Tönjes Rasmus Peters (vorne, SVT), gegen Maik Gorn (TSV Klausdorf), ist einer der jungen Wilden, der sein Potenzial angedeutet hat. © 2022 Olaf Wegerich
Wird die vierte Saison in der Landesliga Mitte die vorerst letzte für den SV Tungendorf sein? Viele Vorzeichen deuten darauf hin. Denn anders als im Aufstiegsjahr 2020, als mit der Euphorie im Rücken ein respektabler 6. Platz erreicht wurde, der in den folgenden zwei Spielzeiten mit dem jeweils 5. Platz sogar noch einmal verbessert und mehr als bestätigt werden konnte, haben die Tungendorfer in dieser Saison den Aderlass einiger starker Führungsspieler sowie ein großes Verletzungspech zu beklagen.
Magere Zwischenbilanz für den SV Tungendorf
Mit nur drei Siegen und neun Punkten nach dreizehn Spielen sowie dem ausgefallenen Heimspiel gegen den ebenfalls abstiegsbedrohten Oberliga-Absteiger TSV Kronshagen könnten es die Tungendorfer mit einem Heimsieg vorausgesetzt noch einmal mächtig spannend machen. Dann würde der Rückstand auf den Relegationsplatz, der ja unter günstigen Umständen auch für den Klassenerhalt reichen würde, nur noch einen Zähler betragen.
Doch das aktuelle Formbarometer spricht gegen die Tungendorfer. Nur ein Sieg konnte in den letzten sechs Partien eingefahren werden doch der war mit dem 3:0-Erfolg beim TSV Lägerdorf überaus spektakulär. Leider verabschiedete sich das Team mit dem schlechtesten Auftritt der Hinrunde und einer schmerzhaften 1:9-Packung beim Titelfavoriten VfR Neumünster in die Winterpause.
Gelungener Saisonauftakt – dann ging es bergab
Dabei verlief der Saisonauftakt mit dem 2:0-Heimerfolg gegen den Preetzer TSV noch verheißungsvoll. Doch es folgten fünf Niederlagen am Stück. Wobei insbesondere das 0:1 gegen den TSV Altenholz in der Nachspielzeit mehr als unglücklich und auch unverdient war. Erst am 7. Spieltag konnte gegen den Heikendorfer SV der zweite Heimsieg verbucht werden. Seit dem 9. Spieltag verharrt der SVT am Tabellenende.
Defensiv im Soll – Angriff nicht toll
Mit sechs Punkten aus sieben Heimpartien ist die Bilanz auf dem Horst-Neidahl-Platz ebenso ausbaufähig wie der Umstand aus sechs Auswärtsspielen nur einen Dreier eingefahren zu haben. Wenn man die neun Gegentore aus dem Spiel beim VfR einmal nicht berücksichtigt, hat die Becker-Elf in 12 Partien 24 Gegentore geschluckt. Also genau zwei pro Spiel. Damit wird deutlich, dass die Hintermannschaft eigentlich recht stabil steht und das Problem eher die nur vierzehn eigenen Treffer in dreizehn Spielen sind. In fünf Partien davon vier daheim blieb der SVT ohne eigenes Tor.
Effizienz fehlt
Gute Leistungen wie in den Heimspielen gegen die Titelanwärter TSV Klausdorf oder den MTSV Hohenwestedt blieben ohne Ertrag, da es trotz gefälliger Leistungen an der mangelnden Effizienz vor dem Tor fehlte. Was auch dem Umstand geschuldet war, dass viele junge Spieler ins kalte Wasser geworfen werden mussten, die zwar größtenteils unbekümmert und mutig aufspielten, denen es aber schlicht weg an Erfahrung fehlte, um sich gegen die nominell stärkeren Teams zu behaupten.
SVT-Knipser Czekay schmerzlich vermisst
Mit Torben Czekay (11 Saisontreffer im Vorjahr) ist ein wichtiger Knipser ausgefallen und auch der Verlust von Julien Huber zum Oberligisten PSV Neumünster wiegt schwer. Die Hauptlast im Angriff liegt auf Yannick Hagemann, der bereits sechsmal traf. Genauso oft wie zum Ende der Vorsaison, doch weitere torgefährliche Spieler fehlen.
Statistik macht Mut
Doch die Statistik spricht für die Tungendorfer und sollte Mut machen. Auch in der Vorsaison überwinterte der SVT mit neun Punkten auf einem Abstiegsplatz und spielte dann eine sensationelle Rückrunde, als das Team von Trainer Thilo Becker starke zwanzig Punkte holte, die locker für den Klassenerhalt reichten.
