Zwei Verlierer beim 1:1 zwischen Kilia Kiel und SSV Jeddeloh?

von Ismail Yesilyurt

Hier kann Pierre Becken (SSV Jeddeloh) den Schuss von Benjamin Petrick (Kilia Kiel) abblocken. Wenig später fällt das 1:1. © 2024 Ismail Yesilyurt


Mit einem 1:1 trennen sich der FC Kilia Kiel und SSV Jeddeloh nach 90 plus 5 Minuten Nachspielzeit in der Regionalliga Nord. Genau wie im Hinspiel. Über das 1:1 dürfen sich dabei weder die Mannschaft von Nicola Soranno noch das Team von Key Riebau freuen. Wenn, dann gibt es einen lachenden Dritten nach dem Abstiegskampf zwischen dem gastgebenden Tabellenvorletzten mit nun 12 Punkten und dem Gast mit 16 Punkten: die anderen Vereine, die bis einschließlich Platz 13 (Weiche Flensburg 08 mit 17 Punkten) aktuell beim Klassenerhalt involviert sind.

Mindestens 34 Punkte für die Viertklassigkeit?

„Mindestens 34 Punkte braucht man, um nicht abzusteigen“, sagte vor der Pressekonferenz der Vater von Kilias Ben Luca Nohns, der recherchiert hatte. “Ich habe mal geschaut bis 2014.“ Wobei die 34 Punkte eher vorsichtig formuliert sind. In der Regel geht mit Blick bei einen vermehrten Abstieg durch mögliche Absteiger aus der 3. Liga in Richtung 40 Punkte. Für Kilia Kiel, die mit 21 von 34 Spielen die meisten (2 bis 4 Partien) aller Kandidaten haben, rückt der Klassenerhalt weiter weg. Die Aufgabe gegen den direkten Mitkonkurrenten sah als Lösung drei Punkte vor, um kommenden Samstag im nächsten Abstiegsduell beim Mitaufsteiger Eimsbütteler TV die Basis für das Saisonziel zu legen.

Gemeinsam klären der grätschende Pierre Becken (SSV Jeddeloh) und Mracel Gottschling vor Rezan Acer (Kilia Kiel). © 2024 Ismail Yesilyurt
Gemeinsam klären der grätschende Pierre Becken (SSV Jeddeloh) und Marcel Gottschling vor Rezan Acer (Kilia Kiel). © 2024 Ismail Yesilyurt

Nicola Soranno behält Erfolgsrezept bei

Soranno schickte seine Elf in der gleichen taktischen Formation auf den Kunstrasen wie zwei Wochen zuvor beim überraschenden Punktgewinn gegen den VfB Oldenburg. Für Kevin Harder, Marvin Müller und Salih Ramo rückten Florian Foit, Yannik Jakubowski und Berat Ayyildiz in die Startelf im 3-5-2. Die Niedersachsen setzten auf ihr 4-4-2-System. Auf dem Kunstrasenplatz garniert mit Dauer-Nebelschleier, unangenehm kalten Wind und viel Feuchtigkeit entwickelte sich zunächst eine ausgeglichene Begegnung. Kilia Kiel stand wie schon gegen Oldenburg sehr kompakt in der Defensive, machte ein gutes Spiel und setzte hier und da Nadelstiche. Bis auf die Doppel-Großchance in der 33. Minute konnten sich die Kilianer jedoch gegen die körperlich starken Gäste final selten gut in Szene setzen. Nach einem Diagonalpass vom erneut starken Tom Warncke hatte Yannik Jakubowski auf der rechten Seite freie Bahn auf Felix Bohe. Der SSV-Keeper wehrte den Schuss von rechts aus 10 Metern ab. Den Nachschuss grätschte Tom Baller aufs Tor, wo Pierre Becken auf der Torlinie richtig stand.

SSV Jeddeloh sucht seinen Sturmtank Dennis Lerche

Der SSV Jeddeloh versuchte zumeist mit hohen Bällen von den Flügeln seine Chancen. Vor allem auch, weil mit Winter-Neuzugang Dennis Lerche (SG Wattenscheid 09) ein 192 Zentimeter große Hüne mit mehr als 90 Kilogramm im Zentrum stand. Diese Proportionen sollte später beim 1:0 helfen. Diese Bälle konnten die Kilianer indes bereinigen. Nach einem Aufbaufehler der Kieler kam der SSV zur ersten guten Chance (22.). Anschließend übernahmen die Gäste mehr und mehr Spielanteile und hatten vor der Halbzeit noch ein bis zwei Mal gefährliche Momente vor dem Kilia-Gehäuse.

