Beitragsfoto: Alban Jashari (rotes Trikot) wehrte sich gegen die Niederlage, hier im Duell gegen Tim Vogel. ©Ismail Yesilyurt
Inter Türkspor Kiel – SV Preußen Reinfeld 1:5 (0:3)
Inter Türkspor quo vadis? Der Weg der Kieler zeigt nach dem schwachen Auftritt und enttäuschenden 1:5 gegen den SV Preußen Reinfeld eine eindeutige Tendenz. Der Aufsteiger entführte mit Leichtigkeit und hochverdient alle drei Punkte und kann nach dem sechsten Spieltag respektable neun Zähler auf der Habenseite verbuchen. Die Mannschaft von Cheftrainer Özcan Atasoy dagegen wird ihre großen Probleme nicht los und steckt tiefer denn je in einer riesigen Krise. Dabei sollte die Begegnung gegen den Neuling den Wendepunkt in einer bisher frustrierenden und ernüchternden Saison einleiten. Pustekuchen! Es folgte die sechste Niederlage in Folge und damit punktlos der Absturz ans Tabellenende. Dabei war Atasoy vor dem Spielbeginn noch sehr optimistisch: „Wir müssen unsere Steigerung nach den guten Spielen bei den Meisterschaftsfavoriten Todesfelde (0:2) und bei Weiche Flensburg (2:3) fortführen. Dann wird es heute klappen.“
Inter ist nicht Türkspor
Doch die Inter-Akteure enttäuschten vor der mageren Kulisse ihren Coach auf ganzer Linie. Türkspor tat sich über die 90 Minuten schwer, in der Offensive etwas Vernünftiges zu kreieren, weil Laufwege ohne Ball und schnelle Ballzirkulation fehlten. Das Spiel nach vorne war gegen die Gäste so gut wie nicht vorhanden. Zwei gute Möglichkeit (15.) durch Alban Jashari, der als einziger Spieler Normalform erreichte, sowie Kastriot Alija (66.) sind zu wenig Chancen, um eine Mannschaft, die teamstark und kompakt auf ein schnelles Umschaltspiel lauerte, ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Dabei hatte der Kieler Trainer seinen Jungs einen klaren Plan mit auf den Weg gegeben. „Aus einem 4-1-4-1 wollen wir in den ersten zehn Minuten Vollgas geben und dann auf unser 4-2-3-1-Formation umschalten und etwas zurück ziehen“, so Atasoy. In der Praxis funktionierte das nicht, weil die Variablen für Inter Türkspor, auch über die volle Distanz, nicht stimmten. Zunächst stimmt die Chemie zwischen den Mannschaftsteilen nicht. Es herrschen zu große Abstände vertikal wie auch horizontal. Die Bereitschaft der Spieler, vor allem den Reihen vor der Viererkette, offensiv wie defensiv die Aktionen läuferisch in vollem Tempo durchzuführen, scheint aktuell nicht vorhanden zu sein. Eine Mentalitätsfrage, die sicherlich die großen Probleme der Kieler beim defensiven Umschaltspiel beantwortet.
Tugenden, die zweifelsfrei bei der Elf von Michael Clausen vorhanden sind. Der in Ungarn weilende Cheftrainer (Schüleraustausch), als auch Assistent Pascal Lorenz (Urlaub) waren nicht vor Ort. Der sportliche Leiter und Ligaobmann Brügmann und Rekonvaleszent Timo Schwartz übernahmen den Part auf der Trainerbank und sahen gleich von Beginn an eine hellwache Reinfelder Truppe, die defensiv wie auch offensiv überzeugte. Drei ihrer Hochkaräter, weitere gab es durch Benedict Schröder (3.) und Philipp Bosbach (12.), nach schnellem Tempogegenangriffen in Abschnitt eins nutzten die Preußen zur 3:0-Halbzeitführung. Dabei fiel die Führung gleich nach der ersten Trinkpause bei hochgradigen Temperaturen auf dem Hans-Mohr-Kunstrasenplatz. Die zweiten 45 Minuten präsentierten das selbe Bild. Inter rannte ohne viel Gefahr auszustrahlen an, die Reinfelder warteten geduldig mit einer Defensive auf kompakte 30 Meter verteilt auf ihre Möglichkeiten. Spätestens mit dem 5:0 nach einer Stunde durch den kurz zuvor eingewechselten Mark Heinze war alles geregelt „für drei wichtige Punkte im Abstiegskampf“.
Seltsamerweise hatte Inter Türkspor nach den beiden Frustaktionen in doppelter Unterzahl die beste Phase und gewann diesen Abschnitt mit 1:0. Weitere Chancen für Reinfeld durch Kristof Rönnau (82. ( Latte), 86.) und Benedikt Decker (87.) blieben ungenutzt. Trotz einer großen Gemeinschaftsstärke überzeugten bei Preußen Reinfeld die Innenverteidiger Jonathan Marschner und Christoph Böckelmann. Davor Patrick Witten. Auf den Außenbahnen rechts Neuzugang Vjelkoslav Taritas, der sich mit drei Tor-Vorlagen und einem Treffer die Bestnote verdiente und links der Ur-Reinfelder Dennis Lie. „Wir haben eine konzentrierte Leistung an den Tag gelegt. Wir haben das, was wir uns vorgenommen haben, umgesetzt. Das war ein ungefährdeter Sieg für uns und natürlich für das Selbstvertrauen und auch die Tabellensituation enorm wichtig“, lautete das Resümee von Jan Brügmann.
Inters Fußball-Lehrer Özcan Atasoy fand deutliche Worte: „Das hat einfach nicht funktioniert von Anfang an. Es ist das dritte Spiel, wo wir nach dem Einwurf das 0:1 kassieren. Das ist einfach schlafmützig und nicht aufmerksam genug. Das ist nicht mehr oberligareif. Nur Tick Tick und Tschupp Tschupp spielen wollen. Das ist keine Oberliga, wenn man nicht den nötigen Biss und die Einstellung hat. Wir haben alles vermissen lassen. Immer wiederkehrend das selbe Muster. Auflösungserscheinung schon nach dem 1:0. Das ist nicht oberligatauglich, was wir heute angeboten haben. So werden wir auch die Klasse nicht halten.“ Inter Türkspor ist auf den Weg in die Landesliga abgebogen. Nur mit Vollgas kommt man wieder auf die Oberligastrecke. Mit zwei roten Karten und dem Ausfall (ca. 6 – 8 Wochen) von Kapitän und Torjäger Erdogan Cumur (Achillessehnenentzündung) ist dieser sehr holprig und mit vielen Hindernissen gepflastert.
Inter Türkspor Kiel: Ganzel – Lawson-Body (46. Pauls), Wendt (46. Warhell Amadi), Yamak, Schimming – Kalma, Meshekrani – Alban Jashari, Acer, Arian Jashari – Ismail (45. Alija).
Trainer: Özcan Atasoy.
SV Preußen Reinfeld: Jonas Marschner – Decker, Böckelmann, Jonathan Marschner, Vogel – Witten, Hackbarth – Taritas (78. Thiel), Schröder (59. Heinze), Lie (59. Rönnau) – Bosbach.
Trainer: Timo Schwartz /Brügmann .
Schiedsrichter: Koch (TSV Kropp).
Zuschauer: 65.
Rote Karten: Schimming (68., Foulspiel), Kalma (74., Tätlichkeit).
Tore: 0:1 Schröder (26.), 0:2 Bosbach (36.), 0:3 Taritas (45./+2), 0:4 Witten (56.), 0:5 Heinze (60.), 1:5 Alban Jashari (85.).