Kann der VfB Lübeck im Duell der Hansestädter nach dem Abpfiff jubeln? © 2022 Olaf Wegerich
(Quelle: VfB Lübeck/ Christian Jessen) Mit dem Bremer SV stellt sich am Samstag ein Aufsteiger und Traditionsverein an der Lohmühle vor. Bereits seit 1947, als der BSV ebenso wie der VfB zu den Gründungsmitgliedern der Oberliga Nord gehörte, sind die Blau-Weißen immer mal wieder Gegner unserer Grün-Weißen. Zuletzt allerdings war dies selten der Fall. Der Serienmeister der Bremen-Liga (insgesamt 16 Landesmeisterschaften) scheiterte regelmäßig in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord (2014 auch am VfB), ehe im vergangenen Sommer der langersehnte Sprung gelang. Nach Siegen über den SV Todesfelde und Concordia Hamburg feierten die Bremer, die in ihrem kultigen Stadion am Panzenberg ihre Heimspiele austragen, den Aufstieg.
In der Regionalliga Nord hängen die Trauben bekanntlich deutlich höher als in der Bremer Stadtliga, die im Vergleich beispielsweise zu Niedersachsen oder selbst Schleswig-Holstein kein Oberliga-Niveau aufweist. Entsprechend galt der BSV vor der Saison als heißer Abstiegskandidat. Doch schnell erwies sich, dass die Mannschaft absolut wettbewerbsfähig war, auch wenn nicht sofort Punkte auf dem Konto der Bremer landeten.
Der erfahrene Trainer Torsten Gütschow, als Spieler unter anderem Torschützenkönig bei Dynamo Dresden und Nationalspieler in der DDR, hatte im Sommer das Zepter übernommen, nachdem Meistertrainer Benjamin Eta den Verein trotz des Aufstiegs verlassen hatte. Mit dieser Wahl lag die Vereinsführung um den früheren Profi Ralf Voigt, der als Sportlicher Leiter fungiert, richtig. Unter der Regie des 60-Jährigen gelang es relativ schnell, sich von der dominanten Spielweise der Bremen-Liga (32 Siege in 34 Spielen und +127 Tore dokumentierten vor allem die Schwäche der Konkurrenz) auf Kampf und gute Organisation zu fokussieren.
In den ersten beiden Partien hatte es der BSV gleich mit zwei Top-Favoriten zu tun. Doch in Flensburg war die Gütschow-Elf nicht weit weg von einem Punktgewinn (2:1 für Weiche), und auch gegen unseren VfB gab es zwar eine 1:3-Niederlage, doch die Bremer waren sogar in Führung gegangen und forderten unserer Mannschaft eine konzentrierte Leistung ab, um noch zum Erfolg zu kommen.
In den folgenden Wochen stellten sich dann auch Erfolge in Form von Punktgewinnen ein. Das 1:1 beim TSV Havelse galt noch als Achtungserfolg, anschließend gelangen jedoch ein 3:2 über den zur Spitzengruppe zählenden SSV Jeddeloh und ein 3:1 gegen den BSV Rehden, sodass die Bremer kurzzeitig sogar in der oberen Tabellenhälfte rangierten. Konstant war die Mannschaft freilich noch nicht. Insbesondere eine 0:3-Niederlage beim bereits abgeschlagenen Mitaufsteiger Kickers Emden tat weh. Dafür feierte man überraschende Siege bei der SV Drochtersen/Assel (2:1), beim VfV 06 Hildesheim (4:0) und gegen Holstein Kiel II (3:2). Nach dem 2:2 beim 1. FC Phönix am 9. Oktober begann jedoch eine Negativserie. Fünf Niederlagen in Folge und insgesamt sieben Spiele ohne Sieg standen bis Ende November zu Buche. Damit fiel der Bremer SV auf einen Abstiegsrang zurück und baute sogar schon Rückstand zum rettenden Ufer auf.
