1:1 zwischen VfR Neumünster und VfB Lübeck II nicht hilfreich

von Helwig Pfalzgraf

Kramer, Watring und Serifi (VfR) bejubeln den Führungstreffer. © 2024 Olaf Wegerich


Nur 173 Zuschauer wollten das Kellerduell der Oberliga zwischen dem Tabellenvierzehnten VfR Neumünster und dem Tabellfünfzehnten, der U23 des VfB Lübeck, sehen. Das bedeutete Saison-Minusrekord für die Veilchen in der Grümmi-Arena.

Bemerkenswert: Das fast gleichzeitig stattfindende Heimspiel des Ortsrivalen PSV gegen Preußen Reinfeld zog 226 Zuschauer, also deutlich mehr. Selbst in den vier Jahren in der Landesliga (2019–2023) hatte Rasensport, jahrzehntelang die fußballerische Nummer 1 der Stadt, immer noch höhere Zuschauerzahlen als der Oberligist PSV. Doch inzwischen hat sich auch im Zuschauerzuspruch in der Schwalestadt ein Wachwechsel vollzogen.

Dabei konnten die unverdrossenen VfR-Anhänger heute interessante und auch bitter nötige Kaderergänzungen bei Rasensport feststellen: Der VfR, der auf Kevin Schulz (verletzt) verzichten musste und mit dem angeschlagenen Murat Rasgele ins Spiel ging, hatte zwei äußerst interessante Neuzugänge auf der Bank: Stone Watring, der kleinere Bruder des seit Saisonbeginn beim VfR spielenden Sterling Watring, war erstmals spielberechtigt.

Moshood Adesanya (VfR) gegen Lukas Schmitt (VfB U21). © 2024 Olaf Wegerich
Moshood Adesanya (VfR) gegen Lukas Schmitt (VfB U21). © 2024 Olaf Wegerich

Viel erstaunlicher aber: Patrick Amponsah is back! Der 40-Jährige trug bereits von 2005 bis 2012 das lilawhite Rasensporttrikot. Wie schon aus seinen Stationen beim TSV Schilksee (u. a. mit Liridon Imeri und Christoph Kahlcke) und zuletzt bis 2023 beim FC Kilia bekannt, nahm er, obwohl nicht für die Startelf nominiert, nicht auf der Bank Platz: Wie gewohnt absolvierte Amponsah ab der 1. Minute nonstop Fitnessübungen.

So begann der VfR, heute wieder mit Christopher Newe anstelle von Eric Gründemann im Tor, gegen die Zweitvertretung des VfB, bei denen mit dem gerade der U19 entwachsenen Mika Lehnfeld und dem Ex-Eicheder Oberligatorjäger Morten Wahl zwei Spieler des Regionalligakaders mitwirkten, selbstbewusst und überlegen. Visar Mehmeti gewann zunächst jeden Zweikampf, spielte kluge Bälle. Nach seinem Ballgewinn nahm er rechts Kahlcke mit, der Ola Adesanya bediente. Der flankte, Sterling Watring behauptete sich an der 16-Meter-Linie und zog ab. Noch abgefälscht landete die Kugel für den lange verletzt gewesenen Youngster Phillip Diestel unhaltbar zum 1:0 im VfB-Tor (7.). Im Anschluss wird die VfB-Defensive um Samuel Schwoon und Kevin Bukusu schwer beschäftigt, doch Ilir Serifi, Christopher Kramer und der offensive Linksverteidiger Nicola Prom werden immer wieder noch rechtzeitig gebremst.

Doch wie schon zuletzt sind die starken Phasen der Elf von Trainer Liridon Imeri nicht von Konstanz geprägt. Der VfB-Trainer Oliver Stutzky wird nach einer Viertelstunde ungewohnt laut, und allmählich wird der VfB dann auch stärker. Doch die Rasensport-Abwehr steht sicher, großartige Chancen erspielt sich der Gast nicht.

