Der TSV Stein braucht für einen erfolgreichen Abstiegskampf ein gutes Fitness-Level. © 2022 Ismail Yesilyurt
Nachdem der TSV Stein in der vergangenen Saison in der Landesliga Mitte eine starke Hinrunde hingelegt hatte, folgte in der Rückrunde der bittere Absturz. Nur sechs magere Punkte konnten auf der Habenseite verbucht werden.
Unglücklicher Landesliga-Abstieg
Dennoch stand die Mannschaft von Trainer Karsten Tolle bis zum letzten Spieltag nie auf einem Abstiegsplatz. Doch am letzten Spieltag passierte das kaum noch für möglich Gehaltene. Die SpVg Eidertal Molfsee konnte durch einen 1:0-Sieg beim bereits abgestiegenen TuS Jevenstedt noch den Kopf aus der Schlinge ziehen und den Klassenerhalt feiern. Dafür erwischte es den TSV Stein, der beim Gettorfer SC mit 1:2 verlor.
Trotz der desaströsen Rückrunde hätte es zum Ligaverbleib gereicht, wäre nicht das Tor durch Finn Langowski in Jevenstedt gefallen, das den TSV Stein in das tiefe Tal der Tränen stürzte. Noch lange nach der Partie in Gettorf saßen die Jungs aus der Probstei in der Kabine zusammen und ließen die Saison Revue passieren und sprachen sich aus. Entscheidend für den Abstieg war neben der Rückrundenbilanz die schlechte Heimbilanz, denn es konnten nur acht Punkte eingefahren werden. Auswärts lief es deutlich besser, doch am Ende reichte es nicht.
Start gelungen dann sieben Pleiten in Serie
In die Verbandsliga Ost starteten die Steiner erfolgreich. Gegen den Aufsteiger aus Selent und gegen den TSV Altenholz II konnten sechs Punkte eingefahren werden. Doch dann wurde es heftig: Die folgenden vier Partien gingen verloren und es gab reichlich Gegentore. Am 6. Spieltag nach der Partie beim TSV Plön (0:3) zog sich Trainer Karsten Tolle von seinem Traineramt zurück, auch um mehr Zeit für die Familie und in seiner Funktion als Pressesprecher beim SHFV zu haben.
Verheißungsvoller Start unter Jan Sell
Mit Jan Sell wurde ein ehemaliger Spieler verpflichtet, der sich auch alle Saisonspiele angesehen hatte, die Spieler bestens kannte und mit den Abläufen im Verein vertraut war. In der letzten Saison spielte Sell noch für den Heikendorfer SV in der Landesliga.
Punkte am grünen Tisch für den TSV Stein
In der Partie beim Spitzenreiter RS Kiel zeigte die Mannschaft beim 0:2 gute Ansätze. Doch die Leistung bei der 1:4-Niederlage bei der Probsteier SG eine Woche später war ernüchternd. Der TSV Stein hatte Riesendusel, dass die Partie später in einen 5:0-Sieg umgewandelt wurde, weil die Gastgeber mit Nico Wedemann für Silvan Steffen einen Spieler eingewechselt hatten, der nicht auf dem Spielberichtsbogen gestanden hatte.
Drei Siege am Stück – Euphorie zurück
Auch das nächste Heimspiel gegen das Spitzenteam vom Wiker SV ging unglücklich mit 0:1 verloren. Doch nach sieben Niederlagen wurde das Defensivverhalten endlich besser und das Team schaffte ein kleines Zwischenhoch mit drei Siegen. Souverän wurde bei der TSG Concordia Schönkirchen 2:1 gewonnen, der Gegentreffer fiel erst in der Nachspielzeit. Gegen Inter Türkspor II gelang Dennis Luehr kurz vor dem Spielende der erlösende Treffer und auf der Waldwiese wurde mit der besten Saisonleistung beim 5:0 der VfB Kiel in die Schranken verwiesen.
Kleines Tief vor dem Jahreswechsel
In den restlichen vier Partien bis zur Winterpause konnte nur noch ein Punkt beim abgeschlagenen Vorletzten TSV Altenholz II gewonnen werden. Drei Heimspiele gingen verloren, wobei das abschließende 0:1 gegen den Aufsteiger TSV Selent sicherlich besonders schmerzt.
Der TSV Stein überwintert mit neunzehn Punkten nach bereits sechzehn Spielen auf dem 8. Platz. Von den hinter dem TSV Stein liegenden Mannschaften sind vier Teams mit einem Spiel im Rückstand. Die SG Dobersdorf/ Probsteierhagen ist sogar mit zwei Partien im Rückstand. Bei bekanntlich vier Absteigern ist die sportliche Situation damit weiter schwierig.
Hinten stabil – vorne geht nicht viel
Wenn man die fünf Treffer, die der TSV Stein neben den drei Punkten am grünen Tisch aus dem Spiel bei der Probsteier SG zugesprochen bekommen hat heraus rechnet, hat Stein mit nur 14 erzielten Treffern die wenigsten von allen Teams erzielt. Sogar die beiden abgeschlagenen Schlusslichter haben öfter ins Schwarze getroffen.
Wie in der Vorsaison gab es für den TSV Stein bereits sieben Heimniederlagen. Nur gegen Aufsteiger Selent und Schlusslicht Inter Türkspor II gab es dreifach Punkte. Auswärts läuft es wie im Vorjahr mit bereits vier Siegen und 13 erreichten Punkten deutlich besser. Die beste Platzierung hatte der TSV Stein nach zwei Siegen am 2. Spieltag, die für den 3. Platz reichten. Die schlechteste Platzierung war der 10. Platz nach dem 7. Spieltag. In der Fairplay-Tabelle liegt der TSV Stein auf dem 12. Platz.
