Yannik Jakubowskis Last-Minute-Goal ist Kilia Kiels Regionalliga

von Ismail Yesilyurt

Nach dem 3:2 durch Yannik Jakubowski (re., Kilia Kiel) drehen die Kilianer eine halbe Ehrenrunde. © 2023 Ismail Yesilyurt


Der FC Kilia Kiel spielt in der kommenden Saison in der Regionalliga Nord! Mit einem 3:2 gegen den OSC Bremerhaven sind die Kilianer schon vor dem finalen Spieltag der Dreier-Aufstiegsrunde am kommenden Sonntag beim Eimsbütteler TV bei 2 Aufsteigern vorzeitig in 4. Liga. Vor einer imposanten Kulisse im Kilia-Stadion mit 3.050 Zuschauern sollte das Vorprogramm mit drei Fallschirmspringern schon einen Blick auf den Spielverlauf geben.

Drei Fallschirmspringer

Der erste Mann vom Himmel brachte den Spielball mit und landete am Mittelkreis. Der zweite Fallschirmspringer verfehlte den Sportplatz und landete hinter diesem knapp an den Bäumen vorbei, zum Glück unverletzt, auf dem Parkplatz. Dem Dritten im Bunde, mit der wehenden großen Kilia-Fahne an der Leine, gelang zum Abschluss eine perfekte (Mittel)Punktlandung.

Übertragen auf das Spiel in Kurzform: Dem schleswig-holsteinischen Meister gelingt mit der frühen Führung ein guter Sprung, dann verlieren die Kilianer den Fokus auf ihr Spiel und driften in eine ungemütliche Lage mit dem 1:2 ab. Schließlich sind die Last-Minute-Goals von Marvin Müller und Yannik Jakubowski dann die Punktlandung in der Regionalliga Nord.

Emotionale Fahrt bei allen

Insgesamt wird die Partie den zahlreichen Fans in den folgenden Minuten das bieten, was wir am Fußball lieben! Eine emotionale Fahrt mit Freude, Leiden(schaft), Frust mit bitterem und brutalem Beigeschmack und einem heftigen Kampf mit Happy End. Der Gast aus Bremerhaven, vor dem Start der Aufstiegsrunde vielerorts als „Sparringspartner“ eingestuft, erweist sich nach dem frühen Rückstand als ein Gegner, der auch ordentlich zurück schlägt.

Schnelles 1:0 kein Vorteil für Kilia Kiel

Die Kieler nutzen zunächst ihren starken Start mit viel Elan aus. Nach einem schönen Zuspiel von Julius Alt wird Yannik Jakubowski im Strafraum von Ali Wazneh gefoult. „Auf den Ball getreten“, protestieren die OSC-Kicker lautstark. Doch der gut leitende Schiedsrichter Florian Pötter steht nicht weit weg und hat eine gute Sicht: Elfmeter. Den hämmert Benjamin Petrick mit Karacho zum 1:0 unter die Latte. Das was von der Heimelf danach folgt, beschreibt Coach Nicola Soranno später auf der Pressekonferenz als eines der schlechteren Spiele seiner Mannschaft in dieser Saison.

OSC Bremerhaven giftig, lästig und gefährlich

Die Gründe dafür, dass der gute Kilia-Auftritt schnell verebbt, sind indes auch bei der Elf von Björn Böning, der OSC-Coach ist im Hauptberuf Sport- und Mathelehrer, zu suchen und finden. Wie im Vorbericht von Soranno angemerkt, ist der Olympische Sport-Club giftig, lästig und aufopferungsvoll in den Zweikämpfen und entwickelt sich zum vermuteten „harten Brocken, den wir bewältigen müssen“. Knapp 25 Minuten bekommt der Traditionsverein aus Kiel das zu spüren und gibt die Spielkontrolle ab.

Die Bremerhaven gingen hart, aber herzlich in die Zweikämpfe. Tom Warncke (in rot, Kilia Kiel) wird von Marcel Wagner (Bremerhaven) umgegrätscht. © 2023 Ismail Yesilyurt
Die Bremerhaven gingen hart, aber herzlich in die Zweikämpfe. Tom Warncke (in rot, Kilia Kiel) wird von Marcel Wagner (Bremerhaven) umgegrätscht. © 2023 Ismail Yesilyurt

Der OSC Bremerhaven ist spielstark und extrem gefährlich in der Offensive. Zum Glück für die Platzherren steht OSC-Goalgetter Jozo Tunjic (in der Bremen-Liga mit 22 Toren) bei seinem Treffer (15.) Zentimeter im Abseits. Den verdienten Ausgleichstreffer gibt es etwas später. Marvin-Osaze Wema kann im Mittelfeld nicht aufgehalten werden und bedient Tunjic, der an Keeper Finn Kornath vorbei geht zum 1:1.

Kilia-Defensive auf harte Probe gestellt

Bei den Bällen aus dem Mittelfeld ins Sturmzentrum müssen die Kieler gegen die schnellen Offensivspieler höllisch aufpassen. So in der 32. Minute, als Tom Wüllner und Kevin Harder gemeinsam Wema stoppen. Oder in der 39. Minute nach einem präzisen Ball von Mehmet Ari in den Lauf von Nankishi: Harder bringt gerade so den flinken OSC-Akteur aus dem Gleichgewicht im Strafraum.

