4:2 gegen Rot-Schwarz Kiel – PSV dreht wildes Spiel

von Olaf Wegerich

Timo Barendt (PSV Neumünster) scheitert an Torwart Marcel Büttner, links Tim Kappmeyer (RS Kiel). © 2023 Olaf Wegerich Orginal


Auch gegen den starken Landesliga-Aufsteiger Rot-Schwarz Kiel konnte der Flens-Oberligist PSV Neumünster seine Erfolgsserie fortsetzen. Im dritten Testspiel nach der Sommerpause siegte die Mannschaft von Trainer Marco Frauenstein auf dem Kunstrasenplatz im städtischen Stadion nach einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte am Ende verdient mit 4:2 (0:2).

Bereits in der Winterpause kam es in Neumünster zu einem Testspiel zwischen den beiden Kontrahenten auf Kunstrasen und da zogen sich die Kieler beim 0:3 bereits verdammt gut aus der Affäre. Beim PSV fehlten Tim Möller (beruflich verhindert), Tom Zarpe (Reizung der Patellasehne) sowie Julien Huber (Bänderriss)

PSV betreibt Chancenwucher

Dass die Mannschaft von Trainer Benjamin Szodruch ein unangenehmer Gegner sein kann, zeigte sich in der ersten Hälfte, als der PSV zwar drückend überlegen agierte und sich vier Großchancen herausarbeitete, die allesamt fahrlässig vergeben wurden, aber immer wieder anfällig war für die schnellen Konter der Gäste, die das für sich zu nutzen wussten. Zudem lief der Gastgeber immer wieder in die Abseitsfalle der Gäste.

Warnung von Patrick Nöhren

PSV Co-Trainer Patrick Nöhren warnte bereits vor dem Spiel: „Rot-Schwarz ist ein Gegner, der uns in allen Mannschaftsteilen fordern wird.“ Und so sollte es auch kommen, denn die zweikampfstarken Gäste standen hinten gut und sorgten über ihre schnellen Angreifer immer wieder für Gefahr gegen eine nicht immer sattelfest wirkende Neumünsteraner-Abwehr.

Rot-Schwarz Kiel legt vor

So kam es wie es kommen musste. Bereits die erste gefährliche Torannäherung der Gäste führte zum Erfolg. Ben-Joel Jarik (18.) traf zur Gästeführung nach einem schnell vorgetragenen Konter über die rechte Seite nach Vorarbeit von Finn Hendrik Logemann und Verlängerung von Marc Zeller.

Marc Zeller erhöht auf 2:0

Nur sechs Minuten später legte Rot-Schwarz nach. Zunächst war Marc Zeller noch am herauseilenden Kjell Berger im PSV-Tor gescheitert, doch nach einem Pressschlag landet der Ball erneut bei Zeller (24.), der keine Mühe hat zum 0:2 zu vollenden. „Das waren zwei unglaubliche individuelle Fehler. Das kenne ich so von meiner Mannschaft nicht. Rot-Schwarz hat uns positiv genervt. Das war ein wildes Spiel“, war Trainer Marco Frauenstein über die beiden unnötigen Gegentore ziemlich verärgert.

Marcel Büttner vernagelt den Kasten

Wäre da nicht der unfassbare Chancenwucher gewesen, hätte der Übungsleiter über die Bewertung der ersten Hälfte vielleicht etwas mehr Milde walten lassen.

Mika Jöhnck (PSV) umkurvt Torwart Marcel  Büttner (RS Kiel). © 2023 Olaf Wegerich
Mika Jöhnck (PSV) umkurvt Torwart Marcel Büttner (RS Kiel). © 2023 Olaf Wegerich

Insbesondere Torjäger Timo Barendt hatte diesmal das Pech an den Stiefeln kleben. Obwohl der Angreifer wiederholt in gute Abschlusssituationen kam, wollte ihm gegen die aufmerksame Kieler Hintermannschaft einfach kein Treffer gelingen. Entweder eilte Torhüter Marcel Büttner gedankenschnell aus seinem Kasten und spitzelte dem Angreifer den Ball vom Fuß oder der Keeper parierte in prächtiger Manier. In einigen Situationen hatten die PSV-Angreifer aber einfach auch kein Zielwasser getrunken.

18 Wechsel zur Pause

Doch die Qualität im Kader ist so groß, dass Frauenstein in der Halbzeit wie geplant auf zehn Positionen durchtauschen konnte. Nur Meiko Werner spielte komplett durch. Bei Rot-Schwarz gab es zur zweiten Hälfte acht Wechsel.

Nach sicherlich einigen deutlichen Worten aus dem Trainerteam spielte der PSV Neumünster mit seinen frischen Kräften wie aufgedreht. Der nach seiner Zerrung genesene Nils Drauschke und Jesper Tiedemann waren sofort richtig gut im Spiel und setzten jetzt die Akzente, gegen die der zweite Anzug der Kieler sich nicht mehr so erfolgreich zur Wehr setzen konnte wie es noch in den ersten 45 Minuten gelang. „Die haben schon ordentlich gewirbelt“, lobte Frauenstein den engagierten Auftritt seiner beiden Offensivspieler.

