Keeper Brandon Cochrane und der TSV Selent konnten die Schulden aus Hälfte eins nicht mehr amortisieren. © 2023 Ismail Yesilyurt
Das Mittwochabend-Spiel in der Verbandsliga Ost bei dämmrigen Flutlicht und echtem Novemberwetter zwischen dem TSV Selent und VfB Kiel lockte nur wenige Zuschauer. Für beide Teams bewahrheitet sich in diesem Spieljahr offensichtlich die alte Fußballweisheit, dass das zweite Jahr in einer neuen höheren Spielklasse schwerer wird als das erste. Beide Aufsteiger der Vorsaison kämpfen jetzt deutlicher gegen den Abstieg als in der Aufstiegssaison.
Selent ersatzgeschwächt, VfB fast mit Wunschelf
Während die Heimelf nach dem 5:3-Heimerfolg des letzten Wochenendes gegen Concordia Schönkirchen auf vielen Positionen umbauen musste, konnte VfB-Trainer Tim Spirgatis fast die Elf aufbieten, die am Wochenende wichtige Punkte gegen den TSV Flintbek geholt hatte. Nur Alexander Borchert fehlte aus privaten Gründen.
Kieler dominieren die erste Halbzeit
Nach kurzer Abtasten kamen dann die Waldwiesen-Kicker deutlich besser ins Spiel. Tief stehend schaffte man sich im Zentrum immer Überzahl und setzte dann auf schnelles Umschaltspiel. Nach Flanke des diesmal rechts agierenden Marco Franciosi hatte Yannick Imm die erste gute Möglichkeit, bekam aber auf dem seifigen und tiefen Boden die Kugel nicht unter Kontrolle (12.).
Selent versuchte ebenfalls, auf schnelles Umschaltspiel zu setzen, wollte immer wieder die Spitzen Yannick Fischer und vor allen Dingen den meist über rechts kommenden Marco Schranz in Eins-gegen-eins-Kontersituationen bringen. Das klappte aber nur sehr bedingt, da der VfB Kiel mit seiner Dreierkette um Marek Hopp sehr tief stand, so immer wieder schnell Überzahl herstellte und unter Einbeziehung aller Mannschaftsteile schnell „zuschieben“ konnte.
Gäste nutzen die individuelle Schnelligkeit seiner Schlüsselspieler
Die Truppe von Tim Spirgatis war da gefährlicher. Sechser Timo Pagel spielte über links seine Schnelligkeitsvorteile aus, passte auf Hendrik Rohgalf, der zentral aus 8 Metern zunächst an Keeper Brandon Cochrane und dem Pfosten scheiterte. Doch die folgende Ecke, von Imm getreten, führte zum Erfolg. Den zunächst heraus geköpften Ball machte Christian Wittstock wieder scharf, Rohgalf traf direkt aus 10 Metern (26.).
Kurz darauf musste Selents zentraler Abwehrspieler Fabian Koepke angeschlagen ausgewechselt werden. Torben Koepke kam für ihn. Kurz vor der Pause wieder ein Angriff der Gäste über links. Tanathorn Rermsoongnern geht auf und davon, lässt zwei Mann stehen, bevor er frei vor Cochran gefoult wird. Den fälligen Strafstoß verwandelt Yannik Imm souverän zum 0:2 (43.). Doch bereits im Gegenzug ist alles wieder offen. Yannik Fischers Ecke landet direkt, noch leicht von Hopp abgefälscht, zum Anschlusstreffer im Netz (44.).
Auch Marek Hopp muss ausgewechselt werden
In der Halbzeit muss nun auch beim VfB der zentrale Abwehrmann Hopp verletzt ausgetauscht werden. Dafür übernimmt Otto Harwege, bislang neben Pagel auf der „Sechs“, diese wichtige Position und überzeugt vollauf. Jonas Beese ersetzt Harwege, ursprünglich ein Sommer-Neuzugang der 2. Mannschaft des VfB, im Mittelfeld.
Nach der Pause bestimmt der TSV Selent mehr und mehr das Spielgeschehen
Nach der Pause schiebt der TSV Selent sofort höher, ist dichter an den Gästen dran, gewinnt jetzt auch viele Zweikämpfe. Mehr und mehr gerät der VfB Kiel unter Druck. Keeper Bent Möllgaard muß jetzt öfter eingreifen als ihm lieb ist. 7:1 zugunsten der Heimelf lautet des Eckenverhältnis nach der Pause.
Die Schümann-Elf kommt aber kaum zu Torabschlüssen. Nach jetzt endlich klappenden langen Diagonalball auf rechts auf Schranz entwickelt sich die größte Möglichkeit, Rene Fahrner kommt aus 6 Metern volley zum Abschluss, doch Yannis Schwerdtfeger konnte grade noch blocken.
Nach einer abgewehrten Ecke kommt Jan Niklas Bärschneider zu einen Volleyabschluss, aber anders als bei der Auswärtsmannschaft in der ersten Hälfte kommt der Ball nicht durch. Diesmal hatte Christian Wittstock gerade noch blocken können. Selent protestiert lautstark, moniert ein Handspiel. Doch der starke Schiri Dohm, der im Tor des SC Rönnau 74 selbst aktiv spielt, stand direkt daneben und lässt weiterspielen.
In der Schlussphase drückt Selent weiterhin auf den Ausgleich, aber die Kieler verteidigen clever und gut und bringen den wichtigen Auswärtssieg trotz „schlechter zweiter Halbzeit“ (Trainer Tim Spirgatis) über die Bühne.
Fazit: Während der TSV Selent weiterhin unten festhängt, findet der VfB Kiel unter Spirgatis langsam den Weg in sicherere Tabellenregionen. Mit 12 Punkten aus 8 Spielen unter Spirgatis steht man erstmals nicht mehr auf einem Abstiegsrang und kommt zum zweiten Sieg in Folge nach dem 3:2 aus der Vorwoche gegen den TSV Flintbek.
Stimmen zum Spiel
TSV Selent: Cochrane – Henrik Bärschneider, Fabian Koepke (29. Torben Koepke), Timm, Großnick (77. Stender) – Holst, Rene Fahrner, Niklas Bärschneider – Schranz (79. Haas), Fischer (82. Linsmeyer), Weiler (46. Faber).
Trainer: Philip Schümann.
VfB Kiel: Möllgaard – Poweleit, Marek Hopp (46. Beese), Wittstock – Harwege, Timo Pagel – Franciosi (70. Tiedemann), Rohgalf (92. Köhler), Schwerdtfeger – Imm (90. Hammerich), Rermsoongnern (78. Cobanyan).
Trainer: Tim Spirgatis.
Schiedsrichter: Thore Magnus Dohm (SC Rönnau 74).
Assistenten: Till-Patrick Schubring, Daniel Sebastian Platzek. Der etatmäßige Torwart des Ligarivalen SC Rönnau 74 und sein Team pfiffen hervorragend!
Zuschauer: 45.
Tore: 0:1 Henrik Rohgalf (26.), 0:2 Yannik Imm (43., Foulelfmeter), 1:2 Yannick Fischer (44.).