Heider SV brutal effektiv: 3:1-Sieg beim PSV Neumünster

von Olaf Wegerich

In dieser Szene kann Marc-Oliver Timm (PSV) gegen Mika Kieselbach (Heide) klären. © 2024 Olaf Wegerich


Im Spitzenspiel der Flens-Oberliga kann sich der Heider SV dank einer sehr starken Anfangsphase nicht unverdient mit 3:1 (2:0) beim PSV Neumünster durchsetzen. Heides überragender Mittelstürmer Mika Kieselbach (2.) sorgt für einen Blitzstart der Dithmarscher, die mit dem zweiten Treffer durch Thede Reimers (16.) nachlegen. Der Anschlusstreffer von Paul Sachse (77.) lässt den PSV nur kurz hoffen. Vor der enttäuschenden Kulisse von nur knapp 300 Zuschauern sorgt der eingewechselte Mathis Harms (89.) für den Sieg der Gäste, die nur wenige bange Situationen zu überstehen hatten. Der Heider SV schiebt sich durch den dritten Sieg im dritten Spiel auf den 2. Platz und verdrängt den PSV, der auf den 3. Platz abrutscht und die ersten Gegentore kassiert.

Der PSV musste auf fünf Spieler verzichten: Mats Melahn (Urlaub), Nils Drauschke (Hochzeit), Paul Falk (Knöchel), Benedict Klimmek (Muskelfaserriss) und Calvin Ehlert. Deutlich besser sah es beim Heider SV aus, wo nur Gillian Jebens und Jakob Steffensen, der am Vortag bei der U23 zum Einsatz kam, fehlten.

Die Mannschaft von Trainer Markus Wichmann ist sofort voll da und erwischt einen Blitzstart. Nach nur 120 Sekunden ist die PSV-Abwehr nach einem langen Ball von Björn Lambach auf Mika Kieselbach (2.) zum ersten Mal ausgehebelt. Der Ausnahmestürmer der Dithmarscher bleibt eiskalt und trifft aus halblinker Position, völlig frei stehend, gegen den chancenlosen PSV-Torhüter Torben Franzenburg zur Gästeführung ins lange Eck. Für Kieselbach ist es im dritten Saisonspiel bereits der fünfte Saisontreffer. Die Lebensversicherung der „Dithmarscher Jungs“ hat wieder einmal eiskalt zugeschlagen.

Heide ist in der Anfangsphase klar spielbestimmend und hat weitere gute Möglichkeiten, zu erhöhen. Nach einem Eckball behindern sich Kieselbach und Soumah (10.) in aussichtsreicher Position.

Auch beim zweiten Gegentreffer sieht die PSV-Abwehr nicht gut aus. Mit einem Chipball setzt Lennart Busch Thede Reimers (16.) perfekt in Szene, der frei auf Torben Franzenburg zuläuft und eiskalt mit einem Flachschuss zum 0:2 für die Dithmarscher trifft.

Nach dem zweiten Treffer haben die Gäste nach einer flachen Hereingabe des umtriebigen Soumah die Riesenchance auf den dritten Treffer und die Vorentscheidung, doch Torhüter Franzenburg wirft sich mutig vor den einschussbereiten Kieselbach (18.) und kann in höchster Not klären.

Nur eine Minute später kommt Soumah (19.) aus zentraler Position erneut zum Abschluss, doch Franzenburg ist nun auf Betriebstemperatur und kann mit einer spektakulären Parade den erneuten Einschlag verhindern.

„Wir haben den Start komplett verpatzt. Das ist aus unserer Sicht suboptimal gelaufen“, ärgerte sich PSV-Trainer Marco Frauenstein über die zwei Aussetzer in der Anfangsphase, die zu Gegentoren geführt haben.

Nachdem die Anfangsoffensive der Dithmarscher überstanden war, kamen auch die Gastgeber langsam besser ins Spiel, ohne dabei die ganz große Torgefahr zu erzeugen. Heides Abwehr, vom überragenden Patrick Storb gut organisiert, stand sehr kompakt und ließ nur wenig zu.

Eine erste Torannäherung hatte der PSV nach einem Eckball von Jesper Tiedemann durch einen Kopfball von Timo Barendt (24.), der das Tor jedoch verfehlte.

Nach einer schönen Ballpassage mit Timo Barendt kann sich Tim Möller (35.) auf der rechten Außenbahn im Laufduell behaupten, doch sein strammer Schuss trifft nur das Außennetz.

Julien Huber (li., PSV Neumünster ) gegen Mathis Harms (Heider SV). © 2024 Olaf Wegerich
Julien Huber (li., PSV Neumünster ) gegen Mathis Harms (Heider SV). © 2024 Olaf Wegerich

Noch vor der Pause verzeichnen Grady Zinkondo (36.) und Timo Barendt (38.) nach Vorarbeit von Marvin Ehlert weitere gute Abschlüsse, ohne dabei die große Torgefahr zu erzeugen.

