Moritz Gersteuer (re., TuS Rotenhof) hat alle Eigenschaften eines Top-Stürmer. Gegen den TSB ist seine Torgfährlichkeit prägend für den TuS. © 2024 Ismail Yesilyurt
Der TuS Rotenhof holt in seinem zweiten Oberligaspiel den ersten Saisonsieg. Gegen den TSB Flensburg siegt der Aufsteiger nach einer grandiosen Aufholjagd mit 5:2 (2:2). Drei Treffer in acht Minuten bringen den TuS Rotenhof auf die Siegerstraße. Mit dem ersten Sieg in der höchsten Spielklasse des Landes schafft der TuS Historisches.
Dabei verpatzten die Gastgeber den Start total und lagen bereits nach fünf Minuten durch die Treffer von Raghib Hasan (2.) und Maximilian Stephan (5.) mit 0:2 in Rückstand. Alles deutete darauf hin, dass der Aufsteiger nach der deutlichen Auftaktniederlage in Eckernförde erneut Lehrgeld zahlen muss. Doch weit gefehlt: Bis zur Pause kann Rotenhof ausgleichen. Nach der Pause drehen die Gastgeber vor fast 400 Zuschauern richtig auf und sorgen durch den dreifachen Torschützen Moritz Gersteuer sowie durch den Doppeltorschützen Florian Kuklinski für den ersten Paukenschlag. Rotenhof hat mehr als deutlich seine Oberligatauglichkeit unter Beweis gestellt. Der hoch gehandelte TSB Flensburg hat mit der zweiten Saisonniederlage einen klassischen Fehlstart hingelegt.
Rotenhof zu Umstellungen gezwungen – TSB fehlt Fleige
Bei den Gastgebern fehlte Torhüter Tobias Quincke, der sich in Eckernförde bei der letzten Aktion des Spiels, als er unglücklich über den Spann weggeknickt war, einen Mittelfußbruch zugezogen hatte. Ebenso fehlte Jan Pioch, der im gleichen Spiel Pech hatte mit einem Bänderriss im Sprunggelenk. „Bei beiden Spielern rechne ich damit, dass sie uns sechs Wochen nicht zur Verfügung stehen. Leon Rathmann ist noch im Urlaub, damit haben zwei der drei Stammverteidiger gefehlt“, sagte Trainer „Hermi“ Lausen, der dafür Nick Ole Lehmann und Lennard Hansen das Vertrauen schenkte. Sowohl Torhüter Justin Sörensen, dem Neuzugang vom Verbandsligisten Wiker SV, wie auch den beiden Alternativen in der Abwehr bescheinigte Lausen im Nachgang „einen guten Job gemacht zu haben“. Mit Mika Flindt fehlte zudem ein weiterer Offensivspieler, der leicht angeschlagen war und wohl nur im äußersten Notfall eine Option gewesen wäre. Bei den Gästen wurde weiterhin Sturmkante Hendrik Fleige schmerzlich vermisst, der sich im Spiel gegen den PSV verletzt hatte.
Furioser Start des TSB durch Raghib Hasan und Maximilian Stephan
Der Start begann für die Gastgeber alles andere als verheißungsvoll. Dabei war der Grundgedanke von „Hermi“ Lausen vor dem Spiel eher optimistisch. „Wenn wir den TSB schlagen können, dann jetzt“, doch die Anfangsminuten verliefen für die Gastgeber nicht nach Plan. Der TSB spielte mit viel Tempo und stellte die anfangs unsortierten Gastgeber vor gewaltige Probleme. Nach einem Ballverlust gut 35 Meter vor dem Tor vollendeten die Gäste einen sauber herausgespielten Angriff durch Raghib Hasan (5.) zum Führungstreffer für den TSB. Während die Gastgeber weiter Probleme bei der Zuordnung haben und nicht ihr Potenzial abrufen können, legt der TSB durch Maximilian Stephan (5.) mit dem zweiten Treffer nach. Der Ball von Stephan kommt aus dem Halbfeld mit viel Schnitt und rutscht am langen Pfosten zum 0:2 durch.
