Kein Happy End für Jevenstedt – Sabri Nasri beendet äußerst hitziges Duell

von Redaktion Youkick

Der TuS (Szene aus dem Test gegen Comet) war nach dem unglücklichen Verlauf am Boden zerstört. Wie Tim Rathjens (re.) und Kevin Wardin. Fotos: © Ismail Yesilyurt


TuS Jevenstedt – VfR Neumünster 1:2 (0:0)

Was für eine Dramatik, was ein Kampf! Aber kaum spielerische Elemente am Freitagabend unter dämmrigen Flutlicht.

„Spielen“ war auf dem mit eingeebneten Maulwurfshaufen übersäten, engen holprigen Trainingsplatz der Jevenstedter überhaupt nicht möglich. Der eigentlich vorgesehene Flutlicht-Platz hinter dem Stadion war nach Auskunft der Jevenstedter Kassierer durch Krähen-Befall unbespielbar. Nun, der Trainingsplatz war im Prinzip auch unbespielbar.

Jevenstedt spielte englisches Kick-and-Rush und ging auf die zweiten Bälle. Der VfR versuchte es auch mal spielerisch. Das ergab zwar einen erkennbaren Spielaufbau und leichte Feldüberlegenheit, beinhaltete aber die große Gefahr des durch Platzfehler bedingten Ballverlustes. So kam nach schönen Direktspiel Mika Hirsch links fast durch (3.). Das war aber die einzige Möglichkeit des VfR bis zur Pause. Aber auch der TSV Jevenstedt kam nur zu einer Gelegenheit, als Marcel Stölting in höchster Not nach Hereingabe des starken Rechtsaußen Tim Rathjens kurz vor der Torlinie vor dem einschussbereiten Robin Grell klärte (8.). Die beste Gelegenheit der ersten Hälfte.

Ansonsten: viel Kampf mit teils überhartem Einsatz. Khemiri erhielt für eine 3-Meter-Blutgrätsche zu recht gelb, obwohl es „nur“ zu einem Pressschlag und keiner Körperberührung des Gegenspielers kam. Wenig vorher hatte der Schiri bei einer identischen Szene (T. Rathjens gegen Block) völlig unverständlich weiterlaufen lassen.

Nach der Pause übernahm der VfR, der sich nun besser auf Platz und Gegner einstellte, immer mehr das Kommando. Aber er fühlte sich jetzt mehrmals deutlich vom Schiri benachteiligt. Als nach einer Jevenstedter Ecke Christoph Kahlcke am eigenen Strafraumecke gegen Fabian Möller den Ball gewonnen hatte und auf Latifi abgespielt hatte, kam er nach einer Berührung durch Möller zu Fall und segelte in den bis dahin unbeteiligten Kim Bornholt.

Schiedsrichter pfiff zum Entsetzen des VfR nicht für einen eigenen Freistoß, sondern es gab Elfmeter für Jevenstedt. Heftige Proteste der VfR folgten, Kahlcke sah zudem gelb. Nach ca. zwei Minuten Konfusion und Diskussion trat der Ex-VfR-Spieler Philip Weidemann zum Elfmeter an. Sparfeld hielt mühelos. Das Spiel lief weiter. Doch jetzt wedelte der Schiri-Assistent mit seiner Fahne. Der Referee ging zu seinem Assistenten, kehrte zurück, drehte auf halben Weg wieder um, beratschlagte nochmal mit seinem Helfer an der Seitenlinie. Ergebnis: Elfmeter wird wiederholt! Heftige Proteste seitens des VfR, gelb für Latifi. Dieses Mal tritt Mittelstürmer Robin Grell an: Sparfeld wehrt zur Ecke ab! Riesenjubel beim VfR.

Der verschossenen Elfmeter von Philip Weidemann wurde wiederholt.
Der verschossenen Elfmeter von Philip Weidemann wurde wiederholt.

Die getretene Ecke verwandelt Bent Rathjens völlig blank per Kopf aus Nahdistanz zur Führung für den TuS (59.). Riesenjubel beim TuS, für den dieser Erfolg so wichtig wäre. Beim nächsten VfR-Angriff wird Hirsch an der Mittellinie rüde gefoult. In einer sofortigen Rudelbildung packt Issam Khemiri den am Boden liegenden Übeltäter am Kragen. Die Emotionen auf beiden Seiten kochen über. Khemiri bekommt für diese Aktion gelb-rot, es hätte aber auch glatt rot sein können.

Führung für Jevenstedt, ein Mann Überzahl: Alles schien für den TuS zu laufen. Zumal der gefoulte Hirsch angeschlagen raushumpelt und durch Vuk Vukelic ersetzt wird.