Der Befreiungsschlag gelang in der vergangenen Woche. Mit einem überzeugenden 4:0 gegen den SC Weiche Flensburg 08 schossen sich die Bremer eindrucksvoll aus der Krise. Zwar steht auch nach diesem Erfolg weiterhin Tabellenplatz 17 zu Buche. Doch der Anschluss an das untere Mittelfeld ist mit den aktuell 21 Zählern wieder hergestellt, im Kampf um den Klassenerhalt haben die Bremer im neuen Jahr durchaus nicht die schlechtesten Karten.
Die Mannschaft ist dabei nicht abhängig von einem oder wenigen „Stars“. Kein Spieler absolvierte alle der bislang 20 Saisonspiele. Insgesamt trugen sich bereits 14 Spieler in die Torschützenliste ein. „Dauerbrenner“ im Team ist der vor der Saison vom Südwest-Regionalligisten FC Gießen gekommene Innenverteidiger Kevin Kling, der 19 Spiele über 90 Minuten absolvierte und dabei auch schon vier Tore erzielte. Bester Torschütze ist Angreifer Lamine Diop (sechs Treffer), dessen Wurzeln in Göttingen und in Mali liegen und der nicht mit Namensvetter Mamadou Diop (Senegalese, ein Saisontor) verwandt ist.
Sportliche Lage
Ausgangslage: Der VfB ist mit 44 Punkten aus 20 Saisonspielen (13 Siege, fünf Remis, zwei Niederlagen) bei 44:14 Toren Tabellenführer der Regionalliga Nord. Nach zwei Siegen zum Rückrundenstart gegen den Hamburger SV II (2:1) und beim BSV Kickers Emden (6:0) ist der Vorsprung wieder auf sechs Punkte angewachsen. Der Bremer SV hat als Aufsteiger aus seinen bislang 20 Partien sechs Siege, drei Remis und elf Niederlagen bei 29:37 Toren zu Buche stehen. Zuletzt gewann die Gütschow-Elf ihr Heimspiel gegen den SC Weiche Flensburg 08 überraschend klar mit 4:0. Der BSV ist aktuell Tabellen-17. mit 21 Punkten, hat aber Anschluss ans Tabellenmittelfeld.
Personelle Situation: Bis auf Mats Facklam (Adduktorenbeschwerden), der wieder im Aufbautraining ist und Fortschritte macht, und Manuel Farrona Pulido (Oberschenkelzerrung) sind alle Spieler im Kader. Trainer Lukas Pfeiffer hat seine Erkrankung überstanden und sitzt wieder auf der Bank.
Das sagt unser Trainer Lukas Pfeiffer: „Unsere Mannschaft ist mit dem 6:0 sehr gut umgegangen. Es tat natürlich gut, auch mal so hoch zu gewinnen. Auswärts und auf schwierigem Boden hatte das eine gute Aussagekraft. Wir haben diese Woche mit den teilweise schwierigen Witterungsbedingungen im Training gut angenommen und teilweise im athletischen Bereich gearbeitet. Wir sind gut vorbereitet auf das letzte Spiel dieses Jahres und freuen uns auch auf einen dank der Rasenheizung für diese Jahreszeit sehr guten Platz. Wir haben momentan eine sehr hohe Qualität und auch eine sehr hohe Intensität im Training, nachdem wir nach dem Norderstedt-Spiel den Fokus noch einmal neu ausgerichtet haben. Der Bremer SV hat gegen Weiche ein Ausrufezeichen gesetzt, nachdem die Spiele zuvor weniger gepunktet wurde. Wir wissen, dass eine gute Kontermannschaft auf uns wartet, die versuchen wird, uns aus dem Rhythmus zu bringen und verschiedene Grundordnungen spielen kann. Aber natürlich ist es unser Anspruch, dass wir die drei Punkte bei uns auf der Lohmühle behalten.“