DFB-Pokal-Traum geplatzt: Überragender Torben Franzenburg und PSV 5:6 i. E. gegen VfB Lübeck

von Olaf Wegerich

Weltklasse-Leistung von Torben Franzenburg (PSV Neumünster) gekrönt mit einem gehaltenen Elfmeter in der regulären Spielzeit. © 2024 Ismail Yesilyurt


Der Traum von der DFB-Pokal-Teilnahme endete etwas unglücklich für den PSV Neumünster. Der Flens-Oberligist verliert im Halbfinale des SHFV-LOTTO-Pokals gegen den Regionalligisten VfB Lübeck im Elfmeter-Schießen mit 5:6. In dieses waren beide Seiten mit einem 0:0 nach den 90 Minuten plus 7 Minuten Nachspielzeit gegangen.

Vor dem Anpfiff war klar, dass der Gewinner des ersten Semifinales, das zweite findet am 31.10.2024 zwischen dem Landesliga-Spitzenteam Kaltenkirchener TS und Oberligisten Dornbreite Lübeck statt, ins Endspiel im nächsten Jahr als Favorit gehen wird. Einer ausgeglichenen ersten Halbzeit folgt ein zweiter Spielabschnitt, in dem die Lübecker druckvoller und zielstrebiger sind.

Jorik Wulff (VfB Lübeck) versucht sich gegen Fyn Claasen (re., PSV Neumünster) auf der rechten Seite durchzusetzen. © 2024 Ismail Yesilyurt
Jorik Wulff (VfB Lübeck) versucht sich gegen Fyn Claasen (re., PSV Neumünster) auf der rechten Seite durchzusetzen. © 2024 Ismail Yesilyurt

Überragender Spieler bei den Gastgebern war Torhüter Torben Franzenburg, der in der ersten Hälfte einen Strafstoß von Marvin Thiel abwehren konnte und die Lübecker während des gesamten Spiels mit einer Reihe von starken Paraden an den Rand der Verzweiflung gebracht hat. Bei den Gastgebern fehlten der gesperrte Paul Sachse sowie die Verletzten Mika Jöhnk, Benny Klimmek, Paul Falk und Calvin Ehlert.

Wie erwartet übernimmt die Mannschaft von Guerino Capretti sofort die Initiative und versucht, die Gastgeber in deren Hälfte einzuschnüren. Doch der von Trainer Marco Frauenstein und seinem Trainerteam gut eingestellte PSV zeigt keinerlei Scheu vor dem großen Namen und steht hinten sehr kompakt.

Die erste richtig dicke Chance haben die Gastgeber. Tim Möller (6.) kann sich über die rechte Seite durchsetzen und kommt frei zum Abschluss, doch seinen Flachschuss konnte Noah Oberbeck per Fußabwehr zur Seite abwehren. Der VfB ist zwar ständig in der Vorwärtsbewegung und hat klare Feldvorteile, doch der finale Pass will dem Regionalligisten nicht gelingen. Wesentlich zielstrebiger agiert der PSV in der Anfangsviertelstunde, der mit seinen schnell vorgetragenen Angriffen stets gefährlich ist. Jesper Tiedemann (9.) hat die nächste Gelegenheit für den PSV, doch sein Ball geht knapp über die Torlatte. Auch die nächste gute Torchance haben die Gastgeber, als Timo Barendt nach einem Eckball frei zum Abschluss kommt, doch Torhüter Noah Oberbeck kann den Ball abwehren. Nach Vorarbeit von Marvin Thiel kommt Farrona-Pulido (17.) zum Schuss, doch sein Versuch wird zur Ecke abgefälscht.

Dann die Riesenchance für den PSV, in Führung zu gehen. Der starke Meiko Werner marschiert ungestört über die linke Außenbahn, passt in die Mitte zu Timo Barendt (24.), der alle Zeit der Welt hat, weil Dustin Thiel viel zu weit entfernt ist, um einzugreifen, aber mit dem linken Fuß überhastet abschließt und nur den Lübecker Torhüter Noah Oberbeck trifft. Nach einer Trinkpause verfehlt zunächst Leon Sommer mit seinem Abschluss das Tor nur knapp.