Heide hat in den ersten zwanzig Minuten komplett überzeugt, wurde dann aber vom PSV, der deutlich mehr Oberwasser bekam, massiv in die eigene Hälfte zurückgedrängt. Was fehlte, war ein zwingender Abschluss, um dem Spiel noch einmal eine Wende zu geben.

Kurzer Aufreger nach der Pause: Vor der Ausführung eines Eckballs fällt PSV-Spieler Fyn Claasen aus einer Spielertraube laut schreiend zu Boden und krümmt sich vor Schmerzen. Kaum einer hatte die Szene richtig gesehen, doch was war geschehen? „Lambach ist mir auf den Fuß getreten“, klärte Claasen nach dem Spiel die Situation auf. Nach kurzer Behandlungspause ging es für Claasen weiter. Da Schiedsrichterin Mirka Derlin und deren Assistenten nichts gesehen hatten, blieb die Aktion ohne Konsequenzen in einer ohnehin sehr fairen Partie.

In der zweiten Hälfte taten die Dithmarscher nur noch das Nötigste und verwalteten ihre Führung. Der PSV war nun deutlich am Drücker, doch klare Torchancen blieben gegen die sattelfeste Abwehr der Dithmarscher Mangelware. Lediglich nach Eckbällen wurde es für die Gäste gelegentlich brenzlig. Der PSV machte aus seinen klaren Feldvorteilen zu wenig, weil der letzte Pass oft zu ungenau war und keinen Abnehmer fand.

Außer bei einer Vorlage von Tiedemann, die Barendt knapp neben das Tor setzte, blieb vieles Stückwerk. Heides Torhüter Mats Hinrichs hatte nur wenige heikle Situationen zu überstehen, in denen er ernsthaft gefordert war, was auch ein Verdienst seiner Vorderleute war, die konsequent abräumten.

So war es auch wenig verwunderlich, dass der 1:2-Anschlusstreffer der Gastgeber aus einem ruhenden Ball resultierte. Der frisch eingewechselte Lucas Schulze schlägt einen Freistoß von der rechten Außenbahn nach einem Foul von Soumah an Tiedemann mustergültig in den Strafraum. PSV-Spieler Paul Sachse (78.) steigt hoch und trifft per Kopfball den Bruchteil einer Sekunde vor dem aus seinem Tor herausstürzenden Mats Hinrichs.

Noch ist genug Zeit für die Gastgeber, um zumindest einen Punkt zu retten, doch klare Abschlüsse wollen ihnen gegen die aufopferungsvoll verteidigenden Dithmarscher nicht mehr gelingen.

Für die endgültige Entscheidung sorgen die effektiven Gäste mit der ersten Torchance in der zweiten Halbzeit eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit. Eine Kombination der eingewechselten Arne Burmeister und Mathis Harms (89.) führt zum 3:1 für die Gäste, die danach ihren Sieg ausgiebig feiern dürfen.

„Ich bin total erleichtert, dass wir gewonnen haben“, freute sich Heides Torhüter Mats Hinrichs über den Auswärtssieg an der Stettiner Straße. „Die Qualität von der Bank hat das Spiel entschieden. Egal wen wir bringen, die Spieler, die kommen, sind sofort da“, freute sich Heides Ligaobmann Hannes Nissen. Ähnlich sah es Steffen Neelsen, der seine beruflichen Verpflichtungen in Aschaffenburg beendet hat und jetzt wieder voll ins Training einsteigen kann: „Wir sind in der Breite gut besetzt. Die Qualität von der Bank kann Spiele entscheiden.“

Von Euphorie keine Spur bei Heides Trainer Markus Wichmann, der nüchtern feststellte: „Wir sind gut ins Spiel gekommen mit den zwei schnellen Toren. Ab der 30. Minute konnte der PSV das Spiel offen gestalten. Unser Ziel ist weiterhin, den 5. Platz aus dem Vorjahr zu verbessern und die Qualifikation für die Hallenmasters.“ Trotzdem war Wichmann anzumerken, dass er mächtig stolz war auf die reife Leistung seiner Mannschaft, bei der die Automatismen immer mehr greifen. Zur Verpflichtung von Björn Lambach kann man den Dithmarschern nur gratulieren. Immer wieder war Lambach zu hören und zu sehen, wie er als emotionaler Anführer lautstark seine Nebenspieler dirigierte, als Vorlagengeber glänzte und die Fäden zog.

Zumindest vom Auftritt und der Reaktion seiner Mannschaft nach der wilden Anfangsphase mit den zwei Gegentoren war PSV-Trainer Marco Frauenstein einverstanden: „Die beiden ersten Gegentore haben genervt. Nach zwanzig Minuten hatten wir sie gut im Griff und gar nichts mehr zugelassen. Wir hatten viele Bälle hinter die Kette gespielt und scharf gemacht. Wir haben mindestens 35 Bälle in den Strafraum geschlagen, aber kein Tor erzielt. Heide war wesentlich effektiver als wir und hat aus vier Chancen drei Tore gemacht. Eigentlich haben wir gut gespielt und hätten ein Unentschieden verdient. Heide hatte heute eine andere Qualität im Abschluss, das war der Unterschied.“

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