Bei Rocco Leeser und dem VfR Neumünster herrscht nach der jüngsten Entwicklung im sportlichen und finanziellen Bereich viel Freude. © 2023 Olaf Wegerich
Die Oberliga darf sich freuen! Mit dem VfR Neumünster ist nach dem hart erkämpften Aufstieg einer der größten Traditionsvereine, die der Norden zu bieten hat, in das Oberhaus des Schleswig-Holsteinischen Fußballs zurückgekehrt. Die Frage wird sein, ob der einstige Zuschauermagnet schnell zu alter Stärke zurückfindet. Die jüngsten Meldungen aus der lokalen Presse über Rasensport verheißen jedenfalls Großes.
Veilchen vier Jahre in der Landesliga
Vier Jahre kickten die stolzen Veilchen in den Niederungen der Landesliga und mussten dem aufstrebenden Lokalrivalen PSV Neumünster als führende Kraft in der Schwalestadt das Feld überlassen. Nun darf sich die Industriestadt in der Mitte des Landes wieder auf rassige Lokalderbys in der höchsten Amateurklasse des Landes und hoffentlich steigende Zuschauerzahlen freuen. 65 Jahre war der VfR die klare Nummer eins in Neumünster. Doch nach dem Abstieg vor vier Jahren wurde der PSV insbesondere dank einiger kluger Transfers und der Verpflichtung von Trainer Marco Frauenstein, der das Optimum aus dem Kader herausholte, zur neuen Hausmacht.
Pläne für Zukunft versprechen glorreiche Zeiten
Aber Rasensport, der oft von Neidern als FC Hollywood abgetan und belächelt wurde, drängt mit Macht zurück aus der Tristesse und auf eine mittelfristige Rückkehr in den Fußball über die Landesgrenzen hinaus. Auf der kürzlich abgehaltenen Jahreshauptversammlung skizzierte VfR-Präsident Gerd Grümmer den anwesenden Mitgliedern die Pläne für die Zukunft, die durchaus vielversprechend erscheinen und dem Traditionsverein ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. So sollen sich mehrere namhafte Gönner dem VfR Neumünster gegenüber sehr zugeneigt gezeigt haben.
Von potenten zahlungskräftigen überregionalen Geldgebern ist die Rede, die in den Verein im großen Stil, auch in die Infrastruktur, investieren wollen. Trainer Rocco Leeser äußert sich in Youkick zu einigen aktuellen Themen, die den sportlichen Bereich betreffen.
Hallo Herr Leeser, der VfR spielt endlich wieder in der Oberliga. Wie lautet ihre Zielsetzung für die kommende Saison und welche Ziele peilen Sie mittelfristig an?
Für die erste Saison in der Oberliga wollen wir unter die ersten acht Mannschaften kommen. Im zweiten Jahr wollen wir dann nachjustieren und angreifen. Unser Etat ist natürlich gewachsen, aber nicht so, dass wir jetzt nur Profis holen wollen. Ich möchte viele junge Spieler im Kader dabei haben.
Welche Ziele verfolgen Sie im Verein mittelfristig?
Das Projekt ist auf mehrere Jahre ausgerichtet. Ganz wichtig ist neben den Zielen und Visionen, die wir haben, dass die Nachwuchsabteilung wächst. Wir brauchen eine gute Infrastruktur und Kompetenzen, um irgendwann größere Ziele anzupeilen. Vielleicht auch irgendwann die Regionalliga. Wir freuen uns jedenfalls auf die Derbys gegen den PSV. Wenn die Organisation und die Struktur nicht stimmen, können wir nicht wachsen. Wir wollen jungen ehrgeizigen Spielern eine Bühne bieten, sich zu präsentieren. Die sie dann durch gute Leistungen als Sprungbrett für ihre Karriere nutzen können. Unser Präsident Gerd Grümmer ist seit Jahren als erfolgreicher Unternehmer tätig. Wir schauen zuversichtlich in die Zukunft. Er hat die entsprechenden Kontakte in die Wirtschaft. Für die Stadt Neumünster ist die Entwicklung super. Es ist doch toll, dass sich ein so namhafter Verein zurückmeldet. Eine erste Bewertung wie das Projekt angelaufen ist kann man frühestens nach zwei oder Jahren machen.
Was können Sie uns über ihre neuen Spieler verraten und wann denken Sie, werden Sie ihren Kader vollständig haben?
Viele Spieler, die auf dem Markt verfügbar sind, spekulieren noch. Der Kader wird am 30. Juni definitiv nicht vollständig sein. Eine Verpflichtung kann dann auch mal kurzfristig über das Wochenende erfolgen. Ich habe viel Erfahrung mit solchen Transfers. Das kann dann auch mal kurzfristig über die Bühne gehen. Das ist ähnlich wie bei meiner Tätigkeit beim VfB Lübeck. Da wussten wir auch erst sehr spät, in welcher Liga wir spielen.
Ich habe bereits eine Routine mit später Kaderplanung. Es kann durchaus sein, wenn wir das erste Punktspiel bestreiten, dass der Kader erst zu 85 % aufgefüllt ist. Ich plane mit 20 Feldspielern und zwei Torhütern. Wir brauchen eine gute Mischung auch aus erfahrenen Spielern. Wir werden drei Spieler aus Brasilien verpflichten. Beim Probetraining haben wir mit einer Übersetzungsapp gearbeitet. Das hat funktioniert. Die Integration wird sicher einige Monate dauern. Aber die Spieler müssen die deutsche Sprache lernen.
Werden Sie ihr Funktionsteam weiter vervollständigen?
Ja, in der nächsten Woche werden wir zwei Co-Trainer präsentieren.
Ist vorgesehen, den Trainingsumfang zu steigern?
Vorgesehen ist, drei- bis viermal die Woche zu trainieren. Aber das ist auch vom Spielplan abhängig wie viele freie Tage zwischen den Spielen liegen.
Stimmt es, dass die Spieler, die künftig für den VfR in der neu formierten Zweiten dort auch Zuwendungen bekommen sollen?
Wir brauchen eine gute zweite Mannschaft als Unterbau. Es ist richtig, dass für diese Spieler auch kleine Aufwandsentschädigungen angedacht sind.
Möchten Sie noch einige Worte an Ihre aktuellen und ehemaligen Spieler richten?
Ich bin der Mannschaft dankbar, am Ende noch einmal alles gegeben zu haben. Obwohl einige Spieler wussten, dass ihre Verträge nicht verlängert werden. Ich wünsche den Spielern, die uns verlassen haben, alles Gute bei ihren neuen Vereinen.