Jan Sell auf der Kommandobrücke
Mit Jan Sell (33), der in der vergangen Spielzeit noch für den Heikendorfer SV in der Landesliga Mitte aufgelaufen ist und dort in 16 Partien auch zwei Treffer erzielen konnte, haben die Verantwortlichen in Stein einen jungen Trainer mit Stallgeruch verpflichten können. Viele seiner jetzigen Spieler kennt Sell aus gemeinsamen Schönkirchener Zeiten. In der Saison 2016/2017 spielte Sell sogar ein Jahr in der Schleswig-Holstein-Liga bei der TSG unter dem damaligen Trainer Stefan Köpke. Dazu kommen Stationen in Münster und in Hamburg.
In der Saison 2018/2019 spielte Sell bereits beim TSV Stein, doch dann ereilte ihn ein Kreuzbandriss. Als Co-Trainer fungiert Björn Strüven.
Youkick befragte Jan Sell.
Wie ist es zu Ihrer Verpflichtung als neuer Trainer beim TSV Stein gekommen?
Bekanntermaßen habe ich ja eine sportliche Vergangenheit beim TSV Stein und habe mir nicht nur in dieser Saison viele Spiele angesehen. Ich kannte die Spieler ja bereits gut und nach dem Ausscheiden von Karsten Tolle habe ich dann nach der dritten Kontaktaufnahme von Seiten des Vereins auch zugesagt, das Team zu übernehmen.
Sie haben die Mannschaft nach dem 6. Spieltag übernommen. Wie fällt Ihre sportliche Bilanz bisher aus?
Die Bilanz ist geteilt. Nach dem Trainerwechsel habe ich die Jungs auf den Plan gerufen. Im ersten Spiel nach der Übernahme beim Spitzenreiter Rot-Schwarz Kiel haben wir uns ganz gut geschlagen. Nach dem nächsten Spiel gegen die SG Probstei hatten wir bereits neunzehn Gegentore kassiert. Da mussten wir hinten einfach stabiler werden. Danach sind uns drei Siege in Folge geglückt und es ist eine Euphorie entstanden.
Da haben wir gezeigt, zu was wir imstande sind, wenn wir regelmäßig trainieren. Es hat uns auch an der Fitness gemangelt. Aber es gab auch unnötige Pöbeleien innerhalb der Mannschaft. Zudem hatten wir einige Verletzte und waren in der Breite nicht gut genug aufgestellt, um das aufzufangen. Unsere Viererkette ist nie in der gleichen Formation aufgelaufen, was die Abläufe in der Vorwärtsbewegung auch nicht einfacher gemacht hat. Wir haben oft ziemlich defensiv gespielt und uns hat die Zielstrebigkeit gefehlt. Durch eine Systemumstellung läuft es jetzt besser.
Der TSV Stein hat auswärts deutlich mehr gepunktet. Ihr Team hat in dieser Saison bereits sieben Heimspiele verloren. Was könnten die Gründe dafür sein?
Die Probleme mit den Heimspielen gab es ja bereits in der letzten Saison. Die Spieler sagen mir, dass es am Platz liegen würde. Das kann ich nicht akzeptieren, denn die Mannschaften, die bei uns antreten, kommen ja auch damit klar. Ich denke das ist eine Kopfsache.
Wie bewerten Sie derzeit die sportliche Situation?
Die Mannschaft hat ein schwieriges Jahr hinter sich und ist relativ unverdient abgestiegen. Wir hängen unten voll mit drin und müssen höllisch aufpassen, dass wir nach dem Abstieg aus der Landesliga nicht noch ein zweites Mal absteigen. Wir haben defensiv jetzt mehr Stabilität hereinbekommen und auch gute Umschaltmomente gehabt. Die älteren Spieler sind oft die fitteren, da sie eher zum Training kommen. Von der Mannschaft erwarte ich eine bessere Trainingsbeteiligung.
Sie sind diese Woche wieder in das Training eingestiegen. Gibt es bei Ihnen personelle Veränderungen im Kader?
Mittelfeldspieler Jan Borchert hat aufgehört. Dafür ist Finn Laske aus der Zweiten in den Ligakader aufgerückt. Wir müssen sehen, dass wir Finn schnell fit kriegen, denn er ist ein begnadeter Fußballer, der auch im Angriff für uns eine Option sein könnte.
Gibt es auch angeschlagene Spieler bei Ihnen?
Wir haben einige angeschlagene Spieler. Bei Felix Wagner und bei Philipp Bruhn, die beide noch Knieprobleme haben, könnte es noch etwas dauern, aber der Rest sollte zeitnah wieder einsatzbereit sein.
Vielen Dank für das Gespräch.
Prognose: Der TSV Stein hat einige erfahrene Kicker im Kader und damit durchaus das Potential, in den restlichen Partien positiv zu überraschen, wenn es gelingt, die Durchschlagskraft im Angriff zu steigern und vor heimischer Kulisse erfolgreich zu sein. Die Zahl der Gegentore konnte erheblich reduziert werden. Hier hat Trainer Jan Sell bereits eine Baustelle erfolgreich abgearbeitet, aber die Probsteier Jungs blieben in sieben Spielen ohne eigenen Treffer. Hier gilt es den Hebel anzusetzen, ansonsten könnte es ein langer Nerven aufreibender Kampf um den Klassenerhalt werden. Eine Platzierung zwischen dem 8. und 11. Platz ist daher realistisch.