Dann bekommt der VfB einen glasklaren Foulelfmeter zugesprochen. Nach Vorarbeit von Felix Drinkuth wird Robin Kölle im Strafraum gelegt. Marvin Thiel (34.) tritt an und schießt flach in die vom Schützen aus gesehen linke Ecke, doch PSV-Torhüter Torben Franzenburg taucht ab und kann den Ball zur Seite abwehren. Jorik Wulff trifft zwar im Nachschuss, doch das Schiedsrichterteam verweigert nach kurzer Beratung dem Treffer die Anerkennung, weil der Lübecker wohl zu früh in den Strafraum gelaufen war. PSV-Keeper Franzenburg verriet: „Ich habe vorher die Elfmeter studiert, die der VfB in der letzten Saison bekommen hat. Genau da hat er auch hingeschossen.“

Schiedsrichter Jan-Ole Ehlers annulliert das 2-1 durch Jorik Wulff (re., VfB Lübeck). © 2024 Ismail Yesilyurt
Schiedsrichter Jan-Ole Ehlers annulliert das 1:0 durch Jorik Wulff (re., VfB Lübeck). © 2024 Ismail Yesilyurt

Nun macht der VfB mächtig Druck und drängt mit Macht auf den Führungstreffer. Nach einem weiten Einwurf von Kölle landet der Ball bei Felix Drinkuth (37.), der es mit einem Distanzschuss versucht, doch Franzenburg kann den halbhohen Ball gekonnt mit einer starken Parade zur Seite abwehren.

Eine Minute vor der Halbzeitpause kommt Manuel Farrona-Pulido im Strafraum zum Schuss, doch Franzenburg kann erneut abwehren und auch der Nachschuss von Felix Drinkuth ist kein Problem für den aufmerksamen PSV-Torhüter. Erst zum Ende der ersten Hälfte kam der VfB zu klaren Chancen und wurde zumindest teilweise seiner Favoritenrolle gerecht. Auch nach der Pause machten die Lübecker stürmisch weiter. Die PSV-Abwehr, die sich bis dahin keinen Schnitzer geleistet hatte, stand nun oft unter Dauerdruck, doch das Abwehrbollwerk der Gastgeber war schier unüberwindbar, weil alle Spieler kämpferisch dagegenhielten und der Oberligist auch spielerisch in der Lage war, sich einige Ballbesitzphasen zu sichern.

Dann erspielt sich der VfB nach Vorarbeit von Julian Albrecht die nächste Großchance, doch Franzenburg kann den platzierten Schuss von Manuel Farrona-Pulido (56.) mit einer Prachtparade aus dem Winkel kratzen.

Mats Melahn (PSV Neumünster) und Paul Eberhardt (rechts) stoppen gemeinsam Manuel Farrona Pulido am eigen Strafraum. © 2024 Ismail Yesilyurt
Mats Melahn (PSV Neumünster) und Paul Eberhardt (rechts) stoppen gemeinsam Manuel Farrona Pulido am eigenen Strafraum. © 2024 Ismail Yesilyurt

Nach einem Eckball von Marvin Thiel (63.) kommt Jorik Wulff unbedrängt zum Abschluss, doch erneut ist Franzenburg zur Stelle und kann klären. Der Abpraller landet bei Julian Albrecht, der den Ball neben das Tor schiebt. Die Überlegenheit des Regionalligisten ist nun erdrückend, da bei den Gastgebern zunehmend die Kräfte schwinden, doch mit Glück und Geschick hält der PSV das Remis.

