VfB Lübeck souverän im SHFV-LOTTO-Pokal – Im Viertelfinale wartet Phönix

von Olaf Wegerich

Perry Dodoo (VfB Lübeck) gegen den tackelnden TuS-Kapitän Felix Knuth (Rotenhof). © 2024 Olaf Wegerich


Oberligist TuS Rotenhof schlägt sich achtbar

Alle Achtung TuS Rotenhof! Der Oberligaaufsteiger hat sich im größten Spiel der Vereinsgeschichte beim VfB Lübeck mehr als achtbar aus der Affäre gezogen und konnte erhobenen Hauptes die Heimreise antreten. Nur mit 4:0 (2:0) konnten sich die Profispieler vom letztjährigen Drittligisten gegen die lupenreinen Amateure vom TuS Rotenhof vor 1581 Zuschauern auf der Lübecker Lohmühle im Achtelfinale des SHFV-LOTTO-Pokals durchsetzen.

Im Viertelfinale trifft der VfB Lübeck am 30. Juli um 19:00 Uhr auf den Lokalrivalen 1. FC Phönix Lübeck. Die Rotenhöfer waren bereits am Samstag gefordert und hatten beim mühsamen 2:1-Finalerfolg gegen den Osterrönfelder TSV beim LZ-Turnier in Jevenstedt spürbar einige Körner gelassen.

VfB drückend überlegen mit Einbahnstraßenfußball

Bei tropischer Hitze übernahmen die Grün-Weißen erwartungsgemäß sofort das Kommando und schnürten den Oberligisten in dessen Hälfte ein. Doch das kompakte Abwehrbollwerk der Gäste vom Kanal erwies sich zunächst als nahezu undurchdringlich. Die von Trainer „Hermi“ Lausen gut eingestellten Gäste erwischten einen gelungenen Start und spielten dabei zunächst sehr konzentriert. Entlastungsangriffe in der ersten Hälfte verpufften allerdings meist schon im Ansatz, denn die Lübecker, mit den wenigen nach dem Abstieg verbliebenen routinierten Spielern und den vielen jungen Wilden, drückten mächtig auf das Tempo und sorgten für Einbahnstraßenfußball.

Quincke aufmerksam gegen Wulff

Dennoch entsprang die erste Torchance des glasklaren Favoriten einem ruhenden Ball. Den tückischen Aufsetzer von Jorik Wulff (10.) konnte Tobias Quincke jedoch halten.

Dennis Bienwald (li., TuS Rotenhof) versucht mit einer Grätsche, Jorik Wulff (VfB Lübeck) vom Ball zu trennen. © 2024 Olaf Wegerich
Dennis Bienwald (li., TuS Rotenhof) versucht mit einer Grätsche, Jorik Wulff (VfB Lübeck) vom Ball zu trennen. © 2024 Olaf Wegerich

Die Lübecker versuchten es immer wieder mit langen Bällen auf die Außen. Dennis Bienwald (17.) klärte dabei mit einer Megagrätsche in höchster Not vor dem heranstürmenden Manuel Farrona Pulido, der frei durch gewesen wäre.

Farrona-Pulido mit dem Führungstreffer

Nach dem anschließenden Eckball, der zunächst geklärt werden konnte, kam der Ball erneut zu Farrona Pulido. Sein Schuss aus halblinker Position wurde noch entscheidend abgefälscht, sodass der Ball zum 1:0 für den VfB in den Maschen landete. Beim nächsten Angriff versuchte es Felix Drinkuth mit einem Heber, doch Tobias Quincke ließ sich nicht überrumpeln. Danach verordnete Schiedsrichter Steffen Brandt beiden Mannschaften die erste Trinkpause.

Rotenhof verteidigt mit Glück und Geschick

Der VfB hielt das Tempo hoch und kam zu weiteren Abschlüssen. Erneut war aber Tobias Quincke zur Stelle, der eine Doppelchance der Gastgeber durch den wuseligen Herdi Bukusu (26.) entschärfte. Die bis dahin vorne zu mutlosen Gäste kamen durch Mika Flindt (34.) erstmals in Strafraumnähe, doch dessen Hereingabe fand keinen Abnehmer.

Ex-Greifswalder Wulff mit dem zweiten Treffer

Dann gelang es dem umtriebigen Jorik Wulff (36.), sich von seinen Gegenspielern abzusetzen und nach einem Sololauf mit einem trockenen Schuss ins linke untere Eck auf 2:0 zu erhöhen. Eine weitere Möglichkeit des Neuzugangs vom Greifswalder FC vereitelte Quincke kurz vor der Pause.

VfB erhöht die Schlagzahl – Rotenhof mächtig unter Druck

Nach dem Seitenwechsel erhöhten die Gastgeber unter ihrem neuen Trainer Guerino Capretti noch einmal die Schlagzahl. In den ersten zehn Minuten nach der Pause hatten die Rotenhöfer dabei einige bange Minuten zu überstehen. Zunächst vergab der Eicheder Neuzugang Morten Wahl (48.) nach einem Eckball, als er aus zentraler Position den Ball über das Tor bugsierte.

Nachdem sich Farrona Pulido über die rechte Außenbahn schön durchgesetzt hatte und mustergültig ins Zentrum flankte, scheiterte Herdi Bukusu mit seinem Kopfball am aufmerksamen Quincke, der den Ball aber nur zur Seite abwehren konnte. Der heranstürmende Morten Wahl köpfte den Ball aber aus wenigen Metern unbedrängt neben das Tor.