Bis zur 41. Minute. Viel zu leicht kann Lukas Schmitt halblinks durchs Mittelfeld marschieren, seine Flanke aus dem Halbfeld wird noch abgefälscht, scheint deshalb für Newe zu lang zu werden. Doch der hat eine Riesenreichweite, erreicht den Ball noch und packt zu. Doch Kenny Korup, der sichtlich nicht damit gerechnet hatte, dass Newe die Flanke noch erreicht, ist zeitgleich zur Klärung herangerauscht, dicht hinter ihm ist nämlich Kapitänskollege Melo da Silva eingelaufen. Newe und Korup sind zeitgleich am Ball, den Newe deshalb nicht festhalten kann. Melo da Silva sagt danke, kickt ins leere Tor. Mal wieder ein unglückliches Gegentor, das Rasensport da kassiert. Kurz vorher hatte Stutzky bereits gewechselt, Sven Freitag ersetzte Ramiz Demir (35.).

Kramer (VfR) gegen Schmitt (li) und Schwoon (VfB U21). © 2024 Olaf Wegerich
Kramer (VfR) gegen Schmitt (li) und Schwoon (VfB U21). © 2024 Olaf Wegerich

Zur zweiten Hälfte wird auf beiden Seiten gewechselt: Morten Wahl geht raus, er hatte bereits wegen Protestes Gelb gesehen. Und auch Rasgele muss angeschlagen raus, für ihn debütiert Stone Watring. Zunächst kommt der Gast etwas besser ins Spiel. Wieder ist bei Rasensport ein Schwinden der Kräfte festzustellen. Doch anders als in den zweiten Halbzeiten der letzten beiden Heimspiele gegen Eidertal und Heide (Torverhältnis dabei: 1:10!!) bricht man nicht ein. Stone Watring kämpft sich ins Spiel, hinterlässt einen guten Eindruck. Doch Lübeck hat in der zweiten Halbzeit gute Möglichkeiten: Zunächst ist Alper Gürsoy plötzlich frei vor Newe (68.), der jedoch überragend hält. Dann fordert der VfB vehement Handelfmeter (70.), als nach einer Ecke Christopher Kramer der Ball unbeabsichtigt an die Hand springt.

In der 72. Minute reagiert Liridon Imeri: Patrick Amponsah ersetzt den ausgepowerten Torschützen Sterling Watring. Er geht in seinem 99. Einsatz für den VfR in die Innenverteidigung, der physisch beste Rasensportler Korup ist so frei geworden und ersetzt Watring im Mittelfeld. Dieses erhält dadurch im Gegensatz zu den zweiten Halbzeiten der letzten Spiele den nötigen Schub und ist nun wieder sehr präsent.

Torhüter Philip Diestel (VfB U21). © 2024 Olaf Wegerich
Torhüter Philip Diestel (VfB U21). © 2024 Olaf Wegerich

Beide Mannschaften wechseln weiter, gehen voll auf Sieg. Oft fehlt der letzte Pass. Doch in der heißen Schlussphase ist der Sieg für beide Teams tatsächlich nah. Nach einem Ballverlust des VfR im Vorwärtsgang kontert VfB Lübeck über links, der schnelle eingewechselte Sean Hopp kommt trotz harter Verfolgung von Marko Ljulic zur Flanke, in der Mitte köpft Tom Becker (88.) hauchdünn vorbei. Auf der Gegenseite blockt der im letzten Jahr noch für die Veilchen spielende starke Karim Kalota grade eben noch Ola Adesanya, der Ball verfehlt das Tor um Haaresbreite (90.). Dann verletzt sich bei der Heimelf noch der fehlerfreie, ebenfalls sehr starke Rin Yoshimatsu (92.). Die angezeigte dreiminütige Nachspielzeit verlängert sich somit nochmals. Und in der 94. Minute dann tatsächlich die größte Chance für die Heimelf.

Es ist Teufelskerl Diestel, der bei einem eigentlich unhaltbaren 15-Meter-Knaller durch Adesanya den Ball mit den Fingerspitzen noch so gerade eben um den Pfosten dreht. Die letzte daraus resultierende Ecke misslingt dem VfR dann total, und Schiedsrichter Hauke Moje pfeift ab.

Fazit: Dieses Unentschieden hilft im Abstiegskampf beiden Mannschaften herzlich wenig. Das rettende Ufer kommt nicht näher, im Gegenteil.

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