Björn Laß (Nordmark Satrup) trifft mit viel Gefühl zum 0:2 gegen Christopher Newe (VfR Neumünster). © 2024 Olaf Wegerich
Pünktlich zum ersten Oberliga-Punktspiel des VfR hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet, was sicherlich einige Zuschauer kostete.
Anfangsphase: VfR desaströs, Nordmark bärenstark
Die ersten 20 Minuten sahen die gekommenen Zuschauer dann einen Klassenunterschied. Der in weiten Teilen neu formierte VfR präsentierte sich desaströs. Nach einer Viertelstunde führte der Gast aus Angeln hochverdient „nur“ mit 2:0. Körperlich präsent führte man den VfR mit schnellem Umschaltspiel regelrecht vor. Mats Petersen, Christoph Ottsen und Björn Lass, immer wieder von Finn Christiansen oder auch Clemens Nielsen in Szene gesetzt, marschierten fast ohne Gegenwehr Richtung VfR-Gehäuse. Bereits nach der Hälfte der ersten Halbzeit hätte es fünfmal bei VfR-Keeper Christopher Newe klingeln können. Man hatte den Eindruck, eine U17 spielt gegen eine Männermannschaft.
Kilia-Beobachter verwundert
Die anwesenden, beobachtenden Verantwortlichen des FC Kilia, am nächsten Mittwoch Gastgeber für den VfR, sind ob der Vorstellung des VfR bis dahin sehr verwundert. „Hammer“ Harry Witt, ebenso wie Präsident Volker Roese und Trainer Nicolai Soranno im Stadion, zeigt sich überrascht, dass der letztjährige Kilianer Kevin Schulz neben Kenny Korup Innenverteidiger spielt. „Der ist mit seiner Präsenz, seiner Ballsicherheit und seiner Torgefahr im Mittelfeld viel wertvoller“, so Witt.
Erst nach 20 Minuten zeigte dann auch mal Rasensport, dass man mit dem Ball umzugehen versteht. Eine schöne Kombination über links brachte Riku Deguchi in Schussposition, aus 18 Metern verfehlte der Ball aber das Tor. Wenig später scheiterte auch Ola Adesanya mit einem 18-Meter-Schuss.
0:3 von Björn Lass von der Mittellinie
Doch gerade als die Heimelf von Neutrainer Liridon Imeri etwas besser ins Spiel gefunden hatte, der nächste Nackenschlag: Ilir Serifi verliert den Ball an der Mittellinie gegen Lass, der ohne Umschweife den als Anspielstation weit vor seinem Tor stehenden Newe überlupfte. 0:3 – das Spiel schien entschieden.
Aussichtslos hinten: Die Fans halten zu Lila-Weiß
Trotz der bisher gebotenen Magerkost machen die Heimfans weiter Stimmung und feuern ihr Team unverdrossen an. Und als Ola Adesanya dann Satrups ansonsten starken Kapitän Lasse Petersen den Ball abluchst und Kastriot Alija seinen Querpass zum 1:3 nutzt, wird dies wie ein Siegtreffer gefeiert.
Doch der Rest der ersten Hälfte gehört weiter Satrup. Mats Petersen startet aus der eigenen Hälfte, lässt fünf Neumünsteraner wie Fahnenstangen stehen, ist frei vor Newe, seinen Schuss blockt Schulz mit Monstergrätsche, den unmittelbaren Nachschuss pariert Newe hervorragend (41.). So ist Rasensport mit dem 1:3 zur Pause sehr gut bedient.
2. Halbzeit: VfR nun gleichwertig
Liridon Imeri reagiert, bereits nach einer Viertelstunde hat er seine gesamte Bank zum Warmmachen geschickt. Es wird in und kurz nach der Pause insgesamt dreimal gewechselt. Neben Christopher Kramer (ab 53. für den guten, aber angeschlagenen Alija) und Christoph Kahlcke (46.) kommt auch Neuzugang Sterling Watring (46.). Das sorgt für sichtliche Stabilisierung. Nun wirkt der VfR etwas sortierter, Nordmark findet nicht mehr zu seinem Spiel der ersten Hälfte. Doch trotzdem hätte der Gast den Sack zumachen können. Nach einem Ballgewinn von Clemens Nielsen gegen Visar Mehmeti lässt sich Nielsen zu weit von Korup abdrängen, sein Ball geht am Tor vorbei.