Berat Ayyildiz (li., Kilia Kiel) im Zweikampf mit SSV-Kapitän Bastian Schaffer. © 2024 Ismail Yesilyurt

Kilia Kiel schläft nach der Pause

Nach der Pause bestimmen die Riebau-Schützlinge komplett die Regie. Je mehr die Zeit voranschreitet, umso näher kommen die Jeddeloher einem Treffer. Bei den Platzherren sank das im Profifußball im Rahmen der Fußballberichterstattung erfasste „Expected Goals“ gegen null. Den Kilianern muss man die fehlende Entlastung in der Offensive anlasten. Zu oft wurde versucht, mit langen Bällen in die Spitze, die kaum besetzt war, zu operieren. Auf dem nassen Geläuf kein gutes Mittel, das auch teilweise in Hälfte eins benutzt wurde. Die Gäste dagegen hatten nun ihre „hohe“ Spielweise verändert. Mehr flach als hoch suchte der Tabellen-15. Sein Glück. Und dennoch war es eine hohe Flanke von links in das Zentrum in der 72. Minute, die die Führung bringt: Lerche setzte sich robust am Fünf-Meter-Raum gegen Florian Foit ein und köpfte spektakulär ein.

Julius Alt (Kilia Kiel) klärt vor Simon Brinkmann (SSV Jeddeloh). Malte Petersen und Elario Ghassa (re.)  sind Zuschauer. © 2024 Ismail Yesilyurt
Julius Alt (Kilia Kiel) klärt vor Simon Brinkmann (SSV Jeddeloh). Malte Petersen und Elario Ghassa (re.) sind Zuschauer. © 2024 Ismail Yesilyurt

Treffer von SSV-Stürmer Dennis Lerche weckt Kilia Kiel

Ein Treffer, der Wirkung zeigte beim FC Kilia Kiel. Eine positive. Denn mit dem Mut der Verzweiflung berannten die Schleswig-Holsteiner nun die Hälfte des Gegenüber, der nun doch vor Probleme gestellt wurde. Es ist nun viel Leben, Feuer, Engagement und eine tolle Moral in der FC-Mannschaft drin. Und die Einwechselungen von Nicola Soranno belebten zudem das eigene Auftreten. Yannik Jakubowski rückte nach dem Doppelwechsel nach gut einer Stunde mit Benjamin Petrick in den Sturm. Das 1:1 bereitete der eingewechselte Marvin Müller vor. Sein geniales Volley-Zuspiel setzte einmal auf und Petrick verwandelte direkt aus etwa 13 Metern mit seinem schwächeren linken Fuß links oben. Der zweite Saisontreffer des schussgewaltigen Angreifers. Kilia hat nun das Momentum auf seiner Seite und will mehr.

Yannik Jakubowski (li., Kilia Kiel) setzt Tim Janßen (SSV Jeddeloh) unter Druck. © 2024 Ismail Yesilyurt
Yannik Jakubowski (li., Kilia Kiel) setzt Tim Janßen (SSV Jeddeloh) unter Druck. © 2024 Ismail Yesilyurt

Yannik Jakubowski und Malte Petersen vor dem Lucky Punch

Jakubowski mit einer scharfen flachen Hereingabe (87.) und Schuss danach sowie Malte Petersen (90.) haben sogar noch den Siegtreffer vor den Augen. Am Ende bleibt es beim verdienten 1:1. Und auf jeden Fall bei zwei verlorenen Punkten. Zuerst beim SSV, dann bei Kilia.

Key Riebau (Trainer SSV Jeddeloh)
Nicola Soranno (Trainer Kilia Kiel)

FC Kilia Kiel: Pachulski – Petersen, Foit, Warncke – Jakubowski, Baller (78. Trepca), Alt, Acer (89. Schulz), Ayyildiz (65. Ramo) – Opoku Labes (60. Müller), Kramer (60. Petrick).
Trainer: Nicola Soranno.

SSV Jeddeloh: Bohe – Gottschling, Becken, Hahn, Kanowski – Bennert (60. Krolikowski), Schaffer (79. Hoffrogge), Ghassan (89. Stottmann), Janßen (89. Sultani) – Brinkmann (79. Wang), Lerche.
Trainer: Key Riebau.

Beste Spieler: Warncke – Becken, Lerche, Janßen.

Schiedsrichter: Tim-Alexander Strampe (MTV Handorf).
Assistenten: Bastian Grimmelmann, Henning Kann.
Bis auf zwei, drei nicht korrekte Entscheidungen mit konstanter und insgesamt guter Leitung.

Zuschauer: 250.

Tore: 0:1 Lerche (72.), 1:1 Petrick (83.).

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