Rotenhof wird mutiger

Dann mussten auch die Gastgeber den tropischen Temperaturen ihren Tribut zollen und schalteten langsam aber sicher in den Verwaltungsmodus zurück. Das nutzte der TuS Rotenhof, um seinerseits endlich mutiger zu werden und die Initiative zu ergreifen. Aus einer ganz starken Mannschaft, die sehr konzentriert und diszipliniert agierte, sind Felix Knuth, Mika Flindt und Mats Henke hervorzuheben, die immer wieder vorneweg gingen und für Entlastung sorgten.

Knuth mit der ersten Torchance für Rotenhof

Den ersten echten Torschuss der Gäste von Felix Knuth (61.) konnte Noah Oberbeck im VfB-Tor zur Seite abwehren. Weitere gute Chancen der Gastgeber blieben ungenutzt. Einen Torschuss von Felix Drinkuth (63.) konnte Quincke entschärfen. Ein Kopfball von Herdi Bukusu (65.) nach Flanke von Felix Drinkuth landete neben dem Tor.

Henke zielt zu hoch

Die zweite gute Torchance verzeichnete der Oberligist nach einem Freistoß von Mats Henke (67.) aus zentraler Position, der knapp über dem Lübecker Tor landete.

Mika Flindt (TuS Rotenhof) vs. Marvin Thiel (re., VfB Lübeck) im eigenen Strafraum. © 2024 Olaf Wegerich
Mika Flindt (TuS Rotenhof) vs. Marvin Thiel (re., VfB Lübeck) im eigenen Strafraum. © 2024 Olaf Wegerich

Freistoß nicht gegeben

Bis in die Schlussphase hielt der Oberligist weiterhin gut dagegen und hatte nach einem Konter über Felix Knuth, der zunächst einige Lübecker aussteigen ließ und dann auf Höhe der Strafraumgrenze zu Fall gebracht wurde, sogar noch einmal die vermeintliche Chance auf einen Freistoß in aussichtsreicher Position. Doch zum Entsetzen der Gäste entschied Schiedsrichter Steffen Brandt auf Weiterspielen, was bei Trainer „Hermi“ Lausen für großes Unverständnis sorgte. „Der Schiedsrichter ließ weiterspielen und meinte, wir hätten einen Vorteil. Da waren einige sehr ungleiche Entscheidungen. Das war für uns eine Katastrophenentscheidung und schlechtes Handling. Knuth wird ausgehebelt, spielt den Ball aber noch nach außen. Flindt stoppt aber schon ab. Du brauchst solche Entscheidungen für dich. Ein Freistoß aus 18 Metern ist zu 30 oder 40 Prozent ein Tor. Wenn uns dann der Anschlusstreffer gelingt, erzeugt das noch einmal eine ganz andere Dynamik und kann Kräfte freisetzen.“ Es war zudem nicht die einzige Situation, in der Knuth hart genommen wurde.

Wilde Schlussphase – VfB trifft doppelt

In den Schlussminuten sorgten die Gastgeber dann doch noch für ein standesgemäßes Ergebnis. Nach einem Foul an Wulff verwandelte Marvin Thiel den fälligen Elfmeter zum 3:0 für die Gastgeber.

Dodoo setzt den Schlusspunkt

In der Nachspielzeit gelang dem VfB nach einem langen Ball durch Perry Dodoo (90+2) sogar noch das 4:0, was allerdings durchaus dem Spielverlauf entsprach. „Da war Tobi etwas unsortiert“, befand Trainer „Hermi“ Lausen diplomatisch. „Wir gehen damit positiv um. Tobi hat uns lange im Spiel gehalten.“

Insgesamt überwog sowieso das Positive für den TuS Rotenhof. „Das haben wir heute gut gemacht. Bei der Doppelbelastung wegen der zwei Spiele am Wochenende hat man schon gemerkt, dass auch bei einem Felix Knuth 20 Prozent fehlen. Das LZ-Turnier war aber auch wichtig. Der VfB war drückend überlegen. Das muss aber auch so sein, wenn du gegen so eine Mannschaft spielst. Alles andere wäre schon verwunderlich“, war Lausen nach Spielende mit dem Endergebnis durchaus einverstanden.

Trotzdem gab es mehrere Phasen, in denen der Oberligist sich teuer verkaufte und gute Ansätze zeigte. „Zwischen der 46. und 55. Minute war der VfB wirklich gut. Das war eine Phase, in der wir geschwommen haben und wirklich Glück gehabt haben. Da hatten wir nach vorne zu wenig Mut, der fehlte uns auch in der ersten Halbzeit. Uns fehlten nach der Pause 2-3 Spieler in der Gesamtheit, um noch mehr Nadelstiche zu setzen. Mit Knuth, Henke und Flindt waren das in Summe nicht genug. Wir haben eine gewisse Unzufriedenheit beim VfB erzeugt. Trotzdem haben wir uns gut verkauft und die 300 Fans aus Rotenhof haben uns immer wieder angefeuert. Das habe ich in meiner ganzen Laufbahn noch nicht erlebt, dass uns so viele Zuschauer unterstützen und das zum Beginn der Ferienzeit. Das war ein schöner Nachmittag, eine tolle Erfahrung, nicht nur sportlich, sondern auch emotional“, sagte Trainer „Hermi“ Lausen nach dem Abpfiff.

Zur Belohnung wurde das Montagstraining abgesetzt. Dafür wird am Dienstag und Donnerstag trainiert, ehe das nächste Spiel erst am 30.07. beim TuS Nortorf II im Flens-Cup Meister der Meister ansteht.

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