Inter Türkspor Kiel – die Mannschaft ist der Star. Archivfotos: © Ismail Yesilyurt
Ihren Status quo in der Flens-Oberliga Nord haben die Spieler von Inter Türkspor Kiel stets im Blick, wenn die Kabine vor den Spielen oder dem Training verlassen wird „In der Kabine hängt eine Skala mit den ganzen Platzierungen“, erklärte Onur Cokgez die vielen Punkte und Linien. Bei der Gesamtbetrachtung dieses „Kunstwerkes“ gehen dem jüngsten Cheftrainer in der höchsten Landesklasse zunächst die ständigen Richtungswechsel der Linien nach oben und unten gegen den Strich.
„Dann sind da leider zu viele Abs“, hätte der 27-Jährige mit seinen Spielern zu gerne eine etwas andere Zeichnung mit weniger Hügeln erstellt. Auch wenn vor Saisonbeginn ein Umbruch mit elf Neuzugängen stattfand und der Klassenerhalt ganz oben auf der To-do-Liste steht. Bei vier verbleibenden Spielen und einem Punkt Rückstand auf den vierten Tabellenplatz in der Qualifizierungsrunde ist die vorzeitige Sicherung der Klasse ab Platz vier mit dem Erreichen der Meisterrunde greifbar nahe.
Insofern darf man am Erich-Kästner-Weg auf dem Kieler Ostufer nach zehn Punktspielen mit den Leistungen und 13 Punkten auf Platz sechs durchaus zufrieden sein. „Es wäre besser, auch für die Entwicklung, gewesen, wenn wir am Anfang der Saison die Punkte eingefahren hätten“, mochte die Mannschaft von Onur keine „Überstunden“. Am zweiten Spieltag kassierte Inter gegen Weiche II in der 91. Minute den 2:2-Endstand. Gegen den TSV Altenholz verschenkte Türkspor wohl drei Punkte nach einer 2:1-Führung eine Viertelstunde vor dem Abpfiff mit Möglichkeiten zum 3:1. Die Gäste drehten am vierten Spieltag in der 83. und 92. Minute den Spieß um. Im achten Punktspiel gegen den TSV Kronshagen kostete wiederum die Nachspielzeit und ein Elfmeter zwei Punkte beim 1:1. Das sind Spiele, an die der Verantwortliche an der Seitenlinie ungern zurück denkt. Wie auch an das 0:5 gegen den Eckernförder SV. Dagegen sind das 0:0 und 3:3 gegen den ungeschlagenen Spitzenreiter TSV Bordesholm sowie 3:1 im Rückspiel gegen den Eckernförder SV natürlich positiver Natur. Die Entwicklung der (einer) Spielidee zeigt somit eine klare Tendenz nach oben.
Nach dem Umbruch zu Saisonbeginn möchte das Umfeld bei den Kielern eine schlagkräftige Truppe in den kommenden zwei bis drei Jahren sehen. Mit der Handschrift von Onur Cokgez, die bis zum Jahresende deutlichere Konturen annahm. „Das Wichtigste ist der Zusammenhalt der Mannschaft“, erklärte der Übungsleiter seine Prinzipien. Für Cokgez, dem eine spielerische Lösung der Probleme auf dem Spielfeld sehr wichtig ist, ist die Mannschaft der Star. Auch sieht der Coach lieber ein 1:0 als 4:3. Eine Torflut war in Türkspors Vergangenheit keine Seltenheit. Egoismus ist beim jungen Trainer auch fehl am Platz. Und vor der Cokgez-Ära auf dem Platz eine der Ursachen für das Inter-Leiden. Viele Maxime, die die Mannschaft immer besser umzusetzen weiß.
Auch wenn Inters Fußball-Lehrer seinem sportlichen Leitsatz nach keine Einzelspieler aus der Hinrunde hervorheben möchte, fällt bei der Konkurrenz und den Fans immer wieder ein Name. Der von Rezan Acer. Der Mittelfeldspieler hat als bester Torschütze mit sieben Treffern großen Anteil daran, dass Inter Türkspor an die Tür der Meisterrunde anklopft. Der Kapitän ist sportlich und auch verbal der Leader auf dem Platz.
Ein wichtiger Bestandteil im Cokgez-Puzzle ist zudem Angreifer Erdogan Cumur, der im Verlauf der Saison aufzeigte, wie wertvoll er im Mannschaftsgefüge ist. Coskun Yamak als Abwehrchef komplettiert die Inter-Achse, an der sich das sehr junge Team orientieren kann. „Der Kader ist der jüngste in der Oberliga“, reiht Cokgez diesbezüglich die Bewertung der bisherigen Spielzeit sehr positiv ein“, wir haben gute Schritte gemacht.“ Den vielen Linien auf der Skala ist das so nicht abzulesen. Aber auf dem Sportplatz den Punktspielen nach dem Verlassen der Kabine.