Kaum ein Durchkommen – Alex Borchert (VfB Kiel) versucht es gegen Lars Reimers (li.), Raik Stroeh (Vineta Audorf) und Marcel Czaja (re.). © 2023 Ismail Yesilyurt
Nach dem Absturz auf den letzten Platz in der Verbandsliga Ost nach dem 9. Spieltag ging es für den Traditionsverein VfB Kiel unter Neutrainer Tim Spirgatis stetig bergauf. Die Kieler verabschiedeten sich schließlich von den Abstiegsplätzen und am 18. Spieltag gab es die Möglichkeit, mit einem Sieg gegen Vineta Audorf einen Riesensatz in Richtung Klassenerhalt zu machen.
VfB Kiel nutzt Momentum nicht aus
Doch nach dem 2:5 gegen den weiterhin Tabellenletzten aus Audorf, der mit 7 Punkten ins Stadion Waldwiese angereist war, beträgt der Abstand zu Vineta „nur“ noch 5 anstatt 11 Punkte. Dabei nutzte der VfB auf den erstaunlich, aufgrund der Wetterlage, gut bespielbarem Naturrasenplatz das Momentum nicht aus: Nach der Gelb-Roten Karte für Jascha Piotraschke hält die erneute Führung nicht lange.
Yannik Imm vergibt Riesenchance zum 3:2
Und wer weiß, wie sich die Dynamik entwickelt, wenn Imm nach einem perfekten Quer-Zuspiel von Alexander Borchert (70.) das 3:2 erzielt. Frei vor Schmidt kommt der Kapitän der Heimelf zum Abschluss aus 7 Metern. Audorfs Keeper ist noch am Ball dran, der gegen den Innenpfosten klatscht. Aber insgesamt bekommen die Platzherren nicht die Performance der letzten acht guten Spiele – mit vier Siegen – auf die Platte.
Vineta Audorf trotzt Nackenschlägen
Die Gäste verdauen einige Nackenschläge und agieren nach dem Prinzip „Angriff ist die beste Verteidigung“. Schon nach wenigen Minuten muss Innenverteidiger Lasse Schwanebeck mit einer Zerrung raus. Linksverteidiger Marcel Czaja übernimmt den freigewordenen Posten, der eingewechselte Lasse Thielke rückt links raus.
1:1 zur Pause gerecht
Der VfB Kiel spielt ein Mittelfeldpressing und empfängt den Kontrahenten, der in der ersten Halbzeit spielerisch stärker ist, an der eigenen Mittellinie. Mit schnellem Umschaltspiel wird dann der Erfolg gesucht. Mit dieser konzentrierten Leistung lässt die Elf von Tim Spirgatis in der Defensive nicht viel anbrennen. Das läuft 25 Minuten lang sehr gut, aber mehr und mehr verlieren die VfBer die Griffigkeit und die Kontrolle über das Spiel. Nach einem Ball über die Abwehrkette gehen die Kieler nicht konsequent in die Abwehrarbeit. Marvin Jessen nutzt das im Strafraum zum 1:1 aus. Die letzten Minuten vor dem Seitenwechsel können die Spirgatis-Schützlinge etwas zulegen, sodass dann das ausgeglichene Spiel mit einem gerechten 1:1 in die Pause gepfiffen wird.
2:1 von Marco Franciosi gleicht Nico Reimers schnell aus
Der Start in den finalen Abschnitt ist verheißungsvoll für die Landeshauptstädter. Mit einem sehenswerten Kopfball nach einem Imm-Freistoß von der halbrechten Seite gelingt Marco Franciosi gegen seinen Ex-Verein das 2:1 (49.). Entsprechend zurücknehmend ist der Jubel des Torschützen. 2:1 in Führung und in Überzahl nach der etwas zu harten, aber vertretbaren Ampelkarte gegen den Audorfer Jascha Piotraschke in der Nachspielzeit der ersten 45 Minuten sind große Trümpfe für die Waldwiesen-Elf.
TSV-Elf von Christian Ströh in Unterzahl gleichwertig
Doch die können nicht ausgespielt werden. Ein Mann weniger auf dem Platz, das merkt man nicht. Zumal der schnelle Ausgleich natürlich eine große Hilfe für Vineta, die nun in einem 4-4-1-System operieren, darstellt. Ein Freistoß von Tim Kluck aus 20 Metern knallt gegen den Pfosten. Moritz Kortz und Nico Reimers reagieren dann am schnellsten und der Zweitgenannte staubt zum 2:2 ab.
Spannendes Duell im zweiten Abschnitt
Das Duell ist danach ausgeglichenen, wobei die Audorfer mehr Gefahr ausstrahlen durch ihr schnelles Umschaltspiel. Dem VfB Kiel fehlt die Durchschlagskraft in der Offensive. Und in der Defensive produzieren die Gastgeber unnötige Fehler. Bis zur schon erwähnten Großchance von Imm gibt es keine klare Möglichkeiten für beide Seiten. Der VfB Kiel ist bemüht, aber die Ideen fehlen mit dem Ball. Da beide Seiten auf Sieg spielen, entwickelt sich zwar kein hochklassiges, aber sehr spannendes Spiel nach knapp einer Stunde. Die Zweikämpfe werden nun intensiver, wobei nennenswerte Chancen noch ausbleiben.
Marvin Jessen bringt Audorf in Front
Die letzte Viertelstunde inklusive der fast 6 Minuten Nachspielzeit haben es dann in sich. Nach dem Platzverweis für Klaus-Kunakorn Poweleit nutzt Vineta Audorf in Gleichzahl den größeren Raum für sein Tempofußball über die Flanken. Nachdem sich Nico Reimers rechts schön durchgesetzt hat, scheint die Szene bereinigt. Doch mit einem Fehlpass wird es wieder scharf und Marvin Jessen gelingt mit seinem zweiten Tor das 3:2 für die Gäste. Der nächste Konter passt auch. Wieder durch Nico Reimers: 2:4.
Einem Pfostentreffer von Moritz Kortz (90.+3) folgt ein Kracher von Lars Reimers gegen die Lattenunterkante, den der mitgestürmte Innenverteidiger Brkay Pinar zum Endstand vollendet. Ein verdienter Sieg, der zu hoch ausgefallen ist.
Stimmen zum Spiel
VfB Kiel: Quoos – Poweleit, Hopp, Herzog-Truxa (87. Ramalho) – Rermsoognern (67. Stitou), Rohgalf (67. Beese), Franciosi (72. Cobanyan), Timo Pagel, Schwertfeger – Borchert, Imm.
Trainer: Tim Spirgatis.
TSV Vineta Audorf: Schmidt – Czaja, Pinar, Schwanebeck (6. Thielke), Luca Reimers – Stroeh – Nico Reimers, Piotraschke, Kortz – Jessen.
Trainer: Christian Ströh.
Schiedsrichter: Daniel Beste (TSV Schafstedt).
Assistenten: Nico Strauch, Finn-Ole Heller.
Beste Spieler: Berkay Pinar, Stroeh, Nico Reimers, Jessen.
Zuschauer: 70.
Gelb-Rote Karte: Poweleit (83., VfB Kiel) – Piotraschke (45.+3., Vineta Audorf).
Tore: 1:0 Rohgalf (3.), 1:1 Jessen (30.), 2:1 Franciosi (49.), 2:2 Nico Reimers (52.), 2:3 Jessen (85.), 2:4 Nico Reimers (90.+2), 2:5 Pinar (90.+5).