Rückkehrer Kramer in seinem 150. VfR-Einsatz mit den Toren 50 und 51
Der VfR hat jetzt immer mehr vom Spiel, allerdings ohne ein Feuerwerk abzubrennen. Satrup aber verwaltet nur noch. Rasensport wirkt immer stabiler, hinten brennt jetzt nicht mehr viel an. Und man erarbeitet sich Feldvorteile, kommt zu Ecken und Flanken. Eine davon erwischt Routinier Christopher Kramer mit seiner Präsenz, köpft seinen Gegenspieler an den über den Kopf befindlichen Arm. Regelkonform entscheidet Schiedsrichterin Levke Scholz auf Elfmeter. Sehr ärgerlich für Satrup, denn Kramers Ball wäre am Tor vorbeigegangen. Kramer verwandelt selbst eiskalt (73.). Nur noch 2:3.
Das Spiel wird jetzt hektisch. Satrup vergibt einige gute Kontermöglichkeiten, das schnelle Umschaltspiel der ersten halben Stunde bleibt auch dank guter Abwehrarbeit des VfR nun aber meist stecken. Dem VfR gelingen dagegen jetzt auch mal gefällige Kombinationen.
Und dann ist es wieder Kramer, der nach einer Ecke von links den schon abgewehrten Ball mit der linken Pike aus 14 Metern über den Innenpfosten in die lange Ecke befördert (83.). Zwei Tore quasi aus dem Nichts: das ist Christopher Kramer.
Wenig später hat Adesanya sogar den Siegtreffer auf dem Fuß, doch bei seinem Strahl aus 20 Metern kann sich Satrups Keeper Ingmar Joachim Struck wirklich auszeichnen.
Nordmarks Bank sportlich und fair
In der umkämpften Nachspielzeit noch eine erwähnenswerte faire Aktion der Nordmark-Bank: Als nach einem Zusammenprall zwischen Nordmarks schnellem Joker Jens Wollesen und Neumünsters Christoph Kahlcke Letzterer liegen bleibt und beim Aufstehversuch sichtbar angeschlagen wieder zusammensackt, ist sofort Ex-Profi und Trainer Bernd Hansen zur Stelle, eine Sekunde später auch Nordmarks Physiotherapeutin. Beide leisten erste Hilfe, Kahlcke kann dann auch noch zu Ende spielen. Der von Trainer Imeri bereits herangerufene Nikola Prom kommt so dann doch nicht mehr zum Debüt für Rasensport. Wenig später ist dann Schluss.
Fazit: Der VfR beweist Moral und holt nach einem 0:3-Rückstand noch ein 3:3. Für Satrup eher zwei verlorene Punkte, hatte die Elf doch mehrmals die Möglichkeit, den Sack zuzumachen.
VfR Neumünster: Newe – Neca (46. Kahlcke), Schulz, Korup, Yoshimatsu – Rasgele – Serifi (76. Ljuljic), Mehmeti, Adesanya, Deguchi (46. Watring) – Alija (53. Kramer).
Trainer: Liridon Imeri.
TSV Nordmark Satrup: Struck – Lasse Petersen, S. Waterhues (70. Brieskorn), Andresen, Lorenzen – Christiansen, Karshüning – Nielsen (89. Ali Khan), Lass (81. Sellmer), Mats Petersen – Ottsen (81. Wollesen).
Trainer: Bernd Hansen.
Schiedsrichterin: Levke Scholz (VfB Lübeck). Die Frauen-Bundesliga-Aspirantin Levke Scholz pfiff souverän. Der anwesende Schiedsrichterbeobachter dürfte nur wenig notiert haben, u. a. einen von Satruper Seite vehement geforderten Foulelfmeter wegen Haltens von Ottsen im Strafraum (26.)
Assistenten: Ole Andreas Scholz, Lis Piroton.
Zuschauer: 212.
Tore: 0:1 (4.) Lass, 0:2 (14.) Ottsen, 0:3 (30.) Lass, 1:3 (36.) Alija, 2:3 Kramer (73., Handelfmeter), 3:3 (83.) Kramer.