Elfmeter oder nicht? Der Ball geht am linken Pfosten vorbei und Okan Erkocu liegt gleich auf dem Kunstrasen ohne weitere Folgen. Fotos: © Ismail Yesilyurt
TSV Kronshagen – Inter Türkspor Kiel 2:6 (1:3)
Was für ein geiles Tor! Philipp Bahr, zusammen mit Sebastian Wirth auf der Sechs für die zentrale Defensivordnung des TSV Kronshagen zuständig, hämmerte aus mindestens 35 Metern einfach drauf los. Der Ball knallte gegen den Bügel im rechten oberen Torwinkel. Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel, das Netz blieb von der Wucht des Spielgerätes verschont. Was für ein schönes Tor.
Nicht schön anzusehen dagegen die Vorstellung der Platzherren. Nichts mehr zu sehen war von dem, was bei der sieglosen Elf in der Flens-Oberliga Nord von Neutrainer Liridon Imeri in den Vorbereitungsspielen große Hoffnungen auf den Klassenerhalt weckte. Mit forschem Offensivpressing, hohem Tempo und aggressivem Zweikampfverhalten sollten auch die drei Punkte auf dem Habenkonto in der Oberliga Zuwachs für die kommende Abstiegsrunde bekommen. Zumal mit einem Erfolg im Lokalderby gegen Inter, wenn Türkspor nicht die Meisterrunde erreicht, die Punkte mitgenommen werden.
Doch das ließ Inter Türkspor Kiel nicht zu. Gegen einen zaghaft und verunsichert wirkenden Gegner legte das Team von Onur Cokgez – der auslaufende Vertrag wurde ja wie von youkick berichtet nicht verlängert – ein hohes Tempo vor und kombinierte nach Belieben. Während Kronshagen ein eher sehr passives Mittelfeldpressing versuchte, ging die Cokgez-Elf mit voller Wucht weiter vorne drauf. „Wir hatten die gut im Griff“, gelang Erdogan Cumur die wichtige Führung. Nach einem Steckpass vom stark aufspielenden Rezan Acer tunnelte der Kapitän TSV-Keeper Jonas Beckmann.
Zwei traumhafte Zuspiele vom rechten Läufer Serkan Yildirimer, wie Cumur, Acer und Okan Erkocu Leistungsträger in dieser Partie, bescherten den Gästen durch einen Doppelpack von Erkocu das 3:0. „Nach dem 3:0 haben wir den Faden verloren. Die Pause kam gerade rechtzeitig“, konstatierte Cumur. Das Hammertor von Bahr löste in der Inter-Kabine einen kleinen Alarm aus.
Erneut fokussiert, wie in den ersten 30 Minuten, kamen die Internationalen wieder auf den Kunstrasen zurück. Die Heimelf trat nun komplett etwas aggressiver auf, aber Bedeutendes in der Offensive gelang nicht. Eine Volleyabnahme von Lars Wethgrube (54.) neben das Tor und der zweite Treffer sind zu wenig. Die Elf vom Kieler Ostufer hätte dagegen im gesamten Spiel das Torverhältnis weiter ausbessern können. „Die Jungs haben unnötig Druck aufgebaut und spielten wie gelähmt. Vielleicht habe ich zu viel Druck aufgebaut. Leider nicht das, was wir in der Vorbereitung gezeigt haben. Meine Spieler haben dennoch dagegen angekämpft. Für uns hat sich nichts geändert. Noch ist alles offen“, so Liridon Imeri vor den abschließenden Spielen gegen Weiche Flensburg II und Bordesholm.
Ein ähnlich schönes Tor wie Bahr gelang Grady Zinkondo, der zentral vor dem Strafraum den Ball mit einem Kunstschuss rechts oben ins Tornetz zirkelte. Das 4:1 beendete alle Spekulationen mit einem wenn und aber. Mit seinem zehnten Saisontor durch einen direkt verwandelten Freistoß rangiert Acer nun auf Platz eins der Torjäger in der Nord-Staffel. Zusammen mit TSB-Kicker Nicholas Holtze. Inter gewann hochverdient und ist weiterhin heiß dabei auf einen Losgewinn für die Meisterrunde. „Wir haben uns in der Woche nicht mit TSB Flensburg (2:6 in der Vorwoche, Anm. d. Redaktion) beschäftigt. Das was mir wichtig war, ist das wir mutig spielen. Das auch zeigen. Wir haben heute viele Räume bespielt und Lösungen gefunden. Die Tore sind nicht so, sondern nach Kombinationen im Spiel gefallen. Rezan und Erdo (Erdogan Cumur, Anm. d. Redaktion) haben gut gegen den Ball gearbeitet. Das war top“, lautete das Fazit von Onur Cokgez. Für den TSV Kronshagen bedeutete das dagegen einen Tiefschlag. Wo waren der frische Wind, die Energie, der Elan und das Feuer beim TSV Kronshagen? Ein geiles Tor reicht im Abstiegskampf nicht aus! Ein geiles Spiel in jeder Partie dagegen wohl.
TSV Kronshagen: Beckmann – Alberts (80. Baesler) , Kiewald, Hencke, Kallenbach (46. Jess) – Wirth, Bahr (60. Molt) – Krege, Sauer, Wethgrube – Müller.
Trainer: Liridon Imeri.
Inter Türkspor Kiel: Zander – Schmidtke (71. Erol), Yamak, Akbaba, Volkers (46. Arian Jashari) – Waschko (71. Tasci) – Yildirimer, Zinkondo (76. Ibrahimoglu), Acer, Erkocu – Cumur (63. Lorenzen).
Trainer: Onur Cokgez.
Schiedsrichter: Lars Jansen (FC Kilia Kiel).
Assistenten: Patrick Hahn, Thorsten Holst.
Zuschauer: 170.
Tore: 0:1 Cumur (6.), 0:2 Erkocu (12.), 0:3 Erkocu (17.), 1:3 Bahr (43.), 1:4 Zinkondo (58.), 1:5 Akbaba (63.), 1:6 Acer (80.), 2:6 Krege (85., FE).