Jesper Tiedemann mit dem Anschlusstreffer

Bei seinem ersten Treffer profitierte Tiedemann (49.) noch davon, dass der bis dahin fehlerfreie Büttner im Gästetor einen Khemiri-Schuss nur nach vorne hatte abwehren können. Doch mit dem ersten Treffer nach zahllosen Versuchen war der Bann endlich gebrochen.

PSV eiskalt – drei Treffer in drei Minuten

Rot-Schwarz Kiel stand nun hinten nicht mehr so kompakt und das nutzten die Gastgeber nun konsequent, um das Spiel komplett zu drehen.

Mit einem Dreierpack innerhalb von drei Minuten zeigte der Oberligist seine brutale Qualität im Offensivspiel. Zunächst traf erneut Tiedemann (62.) zum Ausgleich und nur eine Minute später gelang Meiko Werner (63.) nach einem dicken Schnitzer der Gäste im Nachsetzen der längst fällige Führungstreffer. Nils Drauschke (65.) sorgte mit einem gefühlvollen Schlenzer für den letztlich gerechten 4:2-Endstand. Danach ließen es beide Mannschaften dann merklich ruhiger angehen.

Meiko Werner (PSV Neumünster) trifft per Abstauber nach dickem Patzer zum 3:2 gegen Keeper Marcel Büttner und Tim Kannenberg (RS Kiel). © 2023 Olaf Wegerich
Meiko Werner (PSV Neumünster) trifft per Abstauber nach dickem Patzer zum 3:2 gegen Keeper Marcel Büttner und Tim Kannenberg (RS Kiel). © 2023 Olaf Wegerich

Frauenstein mit zweiter Hälfte zufrieden

„Das war heute sehr schwierig für uns. Rot-Schwarz hat mutig Eins-zu-Eins verteidigt. So habe ich damit nicht gerechnet. Die haben uns das Leben wirklich sehr schwer gemacht. In der zweiten Hälfte lief es dann besser und wir haben auch die Fifty-fifty-Situationen für uns entscheiden können“, fand Frauenstein auch lobende Worte für den Gegner und mit dessen Trainer, mit dem er seit Jahren gut befreundet ist.

Benjamin Szodruch über Trainingsbedingungen nicht happy

Trainer Benjamin Szodruch nutzte die Gelegenheit, um nicht nur lobende Worte für den guten Kick seiner Jungs zu finden, sondern auch um die aus seiner Sicht unmöglichen Trainingsbedingungen, mit denen der Landesligist derzeit konfrontiert ist, öffentlich zu machen. „Wir haben keine Möglichkeit, im Training etwas vernünftig einzustudieren. Alle drei Plätze werden zeitgleich von mehreren Mannschaften genutzt. Zudem sind die Plätze nicht gemäht und befinden sich in einem schlechten Zustand“, wünscht sich Szodruch, dass die Stadt Kiel hier zeitnah die Probleme beseitigt.

Sportlich war Szodruch natürlich sehr zufrieden. Insbesondere mit der ersten Hälfte, als für Rot-Schwarz alles nach Plan lief. „Wir haben ein sehr gutes Spiel gegen einen sehr sympathischen Gegner, den ich zu den drei besten Teams in der Oberliga zähle, gezeigt. Wir haben gut gegen den Ball gearbeitet und hatten einige gute Umschaltmomente. Das war uns zuvor ja bereits beim Oberligisten in Eckernförde ebenfalls gelungen. Da hatten wir zur Halbzeit ebenfalls mit zwei Toren geführt, um am Ende knapp zu verlieren“, sagte Benno Szodruch, der sich nach dem Spiel in den Kurzurlaub nach Schweden verabschiedete.

PSV Neumünster: Berger (46. Franzenburg) – Eberhardt (46. Khemiri), Sachse (46. Knobel), Melahn (46. Timm), Werner – Jöhnck (46. Tiedemann), Claasen (46. Groth), von der Mehden (46. Falk) – Barendt (46. Küffner), Netzel (46. Hoppe), Barck (46. Drauschke).
Trainer: Marco Frauenstein.

Rot-Schwarz Kiel: Büttner – Rosenthal (46. Schmidt), von Randow (46. Iheagwaram), Kiewald (46. Kannenberg) – Kappmeyer (46. Todt), Jarik, Logemann (46. Backhaus), Gürntke (46. Elsner) – Kayali, Zeller (46. Lamprecht), Lohse (46. Torp).
Trainer: Benjamin Szodruch.

Schiedsrichter: Luca Hellriegel (ASV Dersau).
Assistenten: Florian Janzen, Finn Wüstenberg.

Zuschauer: 70.

Tore: 0:1 Jarik (18.), 0:2 Zeller (24.), 1:2 Tiedemann (49.), 2:2 Tiedemann (62.), 3:2 Werner (63.), 4:2 Drauschke (65.).

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