Doch mit dem Rückstand und der Unterzahl spielt nur noch der VfR. Wütend, aber keineswegs kopflos rennt man an. Hathat wird immer stärker und auffälliger, aber alle anderen auch. Der TuS lässt körperlich nach, für den VfR gibt es immer mehr Räume. Der TuS kann sich nur noch mit Fouls wehren. Freistoß um Freistoß und Ecke um Ecke segelt in den TuS-Strafraum, aber immer wieder ist ein Abwehr-Bein dazwischen. Möller rettet auf der Torlinie nach Hathat-Ecke (72.). Unschöne Szene in der 75. Minute: Als Grell nach einem fairen Zweikampf mit Kahlcke zu Boden geht, bleibt er liegen. Der VfR wittert Zeitspiel und Hathat lässt sich zu einer unglücklichen Äußerung gegenüber der Jevenstedter Bank hinreißen. Doch der Kapitän hat sich schwer verletzt. Der Stürmer ist auf dem unebenen Acker umgeknickt und hat sich vermutlich einen Bänderriss zugezogen. Nach längerer Unterbrechung geht es weiter.

Der TuS versucht früh anzulaufen, doch es wird nicht mehr im Ganzen nachgerückt. So ergeben sich große Lücken, die der VfR nutzt. Tempodribblings von Hathat, Stölting, dem eingewechselte Sabri Nasri, Kahlcke oder Latifi reißen die TuS-Abwehr auf und stürzen sie von einer Verlegenheit in die andere. Als der bärenstarke Ballverteiler Jonas Schomaker einen zweiten Ball per Kopf genau zu Hathat bringt, scheint der Ausgleich fällig zu sein: Doch Hathat schlenzt den Ball haarscharf vorbei (78.). Trotz des VfR-Dauerdrucks hat der Ex-Kropper Daniel Jeromin im TuS-Gehäuse nicht wirklich viel zu tun.

Fast scheint es, als könnte der Tus die Führung über die Zeit retten. Doch nach Latifi-Tempodribbling aus der eigenen Hälfte an drei Jevenstedtern vorbei spielt er rechts raus auf den eingewechselten Kevin Kulka, der per Direktpass Kahlcke mitnimmt. Der wird gleich von zwei Mann am Trikot festgehalten, Freistoß fast an der Eckfahne. Und diesmal hat Hathat Erfolg. Sein Ball schlägt in der langen Ecke im Dreiangel ein. Der VfR will den Sieg und drängt weiter. Nach 90 Minuten zeigt der Unparteiische fünf Minuten Nachspielzeit an. Es hätten nach dem Elfmeterdrama, Khemiri-Platzverweis und Grell-Verletzung auch gut die doppelte Zeit sein dürfen.

Und plötzlich hat Jevenstedt die größte Chance des gesamten Spiels. Der in der 93. Minuten eingewechselte Albert Krause gewinnt einen Ball im Mittelfeld, schickt links Fabian Möller, der den Ball von der Grundlinie nach innen bringt. Dort steht mutterseelenallein der für Grell gekommene Philipp Kriesten. Er hätte alle Zeit der Welt, den Ball anzunehmen. Doch überhastet jagt der Jevenstedter Akteur den Ball über das Tor (94.).

Der VfR ist unbeeindruckt und startet direkt aus dem Abstoß seinen schönsten Spielzug: Vukelic macht an der Mittellinie den Ball fest, nimmt Sabri mit, der losdribbelt und nach schönem Doppelpass mit Vukelic frei vor Jeromin eiskalt einschiebt (95.).

Carsten Dienelt (li.) und Mika Detlaff stoppen Sabri Nasri (VfR) im Mittelfeld. © ismail Yesilyurt
Sabri Nasri (re., VfR, im Spiel in Heikendorf) gelang das 2:1.

Es wird nochmal angepfiffen, doch als VfR-Abwehrchef Dustin Christophersen einen langen Ball von Timo Klug in höchster Not heraus köpft, hat der VfR tatsächlich alle drei Punkte eingetütet.

Fazit: Wer unten steht, hat kein Spielglück. Der VfR hat mal wieder in den Schlussminuten dank seiner Fitness und seiner breiten Bank ein Spiel gedreht.

TuS Jevenstedt: Jeromin – B. Rathjens, Bornholdt, Klug, Weidemann – Hüttmann, Wardin – T. Rathjens (90./+3 Krause), Hehnke, F. Möller – Grell (75. Kriesten).
Trainer: Patrick Nöhren.

VfR Neumünster: Kahlcke, Latifi, Christophersen, Block – Schomaker, Stölting (81. Kulka) – Hathat, Khemiri, Hirsch (63. Vukelic) – Bouzoumita (69. Nasri).
Trainer: Abdulselam Yilmaz.

Schiedsrichter: Tim Marvin Meyer (TuS Garbek).
Assistenten: Luca Ruben Paasch und Maximilian Krebs.
Machten sich das Leben selber schwer durch Entscheidungen, die nur sie sahen.

Zuschauer: 197.

Gelb-Rote Karte: Khemiri (61., VfR).

Besondere Vorkommnisse: Sparfeld (VfR) hält Foulelfmeter von Weidemann (56.) und auch die Wiederholung von Grell (58.).

Tore: 1:0 B. Rathjens (59.), 1:1 Hathat (85.), 1:2 Nasri (90.+5).

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