Auch wenn der Kader jetzt ein anderer ist, hat es der SV Tungendorf durchaus noch in der eigenen Hand, den drohenden Abstieg abzuwenden. Das für den 18. März angesetzte Nachholspiel auf dem Horst-Neidahl-Platz gegen den Oberliga-Absteiger TSV Kronshagen wird zeigen, wohin die Reise geht.
Trainer Thilo Becker stellte sich den Fragen von Youkick und zieht eine Zwischenbilanz nach dreizehn Spieltagen.
Wie lief rückblickend bei euch die Vorbereitung und mit welche Erwartungen bist du in die Saison gestartet?
Die Vorbereitung lief nicht wirklich optimal, da es zu viele Phasen gab, in denen zu viele Spieler aus den verschiedensten Gründen nicht vor Ort waren. Wir sind mit dem Bewusstsein in die Saison gegangen, dass bei uns viel passen muss und wir dann eine “vernünftige” Rolle spielen können. Dass es in der kleinen Staffel trotzdem eng wird, mit drei festen Absteigern plus einem Relegationsplatz, war uns vor der Saison auch bewusst.
Wie fällt deine sportliche Bilanz nach der Vorrunde aus?
Sehr durchwachsen. Ich finde, dass wir gerade in den Spielen (Rückspiel VfR klammern wir mal aus) zum Ende der Halbserie durchaus gezeigt haben, dass wir konkurrenzfähig sind und mithalten können. In einigen Spielen fehlte es uns dann zum Teil auch an Erfahrung, Cleverness, um auch einfach mal ein Unentschieden über die Zeit zu bringen.
Wie zufrieden bist du mit den Neuzugängen ?
Durchaus zufrieden, da ja kein Spieler dazugekommen ist, der auf diesem Niveau im Herrenbereich schon gespielt hat. Uns war ja auch bewusst, dass der ein oder andere Spieler etwas mehr Zeit braucht, um sich an Liga zu gewöhnen. Bei dem Einen hat es schneller funktioniert, bei dem Anderen braucht es zum Teil auch noch. Dann sind viele, junge Spieler dazugekommen und bei denen merkt man dann auch einfach noch, dass ihnen 1,5 – 2 Jahre Entwicklung, Training etc. durch die Corona Pause fehlen.
Welche Spieler sind in den bisherigen Spielen besonders in Erscheinung getreten ?
Ich werde keinen Spieler namentlich hervorheben, mir gefällt aber die Entwicklung, die unsere jungen Spieler nehmen.
Wo liegt derzeit sportlich eure größte Baustelle?
Wir tun uns schwer, Torchancen herauszuspielen, daran müssen wir noch weiter arbeiten, denn wenn wir die Klasse halten wollen, müssen wir Spiele gewinnen.
Wie sieht es derzeit bei euren verletzten Spielern aus. Werden einige im Frühjahr voraussichtlich wieder einsatzbereit sein?
Tom Steinmetz wird Anfang des Jahres am Knie operiert, wird uns aber in der Rückrunde trotzdem nicht mehr zur Verfügung stehen. Torben Czekay plagt sich weiter mit Problemen in den Adduktoren herum. Wenn es gut läuft, kehrt er aber wieder zum Vorbereitungsstart auf den Platz zurück. Die anderen verletzten Spieler wie Linus Knöfel oder Canny Winterstein sollten im Frühjahr wieder einsatzbereit sein.
Wird es bei euch zur Rückrunde personelle Veränderungen geben?
Fynn Rose aus der A-Jugend SG FCU-Kisdorf ist fix und wird zu uns kommen und dann arbeiten wir noch an 1, 2 Sachen.
Mit welchen sportlichen Erwartungen gehst du in die restlichen Spiele?
Wie in der Hinrunde auch, dass wir grundsätzlich in jedes Spiel gehen, mit dem Anspruch, dieses zu gewinnen. Ob uns das dann immer gelingen wird, steht auf einem anderen Blatt. Aber wir werden Gas geben und alles dafür tun, die Klasse zu halten.
Wie läuft eure Vorbereitung auf das Neumünsteraner Hallenturnier am 2. Weihnachtstag?
Es gab jetzt keine “besondere” Vorbereitung auf das Turnier. Wir waren die letzten drei Sonntage in der Halle und haben “gekickt”. Das hätten wir aber auch unabhängig vom Turnier gemacht.
Vielen Dank für das Gespräch.