Auf der anderen Seite ist Luca Aouci zwei Mal an Möglichkeiten beteiligt. Bei der ersten Gelegenheit mit einem Querpass im Strafraum auf Jakubowski kann Ikrami Olatunji gerade so den Pass auf den freistehenden Kilia-Mittelstürmer verhindern (30.). Bei dem zweiten Aouci-Zuspiel (33.) schießt Jakubowski aus 10 Metern über das Tor. Das 1:1 zur Pause ist mehr als verdient für die Gäste, die mehr Pluspunkte sammelten mit größeren Spielanteilen und der ständigen Torgefahr-Ausstrahlung.

Elf von Nicola Soranno kommt motiviert aus der Kabine

Nach Wiederstart lässt eine der ältesten Kieler Vereine sofort die Muskeln spielen. Jakubowski rutscht knapp vorbei (48.) und Benjamin Petrick hat mit der Pike auch nicht mehr Erfolg (50.). Dafür der Gast in der 56. Minute. Mechak Nankishi chipt einen schnell ausgeführten Freistoß von halbrechts in der Strafraum, wo Tunjic gegen die schläfrige Kilia-Defensive zum 2:1 einköpft. Trainer Böning an der Seitenlinie kann es nicht fassen: Sein OSC steht damit in der Regionalliga Nord.

Ruhe vor dem Sturm

Danach kehrt Ruhe vor den Toren auf. Kilia Kiel sucht verzweifelt die Lücken, doch der Gast, immer noch konsequent in den Aktionen, steht sehr gut in der Defensive. Schließlich läutet die 80. Minute die Phase ein, die die Emotionen überlaufen lässt: Kilia-Keeper Kornath rettet per Fußabwehr gegen Tunjic die Kieler vor der Niederlage. Zwei Minuten später ist die gelb-rote Karte für Bremerhavens Maurice Röder ein Puzzleteil des dramatischen Happy End für Kilia Kiel. Auch die Wechsel, die fruchten, gehören dazu. Jan Matti Seidel, der erst gegen 15 Uhr aufgrund Corona zum Aufgebot dazukam. Und die beiden Flügel mit Marvin Müller und Drilon Trepca, die frischen Wind mitbrachten.

Marvin Müller und Yannik Jakubowski lassen Fans ausrasten

Das Team von Nicola Soranno produziert nun viel Druck und gefährliche Szenen. Schließlich erntet Kilia das Glück, das man sich in der gesamten Saison erarbeitet hat. Nach einem schönen Hackenzuspiel von Seidel bleibt Müller ruhig und schiebt zum 2:2 ins lange Eck ein. Es kommt dann noch besser. Undercover-Stürmer Jakubowski, nach der Einwechselung von Seidel rückte Kiels Nummer 27 in die Innenverteidigung, erzielt in der Nachspielzeit das 3:2. Vorausgegangen war ein Eckball von Alt und eine Kopfballverlängerung von Seidel an den zweiten Pfosten. Pech für den OSC Bremerhaven: Mit einem 2:2 wäre der OSC mit großer Wahrscheinlichkeit auch einer der zwei Aufsteiger in die Regionalliga gewesen. Danach war klar: Der FC Kilia Kiel spielt in der kommenden Saison in der Regionalliga Nord!

Vielleicht noch ein Vorschlag an den Verband bei der Erstellung der Regularien: Das anschließende Elfmeterschießen für den Fall der Punkt- und Torgleichheit, das Kilia gewann, ist völlig unnötig. Nach einem Unentschieden, 1:1 zwischen OSC Bremerhaven und Eimsbütteler TV, zum Start der Relegation, ist bei einem Nicht-Remis im zweiten Aufstiegsspiel das Entscheidungsschießen null Komma nichts entscheidend für die Platzierungen.

Beste Spieler beim OSC Bremerhaven sind Ali Wazneh, Mehmet Ari und Jozo Tunjic. Bei Kilia Kiel bringt Vorbereiter Julius Alt Ordnung rein, legt der zweikampfclevere Salih Ramo moderne Ausübung als Verteidiger an den Tag und übernimmt Serhat Yazgan im zweiten Abschnitt mehr Verantwortung.

Im abschließendem Spiel am kommenden Sonntag beim Eimsbütteler TV geht es für Kilia Kiel um nichts mehr. Dennoch möchte Nicola Soranno den Durchmarsch von der Landesliga mit einem Sieg beenden.

Stimmen zum Spiel

Björn Böning (Trainer OSC Bremerhaven)
Nicola Soranno (Trainer FC Kilia Kiel)

FC Kilia Kiel: Kornath – Ramo, Wüllner, Harder (69. Müller), Ayyildiz (72. Horstinger) – Warncke (69. Seidel) – Aouci (63. Trepca), Alt, Yazgan, Petrick – Jakubowski.
Trainer: Nicola Soranno.

OSC Bremerhaven: Griesmeyer – Gagelmann, Olatunji, Onwuzo, Wazneh (87. Sablotny) – Hoeder, Wagner – Nankishi (84. Martins), Ari, Wema (77. Ntamag) – Tunjic.
Trainer: Björn Böning.

Schiedsrichter: Florian Pötter( FC Voran Ohe).
Assistenten: Dominik Kopmann, Ben Uhrig.
4. Offizieller: Dr. Gerrit Breetholt.

Zuschauer: 3.050.

Gelb-Rote Karte: Hoeder (81. OSC, wiederholtes Foulspiel).

Rote Karte: Wagner (90./+5, OSC, Tätlichkeit).

Tore: 1:0 Petrick (7., Foulelfmeter), 1:1 Tunjic (23., Video), 1:2 Tunjic (56.), 2:2 Müller (88., Video), 3:2 Jakubowski (90./+2, Video).

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