Elf von Gramoz Kurtaj vergibt Vorentscheidung
Danach haben die Gäste noch eine Riesenchance auf einen dritten Treffer, doch der Ball segelt knapp am Tor vorbei. In Anbetracht der spielerischen Klasse und dem Tempofußball der Gäste kam Rotenhofs Trainer „Hermi“ Lausen zwischenzeitig ins Zweifeln. „Können wir das Spiel noch drehen oder bekommen wir eine Packung?“
Flensburger Offensivpower verpufft nach zwanzig Minuten
Doch die bis dahin überzeugenden Flensburger können ihr Niveau nicht lange halten. „Wir haben nach dem Spiel gegen den PSV Neumünster intensive Gespräche geführt, um das aufzuarbeiten. Das Ergebnis hat man in den ersten zwanzig Minuten gesehen“, war TSB-Trainer Gramoz Kurtaj mit dem beeindruckenden Start seiner Mannschaft durchaus einverstanden, doch der währte nicht lange. „Danach wurde es bei uns chaotischer. Rotenhof wurde aktiver und war robuster. Uns hat die Konstanz gefehlt, länger als zwanzig Minuten auf dem Niveau zu spielen“, erkannte Kurtaj einen nur schwer erklärbaren Leistungsabfall bei seiner Mannschaft.
Lausen-Team wie ausgewechselt
Plötzlich war der TuS Rotenhof da und wie! Nachdem die Gastgeber durch Gersteuer und Kuklinski zunächst zwei Halbchancen ausgelassen hatten, kann Mats Henke in aussichtsreicher Position einen langen, halbhohen Ball nicht richtig unter Kontrolle bringen, sodass der Ball zum Torwart kullert und eine Riesenchance ungenutzt bleibt.
Moritz Gersteuer mit dem Anschlusstreffer
Mit einer Portion Glück und viel Willen gelingt den Gastgebern nach einem Schuss von Florian Kuklinski aus gut achtzehn Metern, der zunächst geblockt wird, dann aber unkontrolliert durch die Luft fliegt, durch einen Kung-Fu-Sprung von Moritz Gersteuer (28.), der den Ball handlungsschnell vor dem TSB-Torhüter über die Linie bugsiert, der so wichtige 1:2-Anschlusstreffer, der noch einmal Kräfte freisetzt.
Florian Kuklinski trifft vom Punkt zum Ausgleich
Nach einem Steckpass auf Mats Henke wird der Rotenhöfer im Strafraum durch Ziehen am Trikot zu Fall gebracht. Schiedsrichter Jannik Schneider entscheidet sofort auf Foulelfmeter. Florian Kuklinski (33.) bleibt eiskalt und verwandelt den fälligen Strafstoß zum 2:2-Ausgleich. Binnen fünf Minuten hat der Aufsteiger den inzwischen verdienten Ausgleich erzielt.
Noch vor der Pause hat Moritz Gersteuer (38.), der sich über halbrechts durchsetzt, die Chance auf den Führungstreffer, doch Ole Rathmann eilt aus dem Tor und kann mit einer Klasseparade die Führung verhindern. Eine Riesenchance der Gäste, noch vor der Pause dem Spiel eine Wendung zu geben, vereitelt Torhüter Justin Sörensen. Damit geht es mit eonem 2:2 in die Halbzeitpause.
Gastgeber nun klar überlegen
Nach dem Seitenwechsel reißt der Aufsteiger das Spiel komplett an sich. Der TSB hat nun bange Minuten zu überstehen. „Wir hatten ab der 52. Minute Chancen im Fünf-Minutentakt. Unser Passspiel war endlich genauer, und wir sind viel robuster aufgetreten. Auch kämpferisch waren wir wieder präsent“, konnte „Hermi“ Lausen eine deutliche Steigerung bei seiner Mannschaft nach der Pause erkennen.
