ist nach dem zweiten Sieg in Serie das rettende Ufer wieder in greifbare Nähe gerückt.

TSV Bordesholm: Gabriel – Evers (46. Simon Stegner), Alexander Meyerfeld, Schomaker (76. Scherbarth), Boztepe – Spohn – Assemien (89. Elahi), Börner, Aaron Meyerfeld, Cumur (62. Bouzoumita) – Lucht (89. Gerst).
Trainer: Florian Rammer.

VfR Neumünster: Newe – Rastele, Latifi, Korup, Kahlcke – Lambach, Vinberg, Gashi (77. Hukporti) – Serifi, Pryiomov (81. Erfurth), Güzel.
Trainer: Rocco Leeser.

Schiedsrichter: Moritz Bern (Eintracht Eggebek),
Assistenten: Finn Jonah Dettmer, Mikkel Paulsen.

Zuschauer: 120.

Tore: 0:1 Vinberg (19.), 0:2 Güzel (70.), 0:3 Erfurth (87., Foulelfmeter).

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