Dann fährt der PSV einen seiner inzwischen sehr seltenen Konter und kommt zu einer Dreifachchance, nachdem zunächst die Direktabnahme von Jesper Tiedemann (68.) von Oberbeck entschärft werden kann, landet der Nachschuss von Timo Barendt auf der Torlatte, während der eingewechselte Grady Zinkondo den Ball final neben das Tor schießt.

Timo Barendt (PSV Neumünster) gegen Jannik Westphal (VfB Lübeck). © 2024 Olaf Wegerich
Timo Barendt (PSV Neumünster) gegen Jannik Westphal (VfB Lübeck). © 2024 Olaf Wegerich

Nur eine Minute später brennt es im Strafraum der Gastgeber. Zunächst kann Franzenburg einen Kopfball von Felix Drinkuth (69.) abwehren, dann mit vereinten Kräften zusammen mit Tom Zarpe den Nachschuss von Leon Sommer kurz vor der Torlinie klären, während Manuel Farrona-Pulido den dritten Versuch neben das Tor setzt. Da der VfB auch weitere Halbchancen ungenutzt ließ, konnte sich der PSV nach einer aufopferungsvollen Leistung nicht unverdient das torlose Remis bis zum Ende der regulären Spielzeit sichern.

Im sofort fälligen Elfmeterschießen verwandeln zunächst Barendt, Küffner, Zinkondo und Drauschke die ersten vier Elfer der Gastgeber, während Herdi Bukusu, Wulff und Kevin Bukusu für den VfB treffen. Den schwach geschossenen Strafstoß von Farrona-Pulido kann Franzenburg zunächst halten, doch der Ball springt so unglücklich auf und bekommt einen Drall, so dass er doch mit viel Dusel zum 4:4-Ausgleich im Tor landet. Dann schießt Claasen vom PSV seinen Versuch gegen die Torlatte, während Sommer mit seinem Versuch am stark parierenden Franzenburg scheitert. Paul Eberhardt für den PSV und Julian Albrecht für den VfB verwandeln ihre Versuche, somit steht es 5:5. Dann zeigt Bouzoumita Nerven und schiebt seinen Versuch knapp neben das Tor. Den entscheidenden Elfmeter verwandelt Mika Lehnfeld zum 6:5 für den Regionalligisten, der damit auf Umwegen sich den Finaleinzug sichert. Tolle Geste vom Lübecker Torwarttrainer, der unmittelbar nach Spielende zu PSV-Torhüter Torben Franzenburg lief und ihm für seine famose Leistung anerkennende Worte aussprach.

Marvin Ehlert (PSV Neumünster) gegen Jorik Wulff (VfB Lübeck). © 2024 Olaf Wegerich
Marvin Ehlert (PSV Neumünster) gegen Jorik Wulff (VfB Lübeck). © 2024 Olaf Wegerich

Der PSV hat sich teuer verkauft und scheidet auf tragische Weise aus dem SHFV-Pokal aus. Der VfB Lübeck ist aufgrund der Vielzahl an Chancen nicht unverdient in das Pokalfinale eingezogen, hatte aber auch einige Schreckmomente zu überstehen und zeigte in der ersten Hälfte oft Defizite im Spielaufbau, als viele Bälle nicht den eigenen Mitspieler fanden.

Guerino Capretti (Trainer VfB Lübeck)
Marco Frauenstein (Trainer PSV Neumünster)
Robin Kölle (VfB Lübeck)
Torben Franzenburg (PSV Neumünster)

1:0 Timo Barendt, 1:1 Herdi Bukusu, 2:1 Til Küffner, 2:2 Jorik Wulff, 3:2 Grady Zinkondo, 3:3 Kevin Bukusu, 4:3 Nils Drauschke, 4:4 Manuel Farrona Pulido, Fyn Claasen an die Latte, Torben Franzenburg hält gegen Leon Sommer, 5:4 Paul Eberhardt, 5:5 Julian Albrecht, Youssef Bouzoumita schießt vorbei, 5:6 Mika Lehnfeld.

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