Felix Knuth legt für Gersteuer zum 3:2-Führungstreffer auf
Nach einer Balleroberung durch Jannik Sierks läuft ein schnell vorgetragener Angriff über die linke Außenbahn auf Felix Knuth, der sofort flach auf den einlaufenden Moritz Gersteuer passt. Gersteuer (69.) bleibt eiskalt und trifft aus halblinker Position am Torwart vorbei ins lange Eck.
Moritz Gersteuer trifft zum 4:2 und schnürt Dreierpack
Es dauert nur weitere zwei Minuten, da hat der entfesselt aufspielende Moritz Gersteuer (71.) nach einer erfolgreichen Pressingsituation seinen ersten Dreierpack in der Oberliga geschnürt. Erneut glänzt Felix Knuth als Vorbereiter, der den Ball auf den ersten Pfosten passt, wo Gersteuer (71.) wenig Mühe hat, den Ball zum 4:2 ins kurze Eck zu schieben.
Kuklinski trifft nach Ecke zum 5:2-Endstand
Für den 5:2-Endstand sorgt Angreifer Florian Kuklinski (77.) nach einem Eckball, der zunächst geklärt werden konnte. Wieder war Felix Knuth entscheidend beteiligt, von dem der zweite Ball zu Kuklinski kam. Binnen acht Minuten trifft der Aufsteiger aus Rotenhof dreimal und darf seinen ersten Saisonsieg gebührend feiern.
Kein Leistungsabfall beim Aufsteiger
Auch die spät eingewechselten Johannes Kaak, Henry Grothkopp, Felix Ploog und Justin Engemann wussten auf Anhieb zu gefallen. „Die eingewechselten Spieler haben sofort den Kampf angenommen. Wir haben nahtlos so weitergemacht und hatten keinen Leistungsabfall“, freute sich Trainer „Hermi“ Lausen darüber, dass sein Kader in der Breite gut besetzt ist. Eine letzte Chance, das halbe Dutzend voll zu machen, hatte Henry Grothkopp, doch sein Schuss kurz vor Spielende strich minimal am Außenpfosten vorbei.
TSB-Trainer Gramoz Kurtaj sieht hingegen Redebedarf mit seiner Mannschaft. „Wir werden in dieser Woche wieder viel sprechen müssen. Das Derby gegen Nordmark Satrup kommt vielleicht gerade zum richtigen Zeitpunkt. Wir müssen an die gute Anfangsphase anknüpfen und mehr Konstanz in unser Spiel bekommen“, fordert der TSB-Trainer, der nach der Niederlage von einem Fehlstart sprach, den Kader in der Breite aber trotzdem gut aufgestellt sieht. Der TuS Rotenhof ist am Samstag um 13.30 im Duell der Aufsteiger bei der Spvg Eidertal Molfsee gefordert und möchte nun gerne auch die ersten Auswärtspunkte mitnehmen.
TuS Rotenhof: Sörensen – Lehmann, Bienwald, Hansen – Kennet Traulsen, Schrum, Knuth, Sierks (72. Engemann) – Henke (72. Kaak), Kuklinski (84. Ploog), Gersteuer (72. Grothkopp).
Trainer: Hans-Hermann Lausen.
TSB Flensburg: Rathmann – Stephan (70. Baouche), Bracht, Paulsen, Schäpler (32. Lovizio (72. Stockwell)) – Hasan, Bezek, Jessen, Ravn – Baxter, Holtze.
Trainer: Gramoz Kurtaj.
Schiedsrichter: Jannik Schneider (VfR Laboe)
Assistenten: Jannik Prodzinski und Anton Kausch.
Zuschauer: Knapp 400 auf dem Rasenplatz des TuS Rotenhof an der Fockbeker Chaussee.
Tore: 0:1 Raghib Hasan (2.), 0:2 Maximilian Stephan (5.), 1:2 Moritz Gersteuer (28.), 2:2 Florian Kuklinski (33., Foulelfmeter), 3:2 Moritz Gersteuer (69.), 4:2 Moritz Gersteuer (71.), 5:2 Florian Kuklinski (77.).