Heikendorfer SV hatte den Spitzenreiter VfR Neumünster an der Angel

von Helwig Pfalzgraf

Timo Martens (vorne, Heikendorfer SV) gelang sogar das 2:0 für den Außenseiter (Archivfoto). © 2022 Ismail Yesilyurt


Heikendorfer SV – VfR Neumünster 3:4 (1:0)

In der Landesliga Mitte hatte der Tabellenführer VfR Neumünster beim Heikendorfer SV bei Sonnenschein und schwierigen Bedingungen (tiefer ungemähter Platz) die Chance, die Tabellenführung auszubauen.

Der HSV16 überließ den Gästen dann die Spielkontrolle. Angelaufen wurde erst ab der Mittellinie. So dominierte der VfR von Anfang an. Doch bis auf einen Freistoß von Arian Jashari (9., an die Latte) konnte man die Heimelf selten in wirkliche Verlegenheit bringen. Als sich dann in der für den Gast schicksalhaften 24. Minute Arian Jashari (ebenso wie in der 24. Minute Torwart Bennet Sparfeld in der Vorwoche) schwer verletzte, wurde man beim Yilmaz-Team nicht nur vom Spielverlauf her an das Spiel beim MTSV Hohenwestedt erinnert. Und die Dublizität der Ereignisse ging weiter: Mit der ersten Torchance stellte auch Heikendorf kurz vor der Pause den Spielverlauf auf den Kopf. Bengally Singhateh traf nach Freistoß aus dem Halbfeld aus dem Gewühl zum 1:0 (42.).

Nach der Pause schien sich das Blatt schnell zu wenden, die Neumünsteraner stellten etwas um und erspielten sich nun einen Riesen nach dem anderen. Erdogan Cumur (48.) scheiterte nach Doppelpass freistehend aus acht Metern am überragenden Thomas Bohrmann im HSV-Tor, Vuk Vukelic aus dem Gewühl (50.) ebenso. Geart Latifi jagte nach Eckball auf den langen Pfosten den Ball aus 4 Metern am langen Eck vorbei (53.). Die wieder über 100 mitgereisten VfR-Fans rauften sich die Haare. Aber es kam noch schlimmer für den Tabellenführer. Einen Fehler im Aufbauspiel des VfR schnappte sich Timo Martens an der Mittellinie und zog unwiderstehlich auf halbrechts auf und davon und traf zum 2:0 (59.).

Doch wie schon in der Vorwoche ließ sich der VfR auch von einem Zwei-Tore-Rückstand nicht beeindrucken und lief unverdrossen weiter an. Als Bohrmann dann mit einer weiteren Glanzparade nach einer VfR-Rechtsflanke gerade noch ein Eigentor verhinderte, wurde der nachschussbereite Vuk Vukelic umgerannt. Den fälligen Elfmeter verwandelte Ihab Hathat (64.). 60 Sekunden später nutzte Erdogan Cumur die erste Unsicherheit des Gastgebers im eigenen Strafraum, zeigte auf engstem Raum seine ganze Klasse und glich zum 2:2 aus (65.). Und nach der 13. Ecke (!) des VfR traf Mika Hirsch den Ball nicht richtig, der jedoch gerade deshalb über den Innenpfosten zum 2:3 ins Netz trudelte (69.).

Mika Hirsch (re., Szene aus dem Hinspiel) hatte das Golden Goal für den VfR Neumünster auf dem Fuß. Links Justin Baasch (TSV Kronshagen), im Hintergrund Lasse Baesler. Quelle: Ismail Yesilyurt
Mika Hirsch (re., VfR Neumünster) brachte mit seinen zwei Treffern das Team von Abdulselam Yilzmaz wieder auf Kurs (Archivfoto). © 2022 Ismail Yesilyurt

Innerhalb von 5 Minuten hatte der VfR Neumünster das Spiel komplett umgebogen. Als Hirsch per Solo an fünf Spielern vorbeiging und Bohrmann dann im Nachschuss zum 2:4 (84.) überwand, schien das Spiel gelaufen. Zumal Hirsch nur eine Minute später nach Konter über Hathat den Hattrick auf dem Fuß hatte, aber diesmal frei vor Bohrmann den Ball am langen Pfosten vorbei legte.

Die Mannschaft von Nedeljko Veselinovic nutzte in der Nachspielzeit einem langen Freistoß aus dem Halbfeld noch zum Anschlusstor durch Yannik Meenken (91.). Der war freilich nur durch die Nachsicht des Schiedsrichters noch dabei. In der 61. Minute hatte er beim Stand von 2:0 gegen Christoph Kahlcke nachgetreten – dafür aber „nur“ gelb gesehen.

Zur Statistik: Insgesamt verursachte der Heikendorfer 24 foulbedingte Freistöße, sah dafür zwei Mal gelb. Der spielbestimmende und meist in Ballbesitz befindliche VfR beging 8 gepfiffene Foulspiele und kam ohne Verwarnungskarte weg. Allerdings nutzte der HSV gleich zwei dieser acht Freistöße zu Toren. Das Eckenverhältnis lautete 15:0 für den VfR, das Torschussverhältnis 14:4 zugunsten des VfR.

Insofern ein hochverdienter Sieg des Spitzenreiters, auch wenn nach dem 3:4 nochmal richtig Spannung aufkam.

Heikendorfer SV: Bohrmann – Zantopp, Johannsen, Kuß, Detlaff – Schmeling, Sand – Faris (77. Haberl), Martens, Singhateh (73. Kasim) – Meenken.
Trainer: Nedeljko Veselinovic.

VfR Neumünster: Berger – Kahlcke, Latifi, Yamak, Arian Jashari (24. Vukelic (66. Bouzoumita)) – Gülbay, Möller (66. Rohwedder) – Hirsch (86. Kulka), Hathat, Nasri – Cumur (79. Alioua).
Trainer: Abdulselam Yilmaz.

Schiedsrichter: Hendrik Plambeck (VfL Vorwerk). Ganz starke Leistung.
Assistenten: Jan Fuhrmann, Ralf Christ.

Zuschauer: 250.

Tore: 1:0 (42.) Singhateh, 2:0 (59.) Martens, 2:1 (64., Foulelfmeter) Hathat, 2:2 (65.) Cumur, 2:3 (69.) Hirsch, 2:4 (84.) Hirsch, 3:4 (91.) Meenken.

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